31
Jan 2013

Filmposter: Nicht besser machen – nachmachen!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Es ist keine neue Erkenntnis, dass Filmposter gerne sattsam bekannte visuelle “keys” verwenden, die sich bewährt haben. Das kann so simpel sein wie die Verwendung der mittlerweile fast allgegenwärtigen Trajan-Schrift:

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Wir erinnern uns auch an die “Arsch in die Kamera”-Pose.

Bei 9gag bin ich eben auf eine sehr schöne Sammlung anderer, prägnanterer Design-Prinzipien für Filmposter gestoßen:
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Es wäre nun sehr einfach zu sagen: klar, denen fällt nix ein, einer guckt beim anderen ab, kreative Dürre, damit muss endlich mal Schluss sein.

Ich sehe das anders. Ich würde mir nämlich wieder mal wünschen, deutsche Filmposter wären erstmal in der Lage, die bewährten Klischees zu bedienen, statt sich mit ungenauen, konzeptlosen und absolut kein Interesse weckenden Motiven zu “schmücken”. Beispiel gefällig?
6596Zugegeben: es ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden. So, wie der deutsche Film langsam auf die Idee kommt, auch mal Genres zu bedienen, statt alles und gleichzeitig nichts sein zu wollen, wird auch bei den Postern darauf geachtet, dem Zuschauer zumindest eine vage Ahnung zu geben, was ihn erwartet. Aber dann stehe ich wieder fassungslos vor sowas: wir-sind-die-nacht-Hauptplakat-cinemagazine-de Prima Cover für ein “Cora Super Mystery” oder die neue Staffel von “Germany’s Next Mop Toddel”!

Oder dieses Beispiel aus dem Buch “Photoshop für Stümper”:
Jerry_Cotton_PosterUnd darum wäre meine Bitte an die deutschen Filmemacher und ihre Grafikdesigner eben nicht “Macht es besser als Hollywood!”, sondern “Macht es erstmal so gut wie Hollywood, bevor ihr versucht, es besser zu machen!”

Hört nur wieder keiner drauf.



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Marko
31. Januar, 2013 11:19

Ich hab vor einiger Zeit mal versucht, Aufträge aus dem Bereich zu ergattern, aber es scheint seitens deutscher Filmproduktionen wenig Willen dafür da zu sein. Lustigerweise grätschen aber andere Branchen da gern rein, um sich den Filmlook zu eigen zu machen, z. B. Hörspielproduktionen. Hab hier mal zwei Beispiele verlinkt, die ich nach dem Motto “Machen wir’s mal wie ein Hollywoodfilm” erstellt habe:
http://www.eyekicks.com/img/projekte/projekt_traumwandler_details.png
http://www.eyekicks.com/img/projekte/projekt_de3d_details.png
Verpackung im Film-DVD-Layout, Plakat im Filmposterlook mit Credits unten drunter – sowas adelt optisch. Nur nicht den deutschen Film, offenbar. 😉

Wortvogel
Wortvogel
31. Januar, 2013 11:23

@ Marko: Schöne Beispiele. Bei Traumwandler hätte die weißen Augen weg gelassen und das Girl etwas weiter nach unten in die Artwork geschoben, um den Fokus zu verbessern. Zwei paar Augen, die den Konsumenten anstarren, sind NIE gut 🙂

Marko
31. Januar, 2013 11:25

Ja, guter Einwand, Du hast Recht. (Das war allerdings das erste Motiv der Reihe, da hab ich noch rumprobiert. 😉 )

Dr. Acula
31. Januar, 2013 11:25

Ich muss zugeben, dass ich das “Wir sind die Nacht”-Motiv gar nicht soo übel finde (ich muss auch endlich mal den Film kucken), es bedient ungefähr die Erwartungen, die ich an den Film (vom Trailer her) habe.

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 11:42

DAaAlPosdtdeer FiFisFilt besser

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 11:49

Wow, das sollte heißen “Das Poster ist besser als der Film”…

jojoschi
jojoschi
31. Januar, 2013 12:24

Unter dem Aspekt sind auch die Poster für die diesjährigen Sci-Fi-Blockbuster sehr schön:
After Earth
http://en.wikipedia.org/wiki/File:After_Earth_Poster-Dec_2012.png
Oblivion
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Oblivion2013Poster.jpg
Star Trek Into Darkness
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Startrekintodarknessposter.jpg

Uli
Uli
31. Januar, 2013 12:52

@jojoschi: Großartige Zusammenstellung.
Von dem Til Schweiger Foto würde ich vermuten das der Hauptcharakter im Rollstuhl sitzt, richtig?

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 13:24

Hat dir das kleine Rollstuhlfahrermännchen im O den entscheidenden Hinweis gegeben…? *Facepalm*

Karsten
31. Januar, 2013 13:33

Quite interesting…..noch nie bewusst drauf geachtet.

