06
Feb 2023

Fantasy Filmfest White Nights 2023 München (10): GOOD BOY

Themen: FF White Nights 2023, Film, TV & Presse, Neues |

Norwegen 2022. Regie: Viljar Bøe. Darsteller: Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Amalie Willoch Njaastad, Nicolai Narvesen Lied

Story: Christian ist jung, gutaussehend und reich. Läuft auf Tinder! Das erste Date mit Superlike Sigrid endet im Bett – und mit einer grotesken Überraschung für die Psychologiestudentin: Der Schoßhund, von dem Christian so begeistert erzählt hat, ist gar kein Tier. Frank ist ein Mann im Rüdenkostüm, der bellt, wenn er sein Fresschen in den Napf fordert, und den Herrchen Christian an der Leine führt. Verstört flieht Sigrid. Dann kehrt sie zu der rein platonischen Zweckgemeinschaft zurück, schließlich schreiben wir das 21. Jahrhundert und wer ist sie schon, Frank vorzuschreiben, wie er zu leben hat. Es macht ja auch ungemein Spaß, ihm den Kunstfellkopf zu kraulen und Stöckchen zu werfen. Aber ist Frank wirklich so harmlos, wie Christian behauptet? Und wer ist er überhaupt?

Kritik: Manchmal mache ich mir Sorgen um die Skandinavier. Die haben so schöner Länder, da ist es so sauber und anständig. Hübsche Blondinen hüpfen über Sommerwiesen, im Radio laufen immer ABBA und a-ha, und im Winter sitzt man vor dem prasselnden Kamin im eingeschneiten Blockhaus. Warum drehen die so schräge Filme, die einen vermuten lassen, dass zu viel Glück und Wohlstand den Wahnsinn fördern? Wie kommt man auf eine Idee wie GOOD BOY – und warum?

Positiv ist auf jeden Fall festzuhalten, dass GOOD BOY sehr viel aus sehr wenig macht. Letztlich kommen nur vier Personen und vier Locations vor, trotzdem wirkt der Film nie mager oder billig. Die beiden Protagonisten sind perfekt gecastet, Sigrid als die etwas unreife Studentin und Christian als der modelschöne Multimillionär mit dem romantisch-tragischen Background. Lange genug bleibt erfreulich unklar, wer hier wen manipuliert und beim wem unsere Sympathien liegen sollen. Selbst der Twist zum dritten Akt dreht die Geschichte zwar auf links, aber ohne alle Karten offen zu legen.

Leider sind die eher knapp bemessenen 76 Minuten Laufzeit dann aber doch zu viel, denn es mangelt sowohl an der Idee für ein knackiges Finale wie auch an der Idee für eine plausible Auflösung der Geschichte. Was wir als Epilog präsentiert bekommen, wirkt eher wie eine Punchline, die keiner näheren Betrachtung standhält.

Ich halte GOOD BOY aber zugute, dass er im Mix des Festivals durchaus brauchbar unterhalten konnte und als einer der wenigen Filme die 100 Minuten-Marke nicht gerissen hat. Das ist zum Abschluss durchaus was wert.

Fazit: Schräger, entspannter Psychothriller im Skandi-Design, dem leider beim Finale die Puste ausgeht und der als Kurzfilm vermutlich besser funktioniert hätte. Ich schwanke sehr zwischen sechs und sieben Punkten und damit zwischen gelber und grüner Ampel.

Finanziert wurde der Streifen anscheinend teilweise über Crowdfunding – statt eines Trailers deshalb hier das Konzeptvideo:

https://youtu.be/d7Z2pZyVC3E



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6 Kommentare
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MinkyMietze
MinkyMietze
7. Februar, 2023 09:05

Wenn du immer wieder die Filmlänge thematisierst, warum steht die dann nicht in deinen Credits? Ansonsten danke für die Mühe. Du verschaffst mir so Einblicke in ein Genre, das nicht wirklich meines ist.

comicfreak
comicfreak
7. Februar, 2023 09:26

der klingt genau richtig für einen Freitagspätabend

heino
heino
7. Februar, 2023 11:41

Klingt, als wollte sich da jemand über 50 Shades of Grey lustig machen. Wird auf jeden Fall für einen etwaigen Stream vorgemerkt

Feivel
Feivel
7. Februar, 2023 15:02

Mal eine Frage an die Experten: Warum gibt es für so einen Film keinen Trailer? Ist das nur ein money grab für Festivals und darum spart man sich den Aufwand mit dem Trailer? Da spräche dagegen, dass die ja in Norwegen selbst, also quasi von ihren Freunden, Geld gesammelt haben.
Hab wirklich lange gesucht, aber auf keinen der offiziellen Kanälen gibt es Trailermaterial – weder für “Good Boy” (der neue Name) noch für “Me, You & Frank” (alter Name)

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
7. Februar, 2023 16:28

Klingt mit Limbo am interessantesten, insgesamt scheint sich das Festival aber ja (mal wieder…) nicht für eine Dauerkarte angeboten zu haben :/
Vielleicht liegt‘s auch am Streaming-(Über)Angebot, aber um 10+€ für eine Kinokarte zu lösen, muss da schon mehr kommen…