23
Jun 2020

Marken-Murks in Sachen Kundenservice

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Es ist mal wieder Zeit, Dampf abzulassen. Ich bin’s ja auch selber schuld, weil ich mich entschlossen habe, beschädigte oder minderwertige Produkte nicht mehr hinzunehmen bzw. wegzuschmeißen, sondern den Hersteller damit zu konfrontieren. Nicht, um eine Erstattung zu fordern oder einen Austausch – sondern um zu sehen, wie vorgebliche deutsche (oder auch mal nicht-deutsche) Markenfirmen mit Kritik an ihrer Ware umgehen.

Ihr habt zu dem Thema ja hoffentlich meine diversen Beiträge über die Hosen der Firma Meyer gelesen. Dazu gibt es ein Update. Während ich der blauen Hose, die bisher zweimal fast augenblicklich gerissen ist, auch in der dritten Version kein langes Leben prophezeie (wenn der Stoff nix taugt, taugt der Stoff nix), hatte ich doch gedacht, die andere Hose würde länger durchhalten. Einfach wegen einen anderen Stoffmixes. Und so sieht sie im Schritt nach dem zweiten (!) Tragen aus:

Das verheißt nichts Gutes. Und ich gebe Meyer damit auf: diese Hosen taugen nix. Es tut mir sehr leid für den Kundenservice, der sich wirklich bemüht hat und immerhin drei Hosen zum Ersatz rausgeschickt hat. Aber es gilt die alte IT-Weisheit: garbage in, garbage out. Der Stoff ist Mist.

Bevor jemand behauptet “an deinem Fettarsch muss ja jede Hose scheitern!”: Ich habe zur gleichen Zeit Hosen von Christian Berg, Hilfiger und Esprit gekauft. Alle zu vergleichbaren Preisen, alle mehrfach getragen, alle noch wie neu. Sage niemand, es ginge nicht besser. QED.

Nächster Kandidat: WMF. Ich hatte schon mehrfach gehört, dass diese renommierte Firma sich viel Respekt verspielt hat mit Produkten, die entgegen der Tradition in China gefertigt werden und vergleichsweise minderwertig sind. Konnte man Besteck von WMF und Töpfe von Silit (ebenfalls WMF) früher blind kaufen, muss man heute besser aufpassen. Online wird gerade geraten, erstmal zu prüfen, wo die Ware hergestellt wird.

An die Sache mit dem Eierkocher erinnert ihr euch vielleicht auch. News!

Vor etwas über zwei Jahren brauchten wir einen neuen Eierkocher. Weil der Platz auf der Arbeitsplatte in der Küche eng wurde und wir eigentlich nur exakt jeden Morgen zwei Eier kochen, entschieden wir uns für diese schmale Variante:

Kostet bei Amazon aktuell 35 Euro, gerne mal mehr. Nicht gerade ein Spottpreis, wenn man bedenkt, dass es sehr ähnliche Varianten für 12,99 Euro gibt. Aber wir waren bereit, durchaus mal in Qualität zu investieren.

Abgesehen von allen anderen Problem stellte sich erstmal heraus, dass der Eierkocher von WMF extrem schwer genau einzustellen ist – eine andere Eiergröße oder ein paar Tropfen zu viel im Messbecher machen schon den Unterschied zwischen “praktisch roh” und “knochenhart” aus. Jedes Frühstück wurde zum Glücksspiel. Und die Technik war auch nicht ideal, weil der Eierkocher die Kochzeit anhand des eingefüllten Wassers bemisst – wenn alles verkocht ist und die Heizplatte immer heißer wird, piept es. Klingt vernünftig, bedeutet aber, dass die Heizplatte jedes Mal “trocken” gekocht wird.

Tja, und so sah der Eierkocher dann vor ein paar Wochen aus:

Die Heizplatte derart verkalkt und verrostet, dass auch mit dem besten Reiniger und einem Schrubber nix zu retten ist. Die “Chrom-Elemente” am Deckel haben die Spülmaschine nicht überlebt und der Plastikring obenrum springt stückchenweise ab. Markenqualität?

