06
Feb 2023

Fantasy Filmfest White Nights 2023 München (8): NOCEBO

Themen: FF White Nights 2023, Film, TV & Presse, Neues |

Irland, GB, Philippinen, USA 2022. Regie: Lorcan Finnegan. Darsteller: Eva Green, Mark Strong, Chai Fonacier, Billie Gadsdon, Cathy Belton

Story: Die ehrgeizige Christine stellt gerade ihre neueste Modekollektion vor. Als die Designerin für einen Anruf hastig den Saal verlässt, springt wie aus dem Nichts ein räudiger Hund auf sie zu und übersät sie mit Zecken – geschockt bricht sie zusammen. Monate später: Seit der Attacke leidet Christine an einer mysteriösen Krankheit, die sie schwach und mit Gedächtnislücken zurücklässt. Als eines Tages Diana vor der Tür steht, kann sie sich nicht daran erinnern, sie als Haushaltshilfe eingestellt zu haben, nimmt die resolute Filipina aber auf. Bald macht sich Diana bei der Familie unentbehrlich, vor allem wegen ihrer wundersamen Heilkunstrituale, nach denen Christine wie ausgewechselt ist. Doch je intensiver die beiden Frauen eine Symbiose eingehen, umso unheimlicher brodelt es unter der Oberfläche. Was hat Diana zu verbergen?

Kritik: Ahhh, ich hätte mich auch gewundert. Fast auf jedem FFF gibt es einen dieser “irischen” Filme – wobei “irisch” in dem Fall heißt, dass die Produktion viele steuerliche Vorteile und Fördertöpfe nutzen konnte, indem man in Irland drehte und neben dem “name star” (in diesem Fall Eva Green) hauptsächliche irische Crew beschäftigte. Wäre ich nicht anderweitig beschäftigt, würde ich eine Liste an Beispielen zusammen stellen. Diese Filme sind mehr ein Geschäftsmodell als genuine künstlerische Projekte.

Und so ist auch NOCEBO zuerst einmal wieder einer dieser glatt gebügelten Thriller, in denen ein wohlhabendes Pärchen in seiner Villa von einer unheimlichen Macht bedroht wird, die sich bald als Resultat früherer Sünden heraus stellt.

Eine oft gesehene Grundkonstellation. Das kann man besser und schlechter machen. NOCEBO macht es schlechter. Das Hauptproblem besteht darin, dass wir nach ca. einer halben Stunde exakt wissen, worauf die Geschichte hinaus läuft – und sie dann genau darauf hinaus läuft. Es gelingt dem Film nicht, uns zu überraschen, und in seinem Schattenspiel und Nebelkerzenwerfen voraus zu sein. Er hat auch für das (recht alberne) Ende keinerlei Überraschung parat, die es dann noch mal herum reißen könnte. Trotz der sorgsamen Inszenierung und soliden Darsteller – es gibt nichts Unspannenderes als einen Film, dessen Ablauf wir komplett vorhersehen können.

Hinzu kommt, dass das ganze moralische Dilemma gerade lächerlich plakativ ist, der Kontrast von Wohlstandsgesellschaft und ihren erpressten Produktionsmitteln mit der abhängig gemachten Parallelwelt in Afrika und Asien hat ein sehr oberlehrerhaftes Gschmäckle, zumal das Narrativ bedingt, dass die Hauptfigur zum Ende hin unglaubwürdig umdefiniert wird, um ihr Schicksal zu rechtfertigen.

Fazit: Ein Edel-Grusler, bei dem das investierte Geld und die distinguierten Darsteller nicht darüber hinweg täuschen können, dass das Skript banal und moralinsauer ist. Als Festival-Füller gerade Mittelmaß. 5 von 10 Punkten.

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