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Aug 2012

Movie Mania 2012 (12): The Great Silence

Themen: Movie-Mania 2012 |

F/I 1968. Regie: Sergio Corbucci. Darsteller: Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Vonetta McGee.

Story: In den verschneiten Bergen von Utah 1899 herrschen brutale Kopfgeldjäger. Sie bringen flüchtige Straftäter zur Strecke und dann die Leichen gesammelt zu denen, die dafür zahlen. Niemand wagt es, sich dem korrupten System, das besonders der eiskalte Loco etabliert hat, zu widersetzen – bis “Great Silence” kommt, der stumme Schütze, der nie zuerst zieht, aber jedes Duell gewinnt. Eine direkte Konfrontation mit Loco scheint unausweichlich, auch wenn der neue Sheriff der Gegend versucht, einen zivilisierteren Umgang miteinander zu erreichen. There will be blood…

Kritik: Nach einem Dutzend mehr oder weniger schmerzhafter Rohrkrepierer der “Movie Mania 2012” stand ich vor meinem Filmregal und dachte hilflos: was jetzt? Kann ich nicht mal einen Film auswählen, der mir keine Zahnschmerzen verursacht? Den ich während einer langen Zugfahrt nach Baden Baden schauen kann, ohne mich wegen hanebüchener Sex & Gewalt-Szenen vor den Mitfahrenden zu schämen? Die Lösung, wie so oft – ein Klassiker. Besser noch: ein Western.

Einwurf: Neulich war ich mit der LvA bei einer Aufführung von “Unter Geiern” in der Westernstadt Dasing. Das ist mehr drollig als episch und die meiste Atmosphäre in der etwas abgewetzten Kulisse lieferte der Sonnenuntergang. Aber auch wenn Karl May hier auf zwei Stunden rustikales Päng Päng und indianische Bauernweisheiten reduziert wurde – großes Entertainment war es allemal. Besonders für Erwachsene mit ein paar Rotznasen im Schlepptau zu empfehlen. Hinterher gibt der (absolut überzeugende) Winnetou im Saloon noch den Country-Sänger und unterschreibt DVDs. Respekt. Oder besser: Hugh. Ich habe gesprochen.

Zurück zu “The Great Silence” (in Deutschland erhältlich unter dem großartigen Titel “Leichen pflastern seinen Weg”). Es ist ein italienischer Spaghetti-Spätwestern, der von der ersten Minute an heraus sticht, weil er in einer eisigen Welt spielt, die so gar kein Klischee von der sonnigen Weite der Prärie erfüllt und weil er die eigentliche Kernfigur mit einem eher sanften Franzosen besetzt und dann konsequent in den Hintergrund drängt.

“The Great Silence” ist eine Meditation nicht nur über den Wilden Westen, sondern über den Wilden Western. Ein Film, der die Konventionen und die Klischees durchaus bedient, ihnen aber neue Funktionen zuweist und so gleichzeitig Teil des Genres und seine Dekonstruktion ist. Es geht noch tiefer: Während der Spaghetti-Western gewöhnlich die amerikanischen Vorbilder dechiffriert, ist “The Great Silence” schon so weit, den Spaghetti-Western selbst auseinander zu klamüsern.

Und so ist die obige Inhaltsangabe auch nur wenig aussagekräftig, denn sie bleibt an der Oberfläche der üblichen Italo-Topoi. Rache, Korruption, Hilflosigkeit, Frontier, der Fremde ohne Namen. Doch darunter liegt mehr: Loco, Silence und Sheriff Burnett bedienen nur scheinbar den Westernstandard “Der Gesetzeshüter, der Gesetzesbrecher und der vom Recht auf Rache getriebene Fremde”. In Wirklichkeit stehen alle drei auf Seiten des Gesetzes, sie vertreten nur unterschiedliche, der gesellschaftlichen Entwicklung unterworfene Stufen davon. Loco vertritt das “lawless land”, setzt bei der Jagd auf steckbrieflich gesuchte Flüchtlinge brutal auf das Recht der Waffe, so asozial wie anarchisch. Er ist das Gesetz für eine Gesellschaft ohne Strukturen. Silence hingegen vertritt das weiter entwickelte Gesetz, das sich auch der Moral verpflichtet fühlt, das dem Einzelnen auch eine Pflicht für die Schwachen zuweist. Und Sheriff Burnett schließlich vertritt das notwendig wachsende Gesetz der Gemeinschaft, die nicht mehr auf einzelne Pistoleros, sondern auf die Stärke des Apparats setzt.

