Fantasy Film Fest 2011: Little Deaths
Themen: Fantasy Filmf. 11, Neues |Großbritannien 2011 / DCP / 90 MIN / ENGLISCHE OV
REGIE Sean Hogan / Andrew Parkinson / Simon Rumley
DARSTELLER Daniel Brocklebank / Christopher Fairbank / Amy Joyce Hastings / Siubhan Harrison / Kate Braithwaite / Luke de Lacey
3 Stories: In "House & Home" laden Richard und Victoria die Obdachlose Sorrow zum Essen ein. Doch christliche Nächstenliebe ist nicht ihr Motiv. "Mutant Tool" ist die Geschichte einer jungen Drogenabhängigen und Prostituierten, die leider in die Fänge eines Wissenschaftlers gerät, der Experimente aus der Nazizeit fort führt. Und in "Bitch" begehrt ein "Hund" (die Anführungsstriche sind gewollt) gegen seine rücksichtslose Besitzerin auf – mit schmackhaften Konsequenzen für alle Beteiligten…
Kritik: Endlich mal wieder ein Film, der den Festival-Pussies, die für Kommerzkracher wie "Cowboys & Aliens" zum FFF latschen, ins Gesicht spuckt. "Little Deaths" ist Futter für die Freaks, die schon dabei waren, als man bei den Spätvorstellungen alle Besucher mit Handschlag und beim Namen begrüßte. Ein Film, der die Linie zwischen "denen" und "uns" mal wieder deutlich in den Kinoboden kratzt. Bei dem am Anfang garantiert mehr Leute im Saal sind als am Ende. Pisse, Pimpern, Perversionen! Hereinspaziert!
Schade nur, dass "Little Deaths" trotzdem scheiße ist.
Hier wurde einfach das Format einer Horror-Anthologie gekidnappt, um daran schludrig gefilmte Episoden von zunehmend perversen und abnehmend horriblen Ereignissen aufzuhängen. Es gibt Schniedel zu sehen und zugehörige Körpersäfte, Außenseiter im Strudel ihrer sexuellen Obsessionen, Drogen und Gewalt. Lakonisch, fast mitleidig beobachtet von Menschen, die das Terrain augenscheinlich kennen und nutzen, aber nicht ausschlachten wollen. Man kann "Little Deaths" Geschmacklosigkeit und Exzess vorwerfen, nicht aber Heuchelei oder Sensationsgeilheit. Dafür sind auch die schockierenden Momente zu beiläufig und integriert.
Aber gehen wir die Sache der Reihenfolge nach an: "House & Home" hat am ehesten noch den straighten Anspruch einer "Tales from the Crypt"-Episode, bleibt aber jederzeit vorhersehbar und blamiert sich mit einem lahmarschigen "Twist", der nicht mal regelmäßige "Sesamstraßen"-Zuschauer überraschen dürfte. Erfreulicherweise ist die Episode angenehm und angemessen kurz. "Mutant Tool" ist primär verwirrend, spielt mit Bondage & Scat-Elementen, scheint den Mad Scientist-Plot eigentlich nur zu brauchen, um die Beteiligung an einer Horror-Anthologie zu rechtfertigen. Auch hier: Ein sehr blasses Ende. "Bitch" ist eine vergleichsweise genau beobachtete Sexsklaven-Geschichte, die wenigstens versucht, das Minimalbudget mit ein wenig Editing und Filterspielereien aufzupolstern. Allein, es gelingt nicht. Wenigstens ist das Ende hinreichend freaky und dürfte so manchem Besucher Ärger einbringen, der ungesehen seine zart besaitete Freundin mit ins Kino genommen hat…
Andererseits KANN man "Little Deaths" natürlich auch für mutiges, transgressives Undergroundkino halten. Muss man aber nicht.
Fazit: Fetisch-Porno ohne reinstecken. Ein Trio eher sexueller denn phantastischer Ausschweifungen von schwankendem Unterhaltungswert und billigster Machart, das den Mainstream aus dem Kino treibt, aber alte Hasen fast schon wohlig schauernd an die Zeiten des "Howl Weekend of Fear" erinnert. Als wir noch unter uns waren.
"Fazit: Fetisch-Porno ohne reinstecken."
Chapeau !
Also sind mal wieder alle, die nicht nur in der Missionarsstellung ficken, geisteskranke Mörder. Willkommen im aufgeklärten Amerika. Gut, dass ich den von vornherein ausgeklammert habe……..
"Willkommen im aufgeklärten Amerika"
England, du Furz…
@Torsten: ein Review für die Suchmaschinen, oder? Was meine armen Ohren da für viele schlimme Wörter lesen (?) mussten, die man hier sonst eher nicht hört.
Ansonsten: what heino said. Ich war heute Karten kaufen – da die Cinedom-Kassierin alle hintereinander aus dem System gezogen hat, kann ich jetzt mit einem knapp anderthalb Meter langen Streifen zum FFF gehen. Der Film hier ist aber nicht dabei – Glück gehabt….
@Torsten:
"Endlich mal wieder ein Film, der den Festival-Pussies, die für Kommerzkracher wie “Cowboys & Aliens” zum FFF latschen, ins Gesicht spuckt. “Little Deaths” ist Futter für die Freaks, die schon dabei waren, als man bei den Spätvorstellungen alle Besucher mit Handschlag und beim Namen begrüßte. Ein Film, der die Linie zwischen “denen” und “uns” mal wieder deutlich in den Kinoboden kratzt."
