04
Sep 2014

Fantasy Filmfest 2014 (39): The Canal

Themen: Neues |

canalIrland 2013. Regie: Ivan Kavanagh. Darsteller: Rupert Evans, Antonia Cambell Hughes, Hannah Hoekstra, Steve Oram, Kelly Byrne

Offizielle Synopsis: "Wollt ihr einen Geist sehen?" Mit diesem arglosen Scherz versucht der Film-Archivar David einer Besuchergruppe von Kindern die uralten Streifen von Anfang 1900 aus der von ihm betreuten Sammlung schmackhaft zu machen. Diese bilden natürlich keine Spukgestalten ab, sondern lediglich Menschen, die längst verstorben sind – mit Geistererscheinungen wird David sich allerdings zukünftig mehr beschäftigen, als ihm lieb ist. Denn das alte Haus am Kanal, das der sanfte David mit seiner Familie bezogen hat, birgt seine Geheimnisse. Die Geschichten der Vergangenheit nehmen immer mehr Einfluß auf den jungen Vater und scheinen sich bald schon auf grausame Weise zu wiederholen …

Kritik: Dieses Jahr ballt es sich wirklich – es gibt Tage, da kommen fast nur gute Filme, da segelt man begeistert von einem Highlight zum nächsten. Und es gibt Tage wie heute, wo sich die Gurken die Klinke in die Hand geben.

„The Canal“ ist – wie „Honeymoon“ und „The Babadook“ – ein Gruselfilm, der seine Genreelemente als Metapher für eine gescheiterte Beziehung heranzieht. Williams Visionen und Indizien für die grausige Vergangenheit des Hauses könnten genau so gut Verdrängungsmechanismen sein, um mit dem Tod seiner Frau umzugehen. Und je mehr er sich in die Wahnvorstellungen hinein steigert, desto brüchiger wird sein Kontakt zur Außenwelt, diei ihn sowieso mißtrauisch beäugt.

Das wäre selbst im besten Fall B-Ware, weil wir solche Szenarien zu oft gesehen haben, weil sie wenig Neues erzählen können. Das Genre des „Haunted House“-Films ist vergleichsweise durch und es bedarf schon besonderen Geschicks wie in „Babadook“, um noch Leben aus den Untoten zu pressen. Das gelingt „The Canal“ leider an keiner Stelle, weil er nur auf Standards setzt, niemals ausbricht oder überrascht. Schlimmer noch: William ist ein stinklangweiliger Charakter, dessen Schicksal uns null interessiert und dessen Weigerung, einfach mit seinem Sohn das Haus zu verlassen, zunehmend unglaubwürdig wirkt – was dem Ende jede Potenz nimmt. Die "große Überraschung" ist dann leider genau das, was wir schon erwartet haben.

Technisch wird auf kleiner Flamme gekocht, das einzige wirklich erkennbare Stilmittel ist eine rot/blau-Beleuchtung in diversen eng gefilmten Szenen, die an Argento erinnert. Und am Schluß gönnt sich „The Canal“ noch eine massive Ekelszene, die so unvermittelt und unangemessen wirkt, dass man vermuten könnte, das Publikum soll zum Nachspann noch mal geweckt werden. Too little, too late.

runterFazit: Ein unentschlossener Geisterfilm, der die Strukturen des Genres nur halbgar und mäßig erfolgreich bedient. Diverse dramaturgische Patzer führen außerdem zu unpassendem Gekicher. Ein banaler Programmfüller, den man bequem auslassen kann.

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Marcus
Marcus
22. September, 2014 10:58

Nothing to write home about. Aber als kleiner Geisterfilm zwischendurch absolut brauchbar. 7/10.