15
Aug 2011

Fantasy Film Fest 2011: Little Deaths

Themen: Fantasy Filmf. 11, Neues |

little deaths_01Großbritannien 2011 / DCP / 90 MIN / ENGLISCHE OV

REGIE Sean Hogan / Andrew Parkinson / Simon Rumley

DARSTELLER Daniel Brocklebank / Christopher Fairbank / Amy Joyce Hastings / Siubhan Harrison / Kate Braithwaite / Luke de Lacey

3 Stories: In "House & Home" laden Richard und Victoria die Obdachlose Sorrow zum Essen ein. Doch christliche Nächstenliebe ist nicht ihr Motiv. "Mutant Tool" ist die Geschichte einer jungen Drogenabhängigen und Prostituierten, die leider in die Fänge eines Wissenschaftlers gerät, der Experimente aus der Nazizeit fort führt. Und in "Bitch" begehrt ein "Hund" (die Anführungsstriche sind gewollt) gegen seine rücksichtslose Besitzerin auf – mit schmackhaften Konsequenzen für alle Beteiligten…

Kritik: Endlich mal wieder ein Film, der den Festival-Pussies, die für Kommerzkracher wie "Cowboys & Aliens" zum FFF latschen, ins Gesicht spuckt. "Little Deaths" ist Futter für die Freaks, die schon dabei waren, als man bei den Spätvorstellungen alle Besucher mit Handschlag und beim Namen begrüßte. Ein Film, der die Linie zwischen "denen" und "uns" mal wieder deutlich in den Kinoboden kratzt. Bei dem am Anfang garantiert mehr Leute im Saal sind als am Ende. Pisse, Pimpern, Perversionen! Hereinspaziert!

Schade nur, dass "Little Deaths" trotzdem scheiße ist.

Hier wurde einfach das Format einer Horror-Anthologie gekidnappt, um daran schludrig gefilmte Episoden von zunehmend perversen und abnehmend horriblen Ereignissen aufzuhängen. Es gibt Schniedel zu sehen und zugehörige Körpersäfte, Außenseiter im Strudel ihrer sexuellen Obsessionen, Drogen und Gewalt. Lakonisch, fast mitleidig beobachtet von Menschen, die das Terrain augenscheinlich kennen und nutzen, aber nicht ausschlachten wollen. Man kann "Little Deaths" Geschmacklosigkeit und Exzess vorwerfen, nicht aber Heuchelei oder Sensationsgeilheit. Dafür sind auch die schockierenden Momente zu beiläufig und integriert.
LittleDeaths4
Aber gehen wir die Sache der Reihenfolge nach an: "House & Home" hat am ehesten noch den straighten Anspruch einer "Tales from the Crypt"-Episode, bleibt aber jederzeit vorhersehbar und blamiert sich mit einem lahmarschigen "Twist", der nicht mal regelmäßige "Sesamstraßen"-Zuschauer überraschen dürfte. Erfreulicherweise ist die Episode angenehm und angemessen kurz. "Mutant Tool" ist primär verwirrend, spielt mit Bondage & Scat-Elementen, scheint den Mad Scientist-Plot eigentlich nur zu brauchen, um die Beteiligung an einer Horror-Anthologie zu rechtfertigen. Auch hier: Ein sehr blasses Ende. "Bitch" ist eine vergleichsweise genau beobachtete Sexsklaven-Geschichte, die wenigstens versucht, das Minimalbudget mit ein wenig Editing und Filterspielereien aufzupolstern. Allein, es gelingt nicht. Wenigstens ist das Ende hinreichend freaky und dürfte so manchem Besucher Ärger einbringen, der ungesehen seine zart besaitete Freundin mit ins Kino genommen hat…

Andererseits KANN man "Little Deaths" natürlich auch für mutiges, transgressives Undergroundkino halten. Muss man aber nicht.

