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Mrz 2019

Fortschrittsbegeisterte Vollpfosten

Themen: Neues |

Das Internet ist ein seltsamer Ort. Hier wird man Zeuge, wie aus schwarz weiß wird, aus Hitler ein Linker, wie der Irak-Krieg begonnen wurde, um ein Stargate zu vertuschen und wie demnächst – GANZ DEMNÄCHST! – die Eliten zusammen getrieben und zur Freiheit des Volkes erschossen werden.

Die Umdrehung von Begriffen und Definitionen ist dabei besonders bizarr – die größten Spinner halten sich für die wahren Skeptiker, totale Ignoranz wird mit kritischem Bewusstsein verwechselt und tumber Glaube an die Zaubermacht moderner Techno-Gaukler hat auf einmal was mit Fortschritt zu tun.

Ein fast schon zu perfektes Beispiel sind die “solar frickin’ roadways”, die seit fünf Jahren durch die Medien geistern. Klingt geil:

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Ist es nicht erstaunlich, wie so ein halbgebildetes Ehepaar wie die Brusaws auf einen Streich gleich eine ganze Sackladung Menschheitsprobleme löst – Energiegewinnung, Verkehrssicherheit, Infrastruktur? Alles nur eine Frage des Willens und des Wollens. Kein Wunder, dass wissenschaftlich vorgebildete (oder vielleicht doch nur eingebildete?) Prominente auf den Heilszug aufspringen:

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Da brennt die Hütte, das Geekvolk wird es den alten technophoben Rechenschiebern schon zeigen! Wenn Joss Whedon Wissenschaftsminister wäre, hätten wir in zwei Jahren fliegende Autos, Unterwasserstädte und Roboter-Butler! For realz!

Ich bin so fasziniert wie erschüttert. Ein Attribut von Technikbegeisterung, so habe ich das zumindest mal gelernt, sollte immer AUCH die Skepsis sein. Ist es denn so schwer? Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr. Dieses Mantra ist heute häufig nur noch als “Was zu schön klingt, glaube ich trotzdem, Finger in die Ohren, lalalala” präsent. Eine neue Generation von (jungen wie alten) Internettern hat, so scheint’s, nicht mal mehr das Interesse, die Frage nach der Plausibilität oder der Machbarkeit einer neuen Heilsidee zu stellen.

Ob die Solar Roadways, die selbstfüllende Fontus-Flasche, das Triton-Atemgerät, die Theranos-Bluttests oder so ziemlich alle revolutionären Ideen von Elon Musk – aus Technik-Fans sind Technik-Groupies geworden, die nicht nur die von ihnen verherrlichten Ideen nicht in Frage stellen, sondern jede Kritik auch mit Hass und Häme verfolgen. Wie kann es sein, dass die Neugierigen, die Progressiven und die Träumer auf einmal die Dumpfen sind, die Hohlen, die intellektuellen Neandertaler?

Natürlich sind Ideen wie die Solar Roadways längst entlarvt. Nicht durch Tests, Experimente oder Prüfungen – schlicht durch Berechnungen mit dem Bleistift auf Papier. Weil die Realität sich eben doch an ihre Parameter hält:

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Das Ergebnis solcher Debunkings sollte eigentlich eine kritische Diskussion sein, die zu einer Überarbeitung oder Verwerfung des Konzepts führt. Leider nein. Die Kritiker, die Experten, die Gelehrten – sie sind auf einmal nicht die Grundlage des Fortschritts, sondern seine Feinde. In der kindlichen Welt der Händeklatscher sind sie die Spielverderber, die letztlich Schuld sind, dass nichts voran geht.

Bis hierher ist das alles bekannt und kein Grund für mich, darüber zu schreiben.

Aber es ist schon bemerkenswert, dass es kaum was gibt, was nicht widerlegt genug sein kann, um vom deutschen Mittelstand in Komplizenschaft mit der Lokalpolitik noch hilflos nachgeäfft zu werden. Und darum wurde Ende 2018, als die Absurdität des Konzepts Solar Roadways längst theoretisch und praktisch erwiesen war, auch in Deutschland ein zukunftsweisender Solarradweg eröffnet – immerhin von der Umweltministerin und dem Erfstädter Bürgermeister persönlich.

“Ein sehr innovatives Projekt” – so so.

Das war im November 2018. Und man musste kein Physiker sein, um das Debakel entspannt abwarten zu können. Die Schwachstellen waren ja ausreichend bekannt: zu teuer, zur Stromgewinnung zu wenig effektiv, und massiv fehleranfällig.

