Schlüsselerlebnis: Adrenalin auf der Autobahn
Themen: Neues |Kennt ihr das: eine Geschichte ist so peinlich, dass ihr sie nicht erzählen wollt, weil sie euch wie ein Volldepp aussehen lässt – aber gleichzeitig so irre, dass man sie trotzdem erzählen muss?!
Ich habe so eine für euch. Sie ist ein Klassiker und ich bin froh, sie abhaken zu können. So etwas erzählt man irgendwann mal seinen Kindern – und mangels Kindern seid ihr nun zwangsweise mein Publikum. Enjoy.
Die LvA und ich waren kürzlich ein paar Tage unterwegs, privatgeschäftlicher Natur. Wir haben uns eine schöne Ferienwohnung als “Basislager” gemietet und von dort aus mehrere Termine wahrgenommen. Am Morgen der Rückreise packt Britta alles zusammen, während ich den Wagen für die Fahrt vorbereite. Schnell noch zur Tankstelle – man sieht ja mittlerweile den Preisen beim Anstieg zu, während man den Zapfhahn drückt.
Von der Tankstelle geht es drei Kilometer bis zur Stadtautobahn, auf die ich elegant einbiege. Je nach Verkehrslage vier, fünf Stunden werden wir nach München brauchen. Da muss man durch. Ich werfe einen kurzen Blick in den Rückspiegel, als ich beschleunige – und höre ein seltsam klapperndes Geräusch auf dem Dach. Eine Sekunde später fliegt ein rosaner Puschel in den Sog hinter dem Wagen und ich sehe etwas – was? – auf den Asphalt knallen und zersplittern.
Es braucht eine Sekunde, bis ich alle Möglichkeiten im Kopf durchgespielt habe. Dann ist mir klar: Das ist Brittas Schlüsselbund. Der mit dem Haustürschlüssel. Und dem Autoschlüssel. Dem Autoschlüssel des Wagens, in dem ich gerade sitze.
Wir fahren einen X3. Der braucht keinen echten Zündschlüssel, der hat einen Transponder. Das hat den Vorteil, dass man nicht am Zündschloss rumfummeln muss, weil alles über Funk funktioniert. Das hat in diesem Moment den Nachteil, dass ich nun keinen Transponder mehr habe und der Wagen sich das nächste Mal, wenn ich den Motor abstelle, nicht mehr starten lassen wird.
Das alles wird mir binnen einer Sekunde klar. Ich lenke den Wagen augenblicklich auf den Standstreifen, schalte ihn aber nicht aus, sondern nur die Warnblinkanlage an. Ab jetzt heißt es: vorsichtig sein und gut nachdenken. Was sollen wir machen – was können wir machen? Und wieso zur Hölle lag der Schlüsselbund überhaupt auf dem Wagendach?!
Zumindest die letzte Frage lässt sich durch Rekonstruktion der Ereignisse beantworten. Wie es aussieht, habe ich nicht erst an der Tankstelle, sondern schon bei der Ferienwohnung den Schlüsselbund auf das Autodach gelegt – und bin immerhin fast eine Viertelstunde damit herumgefahren.
Die Erkenntnis hilft aber nicht weiter. Was nun? Die Sache mit dem Haustürschlüssel ist kein Problem – unsere Katzensitterin hat einen Ersatz, an den kommen wir ran. Der Wagen läuft und ich hoffe, dass sich das an der nächsten Ampel wegen der start/stopp-Automatik nicht ändern wird. Der Tank ist voll. Wir könnten also versuchen, in einem Rutsch nach München zu fahren. Aber das ist natürlich volles Risiko – ich weiß nach nicht einmal, ob der Wagen sich nicht grundsätzlich nach einer Weile ohne Transponder in der Nähe abschaltet. Schon jetzt warnt mich das Armaturenbrett: “Kein Funkschlüssel in Reichweite – Motorstart nicht möglich”. Und klar ist auch: mit der LvA ist so ein Abenteuer nicht zu machen. Die ist ja nicht lebensmüde. Im Gegensatz zu mir.