Alle drei scheitern kläglich, machen aber am Ende den Weg frei für die moderne Zivilgesellschaft, in der sich jeder dem Gesetz unterwirft, statt es nach eigenem Willen zu interpretieren und zu formen.

Die Bruchstellen von individuellem Recht und sozialer Unterwerfung spiegeln sich auch perfekt in Ennio Morricones vielleicht schizophrenstem Soundtrack dieses Genres, der melancholische Western-Epik mit dissonanten Klageliedern aneinander reiht.

Es ist gerade diese Vielschichtigkeit, die “The Great Silence” (ein Titel, der im Kontext des Films ungefähr fünf verschiedene Bedeutungen hat) zu einem Meisterwerk macht. Er verweigert sich den Anforderungen an einen guten Italo-Western nicht, ist so grausam wie zynisch, so brutal wie melodramatisch, aber er findet auch die Einsamkeit zwischen den Bildern, eine in Schnee gepackte Hoffnungslosigkeit, die weichen muss. Die Eroberer können nur Übergang sein, die ihnen folgenden Siedler müssen, nachdem der Claim abgesteckt ist, ihre Souveränität abtreten, damit das Land zur Nation werden kann.

Selten habe ich ein Ende gesehen, das so sehr den Erwartungen widerspricht, so sehr die Eingeweide trifft, aber letztlich so zwingend und nachvollziehbar ist. Man hat Corbucci Zynismus und Menschenfeindlichkeit vorgeworfen – fälschlicherweise, wie ich finde. Das Individuum mag in “The Great Silence” scheitern, aber es ist die Gesellschaft in toto, die daran wächst.

Fazit: Ein nur oberflächlich zynischer, visuell beeindruckender Spätwestern, der meisterhaft mit den Klischees und seinen ungewöhnlichen Locations spielt.

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Es gibt den ganzen Film auf YouTube in verschiedenen Fassungen, aber wenn ihr nur einmal auf mich hört, dann hier: Kauft euch eine DVD, die der Bildgewalt des Films gerecht wird. “The Great Silence” sollte man nicht griselig verpixelt mit Matschton anschauen.



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36 Kommentare
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Reini
20. August, 2012 09:20

Von seiner Machart eigentlich schon eine Art Anti-Western, da fast alles ins Gegenteil verkehrt wird. Ich hatte das Glück den Film letztes Jahr noch auf der großen Kinoleinwand zu erleben, vielleicht kann man ja die Rolle für Nürnberg besorgen. 🙂

Marcus
Marcus
20. August, 2012 09:27

Jepp, der is’ echt gut!

Teleprompter
Teleprompter
20. August, 2012 09:54

Alternativ zur DVD: Morgen (genau gesagt eigentlich schon Mittwoch, aber die die TV-Zeitungen listen den natürlich am Dienstag) um 00:50 auf Arte HD, ungekürzt und in ordentlicher Bildqualität.