Fazit: Fetisch-Porno ohne reinstecken. Ein Trio eher sexueller denn phantastischer Ausschweifungen von schwankendem Unterhaltungswert und billigster Machart, das den Mainstream aus dem Kino treibt, aber alte Hasen fast schon wohlig schauernd an die Zeiten des "Howl Weekend of Fear" erinnert. Als wir noch unter uns waren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

26 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Peroy
Peroy
15. August, 2011 16:16

"Fazit: Fetisch-Porno ohne reinstecken."
Chapeau !

heino
heino
15. August, 2011 19:28

Also sind mal wieder alle, die nicht nur in der Missionarsstellung ficken, geisteskranke Mörder. Willkommen im aufgeklärten Amerika. Gut, dass ich den von vornherein ausgeklammert habe……..

Peroy
Peroy
15. August, 2011 19:40

"Willkommen im aufgeklärten Amerika"
England, du Furz…

Marcus
Marcus
15. August, 2011 19:45

@Torsten: ein Review für die Suchmaschinen, oder? Was meine armen Ohren da für viele schlimme Wörter lesen (?) mussten, die man hier sonst eher nicht hört.
Ansonsten: what heino said. Ich war heute Karten kaufen – da die Cinedom-Kassierin alle hintereinander aus dem System gezogen hat, kann ich jetzt mit einem knapp anderthalb Meter langen Streifen zum FFF gehen. Der Film hier ist aber nicht dabei – Glück gehabt….

Marcus
Marcus
15. August, 2011 19:50

@Torsten:
"Endlich mal wieder ein Film, der den Festival-Pussies, die für Kommerzkracher wie “Cowboys & Aliens” zum FFF latschen, ins Gesicht spuckt. “Little Deaths” ist Futter für die Freaks, die schon dabei waren, als man bei den Spätvorstellungen alle Besucher mit Handschlag und beim Namen begrüßte. Ein Film, der die Linie zwischen “denen” und “uns” mal wieder deutlich in den Kinoboden kratzt."
Ich will ja nicht stänkern, aber bedeutet die Tatsache, dass Du ihn jetzt schon besprichst, nicht, dass DU ihn auch nicht beim FFF gesehen hast? 😉

Wortvogel
Wortvogel
15. August, 2011 19:56

@ Marcus: Genau das bedeutet es. Das invalidiert aber keine meiner Aussagen.

Marcus
Marcus
15. August, 2011 20:40

@Torsten: natürlich nicht.
Willkommen im Team Pussy. 😎

DMJ
DMJ
15. August, 2011 22:18

Heinos Punkt ist interessant. – Im Grunde ist es tatsächlich unerfreulich, wie oft im Film Fetisch gleich mit Perversion (also sozialschädlicher) verbunden wird, andererseits muss ich rein genretechnisch sagen, dass so eine simple Ledermaske o.ä. einen irren Filmmörder tatsächlich noch immer irgendwie wirksamer macht.
Ist die Frage, wie weit man zugunsten des Effektes ruhig konservativ werden möchte. 😉

heino
heino
15. August, 2011 22:47

@DMJ:mir fällt nicht ein einziger Film ein, in dem eine Ledermaske aus dem Sexshop erschreckend gewirkt hätte. Höchtens erschreckend peinlich, wie im den Tatbestand der Diskriminierung erfüllenden "8 mm"-Scheißdreck

Peroy
Peroy
15. August, 2011 22:52

Großartiger Film, du Furz…

Marcus
Marcus
15. August, 2011 23:16

@Peroy: fast so gut wie "Ghost Rider", newa? 😎

Howie Munson
Howie Munson
15. August, 2011 23:17

peroy hat einen etwas merkwürdigen Fetisch *duck*

Marcus
Marcus
15. August, 2011 23:20

Mehr als einen, Howie….

Peroy
Peroy
15. August, 2011 23:22

"@Peroy: fast so gut wie “Ghost Rider”, newa? 8-)"
Nee, besser…

milan8888
milan8888
16. August, 2011 09:49

Cage-Fetisch?
Aber der zweideutige Filmtitel gefällt mir.

heino
heino
16. August, 2011 10:50

Also, gegen "8 mm" ist "Ghost Rider" reinstes Oscar-Gold. Der ist wenigstens nicht reaktionär, diskriminierend und sterbenslangweilig. Nur völlig überflüssig.