Er funktionierte noch – aber wir mochten es nicht mehr drauf ankommen lassen.

Also habe ich WMF über das Kontaktformular auf deren Webseiten angeschrieben, habe mehrere Bilder beigefügt und mein Anliegen geschildert – möchte WMF vielleicht etwas zum Zustand meines Eierkochers sagen? Die Antwort: keine Antwort.

Das wusstet ihr schon.

Da mehrere Leser geraten hatten, es besser über die Social Media-Kanäle zu versuchen, schrieb ich eine Woche später eine PM bei Facebook. Und siehe: DARAUF bekam ich eine Antwort, die ich allerdings selten unbefriedigend fand:

Zu Recht stellen Sie hohe Ansprüche an unsere Produkte. Allerdings kann trotz sorgfältiger und gründlicher Qualitätssicherung auch an einen WMF Produkt einmal nachträglich ein Mangel aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten. 

Gerne biete ich Ihnen einen Austausch , soweit das Gerät noch in der Garantie ist,  in unserer Fachwerkstatt an.

Bitte verpacken Sie dazu das Gerät transportsicher und legen eine Kopie des Kaufbeleges, eine Fehlerbeschreibung und Ihre Kontaktdaten mit in das Paket.

Man hat sich offensichtlich mit dem Vorgang null beschäftigt, denn ich hatte klar geschrieben, dass die Garantiezeit überschritten ist und ich auch gar nicht auf einen Austausch aus bin. Hinzu kommt, dass ich den Kaufbeleg schon lange nicht mehr habe. Es ging mir bei der Anfrage nur darum zu sehen, wie der Hersteller reagiert. In diesem Fall: keine Garantie, keine Kekse.

Der Eierkocher ist nun entsorgt und wir haben ein preiswerteres Gerät gekauft, das sich präziser einstellen lässt und nach Timer kocht, statt das Wasser aufzubrauchen. Das wirkt auf Anhieb langlebiger.

Bonus-Anmerkung: Warum ist keine Firma in der Lage, einen Eierkocher zu entwickeln, der den Abschluss des Kochvorgangs nicht mit einem infernalischen Alarmton signalisiert, sondern sich entspannt abschaltet und z.B. wie ein Vogel zwitschert? Würde ich morgens für erheblich entspannender halten.

Kommen wir zu Walbusch. Ja, das ist wahrlich kein “Marken”-Hersteller, aber ich war mit diversen Hemden von denen immer zufrieden und ihr konnten ja erst neulich hier lesen, dass ich Als Entschuldigung für eine schlecht bearbeitete Anfrage zu einer Lieferfrist immerhin einen 15 Euro-Gutschein geschickt bekam. Daraufhin bestellte ich zwei Hemden, von denen das eine nach einer Woche kam (das andere ist wohl auf Anfang Juli terminiert). Schöner, einfacher Schnitt, dezentes Streifenmuster, passt prima – bis man es sich abends mit minimalem Kraftaufwand vom Körper reißt:

Das kann doch nicht wahr sein, oder? Bin ich der Hulk? Stellen die Hemden aus Seidenpapier her?! Auf Rückfrage bei der Service-Hotline stellte man mir klaglos einen Retourenschein aus. In diesem Fall erwarte ich tatsächlich stressfreien Ersatz. Und werde meine Hemden künftig woanders kaufen (vielleicht doch wieder bei GAP in den USA). Sobald ich den Gutschein aufgebraucht habe.

Den Vogel haben diesmal allerdings die Franzosen abgeschossen. Zweimal.

Zuerst einmal habe ich bei Habitat einen Arbeitssessel für den Chef bestellt. Damit war ursprünglich ich gemeint, aber mittlerweile hat mein Kater das Ding okkupiert:

Stufenlos verstellbar, Fußschemel auch dabei. Genau der Stil, in dem wir unsere Wohnung neu einzurichten trachteten. Geiles Teil.

