Elf Perlen… aus der Twilight Zone
Themen: Film, TV & Presse, Neues |NACHTRAG Januar 2017: Die meisten Videolinks sind verständlicherweise mittlerweile tot und ich habe sie entfernt. Anhand der Episodentitel lassen sich die Folgen im Netz aber immer noch finden.
Die “Twilight Zone” gehört zu meinen liebsten Fernsehserien überhaupt. Die Neuauflage von 1985, wohlgemerkt, nicht das Original von 1959 oder die neuerliche Neuauflage von 2002. Ich habe die Serie damals eher zufällig im holländischen Fernsehen gesehen, wo sie englisch mit holländischen Untertiteln lief – von der ersten Episode an war ich gepackt. Das war eine Genreserie, die ihre Figuren und Geschichten ernst nahm, die nicht auf Gimmicks oder alberne Effekte setzte. Es war eine brillante Umsetzung der Kurzgeschichtensammlungen, die ich mir damals so gerne aus der Leihbücherei holte. Science Fiction, Grusel und Fantasy ohne Anbiederung an ein jugendliches Publikum. Keine lustigen Sidekicks, keine sexy Backfische, keine coolen Captains. “Twilight Zone” war erwachsen – und ich wollte es ja auch sein.
Ich hatte drüber nachgedacht, diese Collection meiner liebsten “Twilight Zone”-Episoden aus der ersten Staffel erst im Oktober zu Halloween online zu stellen. Aber ich fürchte, dass irgendein Rechteinhaber die Videos bis dahin gesperrt haben könnte. Also gönnt euch die Folgen jetzt für die langen Winterabende. Ich empfehle eine Folge pro Abend, ausgesucht nach der gewünschten Länge – denn ein Alleinstellungsmerkmal der 85er-Zone war die Aufgabe strikter Laufzeiten. Episoden konnten 10 Minuten, aber auch eine halbe Stunde lang sein. Das kam der Dramaturgie zugute.
Nightcrawlers
Eine Episode von William “Exorzist” Friedkin und so ziemlich die härteste Kost, die in der Serie versucht wurde. Hardcore-Horror war für ein großes Network eine absolute Novität und die Zombies durften seinerzeit nicht in Nahaufnahme gezeigt werden. Das erinnert weniger an die alte “Twilight Zone” von Rod Serling und mehr an die EC Comics wie “Two fisted Tales”.
A small talent for war
Der Titel ist leider eine Art Spoiler, aber ich liebe John Glovers sarkastische Variation des Aliens aus “The day the earth stood still”. Mit knapp acht Minuten Laufzeit die kürzeste Episode und genau richtig für die gehässige Schlusspointe.
Shatterday
Habe ich hier schon mal gezeigt – eine Geschichte des Großmeisters Harlan Ellison und die erste nennenswerte Rolle von Bruce Willis. Außerdem die erste “Twilight Zone”-Folge, die ich je gesehen habe. Die Eröffnungsmonolog kann ich heute noch im Schlaf. Eine schöne Meditation über die Gier der 80er.
Red Snow
Eine recht banale Geschichte, die durch das Setting Sowjetunion und den kalten russischen Winter enorm gewinnt. Gute Besetzung – und der Drehbuchautor hat seither für zwei Dutzend angesehene Genre-Shows geschrieben.
The Star
Selbst im Rahmen der “Twilight Zone” war ich immer ein Fan der Science Fiction-Episoden, die die Serie aufgrund ihres Aufwands an die Grenzen ihrer Möglichkeiten brachten. “The Star” wurde (als letzte Arbeit) von der deutschen TV-Regielegende Gerd Oswald nach einer Story von Arthur C. Clarke gedreht und stellt die Frage nach dem Preis, den das Universum für ein höheres Ziel zu zahlen bereit ist.
Shadow Play
Ein Remake einer Episode der alten Serie und eine Art Vorläufer von “Und täglich grüßt das Murmeltier” mit einem Schuss kafka-esker Aussichtslosigkeit des Apparats.
A matter of minutes
Konzept-SF at its best – was passiert, wenn ein junges Paar einfach “aus der Zeit fällt”? Gibt es unsere Realität außerhalb der Zeit überhaupt oder ist sie eine Welt, die für jede Minute neu gebaut werden muss? Und wer baut sie dann?
Dreams for sale
Noch eine sehr kurze Geschichte mit einer knappen und durchaus erahnbaren Pointe, die von der in den 80ern in zu vielen Schurkenrollen verheizten Meg Foster und ein paar schönen Trickaufnahmen lebt.