Nachdenken, nachdenken, nachdenken. Die Bruchstücke des Schlüsselbunds liegen vier-, vielleicht fünfhundert Meter hinter uns auf der Überholspur. Es ist kaum Verkehr. Ich sage der LvA, was ich vorhabe. Sie sagt, ich sei verrückt. Ich mache es trotzdem: Rückwärtsgang rein und jedes Mal, wenn kein Verkehr im Rückspiegel zu sehen ist, ein paar Meter zurück rollen. Stück für Stück. Auf dem Standstreifen. Langsam.
Es dauert gute fünf Minuten, bis wir halbwegs gefahrlos in Höhe der Bruchstücke sind, die mittlerweile auf zehn Meter verteilt liegen. Ich steige aus, atme durch, und mache, was man nie machen sollte, auch wenn kein Verkehr in Sicht ist: ich spurte auf die Stadtautobahn und grabsche mir zwei, drei Überbleibsel vom Asphalt. Zurück zum Seitenstreifen, wo die LvA korrekterweise fast den Verstand verliert ob meines Leichtsinns. Dann nochmal. Und nochmal.
Warum ich das mache? Mich treibt die Hoffnung, dass der Transponder vielleicht doch den Sturz überlebt hat. Oder der im Transponder eingesteckte Notschlüssel noch funktioniert. Irgendwas, das uns hilft. Aber was ich finde, sind nur Reste des völlig zerbröselten Schlüsselanhängers und eine Hälfte des Haustürschlüssels.
Aber dann: ein völlig zerbröselter Transponder. Plastik gebrochen. Halbe Schale weg. Batterie fehlt. Nackte Platine auf hartem Asphalt. Kein Notschlüssel und funktionsfähig sieht DAS auch nicht aus. Doch mein Zeitfenster für die Schatzsuche auf der städtischen Autobahn schließt sich, die LvA verlangt nun meine Rückkehr zum immer noch laufenden Wagen. Wir besprechen uns: im momentanen Zustand nach München fahren? Kommt für sie nicht in Frage. Zur örtlichen BMW-Niederlassung fahren? Ich bezweifle, dass die uns ad hoc einen Ersatzschlüssel stellen können. Dann ist der Wagen aus und wir hängen hier fest.
Wie in jeder guten Ehe finden wir einen Kompromiss: wir fahren zu BMW, werden den Wagen dort aber nicht ausschalten und uns nach der Besprechung mit einem Mitarbeiter neu sortieren. Also sechs Kilometer Fahrt ohne Schlüssel. Wenigstens meckert das Onboard-System des Wagens nicht. Die LvA ist heilfroh, dass wir von der Stadtautobahn runter sind und ich von der Fahrbahn. Sie ruft schon mal bei BMW an, wo man ihr sagt, was ich prophezeit habe: ein neuer Schlüssel ist nicht so ohne weiteres erstellbar. Und der Ersatzschlüssel hängt daheim am Brett.
Als wir bei BMW halten (und den X3 NICHT abstellen), kommt mir eine vage, eher verzweifelte Idee. Ich greife mir den zertrümmerten Transponder und gehe zum dem jungen Mann an der Infotheke: “Wir hatten gerade angerufen. Unser Transponder ist zu Bruch gegangen, der Wagen läuft noch und wir müssen nach München. Können Sie mal testweise eine neue Batterie in den Transponder plömpeln? Vielleicht ist die Platine ja noch in Ordnung.”
Es ist das, was man einen “long shot” nennt. Er geht kurz ins Lager und kommt nach zwei Minuten mit dem Transponder und einer neuen Knopfzelle zurück. Ich bedanke mich und gehe wieder raus zum Wagen – der immer noch läuft.
