15
Aug 2011

Fantasy Film Fest 2011: Super

Themen: Fantasy Filmf. 11, Neues |

USA 2010 / 35 MM / 96 MIN / ENGLISCHE OV

REGIE JAMES GUNN

DARSTELLER RAINN WILSON / ELLEN PAGE / LIV TYLER / KEVIN BACON / MICHAEL ROOKER

Story: Der kleine Malocher Frank hat seine Frau an den Drogendealer Jacques verloren und damit auch den Sinn seiner mageren Existenz. In seiner Verzweiflung kommt ihm die Idee, dass er auserwählt sein könnte, Verbrechen als Superheld zu bekämpfen. Die Recherche in einem Comicshop macht ihn mit der ziemlich durchgeknallten Libby bekannt, die alles darum geben würde, sein Sidekick zu werden. Schon bald streifen “Crimson Bolt” und “Boltie” durch die Stadt und erzwingen Gerechtigkeit mit einer schweren Rohrzange. Doch beim Versuch, seine im Drogendunst dahin dämmernde Frau zu retten, könnte Frank an seine Grenzen stoßen…

Kritik: Eigentlich unnötig, sich an “Super” noch abzuarbeiten – der Streifen ist in den USA im Kino gewesen UND liegt bereits offiziell auf DVD vor. Die etablierte Kritik hat ihn eben so gefeiert wie das Fandom. Einen Ausschnitt habt ihr hier schon vor fast einem Jahr gesehen. Was kann ich da noch groß sagen, was nicht schon dutzendfach gesagt wurde?

Es würde mir durchaus gefallen, aus der Reihe zu tanzen und “Super” schwer zu kritisieren. Manchmal ist es erfrischend, gegen den Strom zu schwimmen. Aber wie “Firefly” und “Dr. Horrible’s Sing-A-Long Blog”, wie “Tanz der Teufel 2” und “Herr der Ringe” – manche Dinge sind nicht nur sakrosankt, sondern haben diesen Status auch verdient.

“Super” ist in der Tat der perfekte Indie-Anti-Blockbuster, der schräge kleine Bruder von “Kick-Ass” und “Scott Pilgrim”, so tragisch wie komisch, so herzerwärmend wie brutal. Oberflächlich auf Nostalgie und eine bequeme Underdog-Geschichte setzend, schockt Regisseur Gunn immer wieder mit plötzlichen Gewaltausbrüchen und perversen Einschüben, entreißt ihn dem selbstgefälligen Mainstream. Er macht Frank zum Helden, ohne ihn zu heroisieren, verweigert sich platten moralischen Ansprüchen, findet ein Herz für die Außenseiter, ohne sich mit ihnen verbrüdern zu müssen. Und er kriegt die Kurve noch, um der Geschichte kein banal-comiceskes, sondern ein erwachsenes und dadurch ungleich befriedigenderes Ende zu geben.

Rainn Wilson, ein Mann, der niemals ein Star sein wird, findet wieder einmal neues Facetten in einer Figur, die er so ähnlich schon ein halbes Dutzend Mal gespielt hat und Indie-Darling Ellen Page glänzt mit so lächerlicher wie unpassender Backfischerotik. Liv Tyler nimmt sich sympathisch zurück und verweist damit auf frühere Filme wie “Empire Records”, während ausgerechnet Kevin Bacon seine Karikatur eines Regionaldealers mit erstaunlicher Verve und Vielschichtigkeit spielt.

Fazit: Eine Comic-Dramedy mit Tiefgang und hohem Unterhaltungswert, subtil und krass zugleich. Für Otto Normalzuschauer schon absolut sehenswert, für Nerds ein “must see”.
gizmosx4

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Magineer
Magineer
15. August, 2011 16:55

Hm…
… ich fand SUPER teilweise zwar erfrischend, wenn auch ein wenig stark an James Gunns Troma-Vergangenheit erinnernd – der Film hat meiner Meinung nach dennoch ein Problem mit einigen seiner Figuren und kann sich manchmal einfach nicht entscheiden, ob er auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Drama zur einen oder anderen Seite abgrätschen soll.
Meinen Hauptkritikpunkt kann ich aus Spoilergründen nicht einmal ansatzweise ausformulieren (du wirst ihn dir sicherlich denken können), aber mich würde interessieren, ob dich einige Dinge an SUPER nicht doch auch gestört haben. Stichwort: Charakterinvestment. 😉

Wortvogel
Wortvogel
15. August, 2011 17:00

@ Magineer: Nein, ich halte auch die vielleicht von manchen empfundenen Schwächen für die größte Stärke des Films: Seine Bereitschaft, den etablierten Ton immer wieder zu brechen. Wäre mir sonst etwas aufgestoßen, hätte ich es geschrieben.