Bestellt habe ich “Marc” bei Habitat – und bevor jemand ruft “Moment, die sind doch pleite!”: Ja, sind sie. In Deutschland. Von Baden-Baden aus ist es allerdings nur eine halbe Stunde Fahrt nach Strasbourg und da hatte ich den Sessel zur Weihnachtszeit 2019 auch entdeckt. Als klar war, dass wir umziehen würden, beschloss ich, Nägel mit Köpfen zu machen und den Sessel zu bestellen. Wartezeit? Vier bis sechs Wochen, sagte man mir.

Wohlgemerkt – Wartezeit. Nicht Lieferzeit. Geliefert wird nicht nach Deutschland. Was absurd ist, denn Baden-Baden ist neben Offenburg die Strasbourg nächstliegende größere Stadt. Warum man den Sessel keine 60 Kilometer liefern kann, aber z.B. 500 Kilometer nach Paris, erschließt sich mir nicht.

Egal. Geiler Sessel, bestellt. Hole ich ihn halt selber ab. Man wird ja sehen, ob der in unseren X3 passt.

Dann kam Corona. Und mit dem Virus die Grenzschließung. Abholung des Sessels ausgeschlossen. Zwei Monate nach der Bestellung eine vorsichtige Nachfrage im Laden: ist der Sessel denn wenigstens vor Ort? Relativ barsche Antwort: “Nein, dann hätten Sie von uns ja eine Email bekommen.”

Also wartete ich auf die Email. Drei Monate, vier Monate. Nix kam. Aber die Grenze ging wieder auf. Eine liebe Freundin, die muttersprachlich französisch spricht und verhandeln kann wie auf dem arabischen Basar, rief für mich noch mal in Strasbourg an. Es stellte sich heraus: doch, doch, der Sessel war schon längst da, man hatte wohl irgendwie vergessen mich zu kontaktieren. Und ich möge den Sessel doch nun zeitnah abholen.

Es wurde verhandelt. Ich bestand darauf, dass Habitat den Sessel wenigstens nach Baden-Baden liefern solle, wo er beim Verlag auf mich warten könne. Dazu war man bereit – für 150 Euro. Faust in der Tasche. Meinetwegen. Den ersten Liefertermin ließ man glanzlos platzen, obwohl ich quasi schon im Auto von München nach Baden-Baden saß. Die Freundin machte kräftig Druck – auf einmal ging es doch.

Und so konnte ich den Sessel nach mehr als vier Monaten und einer erheblich zu großen Eigenleistung dann doch entgegen nehmen. Er passte auch in den Wagen und in München stellte er sich als das erhoffte Schmuckstück heraus. Das verbuche ich als “gerade noch mal gut gegangen”.

Kommen wir damit zum König dieser Marken-“Hall of Shame”:

Maisons du Monde

Bei dem Laden haben wir einiges an Accessoires gekauft in den letzten Monaten, sogar die Vorhänge für unser Wohnzimmer. Passte in den neuen Stil, den wir anstrebten und war relativ günstig. Bei den Polstermöbeln war aber beim Probesitzen schon klar – DIESE Qualität war nicht ausreichend. Darum sitzen wir abends nun auf Kare.

Kurioserweise war es aber Maisons du Monde, bei denen wir das letzte Puzzleteil unserer neuen Einrichtung entdeckten – das große Sideboard Spiga:

(links – nicht unser Wohnzimmer, sondern der Katalog, btw)

Das war breit genug, hoch genug, voluminös genug und dank der runden Lamellen-Ecken nicht zu wuchtig für die große Wand, die wir im Wohnzimmer noch frei hatten.

Auf der Webseite von Maisons du Monde stand zwar, dass sich wegen Corona einige Lieferungen verzögern könnten, aber trotzdem versprach der Bestellvorgang “sechs bis acht Tage”, zumal uns die Hotline bestätigte, dass das Sideboard auf Lager sei und eben nicht beim Import aus Fernost aufgehalten wurde. Sollte also gehen.

