DVD-Kritik: All Star Superman
Themen: Film, TV & Presse, Neues |USA 2010. Regie: Sam Liu. Sprecher: James Denton, Christina Hendricks, Anthony LaPaglia, Edward Asner, Alexis Denisof, Michael Gough u.a.
Story: Durch eine Überdosis Sonnenenergie bei einem Weltraumrettungseinsatz werden die kryptonischen Blutzellen von Kal-El überladen: Superman wird sterben. Er beschließt, Dinge ins Reine zu bringen, gesteht Lois endlich seine Doppelidentität, legt sich noch einmal mit ein paar alten Feinden an, und sucht die Aussprache mit Lex Luthor. Ist dies wirklich das Ende des “Mannes aus Stahl”?
Kritik: Wer meine Kritiken zu den Direct2DVD-Filmen von DC regelmäßig liest, der weiß, dass die Bilanz relativ durchmischt ist: Für jeden “Justice League: New Frontiers” gibt es einen “Green Lantern: First Flight”, für jeden “Batman & Superman: Public Enemies” gibt es einen “Wonder Woman”. Die “DC Showcases”, als animierte Häppchen den DVD-Releases beigepackt, haben mich besonders enttäuscht. Echte Highlights wie “Superman/Shazam: The Return of Black Adam” und “Batman vs. Dracula” sind immer noch die Ausnahme.
Wenigstens trauen sich die Macher mittlerweile an bessere Quellen: meistens sind die DVD-Streifen nun Adaptionen von den besseren Graphic Novels aus dem Hause DC. “Justice League: Crisis on two earths” war ein viel versprechender Anfang, was “mutigere” Plots und komplexeres Storytelling angeht, auch wenn das Endergebnis ein wenig dünn blieb.
“All Star Superman” ist die Adaption einer zwölfteiligen Miniserie von Grant Morrison und Frank Quitely – und genau das ist die Stärke und die Schwäche der Produktion. Obwohl man sich Mühe gegeben hat, das philosophische und teilweise etwas pompöse Epos auf magere 75 Minuten zusammen zu kürzen, verschluckt sich “All Star Superman” an seinem eigenen Anspruch. In zu vielen kleinen Episoden wird versucht, Subplots aus den Comics wenigstens anzureißen, und das schwächt den Hauptstrang – die Auseinandersetzung mit den beiden Menschen, die Supermans Existenz im Guten wie im Bösen geprägt haben: Lois und Lex. Es ist, als könnte sich das Drehbuch nicht auf den eigenen Kern konzentrieren und schiele immer wieder umher. So werden die existentiellen Konflikte nur angerissen, die großen emotionalen Beats bleiben erschreckend flach.
Ebenfalls gestört hat mich die völlige Abwesenheit aller anderen Superhelden: Der Verlust für die Erde durch den Tod Supermans wird künstlich hochgejazzt, in dem man einfach ignoriert, dass es ja immer noch die Justice League gibt. Von Dutzenden weiterer Superhelden mal ganz abgesehen. Und Supes würde sich nicht mal von Batman verabschieden? Für eine so globale Geschichte ist ASS einfach zu Metropolis-zentrisch.
Damit will ich nicht sagen, dass “All Star Superman” schlecht ist. Im Gegenteil: Der Zeichenstil von Quitely wird zwar simplifiziert, aber gut getroffen, die Framerate stimmt, der Soundtrack ist krachig, das Voice Acting ist kompetent, und besser als die ewig lauen Origin-Trickfilme ist ASS allemal. Er ist nur eine zwangsläufige Enttäuschung für Liebhaber der Vorlage, und der Genuss hängt damit erheblich davon ab, ob man Superman-Fan oder tatsächlich Fanatiker ist. Wie “Crisis on Infinite Earths” oder “Knightfall” sollte man so eine Story einfach nicht in das Direct2DVD-Korsett zwängen.
Eine Miniserie wäre angebrachter gewesen, um dem Stoff tatsächlich gerecht zu werden.
Fazit: Technisch überzeugend, überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Direct2DVD-DC-Produktionen, aber nur eine reduzierte Schwarzweiß-Kopie des opus magnum, das “All Star Superman” in gedruckter Form darstellt.
Kann ich DC hiermit bitten, sich endlich mal an eine Vorlage zu trauen, die von Alex Ross gezeichnet wurde? Meinetwegen auch in CGI/3D? DAS würde ich gerne mal sehen!