Punkt 1 war kein Problem – der Staat zahlte 90 Prozent der Kosten, Erftstadt 10 Prozent. Was in beiden Fällen bedeutet: der Steuerzahler. Wir alle. 150.000 Euro für insgesamt gerade mal 90 Meter.

Punkt 2 wurde ja selbst von der Betreiber-Firma zugegeben: viel Strom kommt dabei nicht rum. Weil die Solarpaneele nicht sonnengünstig ausgerichtet werden und durch Schmutz, Kratzer und andere Faktoren nur einen Bruchteil des Sonnenlichts umwandeln können. Ein vergleichbares Projekt in Holland wirft genug Strom “für einen Single-Haushalt” ab – und diese Info kommt von Leuten, denen sehr daran gelegen ist, dass das Projekt erfolgreich scheint.

Den Radweg mit Solarpaneelen zu überdachen, wäre in jeder Beziehung vernünftiger – aber um Vernunft geht es ja nicht. Es geht UM DIE ZUKUNFT!

Bleibt Punkt 3. Es ist ja nun mal so, dass sich komplexe Elektronik nur so mittel mit tonnenschweren Fahrzeugen verträgt, die drüber brettern. Mit Schnee und Temperaturschwankungen von bis zu 40 Grad. Mit Hundescheiße und mutwilliger Beschädigung. Jeden Meter Verkehrsweg noch dazu ans Stromnetz anschließen zu müssen, macht ein weiteres Wespennest auf.

Und siehe: Nach drei Monaten zeigte die Ertragsbilanz des Solarradweges eine satte 0. Die Stadt hatte irgendwie vergessen, das prestigeprächtige Pilotprojekt beim örtlichen Energieunternehmen anzumelden und der angeblich erzeugte Strom ging nirgendwo hin. So kann man natürlich auch jede Effizienzprüfung hinauszögern.

Bei der Haltbarkeit schien laut WDR noch Luft nach oben:

“Aber auch sonst gibt es noch Mängel. So sind einige Fliesen der Solaranlage defekt. Unbekannte haben sie mit Steinen zerstört, andere wurden nicht richtig verbaut. “

Aber dann, letzten Monat, fand der Stecker die Dose und der Solarradweg konnte anfangen, seinen Teil zum Energiemix der Republik beizutragen. Volle Power!

Ähhh… nein. Die Anschlussdosen schmorten durch, es kam zu Schwelbrand, auf Kosten der Steuerzahler mussten Feuerwehr und Sachverständige anrücken. Der Radweg wurde – ein Novum für einen Radweg – sofort wieder vom Netz genommen. Aber alle Beteiligten versicherten, unvorhergesehene Probleme seien bei einer Teststrecke normal und man würde das zeitnah in den Griff bekommen. Wer das Drama der ersten amerikanischen Installation verfolgt hat, war weder verwundert noch hoffnungsfroh.

150.000 Euro Steuergelder, ein “sehr innovatives Projekt” und viele “Kinderkrankheiten” später nun das Ende vom Lied: Solarradweg gesperrt und abgedeckt. 

Natürlich wird letztlich niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Im Gegenteil: man wird sich in Festreden loben, dass man mutig Neues versucht hat und ach Gott – hätte ja niemand ahnen können, dass das so nicht klappt. Nur wer wagt, gewinnt. Auf zur nächsten technischen Revolution!

Es nährt in mir den Verdacht, dass die Bildungslücke gar keine Lücke ist. Das Gehirn des Menschen ist ein Schwamm. Behutsam mit Nährlösung versorgt, saugt er sich auf, wird klug, kenntnisreich, kritisch und skeptisch, aber nicht stur. Enthält man ihm die Bildung vor, saugt er sich halt mit dem voll, was er an Brackwasser so findet, mit Fake News, Blödsinn, Halbwissen und dumpfer Selbstbesoffenheit. Dann weiß er nicht, glaubt aber zu wissen – und sieht dabei zu, wie sein Geld in solchen Unfug versenkt wird.

Shut up and take my money!

Viele Technikfans von heute sind in Wahrheit Technikfeinde, sie sind wundergläubig und sitzen modernen Schlangenöl-Verkäufern auf, die einfache, bunte und vor allem unanstrengende Lösungen versprechen. Als wäre die wichtigste Erkenntnis nach 200 Jahren Industriezeitalter nicht diese: es gibt keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme. Die Antworten kommen aus den Laboren und Universitäten, nicht von YouTube und Kickstarter.