Ich klickte am 26. April auf den Bestellbutton. Eine Woche später bekam ich eine Email, dass sich die Lieferung wegen Corona verschieben würde. Täte ihnen ja auch leid, aber isso. Dass das vorher anders kommuniziert worden war? Geschenkt. Ende Mai rief ich noch mal die Hotline an, um nach dem Verbleib des Sideboard zu fragen. Der sehr freundliche Mitarbeiter schaute im Rechner nach und meinte, das Spiga solle “ab nächster Woche” kommen – es sei ja sowieso im Lager und damit kein Problem.

Zwei Wochen drauf bekam ich eine weitere Email von Maisons du Monde: Ich könne mich langsam darauf einstellen, dass unser Sideboard in ca. drei Wochen käme – aber leider, leider gäbe es ein Problem. Wegen aktueller Vorschriften dürften nur maximal zwei Mitarbeiter der Spedition die Möbel ausliefern. Aber leider wiege das Sideboard 84 Kilo und eine andere Vorschrift besage, dass Gegenstände dieser Klasse von vier Mitarbeitern geschleppt werden müssen. Ob es okay sei, dass man das Monstrum einfach vor dem Haus auf der Straße abstelle?! Ich möge mich doch bei der Hotline melden.

Da war ich dann doch einen Tacken angefressen und bereit, das der Hotline auch mitzuteilen. Gestoppte 1 Stunde und 42 Minuten hing ich in der Warteschleife, bis die Verbindung unterbrochen wurde. No talk for you! Dann eben die generelle Hotline mit der 0800-Nummer: “… ist aktuell nicht erreichbar.”

Must. Control. Fist. Of. Death. Der Einfachheit halber fuhr ich zur Filiale hier in München, wo ich mir erklären lassen musste, dass derzeit niemand wirklich die Hotline erreichen könne und die Warenauslieferung auch an die Häuser selbst hake. Säßen wir nicht alle im gleichen Boot irgendwie?

Was kann man machen? Social Media. Also erstmal zur Facebook-Seite von MdM. Ziemliche Ernüchterung: jedem launigen Promo-Beitrag folgen diverse Kommentare von Kunden, die sich beschweren – Ware nicht bekommen, Ware beschädigt, keine Hotline erreichbar. Ich hätte die Facebook-Seite offline genommen – das kann für das Image der Firma nur kontraproduktiv sein.

Egal, ich schreibe meine PM, schildere das Problem und erkläre, dass ich irgendeine Form von Entgegenkommen erwarte. Schließlich liefert man unser Möbel massiv verspätet, hat eine nicht erreichbare Hotline und erwartet obendrein, dass das Sideboard auf dem Bürgersteig abgestellt werden kann. Wie ich es dann in die Wohnung bringe? No their problem.

Insgeheim rechne ich mit einer Entschuldigung und zumindest der Erstattung der Speditionskosten von 59 Euro auf Kulanz.

Am Arsch die Räuber. Zuerst einmal bekomme ich eine bedauernde, aber sichtlich aus Textbausteinen bestehende Nachricht, dass das natürlich doof sei, aber Corona etc. pp. Eine freundliche Art, mir mitzuteilen, dass ich mich gefälligst nicht so anstellen soll.

Das reicht mir nicht, denn mangels einer erreichbaren Hotline weiß ich aktuell überhaupt nicht, was der Stand ist. Also schreibe ich eine etwas pampigere Rückantwort und stelle auch klar, dass ich nicht einsehe, alle Kosten und Mühen der Corona-Probleme auf meine Kappe zu tun. Was macht MdM, um mich als Kunden zu besänftigen?

Die nächste PM gibt Antwort: nix macht man. Nicht mein Tisch, Kollege kommt gleich. Und eine Erstattung kommt grad gar nicht in Frage, weil die Hotline zwar nicht erreichbar war, aber durchaus geschaltet. Demzufolge ist MdM seiner Verpflichtung zur Bereitstellung einer Hotline nachgekommen. Man hat halt bloß nicht abgenommen. Rechtlich wasserdicht.

Ich beschließe, jede Kommunikation mit MdM damit zu beenden. Das bringt nichts. Weder sehen die sich in der Verantwortung noch können die was machen. Arroganz trifft Inkompetenz. Muss man also aussitzen.

