09
Jun 2009

"Genial erkannt" statt "Genial daneben"

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ein Clip aus der humoristischen britischen Panel-Show "QI" – die Diskutanten sind Alan Davies ("Jonathan Creek") und Stephen Fry (Gott):

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Kann sich jemand einen solchen spontanen Ausbruch zwischen Hugo Egon Balder und Bernhard Hoecker vorstellen – und die Schlagzeilen der BILD am Tag darauf?



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Dietmar
9. Juni, 2009 00:27

Kann ich mir nicht vorstellen: Beide surfen zu sehr an der Oberfläche, um ernsthaft und dabei pointiert zu reagieren. Insbesondere Balder würde einen Kalauer versuchen, und das wär´s dann gewesen.

Mein Englisch ist nicht besonders trainiert. Liegt es daran, dass ich den Eindruck habe, Leuten wie Ferguson, Maher, Colbert, Stewart oder eben wohl auch Frey gelingt es weit besser als jedem mit ähnlichen Formaten in Deutschland, virtuos alle Facetten zwischen Ernsthaftigkeit und Alberei auszuspielen? Wenn Stewart sich über Idiotie in der amerikanischen Politik hermacht, ist das lustig, aber die ernste Kritik immer spürbar. Selbst Harald Schmidt gelang das nicht in ähnlich.

Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich mich immer so freue, wenn ich mal einen englischsprachigen Gag kapiere 🙂

realstar
realstar
9. Juni, 2009 03:56

Ich bewundere ebenfalls diese Fähigkeit bei Stewart und Co. die scharfzüngige und entlarvende Kritik (für die man bei uns das Kabarett braucht) so rüberzubringen dass es problemlos auch vom eher auf leichtgeistige Inhalte getrimmten Zuschauer konsumiert und kapiert werden kann. Aber die Amis haben, glaube ich, da sowieso eher eine größere Tradition z.b. auch die versteckten oder ganz offenen politische Aussagen und Pointen in bekannten Serien. Das sucht man bei uns vergebens.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
9. Juni, 2009 19:46

Ich finde es immer wieder ziemlich arm wenn man ohne Fallhöhe auf dem hohen Ross sitzen kann.

Natürlich ist es einfach die Frage zu stellen "Warum wohl Leute an sowas glauben" wenn es sich um scheinbar oder anscheinend offensichtlich Dummes handelt.

Leider ist jeder von uns 365 Tage im Jahr bei fast allem zumindest Agnostiker. Ich 'weiß' nicht das nichts schneller als das Licht ist, das die Erde um die Sonne kreist oder das Licht im Kühlschrank ausgeht wenn man die Tür schliesst, weil ich es nie nachgeprüft habe. Ich 'glaube' das es so ist, weil es oft und von vielen klugen Leuten behauptet wird und man mir erzählt hat, dass es irgendwann mal einer tatsächlich überprüft hat.

Bei vielen Dingen könnte ich es noch nicht mal überprüfen, weil mir Zeit, Geld, Möglich- oder Fähigkeiten fehlen. Also gilt wer nichts weiß muss alles glauben und insofern sind wir alle Gläubige oder Agnostiker in der einen oder anderen Form.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit glauben wir dabei heute an Dinge, die als offensichtlich richtig gelten, sich in einer Generation aber als totaler Blödsinn herausstellen werden. Genau wie unsere Ahnen und Urahnen das einmal getan haben.

Es ist einfach jeden der Mal daran geglaubt hat, dass die Sonne um die Erde kreist als einfältig zu beschimpfen, denn Hinterher ist man immer schlauer. Ich frage mich eher bei was wir gerade total einfältig sind ohne es zu wissen ;-).

Insofern täte dem Herrn Davies etwas Demut ganz gut. Da finde ich Stephen Frys Standpunkt schon besser: Jeder mag glauben was er will, solange er mir keine Vorschriften daraus macht, was ich zu glauben oder zu tun habe.