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Jake
Jake
26. März, 2019 15:32

Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr. Dieses Mantra ist heute häufig nur noch als „Was zu schön klingt, glaube ich trotzdem, Finger in die Ohren, lalalala“ präsent. Eine neue Generation von (jungen wie alten) Internettern hat, so scheint’s, nicht mal mehr das Interesse, die Frage nach der Plausibilität oder der Machbarkeit einer neuen Heilsidee zu stellen.

Das geht jetzt zwar am eigentlichen Thema Deines Beitrags vorbei, aber beim Lesen dieses Absatzes musste ich spontan an die Brexiteers denken.

S-Man
26. März, 2019 16:52

Mit dem gleichen Ansatz schaffen wir (die Gesellschaft bzw. die öffentliche Hand) mehr und mehr Elektrobusse an. Obwohl es immer mehr Bedenken dazu gibt: Geringe Leistung, geringe Ladegeschwindigkeit, Energiebilanz und Ökobilanz nur auf Betrieb, nicht auf Lebenszyklus der Akkus bezogen, geringere Kapazität der Busse, … Aber “Energiewende” muss sein, und “keine lokale Emission” klingt super, kann man gut verkaufen, also wird das subventioniert. Reicht, um über die nächste Wahl zu kommen. Wie wir nach 10 – 20 Jahren die Li-Ionen-Akkus entsorgen, darüber kann sich ein anderer einen Kopf machen… Es ist eben nicht immer alles so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Aber das Volk will einfach Lösungen und nichts von Lebenszyklen oder Warlords in Fördergebieten der Rohstoffe hören…

Sigur Ros
Sigur Ros
27. März, 2019 14:21
Reply to  S-Man

Na, zum Glück müssen wir uns dafür ja keine Sorgen um das CO2, das derweil die Verbrennungsmotoren und Kraftwerke erzeugen, machen, oder um die Lagerung von Atommüll, den Mikrokunststoff in den Weltmeeren, usw.. Verglichen damit sind die Akkus ein vergleichsweise kleines Problem, aber irgendwie müssen Elektroantriebe aus der rechten Ecke halt immer noch schlechtgeredet werden, um deren zunehmende Verbreitung zu verhindern, obwohl diese Technologie längst dabei ist, sich durchzusetzen und neueste Untersuchungen zunehmend ergeben, dass Elektrofahrzeuge sehr wohl erheblich sauberer sind als Verbrenner.

Wortvogel
Wortvogel
27. März, 2019 14:27
Reply to  Sigur Ros

Ich glaube, dass du hier zwei Sachen ungut vermischst – ja, Elektrofahrzeuge mögen sauberer sein als Verbrenner. Mit dem Verweis auf Atomkraft und Mikroplastik das Problem von (dann) hunderten von Millionen großer Akkus kleinzureden, halte ich für hoch gefährlich. Wir züchten uns damit womöglich die nächste große Öko-Katastrophe heran.

Klaus
Klaus
28. April, 2019 16:40
Reply to  Wortvogel

Bei den Akkus gibt es schon jetzt Recyclingverfahren, die 90 % und mehr der Materialien wiederverwendbar machen, außerdem noch den Einsatz als Energiespeicher im second life (siehe z. B. BMW mit ihren i3-Batterien).
Selbst wenn beim Recycling am Ende die kostengünstigste Methode nur 5 % des Materials retten kann, sind es immernoch 5 % mehr als beim Benzin oder Diesel. Der ist weg, seit einem Jahrhundert wurde kein Tropfen recycelt.

Dieses “darüber kann sich ein anderer einen Kopf machen” lese ich oft. Meist wird impliziert, dass da zigtausende Ingenieure sitzen und niemand auf die einfachsten Ideen kommt. Alles Deppen, mir fällt sowas doch beim Feierabend Bier ein, wenn ich zwei Minuten drüber nachdenke! Überraschenderweise haben die meisten Autobauer darüber nachgedacht und eigene Konzepte erarbeitet, kaufen sich Know How ein und denken mehrere Jahrzehnte in die Zukunft. Dass sie dich dabei oft sehr blöd anstellen und in der Außendarstellung kompletten Bockmist verzapfen (siehe deutsche Autobauer: “Physikalisch unmöglich! Nicht mit Gewinn zu produzieren”, ein halbes Jahr später “Die Zukunft ist elektrisch!”), geschenkt.