Ende vom Lied: letzte Woche ruft die Spedition an. Man könne das Sofa am nächsten Tag liefern. Pünktlich stehen dann zwei Jungs vor der Tür, die mir gleich mitteilen, dass sie das Sideboard NATÜRLICH in die Wohnung bringen. Und auspacken. Und aufstellen. Und den Verpackungsmüll mitnehmen. Sie kriegen ein SEHR gutes Trinkgeld und dürfen unsere Katzen streicheln.

Nachdem ich überprüft habe, dass das Sideboard in Ordnung ist, schreibe ich eine desaströse Online-Bewertung über MdM und hake das Thema endgültig ab.

Maisons du Monde? Aus ganzem Herzen: ihr mich auch.

Weil ich aber nicht mit Druck auf dem Kessel und Wut im Bauch enden möchte, nehme ich mir jetzt noch ein paar Absätze, um die wirklichen Helden unserer letzten Monate zu erwähnen, die uns die meisten neuen Möbel geliefert haben: die Spedition Rhenus, die praktisch alle großen Versender (auch IKEA) bedient. Nicht nur sind deren Mitarbeiter freundlich, pünktlich und immer kompetent – das Online-Portal erlaubt auch eine denkbar präzise Verfolgung der Ware UND eine direkte Kontaktaufnahme, um die Lieferung zu steuern. So kann man Waren bis zu 10 Tage bei Rhenus auf Halde legen, wenn man z.B. im Urlaub ist. Vorbildlich.

Und auch das schon genannte Möbelhaus Kare, bei dem wir diverse Stücke für unsere neue Einrichtung gekauft haben, hat sich ebenfalls nur mit Ruhm bekleckert: flexibler, freundlicher Service inklusive Aufstellen der Möbel und Mitnahme der Verpackung.

Wir haben übrigens in den letzten Monaten neben der Wohnungstür eine Schale mit Schokoriegeln aller Art stehen. Jeder Lieferant und jeder Paketbote darf zugreifen. Weil auch die kleinen Gesten zählen und das Feedback beweist, dass diese Menschen sich wirklich freuen, wenn man sie als gern gesehen behandelt.

Ende vom Lied: Die Wohnung ist endlich komplett möbliert, heute war noch der Maler und Tapezierer da. Alles super. Es hat was, sich gänzlich neu und in einem homogenen Stil einzurichten. Aber der Umgang mit manchen Firmen, auch wenn man Corona als mildernden Umstand sieht, kann schon Nerven rauben. Und ich brauche meine Nerven.



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DJ Doena
DJ Doena
23. Juni, 2020 21:45

Ich hatte eine ziemlich uralte Microwell von “OK.” die so ziemlich 15 Jahre lang durchgehalten hat (bei mäßiger Benutzung). Keine Ahnung was die mal gekostet hat, aber mehr als 50€ werden das nicht gewesen sein.

Also eine neue muss her. Ich habe keine Ansprüche an meine MW. Heißmachen von Fertigessen meistens. Und was steht so auf Fertigessen drauf? “5 Minuten bei 600W”. Ganz klare Anleitungen für jemanden wie mich.

Schwarz oder silber sollte die neue sein, damit sie optisch in die Küche passt. Preislich gibts da ja nach oben kaum eine Grenze, aber die haben dann auch 1500 verschiedene Heiß- und Grillprogramme. Will ich nicht. Brauch ich nicht.

Also bei der Metro eine gefunden, mit wenigen Knöpfen, so eine Pseudomarke von der ich noch nie gehört hatte: Tarrington House.

Angeguckt und mitgenommen weil preislich OK.

So wie kocht man damit jetzt 600W? I kid you not, man braucht das Handbuch. Die Microwelle ist nämlich nur in Prozenten der Maximalleistung einstellbar. Man muss also sich merken oder ins Handbuch gucken, was 100% Leistung sind und dann prozentual auf 600W runterrechnen.

Wer kommt denn auf so einen Mist?