Wortvogel
Wortvogel
20. August, 2012 09:58

@ Teleprompter: Na, das passt ja – danke für den Tipp!

heino
heino
20. August, 2012 10:24

Das ist jetzt völlig off topic und hätte besser in den Silvia Seidel-Thread gepasst, aber der ist ja leider geschlossen und das hier wird wohl so einige interessieren:

Tony Scott hat Selbstmord begangen. Über die näheren Einzelheiten ist (noch) nichts bekannt:

http://www.aintitcool.com/node/57744

milan8888
milan8888
20. August, 2012 12:44

Ich hätte ja jetzt nicht unbedingt zu “Aint it cool” verlinkt…

DMJ
DMJ
20. August, 2012 12:55

@Scott:
Auch schon gelesen. Das ist bedauerlich, da ich ihn (trotz “Top Gun”) immer sehr gemocht habe.

@”Leichen pflastern seinen Weg”:
Oja, einer der unkonventionellsten, aber dennoch ganz großen Filme des Italowestern! Ich wusste das Ende schon vorher, so dass es mich nur vorbereitet traf, aber es blieb dennoch äußerst wirkungsvoll.
Den würde ich auch gern mal in groß sehen – vor einiger Zeit konnte ich schon “The Good, the Bad and the Ugly” in einem Kino als schöne zerkratzte Kopie sehen und das war wirklich ein Erlebnis.

Mencken
Mencken
20. August, 2012 13:05

Toller Film, aber die Interpretation (alle drei scheitern, machen aber den Weg für die moderne Zivilgesellschaft frei) finde ich recht eigenwillig, habe ich zumindest so nie gesehen. Super ist übrigens auch das alternative Ende, das es seinerzeit als Bonus auf der DVD gab.

DMJ
DMJ
20. August, 2012 14:02

Hab das alternative Ende nie gesehen, aber davon gehört und da klang es nicht so toll. Ist es nicht einfach so…

SPOILER * SPOILER * SPOILOMAT

… dass der totgeglaubte Sheriff wieder auftaucht, Loco abknallt und auf einmal alles ein sauberes deus-ex-machina-Happy-End bekommt?

Rex Kramer
20. August, 2012 14:04

“Tony Scott hat Selbstmord begangen. Über die näheren Einzelheiten ist (noch) nichts bekannt”

Wirklich ein mieser Start in die Woche. Da ist ein ganz Großer aus dem Filmgeschäft gegangen. Besonders sein letzter Film “Unstoppable”, mit Denzel Washington, hat mir sehr gefallen. Aber auch “Staatsfeind Nr.1” und “Crimson Tide” waren klasse. Sein Freitod oder Suizid (das Wort “Selbstmord” mag ich nicht so besonders, es hat ja nichts mit “Mord” zu tun) kam ziemlich überraschend. Wie man hört, hatte er viele verschiedene Projekte in der Pipeline.
Vielleicht gesundheitliche Probleme. Depressionen oder die Diagnose einer schweren Krankheit (Z.B. Alzheimer. Für mich wäre das ein Grund). Aber das ist reine Spekulation. Auf jeden Fall ein großer Verlust.

Mencken
Mencken
20. August, 2012 14:46

@DMJ:

SPOILER

Grundsätzlich schon, aber die Darstellung ist vollkommen (und absichtlich) überzogen (Silence wird noch kurz wundergeheilt, Kinski von einem anderen Schauspieler offensichtlich gedoubelt usw.). Angeblich sollte Corbucci wohl ein Happy-End von Seiten der Produzenten aufgezwungen werden, daher hat er das Ende dann absichtlich vollkommen unpassend gedreht.

Wortvogel
Wortvogel
20. August, 2012 14:50

@ Mencken: Kann man sich hier ansehen:

http://www.youtube.com/watch?v=p13gKTOpPc0

Ich gebe zu, dass ich auch überrascht war, dass Burnett tot BLEIBT. Aber das alternative Ende ist scheiße.

heino
heino
20. August, 2012 15:21

@milan888:warum nicht? AICN waren nicht die einzige Quelle, die das heute vermeldet haben und sind in solchen Dingen i.d.R. sehr zuverlässig. Mir zumindest sind da in den letzten 12 Jahren keine schwerwiegenden Fehler untergekommen.