Was Elon Musk betrifft: Manche Ideen sind Banane, seine Twitterpräsenz ist beängstigend, seine Zeitplanung erinnert mich an mein Studium. Das, was er bisher geleistet hat, nicht zu würdigen, ist allerdings… komisch.
Bisher scheint er immer einen Schritt voraus zu sein. Der Großteil der Autobauer will “angreifen” und merkt jetzt, dass Firmen wie Tesla, Nissan oder die dutzenden Autobauer aus China den Lithium-Markt auf Jahre leergekauft haben. Batterieverträge? Oh, haben genannte Autobauer ebenfalls vor Jahren klargemacht, die Batteriezulieferer können sich für den Rest Fantasiepreise ausdenken.
Der Autokäufer will Solarstrom und Energiespeicher, um das Gesamtpaket abzurunden? Tesla ist als einziger Autobauer bei beidem am Start.
Statt diese schlauen Züge zu würdigen und zumindest mal zu sagen “Selbst wenn Tesla morgen dicht macht, hat Musk sein Ziel erreicht und das Elektroauto konkurrenzfähig gemacht”, wird sich an Kleinigkeiten wie das legale Rauchen eines Joints aufgehangen.
Da treffen dann die bekloppten Technikgeeks, die Musk vergöttern, auf Ultrakonservative, die zwar von Technik nicht viel verstehen, aber den just gekauften Diesel-SUV um jeden Preis rechtfertigen müssen.

Ich sehe gern beide Seiten kritisch und verorte mich dort, wo es mir am sinnvollsten vorkommt. Das ist derzeit für mich das Elektroauto.

P.S.: Dass Elektrobusse etc. subventioniert werden, ist für mich kein Argument für irgendwas. Solang wir Diesel subventionieren, kann die Subventionierung von Elektrofahrzeugen doch kein wirkliches Argument für Diesel oder gegen Elektrofahrzeuge sein.

heino
heino
26. März, 2019 18:10

Psst, es heißt Erftstadt, nicht Erfurt:-)

Amen, Bruder. Da gibt es so viel, was vor lauter Lächerlichkeit nervt. Dieser Solar-Radweg war von Anfang an eine Totgeburt. Ebenso darf man Elon Musk als zu Unrecht gehyped ansehen. Er hat es geschafft, der Welt die Notwendigkeit der Umstellung auf E-Autos zu verkaufen, obwohl Tesla bis heute in den roten Zahlen ist und auch nie geklärt wurde, wie denn der Energiebedarf gedeckt werden soll, wenn die Umstellung erst mal erfolgt ist. Mal ganz von der Entsorgung der hochgiftigen Batterien abgesehen. Sein ach so toller Hyperloop ist bis jetzt auch nur eine Luftnummer, trotzdem bleibt er der Posterboy der Nerds. Ich verstehe da einfach nicht.

Dietmar
26. März, 2019 20:07
Reply to  heino

Hyperloop hat er mittlerweile verkauft und die Käufer versuchen, nachdem Amerika genug verarscht wurde und kein großes Geld damit mehr zu machen ist, nach Europa zu kommen.

Und Tesla schließt Filialen. Man soll seinen Tesla online konfigurieren. Cool stuff das.

Goran
Goran
27. März, 2019 12:08
Reply to  Dietmar

“Monorail, monorail, monorail…”

Goran
Goran
27. März, 2019 12:07
Reply to  heino

Der Hyperloop war wirklich ne beeindruckende PR-Sh(it-sh)ow.

Effektiv ne U-bahn für Autos als neu zu verkaufen, genial.

Peter Krause
Peter Krause
26. März, 2019 19:25

Jeden Tag werden Solaranlagen aufgebaut und ans Netz angeschlossen, ohne dass dabei Anschlussdosen durchbrennen. Man muss kein Ingenieur sein um die Eckdaten durchzurechnen und die Komponenten entsprechend zu dimensionieren.
Die Sinnhaftigkeit einer solchen Installation ist die eine Sache, aber sie nicht mal zum Laufen zu kriegen ist schlicht Pfusch.