Corinna
Corinna
23. Juni, 2020 22:02
Reply to  DJ Doena

*lach* .. das ist bei unserer Mikrowelle auch so (in 20%-Schritten), die ist bestimmt schon 15 Jahre alt. Die Funktion habe ich erst vor etwa einem halben Jahr entdeckt. Vorher hab ich Alles Pi mal Daumen gemacht. Naja, im Prinzip ist das jetzt auch nicht anders – ich habe nämlich keinen blassen Schimmer, wieviel Watt 100% sind. Also drück ich munter drauf rum, wenn mein Bauchgefühl sagt, das braucht jetzt “irgendwie weniger Watt als normal” 😉 .. Aber hey, es wird immerhin Alles heiß^^

Dietmar
24. Juni, 2020 00:14
Reply to  Corinna

Mikrowellen sollen zwei Funktionen erfüllen:

  • Essen erwärmen
  • Den Benutzer verwirren

In umgekehrter Wichtigkeit. 😀

martzell
24. Juni, 2020 00:47
Reply to  DJ Doena

Nachdem ich eine dermaßen kontraintuitiv bedienbare Mikrowelle hatte, kaufe ich mir nur noch einfache: 2 Drehregler, einer für die Dauer (möglichst mit nicht linearer Skala, damit man die ersten 10 Minuten fein einstellen kann) und einen für die Leistung.

AlphaOrange
AlphaOrange
24. Juni, 2020 14:41
Reply to  DJ Doena

Damit bist du noch gut bedient. Ich habe einen Drehregler mit den Stufen 119W, 231W, 385W, 539W und 700W (I kid you not!). Versuch da mal deine 600W einzustellen. Zumal der Regler an den genannten Stufen recht großzügig einrastet.

Hauke
Hauke
25. Juni, 2020 10:02
Reply to  AlphaOrange

Ob das Essen es merkt, wenn man einfach etwas weniger Watt einstellt und dafür die Zeit erhöht? Oder andersrum? Sich dann einfach weigert, heiß zu werden. Ich bezweifel es.
Wir leben doch auch heute noch mit Gerichten, die am Herd schlicht “mittlere Hitze” verlangen.

Robert Prätzler
Robert Prätzler
24. Juni, 2020 08:06

Das nicht nach D liefern könnte mit der Umsatzsteuer zusammenhängen, falls an privat.

Thorben
24. Juni, 2020 15:27

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Falls du eine wirklich praktische Lösung zum Eierkochen suchst…. Klappt perfekt.

Gerrit
Gerrit
24. Juni, 2020 16:45
Reply to  Torsten Dewi

Das Neanderthal war doch bei D’dorf, also bist du strenggenommen ein ehemaliger ~. Ich sehe nicht was gegen Eier im Kochtopf spricht, gelingen schlicht immer und idiotensicher.

Dietmar
5. Juli, 2020 11:38

Ja, also, passt so halb wegen Kundenservice. Also mein Lesefutter aus gestrigem Ereignis generiert:

Es ist ja nun kein Geheimnis, dass eigentlich alles Einkommen bei mir in Ausbildung und Beruf geflossen ist. Somit ist alles, was wir uns aufbauen konnten, klein und bescheiden. Jetzt wollen und müssen wir die längst fällige zweite Bad-Sanierung in Angriff nehmen. Da kam uns eine Werbekampagne eines Baumarktes entgegen. Nennen wir ihn mal “Großvattir”.
Großvattir bewirbt sich als neuen “BadPlaner”. Der Prospekt zeigt ein modernes Bad (unseres wird zum Haus passend eher leicht in Richtung shabby-chic gehen) und einen freundlichen Berater, der mit lässiger Kompetenz ein glückliches Paar mithilfe eines Computerbildschirms berät.
Der Prospekt fragt fürsorglich, “Haben Sie an alles gedacht?” und nennt drei Bulletpoints:

  • Aktueller Grundriss Ihres Badezimmers
  • Aktuelle Position der Anschlüsse
  • Fotos von Ihrem Bad (alle Wände und Perspektiven)