Wer ordentlich mitgedacht hat, wird jetzt das Quantenproblem, das ich in diesem Moment habe, identifizieren können. Um festzustellen, ob der Transponder funktioniert, muss ich den Wagen ausmachen. Wenn der Transponder dann nicht funktioniert, bleibt der Wagen aus. Wenn ich aber den Transponder nicht teste, bleibt der Wagen an. Ob der Wagen gestartet werden kann, werde ich demnach wissen, wenn ich ihn ausmache.
Schrödingers Car. Die Heisenbergsche Unschärferelation.
Ich denke kurz nach und finde einen sehr cleveren “workaround”: statt den Motor auszumachen, drücke ich auf die Taste für die Heckklappe auf dem Transponder. Und tatsächlich: wie von Geisterhand öffnet sich die Klappe. Der Transponder funktioniert. Zerbröselt, ohne Batteriefach-Abdeckung, aber er funktioniert.
Nun weist mich der junge Mann von BMW darauf hin, dass ein Transponder zwei Schaltkreise hat – einen für die Zündung und einen für die Türen. Die Tatsache, dass die Heckklappe auf (und zu) geht, ist demnach ein gutes Zeichen – eine Garantie ist es nicht.
Egal. Ich halte unsere Chancen, damit nach München zu kommen, nun für ausreichend, um das Risiko einzugehen. Ich lasse mir von dem BMW-Mitarbeiter noch die start/stopp-Automatik deaktivieren, um nicht in einem Stau auf der A3 plötzlich mit einem Wagen stehen zu bleiben, der sich nicht mehr starten lässt. Ab jetzt muss der Wagen laufen. Pausenlos. No sleep til Munich!
Natürlich sind wir auf der Fahrt nervös, vor allem, weil uns mehrere Staus zwingen, die Route zu ändern. Wir kommen schließlich vom Westen, nicht vom Norden nach München rein. Wir halten bei der Katzensitterin, bekommen den Haustürschlüssel, fahren die letzten zwei Kilometer heim. Dann vor der Haustür der spannende Moment.
Ich drücke die Taste rechts neben dem Lenker – der BMW wird still. Ich ziehe den Transponder raus, der extrem mitgenommen aussieht. Ich drücke den Knopf.
Der Wagen springt an.
Es klingt widersinnig, aber die Tatsache, dass wir den Wagen die ganze Zeit hätten stoppen und starten können, beruhigt uns rückwirkend enorm.
Dieses Erlebnis kommt nun die große Schublade “Sachen, die ich kein zweites Mal brauche”.
NACHTRAG
Eben war ich bei BMW und wollte einen neuen Schlüssel ordern. Ich rechnete mit einem hohen Preis, weil BMW IMMER teuer ist, was Ersatzteile und Reparaturen angeht. Trotzdem war ich rechtschaffen baff, als man mir die Kosten nannte.
Seid ihr bereit?
Habt ihr eine Idee, wie viel so was kostet?
Wollt ihr überrascht werden?
Werdet ihr lachen oder weinen?
BMW verlangt für einen Ersatzschlüssel mit Transponder…
…
…
…
… knapp 500 Euro.
Kommt natürlich nicht in Frage. Ich werde von einem No Name-Hersteller ein neues Gehäuse kaufen und den Transponder selber einbauen – kostet 15 Euro:
Nachteil: bei diesem Stück wird der Notschlüssel fehlen. Ich kann damit leben.
Hat der Ersatzschlüssel keinen Notschlussel? Wenn doch, sollte das jeder vernünftige Schlüsseldienst hinbekommen den Rohling zu schneiden/fräsen/duplizieren/wieauchinmerdasheisst. Hat zumindest bei meinem Alhambra problemlos für ~15€ funktioniert 🙂
Der Ersatzschlüssel hat einen Rohling. Denn lasse ich mir dann fräsen, wenn das geht. Interessant ist übrigens, dass die Ersatz-Gehäuse kein BMW-Logo tragen dürfen. Das kann man allerdings separat für ein paar Euro kaufen (was ich nicht mache, weil es affig ist).