Dietmar
26. März, 2019 20:03

Vor einigen Wochen, ich fuhr träumerisch morgendlich um kurz nach sechs zur Arbeit (Velomobil ist eingemottet: Als frischgebackener Lohnknecht stelle ich fest, selbst im Manövergebiet ist Rushhour wirklich Rushhour mit Schwerlastverkehr und wie an der Schnur aufgereihten Autos; da wage ich mich dann auch nicht mehr rein) und beiße fast vor Unglauben ins Lenkrad: NDR Info schwärmt herum, dass die Hamburger Hafen und Logistik AG Hyperloop für Container auf dem Hafengelände testen will! Hy-fucking-per-fucking-loop-whatthefuck! Und nach, natürlich und selbstverfreilich, erfolgreicher Testphase geht es dann stracks an die Verbindung von Hamburg nach München für Passagiere. Un-fucking-fassbar!

Ich habe eine Mail an NDR Info geschrieben und, was ich so dumpf an Argumenten von thunderf00t erinnerte, kunstvoll in wohlklingende Worte aufs Überzeugendste gesetzt.

So sah ich das.

Das ist ein Bericht gewesen und wir bedanken uns für ihre wertvollen Gedanken. Mit anderen Worten: “Laber nich´ ´rum, du hast keine Ahnung!”

So sieht der NDR das.

Sigur Ros
Sigur Ros
27. März, 2019 14:27
Reply to  Dietmar

Auch das ist typisch für den heutigen absurden Technik(irr)glauben: Liebe von utopischen Zukunft-Technologien träumen, anstatt z.B. zu schauen, wie man mehr im Hafen ungeschlagenen Güter per Bahn transportieren kann. An solchen bereits vorhandenen und bewährten Transportsystemen sollten effiziente und umweltfreundliche Konzepte wirklich ansetzen. Genauso auch Amazon: Investieren in die Erforschung von Paketlieferungen per Drohne oder Roboter, aber hat eines ihrer zahlreichen riesigen Logistikzentren einen Gleisanschluss?

Dietmar
27. März, 2019 18:22
Reply to  Sigur Ros

1. das, was Du sagst. Und
2.: Es geht erst einmal um den Transport auf von Containern auf dem Hafengelände! Hä?! Malen wir das Bild doch mal bunt: Container kommt, wird gelöscht, mit Entladekränen transportiert (wie heißen die Dinger? Keine Ahnung. Mein Neffe steuert so ein Dingens und beim Vergleich zu seinem Einkommen werde ich neidblass.) und dann mit LKW. Nach dem neuen System werden die entladen, dann zu dem Tunnelzugang transportiert, warten auf ihr Vakuum, kommen dann in die Röhre, schießen mit Affenknast vielleicht 10 km weit oder so, kommen dann wieder in die Schleuse, werden hochgefahren (denn Tunnel ist unterirdisch) und werden dann an den Bestimmungsort gebracht. Ja. Klar effektiver…

Es ist bekloppt.

Wortvogel
Wortvogel
27. März, 2019 19:11
Reply to  Dietmar

Ich mochte immer solche Konzepte.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
28. März, 2019 11:05
Reply to  Wortvogel

Quasi eine überdimensionale Rohrpost – eigentlich keine schlechte Idee 😀

Alexander
Alexander
27. März, 2019 05:16

Ist es nicht das, woran die ganze Energiewende krankt? Selbst eine Greta gibt in einem schwachen Moment zu, dass es Kernenergie braucht, um die Grundlast bereit zu stellen, die bei aller Wind- und Sonnenenergie notwendig ist, wenn es windstill und dunkel ist.
Wenn Idiologie (bewusst mit dem ersten I statt E geschrieben) Wissenschaft ersetzt, sieht man, was passiert.
Und dann bauen sie eine Teststrecke auf der A1 für ElektroLKW mit Oberleitung; auf der A1; ist ja nur eine sehr start befahrene Autobahn, da stört die monatelange Baustelle kaum. Und in Reinfeld ist ja die Schwerindustrie, die LKW aus Lübeck erwartet, die künftig mit Strom fahren.
Gerade bin ich hier beruflich in US und Kanada unterwegs und sehe die Macks mit schwarzem Rauch aus dem Auspuff, ich sehe RAM und Ford Pickups und Benzinpreise, bei denen ich vor Freude/Verzweifelung weine, wenn ich endlich mal Gallon umgerechnet habe, während mein zehn Jahre alter Euro4 Diesel zuhause aus Innenstädten ausgesperrt wird. Ich habe Einweggeschirr zum Frühstück und drei bis vier Plastiktüten bei jedem Einkauf, während zuhause die Plastikhalme verboten werden.
Versteht mich nicht falsch, aber die Maßnahmen, die gerade in Deutschland vorgenommen werden und zum Teil die Leute erheblich einschränken, klingen im weltweiten Kontext so, als ob man einmal die Woche die Erdbeermarmelade weglässt, um eine Zuckerkrankheit zu bekämpfen.
Zynisch? Ja klar. Aber immer noch besser, als meiner 22-jährigen Kollegin, die im letzten Jahr in Puerto Rico, auf den Kanaren und auf Mallorca Urlaub gemacht hat, ihr Schild, mit dem sie gemeinsam mit Greta gegen den Klimawandel demonstriert hat, ihr ungespitzt in den Rachen zu rammen, weil ich ihren Job an dem Tag machen musste, weil sie spontan “das Richtige” tun musste.

