Fantasy Filmfest 2014 (38): The Rover
Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |Australien 2014. Regie:David Michôd. Darsteller: Guy Pearce, Robert Pattinson, Anthony Hayes, David Field, Gillian Jones, Jamie Fallon, Nash Edgerton, Richard Green u.a.
Offizielle Synopsis: Guy Pearce spielt diesen Mann und sieht dabei aus, als hätte er drei Jahre nicht geschlafen und sich ebenso lang nicht mehr gewaschen. Stoisch geht er seinen Weg, weiter und weiter; steht ohne Murren wieder auf, wenn er am Boden ist. Sein Ziel: Er will sein Auto zurück, das ihm von einer Bande auf der Flucht entwendet wurde. Auch wenn dieser Kampf bedeuten sollte, dass er alles verlieren wird, in einer Welt, in der schon alles verloren ist – seit dem "Kollaps" vor zehn Jahren, wie eingangs erklärt wird. Wohin sich unser Blick richtet, liegt eine staubtrockene, ausgebombte Kriegszone. Eine triste, glücklose Einöde ohne Zuflucht.
Kritik: Manchmal wüsste ich gerne, nach welchen Entscheidungskriterien die Eröffnungsfilme ausgesucht werden. Manchmal sind es unerwartete Genreperlen ("Black Sheep", "Severance", "Stir of Echoes"), manchmal Mainstream, um den Saal zu füllen ("Scream", "Kiss Kiss Bang Bang", "American Psycho") – die Qualität kann es vielfach nicht sein, denn eher selten sind die Eröffnungsfilme auch die wirklichen Highlights des Festivals.
Diesmal also „The Rover“, ein postapokalyptisches Australien-Roadmovie. Angesichts des bevorstehenden Reboots „Mad Max: Fury Road“ vielleicht ganz reizvoll, damit aufzumachen. Unter der Last dieser Erwartung bricht der Film allerdings schnell zusammen.
„Rover“ ist zwar sehr schick gefilmt und mit Guy Pearce und Robert Pattinson durchaus solide besetzt, aber er ist auch sehr lethargisch, wortkarg und handlungsarm – unsere Hauptfigur will letzten Endes nur seinen Wagen zurück haben, egal über wieviel Leichen er dafür gehen. Nur ist das nicht annähernd so spannungsgeladen, wie es klingt. Wann immer unser Held auf Widerstand trifft, zieht er eher beiläufig die Knarre und drückt ab – gerne auch bei Leuten, die ihn nicht wirklich provoziert haben. Am Ende (das spoilere ich einfach mal, weil es keinen Unterschied macht) bekommt er Gerechtigkeit, was in dieser Welt aber rein gar nichts bedeutet.
Natürlich hat Guy Pearce einen knorrigen Charme und Robert Pattinson ist sichtlich bemüht, das Image des „Twilight“-Schönlings loszuwerden, aber der Film besitzt selbst für ein Roadmovie einfach viel zu wenig Antrieb, bleibt in seinen Episoden inkonsequent und erzählerisch mager. Schnell wird man der ewigen australischen Ödnis überdrüssig.
Das Setting des postapokalyptischen Down Under ist zudem belanglos und hätte auch schadlos entfernt werden können – für einen Typen, der gewaltsam sein Auto wiederhaben will, braucht es keinen dystopischen Schnickschnack.
Alles was „The Rover“ mit viel Geld schlecht macht, hat „These final hours“ mit erheblich weniger Geld besser gemacht.
Fazit: Ein müder, mäandernder Trip durch ein sterbendes Land, in dem materieller Besitz alle anderen Werte ersetzt hat und der sich unsicher scheint, wie er die Zuschauer unterhalten soll. Als Eröffnungsfilm ein Ausfall.
Kurze Frage ohne Spoiler: für mich hat der Film mit seiner letzten Szene gewonnen, weil wir hier so einiges über unseren Protagonisten lernen, was uns vorher verschlossen bleibt – fandest Du das auch?
@ John: Stimmt, die letzte Szene ist schön – aber sie macht den Film retrospektiv nicht spannender oder straffer.
Welcher Praktikant hat denn diese offizielle Synopsis verbrochen? *Schüttel*
"Guy Pearce spielt Mann"
NEIN! WOW! 😛
Point missed: Bei dem Film geht es ja eben genau darum, was die postapokalyptische Welt aus ganz normalen Menschen gemacht hat, nämlich beiläufige Gewaltanwender. Schlüsselszenen dafür sind der Dialog beim Verhör durch den Soldaten, und natürlich die letzte Szene, die klarmacht warum der Protagonist derart hinter dem blöden Auto her war. Dazu passen seine Lethargie (und dadurch die des Films) als Folge, ebenso wie das dystopische Setting als Ursache, durchaus. Klar wird er dadurch kein Mad-Max-Actionreißer, was ihn aber doch eher aufwertet.
Mich hat der Film auch eher kalt gelassen. Einzelne Szenen waren durchaus gut gespielt, aber die Strategie jede Episode auf dem Weg mit "random violence" aufzulösen, wirkte dann doch eher abstumpfend als aufrüttelnd. Die Dramaturgie beschränkte sich auf ein Aneinanderreihen von Zufallsbegegnungen am Straßenrand und bevor man irgendeiner Figur näher kommen konnte oder tiefere Einblicke in die Strukturen dieser Welt nach dem Kollaps gewann, machte es "Peng!" und es wurde weitergefahren. Das staubtrockene Szenario wurde gekonnt eingefangen und mit atmosphärischen Elektroklängen untermalt, aber inhaltlich hätte man den Film problemlos auf 20 Minuten eindampfen können.
Nett gespielt, schön gefilmt, aber leider stellenweise zäh und inhaltlich, wie er sagt, eher dünn. Trotzdem hielt er meine Aufmerksamkeit irgendwie noch bis zum Ende. Daher : 7/10.