DMJ
DMJ
16. August, 2011 13:27

Nö, da hat Peroy schon recht: Inhaltlich/ideologisch mag man bemängeln, wie die "normale" Fetischwelt da nahtlos zum Snuff übergeht, aber "8 mm" ist dennoch ein guter Film.
Ich hatte aber vor allem "Das Haus der Vergessenen" im Sinn, dessen Schurken zwar teils etwas clownesk draufsind, aber das Design des einen im SM-Anzug mit Maske fand ich schon recht gelungen.

Marcus
Marcus
16. August, 2011 17:13

@DMJ: "Das Haus der Vergessenen" ist super!

Peroy
Peroy
16. August, 2011 17:17

Mindestens so gut wie "Ghost Rider"…

Marcus
Marcus
16. August, 2011 18:52

Ach, Peroy….

Peroy
Peroy
16. August, 2011 19:05

Ach, haltsmaul…

heino
heino
16. August, 2011 19:15

@DMJ:"Das Haus der Vergessenen" kenne ich nicht. Aber bei "8 mm" widerspreche ich entschieden. Von der Sackladung Klischees und Vorurteilsverbreitung abgesehen, haben wir einen Nic Cage im Wachkoma, haufenweise unglaubwürdige Zufälle (z.B. geht Cage in den erstbesten Pornoladen der Stadt, spricht den erstbesten Verkäufer an und der kennt natürlich den gesamten Perverso-Underground inklusive der Snuff-Szene persönlich. Schon klar, so sieht ein gutes Script aus.) und der Film ist dermassen lethargisch, dass er dem Herztod nahe kommt. Der peinliche Maskenmörder am Schluss ist nur der letzte Nagel im Sargdeckel.

Peroy
Peroy
16. August, 2011 19:40

"@DMJ:”Das Haus der Vergessenen” kenne ich nicht. Aber bei “8 mm” widerspreche ich entschieden. Von der Sackladung Klischees und Vorurteilsverbreitung abgesehen, haben wir einen Nic Cage im Wachkoma, haufenweise unglaubwürdige Zufälle (z.B. geht Cage in den erstbesten Pornoladen der Stadt, spricht den erstbesten Verkäufer an und der kennt natürlich den gesamten Perverso-Underground inklusive der Snuff-Szene persönlich. Schon klar, so sieht ein gutes Script aus.) und der Film ist dermassen lethargisch, dass er dem Herztod nahe kommt. Der peinliche Maskenmörder am Schluss ist nur der letzte Nagel im Sargdeckel."
Ein großartiger Film, besser als "Sieben"… 8)

Wortvogel
Wortvogel
16. August, 2011 19:42

@ Peroy: auch besser als "Fünf" und "Drei". Als "Neun" sowieso. Solange du ihn nicht besser als "7ieben" findest…

Peroy
Peroy
16. August, 2011 19:46

"@ Peroy: auch besser als “Fünf” und “Drei”. Als “Neun” sowieso. Solange du ihn nicht besser als “7ieben” findest…"
Du nennst den wirklich "7ieben"… ? Auweia…
Dochdoch, besser als "Sieben", als "7ieben", "Seven", "Se7en" und wie auch immer man den Titel von dem Streifen marketingmäßig auch noch bescheuert schreiben kann…
Und, was willst du dagegen machen ?

S-Man
S-Man
18. August, 2011 12:32

Nach der Arbeit noch spontan zum Festival gegangen. Schon 4 Filme durchgehalten. Irgendwie war bei dem dann die Luft raus. Nach der ersten Story war ich nicht wirklich motiviert, mir den noch weiter anzutun – hatte ich an dem Tag wirklich schon mehr als einen Zombie und einen zerfledderten Leichenkörper gesehen. Hat mich nicht vom Hocker gehauen. Und von der Aussicht geplagt, trotz fortgeschrittener Müdigkeit noch mehrere Kilometer zu Fuß zurück zu legen bin ich dann im zweiten Teil gegangen, als der auch keine Fahrt aufnehmen wollte. Scheinbar die absolut richtige Entscheidung.