07
Sep 2023

Fantasy Filmfest 2023, Tag 1, Film 2: SLOTHERHOUSE

Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |

Serbien 2023. Regie: Matthew Goodhue. Darsteller: Lisa Ambalavanar, Sydney Craven, Olivia Rouyre, Stefan Kapicic

Offizielle Synopsis: Emily hat einen Traum: Präsidentin ihrer Studentinnenverbindung zu werden und die amtierende Zicke Brianna endlich von ihrem hohen Ross zu holen. Als sie durch einen Zufall ein Faultier in ihre Obhut bekommt, meldet sie es als offizielles Wohnheim-Maskottchen an. Die studentischen Schwestern sind entzückt, der niedliche Pelzträger genannt „Alpha“ entpuppt sich als Star in den sozialen Medien und Emily kann sich den Stimmen ihrer Mitbewohnerinnen sicher wähnen. Doch plötzlich erschüttert eine Mordserie die Gemeinschaft und so abwegig es auch scheinen mag – alle Indizien weisen auf Alpha. Rette sich also schnellstens wer kann, der Kampf ums Überleben gegen ein Killer-Faultier ist entbrannt!

Kritik: Irgendwo hatte ich dieser Tage gelesen, SLOTHERHOUSE sei ein Meisterwerk – den zum Titel gehörenden Artikel habe ich gemieden, weil ich unvoreingenommen bleiben wollte. Nach dem Screening würde ich gerne den Autor der Lobeshymne finden, um ihm eine vor den Latz zu geben.

Es ist klar, dass man bei den “midnight madness”-Filmen Abstriche machen muss. Die sind selten gut, aber wenigstens rüde und laut, damit man nicht wegpennt. Jugendliche Begeisterung ersetzt filmisches Handwerk, Popcorn hat halt kaum Kalorien. Auch hier gilt: Die Mischung macht’s und nach einem finnischen Ehedrama ist man für etwas Schmodder und Hysterie dankbar.

Dennoch ist SLOTHERHOUSE selbst in diesem Kontext ein dünner Partyfilm, der in seiner noch dünneren Idee kein Potenzial findet und schon nach der Grundidee “Ein Faultier als Killer-Creature” die kreativen Waffen streckt.

Nichts, wirklich gar nichts funktioniert. Wir haben keine Ahnung, warum “Alpha” nicht nur ein Killer ist, sondern sogar Autofahren (!), im Internet surfen (!!) und einen Instagram-Account (!!!) eröffnen kann. Irgendeine Form von Realität wird gar nicht erst versucht – und ohne Realität und die damit verbundene filmische Logik gibt es auch keine Spannung.

Das gesamte Setting im Sorority Haus erinnert an die drittklassigen Slasher der 80er und ist dementsprechend bevölkert mit hohlen Bitches, die wir augenblicklich tot sehen wollen – und die letztlich nur erbärmlich chauvinistische Klischees spiegeln, die ein männlicher Autor einbringt, der allen Ernstes meint, Influenzerinnen reden 2023 noch ausschließlich in Phrasen wie “OMG!” und “WTF!”. Keine der Figuren wirkt authentisch oder gar sympathisch.

Und so killt sich “Alpha” einfallslos durch den Cast, fast der gesamte zweite Akt wird auf eine dreiminütige Montage zusammen gedampft, und ein Dutzend aufgescheuchter Doofhühner rennt kreischend herum. Splatter und Sex glänzen durch Abwesenheit, somit werden nicht mal die Minimalansprüche an den Trashfilm erfüllt. Nonstop Nonsens.

Der Regisseur meinte, man habe sich an klassischen “creature features” wie CHUCKY, GREMLINS und CUJO orientiert. Ich wurde eher an SHAKMA erinnert – und nicht mal dessen überschaubares Niveau wird erreicht.

Gedreht wurde übrigens in Serbien. Ist dann auch schon egal.

Fazit: Mangelnde Kompetenz in Sachen Regie, Drehbuch und Darsteller kann eine Idee, die bestenfalls für einen Fake-Trailer oder einen Kurzfilm reicht, nicht über 93 Minuten tragen. Das Ergebnis ist müder Klamauk, der zunehmend nervt und nur in den Slots um Mitternacht 4 von 10 Punkten verdient, weil man wenigstens nicht einschläft. Eine gelbe Ampel bekommt er trotzdem nicht.

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2 Kommentare
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Nummer Neun
7. September, 2023 18:14

Schade, dass der Film nicht mal an seinem geringen Budget gescheitert ist. Das Creature Design hätte man ja noch als sympathisch durchwinken können. Die Ideen scheinen wirklich sehr schnell ausgegangen zu sein, zu mehr als einer einzeiligen Inhaltsbeschreibung scheint es nicht gelangt zu haben. Aber selbst seine eigene Tagline “Don’t Rush, Die Slow” nimmt der Film nicht ernst. Warum macht man ein Film über ein mordendes Faultier, wenn es genausogut ein Eichhörnchen oder ein Biber oder ein Stachelschwein hätte sein können?

Der Film in besser hätte bei mir offene Türen einrennen können.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
8. September, 2023 14:22
Reply to  Nummer Neun

Weil das Wortspiel zu erst da war nach ner durchzechten Nacht auf der Filmuni.