Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (55) Heute: Let my puppets come
Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |USA 1976. Regie: Gerard Damiano. Mit Luis de Jesus, Al Goldstein, Penny Nicholls, Lynette Sheldon
Fickende Puppen. Erwartet nicht, dass ich zu dem Thema viel zu sagen habe…
"Let my puppets come" interessierte mich als Kuriosität aus der New Yorker Porno-Society der 70er. Ein Freund, der in der Stadt aufgewachsen ist, hat mir bestätigt, dass es damals durchaus nicht unüblich war, als "risky entertainment" abends ins Pornokino zu gehen (so schief lag Travis Bickle also gar nicht). Kultregisseur der Szene war Gerard Damiano, der mit "Deep Throat" (1972) und "The Devil in Miss Jones" (1973) zwei absolute XXX-Klassiker geschaffen hatte. Aber schon 1976 drohte die Pornowelle an sich selbst zu ersaufen, und es wurde zunehmend schwieriger, aufzufallen. Immer mehr Filme versuchten ihren Crossover-Appeal zu verstärken, um ein Mainstream-Publikum anzusprechen. So ist Damiano wohl auch auf die Idee gekommen, es mal mit Puppensex zu versuchen.
Die (Rahmen-)Story: In der Chefetage von "Creative Concepts Systems & Procedures Brothers Unlimited Inc." herrscht Panik – das letzte Geschäft war eine Pleite, und der Mafia-Investor will schnellstens sein Geld sehen. Ein Kurierfahrer hat die rettende Idee:
Und schon machen sich die sauberen Geschäftsleute daran, primäre Geschlechtsteile bei der Arbeit zu filmen: eine Frau und ihr Hund, eine Krankenschwester und ihr Patient, eine Porno-Oper, etc. Zwischendurch besucht man Titty-Bars, parodiert Fernsehwerbungen, und landet sogar im Knast. Doch am Ende wird alles gut…
Ist das geil? Nein. Aber ich habe meine Zweifel, ob das überhaupt geil sein sollte.
Mir lag eine auf 40 Minuten gekürzte Fassung des Films vor, die vielleicht nicht die gesamte kinematische Erfahrung darstellt, die New Yorker Kinobesuchern 1976 vergönnt war.
Inhaltlich geht das natürlich alles schwer nach hinten los: Die Story ergibt gar keinen Sinn (wie verdient man viel Geld in 24 Stunden mit einem Porno?), die Dialoge sind schmerzhaft, der Humor unterirdisch, und die einzelnen Sequenzen fallen auseinander wie Teile einer schlechten Sketch-Show.
Allerdings schaut sich wohl niemand "Let my puppets come" in der Hoffnung an, cineastisch hochwertiges Storytelling zu sehen zu bekommen. Aber das bringt mich der Antwort auf die Frage, WARUM sich jemand so einen Film ansieht, keinen Schritt näher. Natürlich sind die Puppen nicht kruder und ausdrucksloser als viele Pornostars. Andererseits sind Marionetten-Muschis einfach nicht sexy (Puppenfetischisten mögen mir die Verallgemeinerung verzeihen). Was ist da die Zielgruppe? Ist das Kunst? Soll es antörnen? Ist Sodomie im Realfilm empörender als in der Filz-Variante?
Ich sehe mich außerstande, das zu bewerten. Was ich bewerten kann, ist allenfalls die technische Umsetzung: die Puppen sind selten lieblos gearbeitet, Kamera und Schnitt haben Amateurfilm-Niveau, und die wenigen menschlichen Darsteller blamieren sich bis auf die Knochen.
Nun kann man natürlich einwerfen: "Ey, Alder, was willst du denn? Fickende Puppen!". Aber die letzten 30 Jahre haben gezeigt, dass sowas durchaus besser gemacht werden kann: Der poetisch schöne "Marquis" (1989) erzählt das Leben von de Sade als Penispuppe, und Peter Jacksons rüder "Meet the Feebles" hat zu dem Thema ja auch einiges zu sagen.
So bleibt "Let my puppets come" eine krude Kuriosität aus der Zeit, als der Pornofilm noch auf der Suche nach sich selbst und seinen Spielregeln war. Man probierte alles aus, und viel herum, meist mit mehr Enthusiasmus als Talent. Das geht in Ordnung – gut finden muss man es ja nicht.
Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen – wieder mal kein Trailer, sondern ein Promo-Bericht zum Auftritt des Sex-TV-Moderators Al Goldstein in "Let my puppets come":
Das kann nicht sein, 176 Kommentare zu fucking "Knowing", ihr wollt mich wohl irre machen !
Peroy, da geht’s schon lang kaum noch um den Film, also entspann' Dich.
Gruß,
Marko
Juhu, ich hab die Taxi Driver Referenz entdeckt.