Exverlobter
Exverlobter
20. August, 2012 15:28

@Rex Kramer

Hier ein Nachruf auf SPON
http://www.spiegel.de/kultur/kino/tony-scott-ist-tot-nachruf-auf-den-top-gun-regisseur-a-850972.html

Verstehe übrigens nciht, warum überall heut zu lesen ist, dass er im Schatten des Bruders steht. Tony hat stets solide Action-Kost produziert, während Ridley auch öfters mal richtige Gurken fabriziert hat (Akte Jane, Hannibal, Robin Hood, Prometheus bleibt umstritten, obwohl ich den mochte) Da hat Tony eigentlich stets sein Niveau gehalten, während Ridley oft enorm in der Qualität schwankt. Im Endeffekt gleichen sich beide aus.

DMJ
DMJ
20. August, 2012 15:50

Ah, danke fürs Einbetten, Wortvogel. Nun habe ich es endlich auch mal gesehen.
Aber es hätte dem Film wirklich so ziemlich seinen Impact genommen; danach wäre es wohl “nur” ein besserer Italo-Western gewesen, aber nicht der Meilenstein, der es nun ist.

@Exverlobter:
Das mit dem Schatten würde ich – obwohl er mir persönlich meist sympathischer war als sein Bruder – aber auch unterschreiben. Tony hat meist gutes, sauberes Handwerk abgeliefert, während Ridley, trotz diverser Totalausfälle, wirklich als Künstler bekannt war (“Blade Runner” war stilbildender Klassiker). Fragt man den “Normalmenschen” von der Straße, habe ich keinen Zweifel, wen von beiden er eher namentlich kennt und auch Kritik und Literatur dürften da eindeutig mehr auf den einen konzentriert gewesen sein. Wie bei BM schon gesagt wurde, ist es Tony Scotts Tragik, dass sein bekanntestes Werk ausgerechnet “Top Gun” sein dürfte, welches nun wahrlich nicht sein bestes ist.

sergej
sergej
20. August, 2012 16:10

Zu #3 + #4:
Vor einer Woche kam der Film auch schon auf Arte, allerdings zuschauerfreundlicher um 21:50.

Peroy
Peroy
20. August, 2012 17:03

“Vor einer Woche kam der Film auch schon auf Arte, allerdings zuschauerfreundlicher um 21:50.”

Na prima… dann spring’ ich mal schnell in meine schmucke Zeitmaschine, damit ich den früher gucken kann… … … öhm…

milan8888
milan8888
20. August, 2012 17:45

@ heino: weil´s nicht wirklich ne coole Nachricht war 😉

Exverlobter
Exverlobter
20. August, 2012 19:13

“Vielleicht gesundheitliche Probleme. Depressionen oder die Diagnose einer schweren Krankheit.”

Anscheinend das letztere.

http://abcnews.go.com/Entertainment/top-gun-director-tony-scott-inoprable-brain-cancer/story?id=17039434#.UDJvfKBPaoZ

heino
heino
20. August, 2012 19:22

@milan:da haste natürlich Recht:-(

Dietmar
Dietmar
20. August, 2012 19:44

Zum Einwurf: Wir waren mit einer Freundin und ihrer Tochter am Sonntag bei Winnetou II in Bad Segeberg. Die haben Dunja Rajter! Und Mola Adebisi *hüstel*. Und Erol Sander, der sich den Fuß während des Spiels vertreten hat und humpelnd zuende spielte.

Howie Munson
Howie Munson
20. August, 2012 22:42

Pierre Briece war auch “damals” (Ende 80er?) in Bad Segeberg. (und er hat sie alle abgeklatsch…)

Wortvogel
Wortvogel
20. August, 2012 23:23

Also ich fand gerade die Provinzialität unserer Aufführung putzig. Zu professionell wäre auch nicht gut gewesen.