Dann weckt er Erwartungen mit der tatkräftigen Versprechung: “Das erwartet Sie bei Ihrem Termin”. Wir machen einen Termin und erwarten also

  • Erhalten Sie eine 3D-Vorschau von Ihrem neuen Badezimmer [Hier muss ich mich zu der Anmerkung hinreißen lassen, wie miserabel diese Formulierung ist! Sie ist falsch im Zusammenhang mit der Überschrift und alleinstehend ein Frage- oder Befehlssatz. Wer schreibt so etwas?]
  • Flexible Projektplanung
  • Individuelle Badgestaltung
  • Vermittlung von qualifizierten Handwerkern
  • Attraktive & transparente Preise
  • Große Marken- & Produktvielfalt.

“Mehr Infos finden Sie unter http://www.großvattir.de/badplaner”. Dort erklärt uns Großvattir, dass wir in einer 3D-Animation unser Bad virtuell betreten und uns umsehen könnten. Super Sache das! Grundriss? Check. Anschlüsse? Check. Fotos? Check. Auf geht´s zu Großvattir!
Der freundliche Berater mit lässiger Kompetenz ist in unserem Fall ein nicht ein einziges Mal lächelnder Mitarbeiter des Großvattir-Marktes, der uns nach der Begrüßung erklärt, er habe “just for fun” (wörtlich!) mal ein Modellbad am Computer erstellt. Die Animation dieses Bades, das in keinster (ich weiß, dass es das Wort nicht gibt. Aber ist unsere Sprache nicht schön, dass sie solche Übertreibungen erlaubt und auch noch klar ist, was man damit sagen will?) Hinsicht auch nur das Geringste mit unserem Bad zu tun hat, abgesehen davon, dass das auch ein Bad ist, diese Animation läuft also während des gesamten Gesprächs auf dem Bildschirm.
“Was stellen Sie sich denn vor?” Wir haben klare Vorstellungen, alle Maße und Fotos, die meine Frau vor ihm ausbreitet. Missmutig desinteressiert wirft er einen kurzen Blick drauf. So etwas wie “Aha” grummelnd schiebt er sie zusammen und ignoriert sie. Wir sollen die Maße nennen. Wir nennen sie. Er brauche aber die “lichten Maße”. Ich: “Das ist von Wand zu Wand gemessen.” – “Sind da Fliesen auf den Wänden?” – “Ja.” – “Dann ist das kein lichtes Maß.” – “Na gut, rechnen wir einen Zentimeter dazu, wenn die Fliesen wieder runter sind.” – “Na, was denn nun?! 1,71 m oder 1,72?” – “1,72.” – “Also nicht 1,71m!” – “Äh, nein.” – “Aber die Fliesen sind doch drauf?” – “Ja, aber sie kommen doch runter.” Er etwas ungehaltener werdend: “Hm. Naja. Also 1,72m meinen Sie. Gut.” Dann rechnet er aus, wie groß die Grundfläche des Badezimmers ist und wie viele Pakete Feinsteinzeug-Fliesen wir brauchen. In meinem Kopf rotiert es: Wie kann es sein, dass dieser eine Zentimeter auch nur den geringsten Einfluss auf die Anzahl der Pakete haben kann? Aber er war ja noch nicht fertig: “Vier Pakete. Das ist etwas mehr, als Sie an Fläche brauchen. Haben Sie den Verschnitt einkalkuliert?” – “Äh, nein?” Ich meine, wie sollte ich? Wir haben ihm die Maße genannt, er hat gerechnet. Ich habe gar nichts kalkuliert. “Sie müssen immer den Verschnitt einkalkulieren!” – “Aha.” – “Ja. Nehmen wir ein Paket Verschnitt an, das wären also fünf Pakete. Damit haben Sie mehr als genug für die Fläche.” Meine Frau schaltet sich ein: “Ich hätte gerne einen Fliesensockel von etwa vier Zentimetern umlaufend, wo keine Fliesen an die Wand kommen.” – “Die müssen Sie schneiden.” – “…?” – “Ja. Die gibt es nicht. Die müssen Sie schneiden.” – “Äh, macht das nicht der Fliesenleger?” – “Dann brauchen Sie Fliesen, die geschnitten werden.” Ich: “Ja, aber wir haben doch jetzt mit fünf Paketen deutlich mehr als an Fläche notwendig ist.” – “Sie müssen immer (!) den Verschnitt einkalkulieren!” – “Das habe ich verstanden.”
