21
Jan 2009

An die Arbeit! (Nachtrag)

Themen: Neues |

Vielleicht ist heute der Tag. Der Tag, von dem wir dereinst sagen werden, dass er der letzte war, an dem wir noch glauben konnten, und bedingungslos hoffen. Der Tag, bevor die Träume mit den Versprechen zerbrachen, bevor aus den neuen Köpfen auch nur die alten Ideen kamen. Der Tag, nach dem “change” nicht mehr der Wandel, sondern nur noch das Kleingeld war.

Vielleicht ist heute aber der andere Tag. Der Tag, an dem es anfängt. New dawn. Ende der Angst, Ende des Zynismus, Beginn eines neuen Paktes zwischen uns und denen, zwischen oben und unten. Harte Arbeit für eine bessere Welt, nicht mehr nur der ewige Rundlauf im Hamsterrad der Globalisierung, ohne Ziel und Zweck.

Heute hat in Amerika ein neuer Präsident sein Amt angetreten, und mit ihm vielleicht ein neues Verständnis nicht nur von Bürgerrechten, sondern von Bürgerpflichten:

[myspace]http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=50632298[/myspace]

Und so ungern ich diesen gesalbten Moment mit profanen Gedanken verderbe: schön, dass Laura Linney im Supermarkt keine Plastiktüten mehr benutzen will, und dass Puff Daddy (P. Diddy? Puh der Bär?) künftig hinter sich das Licht ausmacht – aber haben die Stars nicht alle riesige Villen, die ungefähr 20 mal so groß sind wie ihr tatsächlicher Raumbedarf, und verbrauchen die damit nicht schon ungefähr 20 mal soviel Energie für Klimaanlagen und Strom, als notwendig wäre? Keiner von den Helden hier hat gesagt “Ich gelobe, mir eine kleinere Wohnung zu nehmen”…

NACHTRAG: BILD ist mittlerweile auch auf den Beitrag gestossen, schlampt aber bei der Übersetzung. Eva Longoria sagt im Video nicht, sie wolle “mehr lieben”, sondern “mehr lachen”. “Mehr lieben” kommt von der Schauspielerin Jaime Pressly (“My name is Earl”).



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Peroy
Peroy
21. Januar, 2009 01:54

“Und so ungern ich diesen gesalbten Moment mit profanen Gedanken verderbe…”

Da fällt mir prompt einer ein…

“Womit neutralisiert man Weihrauch? – Mit Pofan-Gas…”

Der brauch’ vielleicht ein bisschen, aber eigentlich find’ ich den nicht schlecht…

Tinitus
21. Januar, 2009 03:40

@Peroy: Den kann man gelten lassen 🙂

@Wortvogel: Diesmal kann man zumindest Hoffnung haben oder? Bei Bush war klar, dass er die Waffen die Daddy verkauft hat wieder zurückholen muss. Bei einem ehemaligen Sozialarbeiter erhoffe ich mir mehr Fingerspitzengefühl in der Aussenpolitik. Ich hoffe dass jetzt endlich eine Zeit anbricht, in der Interessen nicht mehr mit der groben keule durchgeboxt werden. In der nicht mehr so viele Menschen sterben müssen und die Überlebenden unter dem Trauma des Erlebten leiden. Einige meiner Bekannten in den Staaten haben Angehörige in Bushs kleiner Privatfehde mit der Welt verloren. Sie alle fragen warum es soweit kommen musste. Warum ihre Angehörigen nicht bei der Verteidigung ihres Landes starben, sondern bei der Unterwerfung eines Landes, dass sie nicht haben will. Und auch deutsche Soldaten starben in einem Krieg, der uns nichts angeht. Unter Bush wurde die Welt nicht von einem Tyrannen befreit, sondern in Angst vor einem Feind gestürzt, dessen Existenz nicht einmal bewiesen ist. Und diese Paranoia trifft jeden Einzelnen. Wenn dies endlich endet, bin ich schon zufrieden. Ich hoffe dass heute der man sein Amt angetreten hat, der es endlich möglich macht. Der Mann, der sich seiner Verantwortung der Welt gegenüber bewusst ist.

Und auch wenn die Stars immernoch mehr CO² produzieren als ein komplettes Viertel in Brooklyn, setzt langsam aber sicher ein Umdenken in den Staaten ein.
Sie Dir nur an wie die Japaner mit Ihren Autos GMC und Co. den Rang abgelaufen haben. Weil die Autos besser sind? Weil sie so toll aussehen? Nein. Weil sie weniger verbrauchen. Amerikaner können sich die Dekadenz der Energieverschwendung nicht mehr leisten. Das lässt hoffen.

Brandenburgerin
Brandenburgerin
21. Januar, 2009 06:27

zum Klimaproblem hat der Autor des folgenden Blog einen hübschen Artikel geschrieben:

http://usaerklaert.wordpress.com/2009/01/16/warum-viele-amerikanische-hauser-schlecht-gedammt-sind-und-warum-sich-das-andert/

Armin
Armin
21. Januar, 2009 07:06

Amüsant finde ich ja das man im privaten Bereich Al Gore zu den Umweltsündern zählen muss, während man das von Bush nicht behaupten kann.
http://usaerklaert.wordpress.com/2009/01/16/warum-viele-amerikanische-hauser-schlecht-gedammt-sind-und-warum-sich-das-andert/

Dieter
Dieter
21. Januar, 2009 09:57

@Tinitus: Unterschreib´ ich.

