Fantasy Filmfest 2023, Tag 6, Film 4: FRONTIERS
Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |Kanada 2022. Regie: Guy Édoin. Darsteller: Pascale Bussières, Mégane Proulx, Micheline Lanctôt, Christine Beaulieu, Marilyne Castonguay
Offizielle Synopsis: Diane lebt mit ihrer Tochter Sarah auf einer Farm in Québec, in der Nähe der Grenze zwischen den USA und Kanada. Seit einem tragischen Unfall, der ihren Vater das Leben gekostet hat, leidet Diane an Panikattacken. Sie kauft eine ganze Batterie an Vorhängeschlössern und verrammelt nachts das Haus. Vergebens, denn immer wieder stehen die Türen offen. Könnten es die flüchtigen Gefängnisausbrecher aus den USA sein? Trotz gutem Zureden ihrer Schwestern und Mutter, glaubt Diane fest daran, dass sie ein Geist verfolgt.
Kritik: Ich beneide Regisseur Guy Édoin ein wenig – der hatte keine Probleme, für seinen Film die passende Location zu finden und die Erlaubnis zu erhalten, dort zu drehen: Es ist die Farm seiner Eltern, die seit 200 Jahren in Familienbesitz ist. Das spart Geld, Zeit und Ärger. Aber es ist auch nur die halbe Wahrheit. Ich bin ziemlich sicher, dass Édoin nicht den Drehort für seinen Film gewählt hat, sondern den Film für seinen Drehort. FRONTIERS wurde entwickelt, um sich praktisch komplett auf der Farm drehen zu lassen. Das schränkt natürlich die Möglichkeiten ein wenig ein, zumal offensichtlich ist, dass Édoin nichts verändern oder gar zerstören durfte. Ich finde die Vorstellung drollig, dass er ständig seine Mutter neben sich hatte, die ihm ins Ohr flüsterte: "Macht mir ja nix von dem Porzellan kaputt, das ist noch von Oma!"
Und was für ein Film kommt unter solchen Umständen heraus? Ein dialoglastiges Drama über drei Schwestern und ihre Mutter, die immer noch mit einer Tragödie hadern, die jede für sich selbst anders verarbeitet. Diane hat Panikattacken und ist instabil, Julie lässt sich von einem Taugenichts demütigen, Carmen gibt die rebellische Dorflesbe, und Mutter Angèle ist nach Florida abgehauen.
Klar, sowohl Angèle als auch Diana wundern sich über plötzlich offenstehende Küchenschränke und seltsame Lichterscheinungen. Und im Radio wird vor zwei ausgebrochenen Gewaltverbrechern in der Gegend gewarnt. Aber das ist nur Budenzauber, im Fall der Verbrecher sogar ziemlich kackfrech: Im Finale wird kurzerhand vermeldet, dass man die beiden folgenlos wieder eingefangen hat. Außer Spesen nix gewesen.
Es ist sehr offensichtlich, dass der Regisseur entweder keinen "echten" Horrorfilm drehen wollte oder konnte. Er hält das Interesse der Zuschauer mit Taschenspielertricks aufrecht, hat aber kein Kaninchen, das er aus dem Hut zaubern könnte. Wenn er dann endlich zum Finale hin ein bis dato sehr unterspieltes Element in den Vordergrund rückt, ist das nicht unclever, aber zu spät – ich hatte den Film längst abgeschrieben.
Fazit: Ein Fake-Genrefilm, der immer wieder mit Geistern und Home Invasion ködert, letztlich aber nur an den emotionalen Befindlichkeiten dreier Schwestern interessiert ist. Wegen der guten Darstellerinnen und der emotionalen Ernsthaftigkeit noch 4 von 10 Punkten.
Kein Trailer
Das Filmplakat weist nicht gerade auf ein emotionales Charakterdrama hin…