Rex Kramer
22. August, 2012 10:06

Hab den Film jetzt seit Jahren mal wieder gesehen (Danke Teleprompter für den Tipp) und muss sagen, dass ich ihn doch deutlich besser in Erinnerung hatte. Klar, die Story ist gut und das Ende der Hammer, aber die Bildsprache hat mich massiv gestört. Hätte man dem Kameramann nicht mal sein Teleobjektiv wegnehmen können? Immer diese verwackelten Nahaufnahmen diverser Körperteile. Im Kino wäre mir vermutlich übel geworden. Aber egal: Kinski rules!

Übrigens habe ich da einen interessanten Prioritätenwechsel bemerkt. Damals hat man doch oft deutlich mehr Wert auf eine starke, mutige Story gelegt und dafür bei der Technik geschlampt, heute steht die Technik im Vordergrund und die Story hinkt hinterher. So einen Film wie Great Silence könnte man heute vermutlich nicht mehr bringen.

Wortvogel
Wortvogel
22. August, 2012 12:13

@ Rex Kramer: Das halte ich für einen völlig falschen Denkansatz. Man hat damals nicht bei der Technik geschlampt – es GAB die Technik einfach noch nicht. Das gilt auch für Schnitt und Kamera. Außerdem war es durchaus eine bewusste Entscheidung, so zu drehen. Natürlich ist heute jedes B-Movie smoother geschnitten und hat eine höhere Auflösung – aber das lag nicht daran, dass man es vor 40 Jahren nicht besser machen WOLLTE. Kino und Filmdramaturgie haben sich verändert, nicht notwendigerweise verbessert.

reptile
reptile
22. August, 2012 12:30

Sieht man doch gut an den 1970er Filmen, auch im Horrorgenre. Heute wirken manche Filme aus der Zeit sehr langatmig oder generell – langsam -, Man wird sehen, wie man in 20 – 30 Jahren z.B. die wackeligen, bewusst so angelegten(!) Handycam Filme ala Paranormal Activity bewerten wird.

Comicfreak
Comicfreak
22. August, 2012 13:22

..die alten Colombos sind auch (trotz Schauplatzwechsel) eher erklärend und kammerspielartig; trotzdem sind sie mir lieber als “Alarm für Kobra 11”

Rex Kramer
28. August, 2012 12:40

“Man hat damals nicht bei der Technik geschlampt – es GAB die Technik einfach noch nicht.”

Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit “Technik” meinte ich das Handwerk.
Um mal im Genre zu bleiben: ich habe kürzlich nach langer Zeit mal wieder “Der schwarzer Falke” (1956) von John Ford gesehen und war wieder begeistert. Bild, Ton, Ausstattung, Schnitt, Musik – alles vom Feinsten. Absolut zeitlos.
Bei scharfen Kontrasten (wie sie zwangsläufig im Schnee oder in der Wüste auftreten) muss man natürlich mit der entsprechenden Beleuchtung entgegenwirken, sonst bekommt man Scherenschnitt. Und wildes Herumgefuchtel mit Zoomlinsen zeugt nicht gerade von guter Handarbeit, eher von einem geschmäcklerischen Kunstbegriff. Sorgfältig geplante Kamerafahrten, Schwenks und Wahl der Bildausschnitte gehören auch dazu. DAS meinte ich mit Technik. Und die gab es damals sehr wohl.

Wortvogel
Wortvogel
28. August, 2012 12:45

@ Rex: Gut, das kann man so sehen. Dann kritisierst du aber die künstlerischen Entscheidungen des Regisseurs und des Kameramanns. Damit sehe ich die Aussage “Damals hat man doch oft deutlich mehr Wert auf eine starke, mutige Story gelegt und dafür bei der Technik geschlampt, heute steht die Technik im Vordergrund und die Story hinkt hinterher” immer noch nicht gedeckt. Es gab immer gute und schlechte Produktionen, bessere und schlechtere Regisseure. Die von dir gemachte Verallgemeinerung finde ich unangebracht.