“Ebenfalls gestört hat mich die völlige Abwesenheit aller anderen Superhelden: Der Verlust für die Erde durch den Tod Supermans wird künstlich hochgejazzt, in dem man einfach ignoriert, dass es ja immer noch die Justice League gibt. Von Dutzenden weiterer Superhelden mal ganz abgesehen. Und Supes würde sich nicht mal von Batman verabschieden? Für eine so globale Geschichte ist ASS einfach zu Metropolis-zentrisch.”
Also, wenn dir schon wurscht ist, dass die Leute im Wolverine-Prequel das falsche Alter haben, dann ist DAS ja wohl mal echt scheissegal…
Gibt’s halt keine weiteren Superhelden, basta.
“Also, wenn dir schon wurscht ist, dass die Leute im Wolverine-Prequel das falsche Alter haben, ”
..das ist NICHT wurscht, das ist zum Fußnägelrollen, aber aufgrund der restlichen “runden” Umsetzung gerade noch tolerierbar
*gnarf*
“..das ist NICHT wurscht, das ist zum Fußnägelrollen, aber aufgrund der restlichen “runden” Umsetzung gerade noch tolerierbar”
Ihm isses wurscht…
Ein Freund von mir beklagte auch, was für Chancen hier verpasst wurden. Schade, denn die Vorlage habe ich auch kürzlich erst gelesen und die ist wirklich superb.
Der Mangel an anderen Helden fiel mir da auch schon auf – erst dachte ich, da es von der Rest-Continuity befreit wäre, GÄBE es in dieser Welt halt keine anderen, aber dafür wird halt zuviel gestreift, was sich auf andere Figuren bezieht.
Gibt es, bei den ganzen Superheldencomics, eigentlich eine Hauptstory oder eine fixe Welt?
Oder ist es so, dass alles, je nach Bedarf, zusammengezimmert wird?
Sowohl als auch: Die Verlage haben jeder ihr (bzw. sogar ihrE) festen Universen, aber immer wieder gibt es auch einzelne Stories, die außerhalb davon spielen und für die sich die Autoren daraus nehmen können, was sie brauchen und es ggf. verändern.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man bei der Geschichte das Fehlen anderer Superhelden mokieren kann. Nicht jede Comicstory muss doch zwangsläufig in einem Universum spielen, in welchem alle Superhelden nebenher exisiteren, oder? Die Storys, welche den Helden als einzigen des Planeten präsentierten, waren mir immer am liebsten…
@Wortvogel:
Oder mokierste auch bei den Nolan Streifen, dass Batsi nicht Superman anruft, wenn er in Not ist?
@Kazimir:finde ich eigentlich logisch. Jeder DC-Leser weiss, dass es hunderte Superhelden gibt und der Verlust von Superman zwar sehr schmerzhaft wäre, die Lücke aber von anderem Figuren gefüllt würde. Und das sollte zumindest nicht völlig ignoriert werden. Bei den Nolan-Filmen (wie auch damals bei Burton) wird nicht einmal ansatzweise angedeutet, dass es andere Superhelden geben könnte, daher erübrigt sich die Frage.
Als ob Superman man wirklich sterben würde. Schön wärs. Der kommt leider immer wieder.
Aber zum Thema Trickfilm:
http://www.youtube.com/watch?v=uvtUaXiKGug&feature=player_embedded
Inhaltlich total flach und die Reaktionen/Dialoge der Leute und vor allem Superman totales Klischee aber technisch sehr gut gezeichnet!
Tja, ich fand den leider auch nicht so awesome, wie er hätte sein sollen. Er hakt halt brav ein paar der Plotpoints der Vorlage ab, und das war’s dann.
@Torsten: hast du denn “Batman: Under the Red Hood” und “Superman/Batman: Apocalypse” gesehen? Ich fand beide besser als den hier….
Aber so schlecht, dass man ihn mit “ASS” abkürzen muss, war er doch auch nicht.
“Kann ich DC hiermit bitten, sich endlich mal an eine Vorlage zu trauen, die von Alex Ross gezeichnet wurde? Meinetwegen auch in CGI/3D? DAS würde ich gerne mal sehen!”
Aber welche? Soo viel hat der gute Mann ja nicht gemacht – meist ist er ja nur Coverzeichner, weil sein Arbeitsstil für einen monatlichen Comic zu aufwendig ist. Und “Kingdom Come” passt ja nun noch weniger ins 75 min.-Format, oder?
Ach ja, Schreibfehler in der Cast-Angabe – der Mann heißt Anthony LaPaglia, mit ‘i’.
Da hier von Wolverine die Rede war, muss sagen habe von dem Film nix erwartet und war positiv überrascht, hat mir besser gefallen als die X-Men Filme.
Superman unbound hat mir jedenfalls besser gefallen