19
Feb 2009

Knight Rider 2008: reformat / reboot / restart

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

knNach meinen Informationen ist “Knight Rider 2008” eingestellt, und nachdem ich mich insgesamt drei mal mit der schmerzhaft schlechten Serie auseinander gesetzt habe, wollte ich es damit auch gut sein lassen. Allerdings haben die Produzenten noch einen letzten Rettungsversuch gestartet, und nach ein paar Leseranfragen sehe ich mich genötigt, das zu kommentieren. Grundlage dafür sind die Episoden 11, 12, 13.

Ziel der ganzen Aktion: Den Cast massiv ausdünnen, und das Konzept wieder näher an den Original-“Knight Rider” ranbringen. Weniger explizit die Vorgabe, nicht mehr ganz so grottendämliche Skripts zu liefern.

Der Zweiteiler 10/11 ist Dreh- und Angelpunkt der Neuausrichtung: ein verrückter Bösewicht mit Massenvernichtungswaffen bedroht Amerika. In Zuge der Ermittlungen wird Agentin Carrie bei einer Explosion so schwer verletzt, dass sie den Dienst quittieren musss. Ein noch größerer Schock ist der vergleichsweise banal inszenierte Tod von Charles Graiman, dem Erfinder von KITT.

Natürlich sind die Dialoge immer noch erbärmlich, Deanna Russo setzt andauernd den genau falschen Gesichtsausdruck auf, und bei den Humor-Versuchen knirscht man unweigerlich mit den Zähnen. Die Logik der Story orientiert sich weiterhin an den Anforderungen von hyperaktiven Zehnjährigen. Dazu wird die ganze Comic-Attitüde von einer erschreckend zynischen Haltung unterminiert, die KN2k8 eigentlich für Kids ungeeignet erscheinen läßt: etwaige Gegner werden mit einer beiläufigen Brutalität gekillt, dass es schon nicht mehr lustig ist. Ich bin ja wirklich nicht pingelig, aber mehr als einmal habe ich die Macher innerlich verflucht.

ABER: das Ding hat SPEED! Ich kann mich an keine TV-Episode der letzten Jahre erinnern (von “24” mal abgesehen), die ein derartiges Tenpo vorlegt. Im Grunde genommen ist “Day turns into Knight” eine 42minutige Actionsequenz, deren Rasanz auch die Schwächen bei der Story und den Effekten niederbügelt. Zu blöd, dass “Knight Rider 2008” seinen Stilwechsel ausgerechnet mit einer Folge einleitet, die erstmal glaubwürdig beweist, dass auch das ursprüngliche Konzept funktionieren könnte.

Selbst Justin Bruening, bisher als Charisma-Vakuum aufgefallen, darf beweisen, dass er die Serie durchaus stemmen könnte – wenn “Michael Knight” sich selbst (und damit das Publikum) zur Abwechslung mal Ernst nimmt. Ironie ist nicht seine Stärke, aber den entschlossenen Einzelkämpfer gibt er ziemlich überzeugend.

“Knight to King’s Pawn” ist die Übergangs-Episode, die mit dem Rest des alten Konzepts aufräumt, damit in Folge 13 der endgültige Neustart stattfinden kann. Graiman ist beerdigt, Torres entpuppt sich als linke Socke, das bisherige Team wird aufgelöst. Katalysator, um alle noch Beteiligten wieder an einen Tisch zu bringen, ist ausgerechnet KARR, der “böse KITT” aus der alten Serie. Da hoffte ich nun natürlich auf fette Auto vs. Auto-Action, aber weit gefehlt.

Ladies and Gentleman – KARR 2008:

kn1

Kein Scherz: das Ding ist ein gottverdammter Transformer! WTF???

Aber auch hier muss ich gestehen: auf dem etablierten Trash-Level funktioniert die Episode, und das Duell KITT vs. KARR ist ziemlich fetzig. Ich hätte nicht gedacht, dass ein TV-Budget sowas möglich macht. Auch an Albernheiten wird nicht gespart: Charles Graiman taucht als wenig glaubwürdiges Hologramm ein paar Mal auf, und die Szenen, in denen Billy sich ein Datenpaket aus einer XBox “erspielen” muss, lassen jedem Computer-Geek die Haare ausfallen. Wer sich sowas ausdenkt, hält fließend warmes Wasser und Radios für neumodischen Schnickschnack.

“Exit Light, Enter Knight” ist dann die erste “neue” Episode. Und tatsächlich: es gibt die Foundation (FLAG) wieder, Michael und Sarah haben mit Billy und Zoe nur noch zwei Techniker in der Hinterhand, und alle komplexen Regierungs- und Geheimdienst-Subplots sind zum Fenster rausgeworfen worden. Ob auch die CGI absichtlich runtergefahren wurde, oder ob man nach den letzten drei Episoden einfach ein wenig sparen musste, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Es tut der Serie auf jeden Fall gut, denn “Exit Light, Enter Knight” ist tatsächlich brauchbares Action-Entertainment auf Dosenbier-Level: Michael landet “zufällig” (wie immer) in einem Banküberfall, in dem nichts so ist, wie es scheint.