Wie immer toll geschrieben.
Beim Schlüssel hätte ich gedacht, da kommt eine Überraschung, wie billig das bei BMW ist, aber 500 Euro sind lackgesoffen teuer.
Auf der Autobahn rumlaufen ist nicht ganz ungefährlich (vorsichtig gesagt), schön, dass es gut gegangen ist und wir auch in Zukunft noch vom Hausherren lesen werden.
Es ist eine dieser Situationen, in denen man jedem anderen abraten würde, es zu tun – und es dann doch selber macht. War ja genau genommen auch nur eine Stadtautobahn. Das gilt nicht.
Moment, das Auto hat doch gesagt: “Kein Funkschlüssel in Reichweite – Motorstart nicht möglich” – hätte die Meldung nach dem Einsetzen der Batterie dann nicht verschwinden müssen? Dann hättest Du schon ab der BMW-Werkstatt Sicherheit gehabt, dass der Motor wieder angeht.
Die Ersatzteile-Preise bei BMW sind tatsächlich unverschämt, und scheinen eher auf die Firmenkunden abzuzielen, die sowieso alles zahlen und Notsituationen der Kunden bewusst auszunutzen. Das Schlimme daran ist: Wer weiß, dass so ein Teil 500 EUR kostet, läuft erst recht auf der Autobahn rum, um es zu retten.
Ich glaube, mein nächstes Fahrzeug wird ein Dacia, da sind nicht nur die Fahrzeuge günstig, sondern auch die Ersatzteile entsprechend. Komfort zwar wie vor 20 Jahren, aber “good enough – best bang for your buck”.
Die Warnmeldung verschwindet nach ein paar Sekunden und kommt auch nicht wieder.
Den Gedanken von tokra hatte ich auch sofort.
Wie ist deine, Torsten, Antwort zu interpretieren? Du hattest die Meldung am Anfang nur kurz gehabt und dann wird die nicht mehr angezeigt (was in Anbetracht der zahlreichen, teils nervigen und unnötigen Anzeigen heutzutage allein schon seltsam erscheint) oder bezieht sie sich auf den Moment bei BMW?
“Du hattest die Meldung am Anfang nur kurz gehabt und dann wird die nicht mehr angezeigt ” – genau so.
Transponder am besten unter die Haut implantieren, damit sich das nicht wiederholt ;). 200 Euro kostete bei meinem alten BMW der Schlüssel. Da hatte nur die Batterie ihr Lebensende erreicht, aber BMW fand es damals eine gute Idee die Batterie nicht wechselbar einzubauen. War ein Akku der induktiv geladen wurde. Musste lange suchen dann fand ich einen der einen neuen Transponder programmieren konnte zu einem Bruchteil des BMW Preises. Dazu musste er sich mit der Bordelektrik unterm Armaturenbrett verbinden. Zeigt wie unsicher Autos immer noch gebaut werden, während geklaute iPhones zu Ziegelsteinen werden die nicht in Betrieb genommen werden können, auch wenn komplett zurückgesetzt und Firmware komplett neu aufgespielt. Außerdem lassen sich iPhones orten. Killswitch und Ortung sollten Autos bieten. Standardmäßig, gesetzlich vorgeschrieben. Das Ende der Autodiebstähle. Wenn man das auf Autoteile ausdehnt hat man allerdings wie bei iPhones das Problem das Drittherstellerersatzteile nicht funktionieren und der Hersteller jeden Preis verlangen kann bzw. Reparaturen außerhalb der eigenen Werkstätten komplett verhindert.
“Das hat den Vorteil, dass man nicht am Zündschloss rumfummeln muss, weil alles über Funk funktioniert.”
Eines dieser First-World-Problems, die sich mir bis heute nicht erschlossen haben. Das ist kein Vorteil, höchstens eine unnütze Spielerei, die es nur gibt weil es eben technisch möglich ist.
Und angesichts dieser Geschichte bin ich heilfroh, während der Fahrt jederzeit zu wissen, wo sich mein Autoschlüssel befindet. Nämlich im Zündschloss.
Und wenn man auf dem Transponder nicht erst eine Taste drücken muß, um zu starten, erleichtert es auch den Autodiebstahl. Mit entsprechender Elektronik kann man dem Auto vorgaukeln, daß der Schlüssel nahe beim Auto ist, obwohl er sich im Haus befindet, vor dem das Auto steht.
Sehe ich ebenfalls sehr ähnlich, verstanden habe ich es auch nie. 🙂
Danke für diesen (aus deiner Sicht maximal retrospektiv) unterhaltsamen Artikel!
Zum Thema “Dinge auf dem Autodach” hatte bisher “nur” das eben gekaufte Mittagessen, das ich dann auf der kompletten Straße, meiner Rückscheibe und der Frontscheibe meines Nachfolgers verteilte…
Thema “Autoschlüssel”: Letztes Jahr hatte ich mir ein Auto gemietet. Noch klassisch per Zündschlüssel. Da ich notorisch alles. verliere, was ich mir irgendwann in die Hosentasche stecke, mache ich so Schlüssel IMMER an Schlüsselbändern an meiner Hose fest. An einer Stelle musste ich nur ganz kurz aussteigen, wollte dafür nicht den Motor ausmachen. Und die Pointe ist klar: Ich vergesse, dass ich bei laufendem Motor direkt mit dem Auto. verbunden bin, es macht kurz Knack und Knall und dann wars das mit dem Zündschlüssel. Glück gehabt: Immerhin ist das Zündschloss unbeschädigt und nix stecken geblieben. Aber die klassische Elektronik des Schlüssels war im gesamten Fahrerraum verteilt. War nix kritisches, aber einem Mietwagentypen bei Rückgabe mitten in der Nacht das erklären zu müssen, darauf hatte ich so gar keine Lust. Aber um es kurz zu machen: Ich konnte genügend Bauteile aufsammeln, um das Ding zumindest so wieder zusammen zu basteln, dass es sowohl die Türen wieder geöffnet hat, als auf einem oberflächlichen Blick widerstand. Hat aber noch ziemlich geknarzt und gewackelt das Ganze…
Na, bin froh, dass ich das noch nicht hatte… Aber BMW hat abgesehen davon ein Qualitätsproblem. Beim aktuellen 5er waren beide Schlüsselbatterien nach gut 2 Jahren leer, sogar die vom Reserveschlüssel, den wir nie benutzt hatten. Das war unser Schock nach dem Urlaub. Aber starten ging dann dank Hotline doch noch, und der lokale Händler hat die Batterien für ein paar Euro getauscht.
Sachen auf dem Autodach vergessen, gehört zu meinen Spezialitäten, bin bei den Nachbarn schon berüchtigt dafür, wenn mir wieder einer schreiend hinterher rennt, weil noch ne Wasserflasche oder so draufsteht beim Losfahren. Bei meinem 1er ist das Zündschloss auch nurmehr ein Dummy, aber ich nutz das Ding trotzdem, eben genau aus dem Grund, dass der Schlüssel dann sicher verräumt ist.
Und was die 500€ angeht: ja, so funktioniert die bayerische Premium-Marke, was glaubst, was unter anderem den Münchner Speckgürtel erzeugt hat?
Also erstmal schön, dass alles gut ausgegangen ist.
Ob ich das Risiko auf der Autobahn eingegangen wäre? Nein, ich glaube nicht. Wenn da was passiert, bin ich schlimmstenfall tot oder habe einen schweren Unfall verursacht. So wichtig könnte mir nichts sein.
Ich bin froh, dass in der Preisklasse unseres Autos ein normaler Schlüssel fürs Zündschloss üblich ist. Alles andere ist auch aus meiner Sicht überflüssig wie der nur noch sprichwörtliche Kropf und, wie man sieht, auch eher ein Problembereiter als ein Problemlöser.
Mensch, und ich dachte, die Currywurst offen auf dem Autodach wäre der Gipfel an Gedankenlosigkeit gewesen. Die konnte ich seinerzeit erheblich abgekühlt, aber kaum übergeschwappt an der nächsten Ampel im Gelsenkirchener Norden bergen. Nachdem “irgendso ein Idiot” aufdringlich gehupt hat an der Ampel 😉
Nichts ist peinlicher, als sich über einen penetranten Huper aufzuregen und DANN festzustellen, dass der bloss helfen will.
Deshalb HASSE ich neue Autos mit ihrem ganzen überflüssigen Elektronikgewichse. In so einer Situation ist der altbewährte mechanische Schlüssel natürlich technisch haushoch überlegen – wenn der auf dem Dach vergessen wird, fährt die Karre keinen Meter. 😉
Die Nerven hätte ich nicht gehabt, vor allem nicht mit meiner Frau auf dem Beifahrersitz. Ich hätte nach dem Kofferraum-Versuch beim BMW-Händler den Wagen ausgemacht und versucht, ihn wieder zu starten. Und wenn es nicht geklappt hätte, hätte ich mein Schicksal in die Hände des Händlers gegeben.
Aber 500 € für einen Schlüssel – das ist echt der Hammer. Da werde ich auf meinen noch besser aufpassen.
Ehrlich gesagt ist es mir rätselhaft wie man überhaupt auf die Idee kommen kann etwas aufs Autodach zu legen. Das hab ich glaub ich mein ganzes Leben lang noch nie gemacht – eben weil Garant für Katastrophen jeglicher Art…
Das passiert, wenn man – wie erwähnt – den Wagen für die Rückreise vorbereitet, tausend Sachen zu tun hat und dann keine Ablage für den Schlüssel greifbar ist. Doch doch, das geht.
Das ist einem solange rätselhaft, bis man es, aus rätselhaften Gründen, plötzlich selbst macht. Menschen machen nunmal Fehler.
Ich kann zumindest jeden trösten, dem das auch schon mal passiert ist, etwas auf’s Autodach zu legen und dann zu vergessen. Das ist eine Sitte aus dem Mittelalter. Damals hatten die Betten einen Baldachin, auf dem alle Wertsachen abgelegt wurden, damit Diebe sie in der Nacht nur schwer erreichen (“auf die hohe Kante legen”). Und in Ermangelung des Baldachins muss nun das Autodach herhalten… Das hat sich bei Männern über Generationen weitervererbt – liebe Männer, Ihr könnt gar nichts dafür!
Ob das allerdings ein Trost für das nicht ganz ungefährliche Abenteuer auf der Autobahn ist?
Mein Schwiegervater hatte die eigenartige Angewohnheit, nach dem Aussteigen seinen Schlüsselbund mit Autoschlüssel auf den Fahrersitz zu werfen und dann die Tür zu zu schlagen. Keine Ahnung warum. Immer. Man ist irgendwo angehalten, er stieg aus, um mit einem Bekannten zu reden, warf den Schlüssel auf den Fahrersitz und schloss die Tür. Eines Tages dachte wohl sein Passat, och, da verriegele ich doch mal. Wenigstens musste er nicht Kopf und Kragen riskieren, um da wieder ran zu kommen.
Ich habe nie etwas auf dem Dach vergessen, weil ich dort nie etwas ablege. Aber ich habe es mal geschafft, nach dem Tanken den Verschluss nicht zu schließen und das erst am nächsten Tag zu merken. Man kommt sich dann so dämlich vor!