Ich will ja nicht stänkern, aber bedeutet die Tatsache, dass Du ihn jetzt schon besprichst, nicht, dass DU ihn auch nicht beim FFF gesehen hast? 😉
@ Marcus: Genau das bedeutet es. Das invalidiert aber keine meiner Aussagen.
@Torsten: natürlich nicht.
Willkommen im Team Pussy. 😎
Heinos Punkt ist interessant. – Im Grunde ist es tatsächlich unerfreulich, wie oft im Film Fetisch gleich mit Perversion (also sozialschädlicher) verbunden wird, andererseits muss ich rein genretechnisch sagen, dass so eine simple Ledermaske o.ä. einen irren Filmmörder tatsächlich noch immer irgendwie wirksamer macht.
Ist die Frage, wie weit man zugunsten des Effektes ruhig konservativ werden möchte. 😉
@DMJ:mir fällt nicht ein einziger Film ein, in dem eine Ledermaske aus dem Sexshop erschreckend gewirkt hätte. Höchtens erschreckend peinlich, wie im den Tatbestand der Diskriminierung erfüllenden "8 mm"-Scheißdreck
Großartiger Film, du Furz…
@Peroy: fast so gut wie "Ghost Rider", newa? 😎
peroy hat einen etwas merkwürdigen Fetisch *duck*
Mehr als einen, Howie….
"@Peroy: fast so gut wie “Ghost Rider”, newa? 8-)"
Nee, besser…
Cage-Fetisch?
Aber der zweideutige Filmtitel gefällt mir.
Also, gegen "8 mm" ist "Ghost Rider" reinstes Oscar-Gold. Der ist wenigstens nicht reaktionär, diskriminierend und sterbenslangweilig. Nur völlig überflüssig.
Nö, da hat Peroy schon recht: Inhaltlich/ideologisch mag man bemängeln, wie die "normale" Fetischwelt da nahtlos zum Snuff übergeht, aber "8 mm" ist dennoch ein guter Film.
Ich hatte aber vor allem "Das Haus der Vergessenen" im Sinn, dessen Schurken zwar teils etwas clownesk draufsind, aber das Design des einen im SM-Anzug mit Maske fand ich schon recht gelungen.
@DMJ: "Das Haus der Vergessenen" ist super!
Mindestens so gut wie "Ghost Rider"…
Ach, Peroy….
Ach, haltsmaul…
@DMJ:"Das Haus der Vergessenen" kenne ich nicht. Aber bei "8 mm" widerspreche ich entschieden. Von der Sackladung Klischees und Vorurteilsverbreitung abgesehen, haben wir einen Nic Cage im Wachkoma, haufenweise unglaubwürdige Zufälle (z.B. geht Cage in den erstbesten Pornoladen der Stadt, spricht den erstbesten Verkäufer an und der kennt natürlich den gesamten Perverso-Underground inklusive der Snuff-Szene persönlich. Schon klar, so sieht ein gutes Script aus.) und der Film ist dermassen lethargisch, dass er dem Herztod nahe kommt. Der peinliche Maskenmörder am Schluss ist nur der letzte Nagel im Sargdeckel.
"@DMJ:”Das Haus der Vergessenen” kenne ich nicht. Aber bei “8 mm” widerspreche ich entschieden. Von der Sackladung Klischees und Vorurteilsverbreitung abgesehen, haben wir einen Nic Cage im Wachkoma, haufenweise unglaubwürdige Zufälle (z.B. geht Cage in den erstbesten Pornoladen der Stadt, spricht den erstbesten Verkäufer an und der kennt natürlich den gesamten Perverso-Underground inklusive der Snuff-Szene persönlich. Schon klar, so sieht ein gutes Script aus.) und der Film ist dermassen lethargisch, dass er dem Herztod nahe kommt. Der peinliche Maskenmörder am Schluss ist nur der letzte Nagel im Sargdeckel."
Ein großartiger Film, besser als "Sieben"… 8)
@ Peroy: auch besser als "Fünf" und "Drei". Als "Neun" sowieso. Solange du ihn nicht besser als "7ieben" findest…
"@ Peroy: auch besser als “Fünf” und “Drei”. Als “Neun” sowieso. Solange du ihn nicht besser als “7ieben” findest…"
Du nennst den wirklich "7ieben"… ? Auweia…
Dochdoch, besser als "Sieben", als "7ieben", "Seven", "Se7en" und wie auch immer man den Titel von dem Streifen marketingmäßig auch noch bescheuert schreiben kann…
Und, was willst du dagegen machen ?
Nach der Arbeit noch spontan zum Festival gegangen. Schon 4 Filme durchgehalten. Irgendwie war bei dem dann die Luft raus. Nach der ersten Story war ich nicht wirklich motiviert, mir den noch weiter anzutun – hatte ich an dem Tag wirklich schon mehr als einen Zombie und einen zerfledderten Leichenkörper gesehen. Hat mich nicht vom Hocker gehauen. Und von der Aussicht geplagt, trotz fortgeschrittener Müdigkeit noch mehrere Kilometer zu Fuß zurück zu legen bin ich dann im zweiten Teil gegangen, als der auch keine Fahrt aufnehmen wollte. Scheinbar die absolut richtige Entscheidung.