Fantasy Filmfest 2016: The Neighbor
Themen: Fantasy Filmf. 16, Film, TV & Presse, Neues |The Neighbor
USA 2016. Regie: Marcus Dunstan. Darsteller: Josh Stewart, Alex Essoe, Luke Edwards, Bill Engvall, Jaqueline Fleming, Ronnie Gene Blevins
Offizielle Synopsis: Seine Nachbarn kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Wäre es nämlich so, dann würden Kleinganove Johnny und seine Freundin Rosie ganz bestimmt nicht neben dem Schlapphutträger Troy wohnen. Dass der Bierfreund gerne auf dem eigenen Grundstück rumballert, ist jetzt nichts Außergewöhnliches im US-Südstaat Mississippi. Die Grube mit verrottentenden Tierkadavern im Vorgarten kommt aber vielleicht doch ein wenig extrem daher. Das findet zumindest Rosie, die den Creeper in nostalgischer DAS FENSTER ZUM HOF-Manier observiert. Wie krass Troy und seine intellektuell tiefergelegten Söhne tatsächlich drauf sind, sollen Johnny und Rosie schon bald am eigenen Leib erfahren.
Kritik: Gerade nach einem Mega-Spektakel wie „Mojin“ freut man sich über einen kleineren Film – und „The Neighbor“ liefert. Gerade mal eine Handvoll Personen in zwei Häusern irgendwo in der Pampa geraten sich in die Haare. Unschuldig ist niemand, aber was sind ein paar Drogen- und Geldwäschereien gegen professionelle Entführer und Vergewaltiger? Beide Seiten sind bis an die Zähne bewaffnet, kampferfahren – und in diesen Kreisen ist „reden wir drüber“ keine Option.
Erfreulich ist dabei, dass „The Neighbor“ sein hohes Tempo über die gesamte Laufzeit halten kann. Mit dem Ende des ersten Akts geht er quasi in Echtzeit über und dreht ohne Unterlass an der Spannungsschraube. Dabei helfen ein paar hässliche Wendungen und Überraschungen, die man auch als crime-gestählter Besucher nicht notwendigerweise kommen sieht, die aber durchaus glaubwürdig sind. Die Machtverhältnisse verschieben sich permanent, das Ende dieses Hahnenkampfes ist blutig, aber nie absehbar.
Erfreulich und erwähnenswert: Die relativ starken Frauenrollen. Zwar werden zwei der drei Darstellerinnen von Männern gefangen, gefoltert und am Schluss befreit, aber sie sind deutlich aktiver uns selbstbestimmter, als es dieses Genre üblicherweise zulässt.
Technisch muss man ein paar kleinere Abstriche machen. „The Neighbor“ ist mit erkennbar geringem Budget gedreht worden, was man gerade bei den Nachtaufnahmen sehen kann, deren wackeliger Videolook mitunter die Ambitionen der Macher unterläuft.
Fazit: Kleiner, straff konstruierter Brutalo-Thriller mit vielen überraschenden, aber plausiblem Wendungen, der den Hunger nach „southern crime“ befriedigt.
Philipp meint: Auf den Punkt gebrachter Thriller mit plausiblen Wendungen in den Machtverhältnissen.
Alles durchaus kompetent gemacht, aber wie schon die COLLECTOR-Filme ist der hier für meine Begriffe zu uninspiriert und zu dünn, um aus dem Mittelmaß zu ragen oder gar ernsthaft im Gedächtnis zu bleiben. Kann man gucken, muss man aber nicht. 6/10.