Besonders gelungen dabei die Arbeitsteilung: erstmals übernimmt KITT konsequent Aufgaben, die Michael nicht selbst erledigen kann, und Michael ist kein Stichwortgeber für sein weit überlegenes Auto mehr. Das Kräfteverhältnis zwischen Mann und Maschine stimmt.

Ein weiteres Lob geht an den sympathischen Prolog, in dem alle Beteiligten von den Ereignissen der letzten Folgen derart übermüdet sich, dass sie teilweise an ihren Arbeitsplätzen einschlafen. Man hat als Zuschauer endlich das Gefühl, echten Charakteren zuzusehen, und nicht lächerlich perfekten Menschmaschinen.

Ich will mich nicht hinreißen lassen, “Knight Rider 2008” plötzlich zu einer guten Serie zu (v)erklären – aber der qualitative Sprung vom Pilotfilm und den ersten Folgen hierher ist mehr als überraschend. Und Gott steh mir bei: es hätte mir gefallen, wenn die den ollen Hasselhoff als neue Vaterfigur ins Team geholt hätten.

Werde ich die weiteren Folgen auch noch ansehen? Nein. Es gibt genügend wirklich gute Serien auf insgesamt deutlich höherem Niveau, die meine Aufmerksamkeit verdient haben. Aber zumindest muss ich mich nicht mehr ärgern, dass die Macher gar nicht erst versucht haben, eine taugliche Show auf die Beine zu stellen. Sie haben es versucht. Mehr kann man nicht verlangen.

Da sage einer, der Wortvogel sei nicht flexibel.



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HomiSite
19. Februar, 2009 18:57

Transformer-KARR, Sachen gibt’s! Wäre er noch der originale Truck, hätten wir Optimus Prime.

Was läuft denn aktuell an guten Action-Serien in den Staaten? Ich mag ja Terminator S.C.C. sehr (just von ProSieben ins Nachtprogramm gekickt), zweite Staffel bisher ohne Ermüdungserscheinungen.

Wortvogel
Wortvogel
19. Februar, 2009 19:07

@ Homisite: Actionserien gibt es soviele ja nicht. “Flashpoint” ist nicht mein Ding, ich finde dafür “Burn Notice” ziemlich klasse (Bruce Campbell!). “Terminator” ist klasse, ganz klar. Und weil man es nicht oft genug sagen kann: wer sie nicht kennt, soll sich die zehn Jahre alte John Woo-Serie “Once a thief” besorgen. Ist für mich ein echter Klassiker, der nie den Respekt bekommen hat, den er verdient.

Proesterchen
Proesterchen
19. Februar, 2009 19:28

Mmmmm. Grmmll. Jetzt hast Du doch tatsächlich so etwas wie Neugierde in mir geweckt. Auf Knight Rider 2008! Das kann nicht folgenlos bleiben …

Wortvogeeelllllll!!!!

Inishmore
19. Februar, 2009 22:18

Meinen Respekt dafür, dass du solange dran geblieben bist. Ich habe nach dem Piloten meine Sehbemühungen eingestellt (eben weil es zu viele gute Serien gibt und Michael Knight am Ende doch nur kurz reingeschaut und nicht das Steuer an sich gerissen hat). Aber wenigstens ist dein Durchhalten ja noch am Ende etwas belohnt worden.

Würde sich der Durchschnitts-Ami mal daran ein Beispiel nehmen, hätte ich mir noch weitere Episoden von Knights of Prosperity, Pushing Daisies oder aktuell wohl Chuck ansehen dürfen.

Sebastian
20. Februar, 2009 09:01

Transformer-KARR, Sachen gibt’s! Wäre er noch der originale Truck, hätten wir Optimus Prime.

Der Truck war Goliath, KARR war der böse Zwilling 🙂

Tornhill
Tornhill
20. Februar, 2009 14:29

Psssssst!
“Terminator S.C.C.” ist natürlich NICHT gut, da müsst ihr euch geirrt haben. – Macht ja nichts. Kann ja mal passieren.

HomiSite
20. Februar, 2009 15:50

Sebastian: Stimmt, oh no, failed as Nerd! (Ist Goliath in KR 2008 schon aufgetaucht?)

Tornhill: Na ja, kommt drauf an, was man erwartet. So ganz logisch ist die Serie (besides Time Travel) selten, aber unterhaltsam. Ruthless Cameron rules.

Nathan
Nathan
25. April, 2010 09:12

Passt wohl am ehesten hierher: Dass Hasselhoff glaubte, sein “Looking for Freedom” habe den Mauerfall verursacht, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass Hasselhoff bei seinem Silvester-Auftritt ’89 an der Mauer beinahe gekillt worden wäre.

http://www.youtube.com/watch?v=NxAd2sHtMf0

Bei Sekunde 3:22 genau hingucken.