02
Jun 2023

Tatü, tata, die China-Post ist da!

Themen: Neues |

Ich habe vor auch schon wieder fast acht Jahren über eine Ladung Krimskrams geschrieben, den ich mir von Banggood bestellt hatte, einem berühmt-berüchtigten Plunder-Warenhaus aus dem Reich der Mitte. Einiges davon entpuppte sich als Müll, einiges kam nie an, aber so manches kleine Teil habe ich bis heute in Benutzung.

Ich stehe weiter dazu. Gerade in Sachen Krimskrams sind uns die Chinesen voraus. Man sollte nicht den Fehler machen, bei Amazon nach “besserer” (und damit teurerer) Ware zu schauen, denn dort wird oft genug auch nur der China-Kram mit saftigem Aufpreis per Dropshipping verkauft.

Nun trage ich seit ein paar Jahren keine Uhr mehr. Das hat sich überlebt. Ich habe immer mein Handy griffbereit und daheim informiert mich Alexa auf Zuruf, wie spät ich dran bin. Aber dadurch fehlt mir was. Zwei nackte Handgelenke sind mindestens eins zu viel. Früher habe ich ersatzweise ein breites Lederarmband aus rustikalem Leder getragen – so etwas wollte ich nun wieder haben. Weil ich bei Amazon nichts fand, was mir zusagte, surfte ich unentschlossen zu AliExpress, einem chinesischen Shopping-Portal. Das hatte ich schon mal Armbänder gesehen, die mir gefielen.

Tatsächlich fand ich schnell zwei Modelle, die so preiswert waren, dass ich gleich beide bestellte – eins sportlich, eins etwas dezenter:

Man geht natürlich immer das Risiko ein, dass die Teile nicht passen – der Chinese hat ja etwas andere Körpermaße als der Durchschnittseuropäer. Allerdings habe ich vergleichsweise schmale Handgelenke und für 4,50 das Stück (in Deutschland üblicherweise 10-12 Euro) war ich bereit, das Risiko einzugehen.

Wenn man schon mal da ist…

Im Laufe der letzten Jahre habe ich immer mehr Schuhe mit elastischen Schnürsenkeln gesehen, die nicht mehr gebunden werden müssen. Ich hegte den Verdacht, dass die ein Problem haben: wenn sie straff genug sitzen, kann man in die Schuhe nicht leicht genug hinein schlüpfen – wenn man leicht genug hinein schlüpfen kann, sitzen sie nicht straff genug. Aber bei meinen super bequemen Giessweins fand ich die orangenen Senkel eh zu lang, also: Versuch macht kluch! Bei 2,35 Euro pro Stück (in Deutschland üblicherweise 8 Euro) nahm ich gleich noch ein schwarzes Paar mit schwarzer Schließe für meine schwarzen Pumas mit.

An diesem Punkt tappte ich den Chinesen in die Falle. Ich hätte es gut sein lassen können. Aber ein Hinweis auf der Webseite informierte mich, dass mir nur ein paar Cent fehlten, um beschleunigte Zustellung (< 12 Tage) freigeschaltet zu bekommen. Ich schnappte den Köder und kaufte weiter.

Es dauerte elend lang, mir ein weiteres Produkt auszusuchen, weil ich eben NICHT irgendwelchen Kram in den Einkaufskorb legen wollte, der dann im Müll landet. Schon länger hatte ich mit dem Kauf eines dedizierten MP3-Players geliebäugelt, weil ich meinen Podcast-Konsum unterwegs nicht immer von meinem Handy abhängig machen wollte. Da gibt es für wenig Euro ein paar schicke Geräte:

Eine eierlegende Wollmilchsau für gerade mal acht Euro. Kannste nicht meckern. Oder eben doch: Je mehr ich darüber nachdachte, desto unsinniger schien mir die Anschaffung. Das Gerät muss letztlich doch von Hand befüllt und kuratiert werden, kann unterwegs keine Folgen runterladen, etc. Ich bleibe beim Handy.

Aber: In Australien hatte ich meine Zolo Liberty-Ohrhörer verloren und durch einfache, aber für Podcasts sehr gute Redmi Buds 3 ersetzt, die aktuell keine 20 Euro kosten. Dennoch schien es mir ratsam, ein günstiges Ersatzpaar für den Fall der Fälle greifbar zu haben. Also bei AliExpress nachgeschaut und dieses Paar ausschließlich nach Preis und Design gekauft:

4,40 Euro. Das kann ja was werden…

Dank eines “Willkommensbonus” zahlte ich für alle fünf Teile keine 18 Euro. Versand bei den Chinesen (wie meistens) inbegriffen.