Tornhill
21. Januar, 2009 10:39

Was mir Sorgen macht ist die über-euphorische Begeisterung, die Obama überall entgegen schlägt und aus der leicht Kritikblindheit erwachsen kann.
Ich meine Bush war der amtlich anerkannte Oberschurke, den (zu recht) niemand mochte und dem man jede Schandtat zutraute. Folge ware plumper Antiamerikanismus und pseudo-politische Ansichten von jedem, der irgendwie das Wort “Öl” aussprechen konnte.
Jetzt haben wir einen Präsidenten, dem jeder bescheinigt, der Messias zu sein…Und ich fürchte, das Bild werden die meisten behalten wollen, egal, was die Realität sagt.

Ein besonderer Punkt ist hier der Irak: Obama KANN es da eigentlich gar nicht richtig machen, da die Situation einfach so verfahren ist, dass keiner unterhalb eines Zeus´ da was machen kann. Bleiben die Truppen da, geht das Gemetzel ewig weiter, ziehen sie ab, ergreifen die falschen Kräfte die Macht.
Speziell fürchte ich da den unschönen Kompromiss der “internationalen Kooperation”, die diplomatisch gut klingt, praktisch aber heisst, dass nun auch mal Soldaten anderer Länder für das Bush-Abenteuer draufgehen werden. Da würden wir wohl speziell bei sein, da ich der guten Merkel kein Gramm Rückgrat zutraute – ja nichtmal gegenüber Buhman Bush, da wird sie bestimmt nicht so “taktlos” sein, dem Heiligen Obama etwas zu versagen.

Will sagen: Vielleicht ist es für die kritische Sicht des Volkes besser, wenn sie von Leuten regiert werden, denen sie misstrauen, als welchen, die bei ihnen schon im Vorfeld Steine im Brett bis zur nächsten Eiszeit haben.

Tinitus
21. Januar, 2009 12:30

Auf Wikipedia sind seine Einstellungen und Ansichten sehr schön aufgeschlüsselt. Er hat nie behauptet der Messias zu sein. Und man braucht auch keinesfalls erwarten, dass nächste Woche alle Soldaten aus dem Irak verschwunden sind.
ABER. Mir ist eigentlich scheissegal wer im Irak die Macht ergreift. Das sind innenpolitische Dinge. Wenn die Iraker immernoch nicht begriffen haben was Ihnen schadet und was nicht, sind sie selber Schuld. Aber ob es Ihnen jetzt besser geht als vorher, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht steckt ja einer der Mitleser hier mehr in der Materie und kann dazu was Genaueres ausführen. Nur ist ja die Hauptfrage die sich stellen sollte warum Soldaten für ein Land sterben, dass sie nichts angeht.

Und von der Merkel glaub ich nachwievor, dass sie im Winter öfters mal an den Schuhen von Bush festgefroren ist. Diese widerliche Stiefelleckerei war ja nicht mehr feierlich.

Lari
Lari
21. Januar, 2009 12:57

“Er hat nie behauptet der Messias zu sein.”

Nur der wahrhaftige Messias leugnet seine Göttlichkeit!

Moss
21. Januar, 2009 14:59

Ich bin übrigens auch nicht göttlich.

OnkelFilmi
21. Januar, 2009 15:23

Gott spielt ja auch Minigolf, und nicht Mittelalter! 😉

Tinitus
22. Januar, 2009 00:06

@Filmi: Nu kommste aber mit zwei ganz harten Filmen oder? Wobei der Zweite nur durch Morgan Freeman cool war.

Ansonsten is der Messias nicht Gott.

Horst
Horst
22. Januar, 2009 12:10
Tornhill
22. Januar, 2009 20:30

Man verstehe mich nicht falsch – ich unterstelle Obama selbst weder Hybris noch böse Absichten. Der übergroße Vertrauensschub bringt nur halt die Gefahr mit sich, dass eventuelle nicht so großartige Seiten übersehen werden können.
Zur Irak-Sache sollten wir besser nicht ausufern, aber der Bevölkerung eine kollektive Stimme (ob jetzt als ehrliche Widerstandskämpfer, islamistische Terroristen oder sonst was) zu geben, scheint mir unangebracht – was kann Mohammed Normalverbraucher dafür, wenn seine Nachbarn Rebellen sind? Da Amerika die Struktur des Landes aber nun zerschmettert hat, hat es jetzt auch die Verantwortung für die unlösbare Situation übernommen.

Stefan
22. Januar, 2009 22:41

Seit gestern furze ich Veilchenduft. Yes we can!

Dieter
Dieter
23. Januar, 2009 09:03

@Horst: Danke! Tim Minchin kannte ich noch nicht; der ist gut!