A message from Charity
Sicher die überraschendste Wahl für meine persönliche TZ-Top Ten – “A message from Charity” ist eine zarte Liebesgeschichte über ein Jahrhundert hinweg, sanft erzählt und ohne Schockeffekte. Mit 38 Minuten ist sie zudem die längste Folge hier. Aber sie ist auch ein perfektes Beispiel, welche Bandbreite das Format zulässt.
I of Newton
Noch ein Knallbonbon einer Kurzgeschichte, billig und gänzlich auf die Pointe hin produziert (die in der deutschen Synchro übrigens komplett vergeigt wird). Aber die Dialoge sind pfiffig und der Plot ist wieder mal eines EC Comics würdig.
To see the Invisible Man
Ja, man kann diese Episode für kitschig und melodramatisch halten. Ich halte sie für zutiefst menschlich und erschütternd. Sie basiert nicht ohne Grund auf einer Story von SF-Legende Robert Silverberg.
Ja!! Die Serie prägte mich wie kaum sonst was in den 1980ern. Shadow Play hatte ich nur ein mal gesehen als Kind – und nie wieder vergessen. Ich erinnere mich auch noch an eine Folge, die das Thema Scheintod behandelte und eine mit mit drei Jungs die einen Goldschatz finden. Dafür zahlen sie dann aber einen hohen Preis und sind Gefangene eines Zwerges.
Ich habe die Serie damals nicht sehen können, daher mal eine blöde Frage:wie sah denn bei den extrem unterschiedlichen Längen der Folgen der Ausstrahlungsmodus aus? Wurden mehrere kurze Folgen hintereinander gezeigt, um auf eine “vertretbare” Länge zu kommen?
@ Heino: Jau, das wurde kombiniert, bis es auf 45-50 Minuten kam. Die Bündelung kann man hier auch gut sehen:
http://epguides.com/TwilightZone_1985/
Oh ja, auch eine meiner absoluten Lieblingsserien. Wurde damals auf dem englischen Super Channel im Kabelfernsehen infiziert und auf RTL lief die Serie auch ungefähr zur selben Zeit. Jahre später habe ich mir dann die japanischen LaserDiscs der ersten Staffel für ein halbes Vermögen gekauft, nur um die Folgen wiederzusehen.
Die Liste oben trifft den Kern schon ziemlich gut, finde ich. Nur mit “The Star” konnte ich wenig anfangen. Bei einigen Folgen verschiebt sich das Gefallen/Nichtgefallen mit den Jahren aber bei mir auch etwas.
Weitere absolute Highlights meiner Meinung nach:
Examination Day
One Life, Furnished in Early Poverty
Cold Reading
Ebenfalls sehr schön:
A Little Peace And Quiet, Wordplay, Wish Bank, Paladin of the Lost Hour, Shadow Man, Her Pilgrim Soul, But Can She Type?, Quarantine, The Leprechaun Artist, Dead Run, Profile In Silver, Button Button, Need to Know, A Day In Beaumont, The Road Less Traveled, Shelter Skelter, Time and Teresa Golowitz
Ehrenhalber erwähnt:
The Last Defender Of Camelot, da ein früheres Werk von “Game of Thrones”-Autor George R.R. Martin
Völlig schräg und bis heute nicht verstanden von mir:
Opening Day – kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?
Schade, dass die Serie nach der 2. Staffel dann vom Sender vernachlässigt und abgesetzt wurde. Die 3. Staffel, die dann nur schnell und günstig für die Syndication runtergedreht wurde hatte ein anderes Team, u.a. J. Michael Straczynski, derpsäter “Babylon 5” gemacht hat. Erwähnenswert ist aus dieser Staffel die Folge “Special Service”, die die Handlung des Films The Truman Show vorwegnimmt.
@ tokra: Profile in Silver hat mir auch gefallen, But can she type?, Wish Bank – Examination Day und Shadow Man waren mir zu sehr auf die Pointe hin inszeniert. The After Hours war ein nettes Remake und The Cold Equations geht immer.
Habe mir gerade u.a. “I of Newton” und “Ein unlösbares Problem” im Vergleich angesehen. Natürlich wird hier in der Synchro die Pointe vergeigt, aber ich wüsste jetzt im Deutschen auch keine adäquate doppeldeutige Phrase. Schwierige Kiste.
“A day in Beaumont” gefiel mir übrigens auch sehr, da werde ich in nächster Zeit wohl noch einige Folgen nachholen.
Ich hätte einfach “verschwinde!” gesagt. Nicht perfekt, aber besser.