Und so weiter und so fort. So lief die Beratung bei Großvattir. Unser freundlicher Berater mit lässiger Kompetenz jonglierte während des Gesprächs Kugelschreiber, Klemmbrett, Taschenrechner und mehrere Seiten DIN-A-4-Schmierpapier, auf das er pro Seite etwa drei Zeilen platzfüllend aufbrachte, was ihn dazu zwang, weil er auch nicht dazu schrieb, wofür diese Zahlen standen, immer hin und her zu blättern und sich zu fragen, wo er das denn jetzt hätte. Wir erklärten sorgfältig und mehrfach, welche Bodenfliesen wir im Großvattir-Markt unserer Heimatstadt ausgesucht haben (hatte der Großvattir-Markt in dieser Stadt aber nicht im Sortiment), welche Wandfliesen für die Nasszelle (hatte der Großvattir-Markt in dieser Stadt aber nicht im Sortiment) und welche Fliesen für die vertikalen Akzentstreifen (hatte der Großvattir-Markt in dieser Stadt aber nicht im Sortiment). Ziemlich viel Zeit brauchten wir dazu, ihm zu erklären, wo diese Aktzentstreifen genau angebracht werden sollen. Ihn nervte das sichtlich.
Dann gingen wir durch den Markt, um Heizkörper, Nasszelle etc. auszusuchen. Er notierte sich alles und sagte, was davon im Computer sei und was nicht.
“Ja, dann habe ich jetzt alles!”, verkündete unser freundlicher Berater mit lässiger Kompetenz. Wir harrten hoffnungsfroh in Erwartung, dass er sich jetzt mit lässiger Kompetenz an die Tastatur setze und wie weiland Data an der Navigationskonsole der Enterprise-D seine Finger über die Tastatur fliegen ließe, damit wir unser Bad virtuell betreten könnten. – Unser freundlicher Berater schaute uns mit lässiger Kompetenz wort- und lächellos an. “Ja,”, sagte ich, “das ist ja wohl alles.” und wartete hoffnungsfroh. “Ja.”, sagte unser freundlicher Berater mit lässiger Kompetenz: “Ich weiß jetzt nicht, wie lange ich brauche. Normalerweise eine Woche. Aber falls jemand krank wird … aber ich habe in zwei Wochen Urlaub … also muss ich das in einer Woche schaffen. Hm. Ja. Ich schicke Ihnen dann ein Angebot zu.” Hämisch fuhr die virtuelle Kamera auf dem Bildschirm hinter ihm durch das “just for fun” animierte Badezimmer und lachte uns aus. Meine Frau etwas verdattert: “Äh, ja, wer macht das Bad? Haben Sie Handw…?” – “Also, nein! Handwerker haben wir nicht! Da brauche ich keinen zu fragen! Jetzt ist gerade jeder zuhause und jeder macht etwas. Da hat kein Handwerker Zeit. Darum müssen sie sich schon selbst kümmern!” – “Wir wollen ja die nicht gefliesten Wände verputzen: Was können …” – “Da bin ich nicht im Thema. Also die Planung, die kann ich ihnen machen. Aber was Putz angeht …!” – “Können wir das Bad denn mal … äh … ansehen?” – “Ich schicke Ihnen die Ausdrucke. Normalerweise brauche ich eine Woche. Aber falls jemand krank wird … aber ich habe ja in zwei Wochen Urlaub … also ja, nächste Woche kann ich ihnen etwas schicken. Ich habe ja Ihre Mail-Adresse.” – “Oh. Schön. Vielen Dank.”
Naja: Immerhin waren wir als Familie zusammen und sind hinterher noch schön Essen gegangen. Aber Großvattir hätten wir nicht gebraucht.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar