17
Okt 2019

Serien: First Look (9) – Undone

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich hatte bei PRIMAL ja schon erwähnt, dass es immer noch das amerikanische Fernsehen ist, das zu inhaltlich mutigen und technisch revolutionären Serien fähig ist. Wir laufen da nur hinterher. UNDONE ist ebenfalls eine Serie, die SO sicher nicht in Deutschland umgesetzt worden wäre. Das ist Segen und Fluch zugleich.

UNDONE handelt von Alma Diaz, einer jungen Latina-Amerikanerin, die wie so viele junge Menschen ihrer Generation mit der Stumpfheit ihrer Existenz hadert, mit den ewig gleichen Abläufen und der erwartbaren Zukunft. Nach einem schweren Autounfall ändert sich das alles: Alma kann plötzlich ihren toten Vater sehen, der ihr ein Angebot macht: zurück in die Wirklichkeit – oder auf ewig die Fesseln von Raum und Zeit abstreifen, Dimensionen erkunden, den Geist erweitern und einen Mord aufklären…

Oberflächlich ähnelt UNDONE der Philip K. Dick-Verfilmung A SCANNER DARKLY, die ebenfalls Realaufnahmen mit einer Art Zeichenfilter bearbeitet hatte:

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Diese Methode hilft, mit relativ einfachen Computer-Editing-Tricks die Illusion von Realität komplett aufzulösen. Hintergründe verändern sich, lösen sich auf, Personen und Handlungen gehorchen keiner Chronologie mehr, keiner Logik. Das ist nicht nur Zierrat: für den Plot von UNDONE ist diese Vorgehensweise absolut nötig und folgerichtig. Denn alles, was wir sehen, kann ein Taschenspielertrick sein, ein Mindfuck.

Zugegeben, das zieht sich ein wenig. Die erste Folge ist komplett mit der Darstellung von Almas drögem Alltag beschäftigt, Episode 2 endet mit dem Angebot des Vaters. Eine hohe Erzählgeschwindigkeit sieht anders aus, was aber auch gut ist, denn die zunehmende Zersplitterung der Wirklichkeit kann den Zuschauer schnell aus der Bahn werfen. Hier muss man auch bei den Details aufpassen. Oder auch nicht: wer weiß schon, ob hier am Ende irgendwas einen Sinn ergibt oder auch nur ergeben muss?!

Ich find’s ganz spannend und es erinnert mich auch ein wenig an die ultra avantgardistische Comic-Serie LEGION. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Beliebigkeit der einzelnen Szenen nach einer Weile ermüdet. Seht es als Experiment.

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3 Kommentare
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noyse
noyse
17. Oktober, 2019 08:11

nach drei folgen aufgehört. ich fand es einfach zu langweilig auch weil mich die technik genervt hat. Für mich erschliesst sich der Sinn nicht warum man real filmt und dann so nen Filter drübersetzt.

Fake
Fake
17. Oktober, 2019 08:35
Reply to  noyse

Steht im Prinzip im Text

Diese Methode hilft, mit relativ einfachen Computer-Editing-Tricks die Illusion von Realität komplett aufzulösen

Oder “technischer”: Man senke die Bildqualität von Realaufnahmen künstlich auf “Zeichentrick” der dann immer noch besser/einfacher zu realisieren ist als z.B. echte Cel-Animation. Künstliche visuelle Effekte kann man dann “unsichtbar” einfügen, da “echte” und nachträglich “künstlicher” Inhalt nicht mehr unterscheidbar sind.

Teleprompter
Teleprompter
17. Oktober, 2019 12:36
Reply to  noyse

Es gibt so ein paar Aufnahmen und Bilder von den “Dreharbeiten”, da kann man schon sehen, wie primitiv einige der realen Hintergründe und Gegenstände alle sind, als Realfilm wäre das schlicht nicht auslieferungsfähig.

Insgesamt fand ich die Serie schon ganz faszinierend, gerade die immer mitschwingende Spekulation, ob die Hauptfigur nicht doch “nur spinnt”, so was geht (für mich) eigentlich immer. Auch die Lauflänge der Einzelepisoden lädt dazu ein, dass an ein bis zwei Abend durchzubingen, das ist eine Serie, die für diese moderne Verabreichungsform wie gemalt ist.