In den letzten Tagen sind die Produkte bei mir eingetrudelt und es kam die Zeit, meine Trefferquote zu prüfen. Die Leder-Armbänder entpuppten sich nicht nur als exakt der Darstellung auf der Webseite entsprechend, sondern auch als bequem:

Armband 2 saß etwas spack, aber es dehnt sich im Laufe des Tages ausreichend.

Die neuen Schnürsenkel waren erstmal eine ziemliche Fummelei, da man ziemlich vorsichtig vorgehen muss – schneidet man sie übereifrig zu knapp ab, kann man sie gleich wegschmeißen. Man tastet sich also an die richtige Länge ran. Wie oben geschrieben: straff genug für den Halt, locker genug fürs leichte Reinschlüpfen.

Keine Beschwerden. Die Schuhe sitzen, sehen gut aus und kein Senkel schlenkert.

Zur Unterhaltungselektronik. Die Earbuds sind keinen Deut schlechter gearbeitet als frühere Modelle, die ich besessen habe und dank Magneten klicken die Stöpsel auch sicher in die Tragebox, die gleichzeitig Ladestation ist und sogar eine USB C-Ladebuchse mitbringt. Ziemlich begeistert hat mich, dass man für den Preis sogar ein Display bekommt, das u.a. den Ladestand anzeigt:

Über die Form der Earbuds kann man streiten, ich selbst bevorzuge klassische In Ears mit Gummiaufsatz, aber die chinesischen Hersteller orientieren sich lieber an Apple. Die Hörer können “mono” eingestellt werden, was bedeutet, dass der gesamte Sound aus einem Stöpsel kommt, wenn man unterwegs nicht beide Ohren verstopfen möchte. Praktische Sache, die allerdings bedeutet, dass beide Stöpsel als separate Bluetooth-Quellen angesehen werden. Daran scheiterte mein erster Versuch, Sound auf beiden Stöpseln gleichzeitig zu hören.

Der Sound? Ich bin nicht audiophil und vermutlich der falsche Ansprechpartner, aber mich hat die Klarheit und die ausgewogene Wiedergabe schon überrascht. Das klingt besser, als ich erwartet hatte – und besser als 4,40 Euro allemal. Die Funktion als Zweit-Set werden die Hörer mit Sicherheit gut ausfüllen.

Ihr ahnt es schon: Ich bin ziemlich zufrieden. Sämtliche Produkte entsprechen (zumindest aktuell) meine Erwartungen. Solange die Schnürsenkel nicht reißen, die Armbänder keinen Ausschlag verursachen, und die Ohrhörer mir keinen Stromschlag verpassen, kann ich diese Bestellung als Erfolg verbuchen.

Man muss es ja auch nicht immer gleich übertreiben:

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Wie sieht’s bei euch aus? Habt ihr Erfahrungen mit den China-Plattformen? Übler Ramsch oder mitunter doch eine gute Gelegenheit, Geld zu sparen?



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6 Kommentare
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Klaus
2. Juni, 2023 11:23

Ein “Vamvo” Billig-Beamer für etwa €60 hat ein Jahr gehalten, dann gab es erst einzelne Streifen im Bild und dann immer mehr. Aber in dem Jahr mehrfach pro Woche mehrere Stunden genutzt und für kleines Geld dann nettes Heimkino gehabt. Natürlich nicht ansatzweise vergleichbar mit einem großen Fernseher – aber wenn Film oder Serie gut sind, dann war das egal.

Der Nachfolger ist ein “Wanbo T2 Max” über Kleinanzeigen für etwa €90. Bessere Auflösung, leiser und über ein Jahr im Einsatz. Kommt aus dem Xiaomi-Dunstkreis ist ist schon nicht mehr ganz “Chinabilligkrams”, aber noch nah dran.

Robert
Robert
5. Juni, 2023 10:25

Wie läuft das mit der Umsatzsteuer?

Robert
Robert
6. Juni, 2023 14:58
Reply to  Torsten Dewi

Spannend, die machen iOSS. Hätte ich nicht erwartet. Danke

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
6. Juni, 2023 11:09

Für Kleinkram ist AliExpress klasse und seitdem Amazon von China-Händlern geflutet wurde, kann man auch gleich da bestellen. Zumal die jetzt mit europäischem Lager auch den Zoll- und Einfuhrkram umgehen und überraschend flink sind.

Mencken
Mencken
8. Juni, 2023 15:59

Mitunter sicherlich eine gute Gelegenheit zum Geld sparen.

Wenn man die politischen, sozialen und ökologischen Aspekte alle ausblendet, durchaus empfehlenswert, ansonsten natürlich absolut nicht.