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2009 20:02

@ Jeff Kelly: Ich finde deine Argumentation in vielen Belangen mehr als dürftig.

Alan Davies' Frage bezieht sich auf die Quiz-Frage nach dem biblischen Mana – warum glauben die Leute, dass Gott Lebensmittel vom Himmel schmeißt? Bei den bibeltreuen Christen (den Literalisten) wird man die Frage wohl stellen dürfen.

Außerdem ist es kaum einzusehen, dass eine absurde Vorstellung nicht attackiert werden darf, nur weil sie ein leichtes Ziel darstellt. Das setzt den Kritiker nicht auf ein hohes Ross, sondern senkt das Opfer zum Bodensatz.

Fry ist ein extremer Religionskritiker – seine Aussage bezog sich eher darauf, dass er sich auf keine Diskussionen einlässt, solange niemand ihm Vorschriften macht.

Am wichtigsten aber: du bist wieder jemand, der die Begriffe "Glaube" und "Wissen" beliebig durcheinander wirft. Manche Leute GLAUBEN, dass Gott die Erde in sechs Tagen erschaffen hat. Das steht in der Bibel. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, oder wenigstens eine plausible Theorie, wie das passiert sein soll.

Wir WISSEN aber, dass die Erde um die Sonne kreist. Sonst wäre schon die Mondlandung gescheitert, und jede Raumsonde verloren gegangen. Die Tatsache, dass nicht alle sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten das persönlich überprüft haben, macht es nicht weniger zu einer Tatsache. Man muss nicht alles selber geprüft haben – man kann auch die Aussage aus zweiter Hand verifizieren.

Dass in deinem Kühlschrank das Licht ausgeht, steht vermutlich sogar in der Betriebsanleitung. Das musst du nicht GLAUBEN. Und den "Schöpfer" (der Erbauer des Kühlschranks) kannst du fragen – im Gegensatz zum "Schöpfer" der Bibel.

In früheren Jahrhunderten glaubten die Menschen mangels anderweitiger Beweise, die Erde sei eine Scheibe. Das war falsch. Wir WISSEN, dass sie grob kugelförmig ist. Das wird auch in 2000 Jahren richtig sein. Die Basis an Wissen wächst – in gleichem Maße schwindet (mangels Notwendigkeit) die Basis an Glauben.

Dinge, bei denen wir feststellen, dass wir uns irren, sind per Definition Dinge, die wir momentan nur GLAUBEN können, weil wir sie noch nicht WISSEN.

Glaube bedingt keine plausible These, keine Beweise, keine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit.

Wissen ist an der Realität überprüfte Vermutung.

PabloD
PabloD
9. Juni, 2009 20:35

"Manche Leute GLAUBEN, dass Gott die erste in sechs Tagen erschaffen hat."

AHA! Der Wortvogel geht also von mindestens zwei Erden aus. Interessant 🙂

Wortvogel
Wortvogel
9. Juni, 2009 20:38

@ Pablo: Klar – Erde 1, Erde 2, und Erde S. Du hast nicht viele DC-Comics in deinem Leben gelesen, oder? 😉

Wird korrigiert.

PabloD
PabloD
9. Juni, 2009 20:53

Ich hab mal paar Folgen Earth2 gesehen, das hat mir gereicht.

btt: Gerade bei Genial Daneben gibts ja immer wieder mal ein paar Ausrutscher vom "normalen" Sendungsverlauf. Allerdings nicht in obigem Format, sondern eher auf Kindergartenniveau (in 99% der Fälle wird ein beliebiges Karnevals- oder 70er Jahre Kindersendungslied angestimmt). Von daher ist es zumindest theoretisch in deutschen Panelshows denkbar, allerdings verhindert die Zusammensetzung der Panels bei den Privaten sowie das konsequent auf Spaß ausgerichtete Sendekonzept richtiges "Aneinandergeraten". Panelshows in den Dritten sehe ich zuwenig, kann mir aber auch da solche Diskussionen schwer vorstellen.