Peroy
Peroy
15. August, 2011 17:03

“Aber wie “Firefly” und “Dr. Horrible’s Sing-A-Long Blog”, wie “Tanz der Teufel 2″ und “Herr der Ringe” – manche Dinge sind nicht nur sakrosankt, sondern haben diesen Status auch verdient.”
Dann zähl’ doch mal welche auf…

Thies
Thies
15. August, 2011 17:17

Leider hatte ich meine Karten schon gekauft als auf der FFF-Homepage angekündigt wurde, dass der Regisseur am Sonntag in HH zu Gast sein wird. Aber ich hoffe der Film wird mir auch in der (wahrscheinlich gähnend leeren) WH-Vorstellung gefallen.

Peroy
Peroy
15. August, 2011 17:27

“Leider hatte ich meine Karten schon gekauft als auf der FFF-Homepage angekündigt wurde, dass der Regisseur am Sonntag in HH zu Gast sein wird.”
Die Gelegenheit für ein schönes Attentat… 8)

Achim
Achim
15. August, 2011 19:17

“UND liegt bereits offiziell auf DVD vor.”
Aber nicht bei Amazon.de, die ham nur das Plakat.

Wortvogel
Wortvogel
15. August, 2011 19:24

@ Achim: Ich habe auch nicht von Deutschland gesprochen.

heino
heino
15. August, 2011 19:30

Seit wann ist Firefly für dich denn unangreifbar?

Marcus
Marcus
15. August, 2011 19:38

@heino: weil er zur Besinnung gekommen ist? 😉

K. Lauer
K. Lauer
15. August, 2011 22:06

“Schon bald streifen “Crimson Bolt” und “Boltie” durch die Stadt und erzwingen Gerechtigkeit mit einer schweren Rohrzange. ”
Warum kanns kein seelenloser Stahlbolzen sein? In Rod We Trust!

Gregor
15. August, 2011 22:14

An den Film hab ich grosse Erwartungen, seit mal der frech-geniale Vorspann herumging. Schön, dass das Ding auch insgesamt gut zu sein scheint. Jetzt muss ich ihn nur noch sehen, hrmpf.

Thies
Thies
23. August, 2011 03:20

Die Spätvorstellung heute war doch noch ziemlich gut besucht. Vielleicht waren die auch alle am Sonntag in “The Innkeepers”? 😉
Der Film hätte auch in die “Midnight Madness”-Reihe gepasst. Das nie abreissende “Anything goes”-Gefühl machte den Film auf jeden Fall sehr kurzweilig. Bei ein paar wenigen Zuschauern hatte ich allerdings das Gefühl, dass derren Lachkrämpfe nicht vom Film ausgelöst wurden, da diese auch bei ruhigen Stellen nicht abbrachen.
Auch wenn Rainn Wilson niemals ein Star werden wird: wie er seine Figur zwischen erbärmlichen Loser, treuherziger Seele und über sich hinauswachsenden Held darstellte – meist mit nur geringer Veränderung seines Gesichtsausdrucks – war echtes Comedy-Gold.

heino
heino
28. August, 2011 22:08

Ja, der war wirklich richtig gut und hält im Gegensatz zu “Kick-Ass” – den ich wirklich mag – auch an seiner Aussage fest und ändert nicht mittendrin die Meinung. Hat grossen Spass gemacht.

Marcus
Marcus
29. August, 2011 12:03

What he said.
Kleine, gemeine, toll gespielte, brüllkomische, hammerharte Groteske, die das ganze Comichelden-ding noch konsequenter zerlegt als “Kick-Ass”. Unbedingt gucken. 10/10

Peroy
Peroy
29. August, 2011 12:06

“Kleine, gemeine, toll gespielte, brüllkomische, hammerharte Groteske, die das ganze Comichelden-ding noch konsequenter zerlegt als “Kick-Ass”. Unbedingt gucken.”
Nö.