Rex Kramer
28. August, 2012 13:12

Ich sehe da da schon eine Tendenz. Gut, das ist eine subjektive Einschätzung und vermutlich nicht schwarz auf weiß belegbar, aber ich finde Filme die sich “etwas trauen”, sind rarer geworden.
Filme wie Butch Cassidy, Soylent Green, Lautlos im Weltraum, The Great Silence oder Brazil, die allesamt ein ebenso überraschendes wie niederschmetterndes Ende haben. 😉
Spontan fällt mir nur Arlington Road ein, der jüngeren Datums ist und der hat auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Ich räume aber ein, dass das Bild schief sein könnte, da ich kein wirklicher Vielgucker bin.

Mencken
Mencken
28. August, 2012 13:46

@Rex Kramer:

Wo hat Butch Cassidy denn ein überraschendes (oder niederschmetterndes) Ende (ich nehme an, der Newman/Redford Film ist gemeint)?

Die Gleichsetzung von Filmen, die “sich was trauen”, mit Filmen, die “überraschende und niederschmetternde Enden” haben, finde ich ohnehin schon problematisch, da meist damit nur “kein Happy-End” gemeint ist, immer im vermeintlichen Glauben, damit wäre man nun total Anti- oder wenigstens “Un-Hollywood” und irgendwie automatisch authentischer, künstlerisch wertvoller, mutiger oder was auch immer.

Rex Kramer
28. August, 2012 18:14

“Wo hat Butch Cassidy denn ein überraschendes (oder niederschmetterndes) Ende (ich nehme an, der Newman/Redford Film ist gemeint)?”

Die beiden rennen in offenes Feuer und werden erschossen. Schon vergessen?

Und Filme, bei denen die Bösen gewinnen und/oder die Guten sterben, sind meiner Meinung nach Filme die sich “was trauen”. Sie spielen nämlich gegen die Erwartungshaltung des Massenpublikums und sind folglich ein Box-Office Risiko.

Wortvogel
Wortvogel
28. August, 2012 18:21

@ Rex:

“Und Filme, bei denen die Bösen gewinnen und/oder die Guten sterben, sind meiner Meinung nach Filme die sich “was trauen”. Sie spielen nämlich gegen die Erwartungshaltung des Massenpublikums und sind folglich ein Box-Office Risiko.”

Das sind wieder zwei Sätze, die ich absolut nicht stehen lassen kann und deren unzulässige Verallgemeinerung dir klar sein sollte.

“was trauen” ≠ “guter Film”
Non-Happy End ≠ Box Office Risiko

Das sind herbei behauptete Allgemeinplätze, die keiner genauen Betrachtung stand halten. Ich halte dagegen, dass die Zahl der Happy Ends nicht größer geworden ist und die Qualität der Filme nicht schlechter.

Peroy
Peroy
28. August, 2012 18:34

“Spontan fällt mir nur Arlington Road ein, der jüngeren Datums ist und der hat auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Ich räume aber ein, dass das Bild schief sein könnte, da ich kein wirklicher Vielgucker bin.”

“Arlington Road” war so ein Haufen Scheisse…

Rex Kramer
28. August, 2012 18:52

“Das sind wieder zwei Sätze, die ich absolut nicht stehen lassen kann …”

Ich habe meine subjektive, persönliche und durch keinerlei Statistik untermauerte Einschätzung vertreten und sie anhand einiger Beispiele untermauert. Klar kannst du das anzweifeln, das bleibt dir unbenommen.

John
John
30. August, 2012 13:57

Kurze Zwischenfrage: welche DVD taugt eigentlich hier ihr Geld? Ich kenne auch nur grob verpixelte Versionen. 🙁

Eigentlich habe ich die zwei Monate vor dem FFF nur Prometheus und Bettmähn geschaut – und ansonsten eben ausschließlich Western (von Django Kill bis Jeremiah Johnson). “Leichen” war aber wahrscheinlich – trotz Vorbereitung und Mythos – der überraschendste all dieser Filme. Ein durch und durch beeindruckender, bewegender Film.