09
Aug 2015

FFF 2015: The Connection

Themen: Fantasy Filmf. 15, Film, TV & Presse, Neues |

The Connection

theconnectionpostersmall

Frankreich/Belgien 2014

REGIE 

Cédric Jimenez

DARSTELLER

Jean Dujardin, Benoît Magimel, Céline Sallette, Gilles Lellouche, Guillaume Gouix, Pauline Burlet, Eric Godon, Féodor Atkine, Bruno Todeschini

Offizielle Synopsis: Marseille, mitten in den 70ern. Während die Disco-Welle gerade erst zu knospen beginnt, ist der Drogenschmuggel bereits in voller Blüte. Die französische Hafenstadt ist das Mekka des weltweiten Drogenhandels. Der engagiert-beharrliche Untersuchungsrichter Pierre Michel ist hier gerade frisch zur Antidrogen-Sondereinheit versetzt worden und beginnt einen sechsjährigen Kreuzzug gegen den unangreifbaren Drogenpaten „Tany“ Zampa. Aufgrund seiner unkonventionellen Methoden, die sich hart am Rand der Legalität bewegen, nennt man Michel bald auch jenseits des Atlantiks ehrfürchtig den „French Cowboy“. Doch alle Versuche ins Netz des allmächtigen Strippenziehers vorzudringen, laufen trotz hohen Blutzolls ins Leere.

Kritik: Zwei Gangsterdramen am Stück, da würde ich mit der Festivalleitung gerne mal ein Wörtchen über ihre Programmplanung reden. Vier Stunden ohne Untote, Spezialeffekte oder Spacken im Wald geht nun wirklich nicht. Wenigstens ist „The Connection“ ein ganz anderes Kaliber als „Hyena“ und geht statt „dark and gritty“ auf „big and sleazy“.

Wer in den 80ern die italienische Serie „Allein gegen die Mafia“ oder die knallharten „poliziotti“ der 70er gesehen hat, wird sich in „The Connection“ sofort zu Hause fühlen. Auf der Seite des Gesetzes ein aufrechter Kämpfer im korrupten System, der nicht nur fürchten muss, von Gangstern niedergeknallt, sondern auch von Kollegen verraten und von Vorgesetzten fallen gelassen zu werden. Auf der anderen Seite: Ein charismatischer Drogenboss, eiskalt, aber mit einem Code, der dem des Polizisten nicht unähnlich ist. Es kommt zu einem Schachspiel mit Marseille als Brett und der gesamten Unterwelt als Figuren, das sich über Jahre hinziehen und viele Opfer kosten wird – ohne einen Gewinner zu kennen.

„The Connection“ ist Zeitkolorit pur, eine aufwändige Rekonstruktion einer vergangenen Dekade mit Dutzenden alter Autos, Wählscheibentelefonen, Flokatis und Polyester-Hemden. Männer schwitzen, trinken, rauchen, auf Schreibtischen ohne Monitore stapeln sich Akten. Braun, gelb und orange dominieren, die Luft flirrt, man hat das Gefühl, die Menschen steigen nicht nass aus den Pools und dem Meer, sondern schon wieder von Schweiß überzogen. Eine Ära, in der es noch keine „coolen“ Drogen gab und die Jugend der Welt Spritzen in der Armbeuge als validen Zeitvertreib ansah.

Obwohl der Film „auf einer wahren Begebenheit“ basiert, ist er recht stringent und transparent aufgebaut. Hier Michel, dort Zampa. Die zwei Seiten des Systems, die keine Mitte finden können, keinen Kompromiss, der beiden die Koexistenz ermöglicht. Clevererweise besetzt Regisseur Jimenez die Hauptrollen mit potenten Darstellern, die sich auch physisch so ähnlich sind, dass sie Brüder sein könnten.

*** FILM STILL DO NOT PURGE *** Judge Pierre Michel (Jean Dujardin) in Drafthouse Films’ The Connection. Courtesy of Drafthouse Films.

Es sind denn auch Dujardin und Lellouche, die den Film tragen, wie es in den 70ern Lino Ventura und Franco Nero, Fabio Testi und Alain Delon getan hätten. Männer unglaublichen Charismas und einer natürlichen Authorität, der man sich auch als Zuschauer nicht entziehen kann. Harte Gesichter mit harten Blicken für eine harte Welt. Perfektes Casting.

„The Connection“ gehört zu den Filmen, die euch vermutlich nach Thema und Ausrichtung nicht allzu sehr interessieren, die ich euch aber trotzdem dringlich ans Herz legen möchte. Großes Kino in einer unerwarteten Verpackung und damit ideal für den Mix beim Fantasy Filmfest.

Fazit: Eine Art aufwändiges Kino-Prequel zum TV-Klassiker „Allein gegen die Mafia“, das bildstark und mit virilen Darstellern ein Sittenporträt des von Drogen durchseuchten Marseille der 70er malt. Nicht jedermanns Thema, aber durchweg packend. 8 von 10.

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4 Kommentare
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Christian Siegel
10. August, 2015 12:33

Ich mag “historische” Gangsterdramen. Sollte damit genau auf meiner Wellenlänge liegen :-).

Dietmar
Dietmar
12. August, 2015 19:18

Nummer 2, die mich interessiert.

Thies
Thies
23. August, 2015 00:38

Auch mich kriegt man mit einem Gangsterfilm so gut wie immer. Und der hier war dann auch genauso gut wie der fiebrige Trailer versprach. Trotz der sich zum Teil überschlagenden Ereignisse, hat man als Zuschauer immer einen guten Überblick darüber was für welche Partei auf dem Spiel steht. Und die beiden Hauptdarsteller hat der Wortvogel zu Recht gelobt – ihre einzige Begegnung am Rande einer Landstraße war ein ähnlich starker Moment wie die entsprechende Szene in “Heat”. 8/10 kann ich voll unterschreiben.

Marcus
Marcus
30. Dezember, 2015 21:54

Alles toll gespielt und inszeniert, aber es zieht sich in der Mitte doch sehr. 7/10.