CthIngo
31. Januar, 2013 14:10

Was mich immer irritiert sind solche Poster mit Schauspielerkopfgalerien und Namen darüber/-runter, die nicht zur jeweiligen Birne gehören.
http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/MisplacedNamesPoster
Das hier ist auch hübsch:
http://www.cracked.com/article_19903_9-actors-who-do-exact-same-thing-every-movie-poster.html

Wortvogel
Wortvogel
31. Januar, 2013 14:15

@ CthIngo: Ich glaube, dass TV Tropes die offensichtlichste Begründung ignoriert – es ist Absicht. Die Tatsache, dass die Namen NICHT zu den Köpfen passen, verursacht einen Disconnect, der beim Betrachter deutlich länger hängen bleibt. Zumindest vermute ich das – Zufall KANN es eigentlich nicht sein.

Uli
Uli
31. Januar, 2013 14:25

@Peroy:
“Hat dir das kleine Rollstuhlfahrermännchen im O den entscheidenden Hinweis gegeben…? ”
Ohne Witz, das habe ich beim ersten Mal nicht gesehen.

PabloD
PabloD
31. Januar, 2013 15:08

@Wortvogel: Ich würde einen viel profaneren Grund vermuten: Leserichtung im westlichen Kulturkreis grundsätzlich von links nach rechts und aus Namedropping-Gründen wird der Star des Films als erstes genannt. Nachwuchsschauspieler, zielgruppenferne oder unbekannte(re) Hauptdarsteller stehen dementsprechend ganz rechts, völlig egal wie die Köpfe darunter angeordnet sind (siehe oben: Tramitz => Ulmen => Cruz).
Beim tvtropes-Link funktioniert meine Theorie bei den allermeisten Plakaten erstaunlich gut.

PabloD
PabloD
31. Januar, 2013 15:13

Ergänzung wegen Lahmarschigkeit 😀 :
Deswegen ist die obige Liste vermutlich auch so lang, da die Abbildung des Hauptdarstellers als Eyecatcher natürlich zentral angeordnet wird, sein Name aber in der Aufzählung von links nach rechts als erster stehen muss. Das hat schon System.

Chabneruk
Chabneruk
31. Januar, 2013 16:47

“Wir sind die Nacht” ist – für einen deutschen Film – erstaunlich gut. Ich mochte ihn, trotz seiner Schwächen 🙂 Er hat sehr interessante Charaktere, vor allem die beiden Nicht-Hauptfigur-Damen.

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 17:06

” Wir sind die Nacht” ist – für einen deutschen Film – erstaunlich gut.”
Nein.

Schorsch
Schorsch
31. Januar, 2013 17:54

Ja, wir haben’s langsam kapiert. Der Wortvogel mag Til Schweiger nicht.
Wenn du über den dt. Film bzw. dt. Filmschaffende schreibst, muss dieser nämlich regelmäßig herhalten.
Neidisch auf seinen Erfolg?
Ihr seid ja gewissermaßen aus der selben Branche, wobei er mit so ziemlich allen Projekten Erfolg hat, während dein Zeugs allenfalls im Kaufhaus-Wühltisch für ‘nen Euro verramscht wird.

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 18:19

Hallo, Marc… 🙂

Little Feller
Little Feller
31. Januar, 2013 18:22

Niemand mag til schweiger…

Wortvogel
Wortvogel
31. Januar, 2013 19:56

@ Peroy: Lass mich mal, ich will ein bisschen spielen…
Hallo “Schorsch”,
danke für deinen Kommentar. Vielleicht kannst du mir noch erklären, an welcher Stelle ich in diesem Artikel etwas gegen Til Schweiger gesagt habe. Ich könnte nämlich schwören, dass ich lediglich das Poster bzw. dessen Grafiker kritisiert habe. Sagst du es mir?

MWi
MWi
31. Januar, 2013 23:05

@ Dr. Acula:
Das wir sind die Nacht Poster ist, wie ich finde, aus mehrerlei Sicht grausam, aber ich hab da vielleicht auch nen kleinen Detailspleen 😀
Typo: Passt nicht zusammen! Trajan ist zwar schon wieder mehr oder weniger ausgelutscht aber immer noch machbar. Es ist halt eine elegante Schrift und passt zu nem “was auch immer mit Vampiren” sogar nocht recht gut zusammen. Im (absolut unpassenden) Kontrast dazu dann aber die Typo des Titels, die in eine komplett andere Richtung geht (Serifenlos, Overlayeffekte) …sowieso 4 verschiedene, nicht immer zueinanderpassende Typos auf einem Blick…offensichtlicher geht Konzeptlosigkeit nicht mehr.
Beleuchtung: die Mädels haben ne andere Beleuchtung als der Rest des Raums. Sowieso, wenn ich ne düstere Stimmung erzeugen will, wieso hau ich die Spots voll auf die Schauspieler? Das passt vom Setting her nicht…
Ernsthaftigkeit: OK, da bin ich nur nen Laie…aber so wie mich die Mädels anschauen, fällt mir nur eines ein: Overacting. Und warum schaut der Blutfleck auf dem Arm so total billig aus?
Aber das beste Poster hatte immer noch MV zu bieten 😀
Also immer schön dran denken, so lange nen goldener Rahmen da ist, ist alles erlaubt 😛

