Serien: First Look (2) – FRAU JORDAN STELLT GLEICH
Themen: Film, TV & Presse |Ich werfe mir manchmal selber vor, dass ich zu oft über deutsche Serien meckere, ohne wirklich deutsche Serien zu schauen. Es reicht mir schon zur Kritik, dass ich keine Lust habe die Serien zu sehen – weder Konzept noch Trailer können mich überzeugen.
Eher aus schlechtem Gewissen habe ich daher nach ein paar bei Facebook-Werbeclips beschlossen, der Comedy-Serie FRAU JORDAN STELLT GLEICH mal eine Chance zu geben – sicher auch deswegen, weil ich Katrin Bauerfeind seit ihrer Zeit bei EHRENSENF ganz bezaubernd finde. Gute Idee, die auch mal als Schauspielerin zu casten.
Sie spielt hier die Gleichstellungsbeauftragte Eva Jordan, die in einer Kleinstadt alberne Zwistigkeiten zwischen den Geschlechtern und dem Rathaus auszubügeln hat – mit einem demotivierten Team und einem arschlöchrigen Bürgermeister im Rücken. Irgendwann wird ihr klar, dass sie mehr Macht braucht, wenn sie wirklich etwas verändern will. Die Macht einer… Bürgermeisterin?
Ich geb’s zu: ich wusste vorher nicht, dass die Serie von Ralf Husmann (STROMBERG) ist. Wundern tut’s mich allerdings nicht. Es erklärt nämlich, warum alle Figuren Arschlöcher sind, jeder Konflikt bis zur Parodie verknappt wird und an keiner Stelle das Gefühl aufkommt, man hätte es mit echten Menschen zu tun. Was schon bei STROMBERG ein Problem war, ist hier ein echter Stolperstein: Comedy lebt von Überspitzung, sicherlich, aber diese Überspitzung verliert ihre Wirkung, wenn sie die Figuren zu Karikaturen macht. Ich habe das Konzept von FRAU JORDAN ein keiner Stelle geglaubt, die sexistischen Ausfälle des Bürgermeisters, die seltsam konstruierten Probleme der Stadt. Das ist am Reißbrett entwickelt, aber völlig ohne Herz. Und damit sind wir eben auch wieder bei Husmann, der sprachlich fast jeden Elfmeter verwandelt, dessen Figuren aber keine Wärme besitzen – ich erinnere da gerne noch mal an STROMBERG, wo der Protagonist nie die Sympathie der Vorbilder David Brent oder Michael Scott erreicht. Husmann schreibt frustrierend eindimensional und gerade die neuen Dramedys der Streaming-Plattformen haben bewiesen, dass man für komplexe Themen auch komplexe Figuren braucht.
Hinzu kommt, dass man durchaus argumentieren kann, dass Husmann wieder nicht auf eigene Ideen setzt, sondern hier eine deutsche Version von PARKS AND REC baut, wie STROMBERG die deutsche Version von THE OFFICE war. Nicht ganz so auffällig (er ist ja ein gebranntes Kind), aber doch erkennbar.
Bei allem Charme-Bonus dank Frau Bauerfeind – ich find’s dünn und zynisch.
> Wunder’n [,,,] durchaus argumentieren kann, das Husmann wieder
Tausche Apostroph gegen ein Doppel-S. 😉
Oha, Herr Dewi schlampt. Wird korrigiert. Danke für den Hinweis.
Muss ich nicht, tue ich aber.
Schade! Ich habe einen Trailer gesehen, in der Familie gezeigt und wir haben sehr gelacht. Katrin Bauerfeind ist mir extrem sympathisch und ihre Sendung mit Roger Willemsem war eine echte Sternstunde. Aber meine Zeit mit zynischer Oberflächlichkeit zu verschwenden, dazu habe ich keine Lust.
Von “Stromberg” habe ich nicht viel gesehen, aber “Merz gegen Merz” war super. Die Trailer zu dieser Serie hier haben mir nicht gefallen, aber reinschauen werde ich trotzdem mal
In Breaking Bad gibt es auch kaum eine sympathische Figur, eigentlich gar kein, oder auch nur eine überzeugend lebendig wirkende (ich habe die Serie sogar mal auf englisch geschaut, war aber genau so steif wie in der deut shen syncro. Trotzdem eine tolle Serie. Auch bei Game of Thrones mangelte es etwas an sympathischen Hauptfiguren.
Video war wohl doch nicht von Joyn auf YouTube. Auf Joyn kann man die Serie kostenlos mit Werbeunterbrechungen schauen.
Richtig unglaubwürdig konstruiert sind die peinlichen Situation in Jerks.
Wenn ich mit Jerks durch bin lasse ich Frau Jordan nebenher laufen. Carnival Row schaue ich dann richtig, bräuchte auch langsam wieder einen pervers großen Fernseher, 4K sieht schon geil aus, wie im Kino. Star Trek Discovery ist so schlecht, ich lasse es nur noch nebenher laufen.
Das ist ein gutes Argument!
Nein, ist es nicht – weil es nicht um “sympathische” Figuren geht. Dr. House war auch nicht sympathisch. Aber ich habe ihn verstanden, so wie ich den Anti-Helden in Breaking Bad verstanden habe. Die Figuren haben eine Geschichte, die ihr Handeln absolut plausibel macht.
Das ist auch ein gutes Argument! 🙂
Doch:
Da spricht mich schon der Trailer überhaupt nicht an, zumal ich schon bei dem etwas längeren solchen das Gefühl nicht losgeworden bin, dass diese Serie zumindest für mich über die, sorry, komplette Fehlbesetzung der Hauptrolle stolpern wird.
Die Bauerfeind ist als Moderatorin natürlich eine höchst sympathische Type, aber man sieht schon in dem 2 Minuten-Zusammenschnitt, dass sie einfach keine Schauspielerin ist und erst recht keine Komödiantin.
Uff. Nee, danke. Da haut’s mir ja schon beim Gucken des Trailers die Schrauben aus der Mütze. Ich mag die Bauerfeind sehr, aber dieses Machwerk werde ich weiträumig umschiffen. Danke für die “Warnung”.