Fantasy Filmfest Nights XL 2022: BARBARIANS
Themen: FF Nights XL 2022, Neues |GB 2021. Regie: Charles Dorfman. Darsteller: Iwan Rheon, Catalina Sandino Moreno, Tom Cullen, Inès Spiridonov
Offizielle Synopsis: Bei einer Feier im neuen Eigenheim haben Adam und Eve Adams alten Buddy Lucas und dessen junge Freundin Chloe zu Gast. Die Spannungen unter den Pärchen sind sofort spürbar, denn der schmächtige Adam kann seinem angeberischen Kumpel kaum das Wasser reichen und auch die Frauen haben nichts gemeinsam. Bald entwickelt sich der Abend zu einem Schlagabtausch aus Frotzeleien und alphamännlichem Imponiergehabe und dunkle Flecken zeigen sich auf der Weste aller Beteiligten – doch bevor die Vergangenheit endgültig die Gegenwart einholen kann, klopft das Schicksal an die Tür. Das Blutbad hat längst begonnen.
Kritik: Im Vorlauf zum letzten Festivaltag habe ich eigentlich zu wenig Zeit für die Reviews, ich werde also versuchen, das hier etwas zu beschleunigen. Turbokritiken, feist aus der Hüfte geschossen. Keine Gefangenen.
Stoppt mich, wenn ihr das dieses Jahr schon mal gehört habt: Ein einsam gelegenes Haus, ein paar Figuren, alte Konflikte und Geheimnisse brechen auf. Jawoll, wir wandeln wieder auf ausgetretenen FFF-Pfaden, diesmal im Subgenre Home Invasion. Allerdings ist die Genese des Films nicht primär der Förderung zu verdanken – Charles Dorfman ist erfolgreicher Produzent diverser, auch beim FFF gelaufener Streifen, und hat sich für seinen Regie-Erstling wohl bewusst ein überschaubareres Projekt gewählt. Oder er ist eingesprungen, als der ursprüngliche Regisseur ausfiel. So genau lässt sich das kaum sagen.
Keine Frage, das ist extrem schick inszeniert – die Location ist ja keine alte Villa, sondern ein mondäner Neubau für ein exklusives Klientel. Und die erste Hälfte ist auch ein sehr schöne Variation von DER GOTT DES GEMETZELS, wenn die beiden Paare sehr jovial miteinander umgehen, unter der Oberfläche aber die Konflikte schwelen, die zum Ausbruch kommen müssen. Adam ist dabei das quintessentielle Beta-Männchen, ein unsicherer Emporkömmling, der ständig seine Autorität beweisen will und alles schlimmer macht. Lucas hingegen ist ein “alpha male” reinsten Wassers, ein Maulaufreißer, ein Blender, der fast zwangsläufig erfolgreich ist – ohne Rücksicht auf Verluste. Der Kampf zwischen Adam und Josh ist primär Gehabe vor den Weibchen – die nicht zufällig deutlich besser darin sind, aufkommende Konflikte pragmatisch zu lösen.
Das allein würde schon für einen Film reichen, aber im zweiten Akt stürmen plötzlich maskierte Eindringlinge den “friedlichen” Abend und machen Randale. Ich weiß nicht, ob Dorfman der ursprünglichen Konstellation nicht vertraut hat und die Story deshalb auf links dreht, aber hier zerfasert BARBARIANS etwas. Der Home Invasion-Plot bringt zwar mehr Tempo und Lautstärke in die Handlung, spannender wird der Film dadurch aber nicht. Diverse Elemente, die eingeführt wurden, haben letztlich keinen Payoff, das Ende ist seltsam unbefriedigend.
Trotzdem kann ich BARBARIANS – zumindest wenn man bei einem Streamer über den Film stolpert – durchaus empfehlen. Er mag nicht das ganz große Rad der Spannung und des Terrors drehen, aber er baut psychologisch interessante Miniaturen für seine Figuren und auch Lucas’ manipulative Nutzung von Social Media ist sehr gut erzählt.
Fazit: Unterhaltsamer “der Mensch ist des Menschen Feind”-Yuppie-Thriller, der in der zweite Hälfte zu sehr ins Absurde abdriftet, aber durch seine genaue Zeichnung der Personen und Konflikte überzeugt. 7 von 10 Pkt.
Wie viele Leute im Saal haben leise gejubelt, als Iwan Rheon zum ersten Mal aufs Maul o.ä. bekommen hat? 😄
Man verwendet den Begriff heute nur noch ungern, aber: was für eine armselige Pussy.