DMJ
DMJ
31. Januar, 2013 23:11

Ui, das könnte interssant werden!
Ich bin mir sicher, “Schorsch” (Lukas?) hat voll die validen Argumente.

Chabneruk
Chabneruk
31. Januar, 2013 23:25

“Nein.”
Doch 🙂 Besonders diese Stummfilmschauspielerin hat mir gefallen. Die Story selbst war natürlich… sagen wir, vorhersagbar. Aber die Szenerie war gut und die Umsetzung auch.

Peroy
Peroy
31. Januar, 2013 23:49

Nein.

Skrymir
Skrymir
1. Februar, 2013 01:21

Man muss nichts gegen Til Schweiger schreiben/sagen, man muss ja auch nicht extra erwähnen wie scheiße Sexismus…
Okay, schlechtes Beispiel.

Nikolai
Nikolai
1. Februar, 2013 07:30

Ich will ja kein Spielverderber sein.
Aber könnte es nicht einfach an der Masse der Filmplakate liegen, dass es statistische Häufungen gibt?
Alleine bei der imdb Database gibt es
Titles: 2,416,212 (Year Range: 1880 – 2019)
Quelle: http://www.imdb.com/stats
Wenn auch nur zu 10% davon ein Plakat existiert sind das bereits 241.621 Plakate.
Ich kann mir gut vorstellen, dass immer wieder Designer sagen “Oh, ein Auge, das einen anblickt, das kommt gut.” und dabei gar nicht daran denken, dass es das bereits tausend mal gibt.
Gruß

Dietmar
Dietmar
1. Februar, 2013 08:08

@Marko: Echt: Ich finde, Du hast etwas drauf!
@Little Feller: Til Schweiger mag Til Schweiger. Nora Tschirner mag Til Schweiger. Jürgen Vogel auch. Und ein paar hunderttausend Kinogänger. Und ich manchmal tatsächlich auch. Und der mit der Goldkante, quasi der Ado-Filmer des deutschen Big-Business-Film-Noir-Avantgarde-Thriller (oder wie auch immer), wenn´s “argumentativ” passt.
Aber meistens mag ich Til Schweiger auch nicht.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
1. Februar, 2013 11:02

@CthIngo: Danke für den großartigen Link – hat mich direkt zu http://www.cracked.com/article_19882_6-insane-but-convincing-fan-theories-about-kids-cartoons.html?wa_user1=3&wa_user2=Movies+%26+TV&wa_user3=article&wa_user4=noincite gefüht und für einige Lulz im Büro gesorgt 😀

Jor
Jor
1. Februar, 2013 15:11

Ich kann mich noch erinnern ein paar mal was zu “Wo ist Fred?” gesehen zu haben und mich immer gefragt habe, was das wohl für ein Film ist. Damit endete mein Interesse aber auch schon wieder.
Das “Wir sind die Nacht” Bild ist tatsächlich schrecklich, wieso muss Nina Hoss ihren rechten Arm so abwinkeln, warum sitzt sie so hoch im Bild und mussten ihre Klamotten Falten werfen wie ein chinesisches Auto nach dem Crash Test? Wie Der peinliche Blutfingerabdruck auf Karoline Herfuhrts Arm, die Strumphose mit durchdrückenden Knien.
Dazu die Schauspielerinnen ausgeleuchtet, ne da passt nix.
Und wer hat Tramizs linkes Nasenloch auf dem Gewissen?

AlphaOrange
AlphaOrange
1. Februar, 2013 18:02

Mit “Wo ist Fred?” hast du jetzt natürlich eines der uninspiriertesten, lieblosesten und grafisch auf absolutem Laien-Niveau gebastelten Filmplakate der letzten Jahre rausgesucht. Das zu “Wir sind die Nacht” finde ich im Kontext gar nicht schlecht und “Jerry Cotton” – naja, ich finde, wenn man es irgendwo hängen sieht, tut es seinen Dienst, aber mehr auch nicht.

Wortvogel
Wortvogel
3. Februar, 2013 20:19

Die hier würde ich auch ALLE nehmen:
http://collider.com/superhero-noir-posters-marko-manev/