Dietmar
27. März, 2019 05:28
Reply to  Alexander

Ich verstehe Dich schon. Wirklich. Einiges teile ich auch. Aber: Weil es woanders schlimm ist, bedeutet nicht, dass man nicht das Richtige tun sollte. Wenn man immer nur auf die größten Umweltsäue guckt und sie als Rechtfertigung her nimmt, bewegt sich genau gar nichts.

Sigur Ros
Sigur Ros
27. März, 2019 14:35
Reply to  Dietmar

So sieht es aus. Gerade wenn man im Vergleich Länder wie die USA sieht, die trotz Tesla & Co. insgesamt immer noch viel zu verschwenderisch und wenig umweltbewusst sind, sollten wir froh sein, dass Deutschland ein Land ist, das bei Umweltschutz und Nachhaltigkeit vergleichsweise gut dasteht, auch wenn natürlich noch viel mehr getan werden kann und muss. Andere Nationen wie die Amis oder große asiatische Länder, die natürlich eine ganz andere Umweltbilanz haben, müssen selbst sehen, wie sie ihre Umweltprobleme in den Griff bekommen, aber deshalb ist es nicht weniger wichtig, dass wir das auch tun.

Thomas Liesner
Thomas Liesner
28. März, 2019 17:13

Wobei YouTube ja auch fundierte Gegenmeinungen kennt, wenn auch meistens weniger erfolgreich thunderf00t wurde ja schon genannt.

Ähnlich bei der aktuellen EU-Geschichte aka Artikel 13. Auch als Informatiker verstehe ich noch nicht mal im Ansatz, wie ein Upload-Filter in der Lage sein soll, (c)-Material zu erkennen, wenn es sich nicht um einen 1:1-Upload mit identischer Prüfsumme handelt, sondern um mehr oder weniger nachkomprimierte Zitate aus Hundertausenden von Programmstunden und Filmen…

Oder wie ein Gewinn bei den Rechteinhabern rauskommen soll, wenn der Wunder-Upload-Filter verhindert, dass abmahnfähige Videos noch hochgeladen werden, bei denen man ggf, ja sonst noch mit Nachlizenzierung Geld machen könnte.

Oder ob der Filter abhängig vom Land des Uploaders handelt oder nur den kleinsten gemeinsamen Nenner weltweit erlauben soll…

Dietmar
29. März, 2019 05:52
Reply to  Thomas Liesner

Mein kleiner Kanal (keine falsche Bescheidenheit: er ist wirklich klein und ziemlich bedeutungslos. Für andere.) kam mit urheberrechtlichen Forderungen in Kontakt: Da forderte ein Verlag gleich unter Androhung weiterer rechtlicher Schritte und fünfstelligen Strafsummen Zahlungen für eine Aufnahme einer Carmen-Suite ein. Das sei Musik aus einem anderen Werk, das ich jetzt leider vergessen habe und absolut rein gar nichts (deshalb habe ich es wohl auch vergessen) mit Bizets Carmen zu tun hat.

Ich habe keine Ahnung, wer da was meint zu erkennen. Aber selbst bei einer Uraufführung eines eigenen Stückes von mir behauptete jemand aus der speziellen Musikerszene, in der ich unterwegs war, vor einigen Konzertbesuchern unmittelbar nach der sehr erfolgreichen, wenn ich das sagen darf, Darbietung lautstark und beharrlich, er kenne das Stück schon, ich hätte das nicht komponiert. Widerspruch ließ er nicht zu, die Leute, die eigentlich da standen, um mit mir etwas zu reden, sahen sich an, musterten mich skeptisch und gingen, ohne ein Wort mit mir zu wechseln. Bis heute weiß ich nicht, welches Stück er gemeint haben könnte und bin mir eigentlich sicher, dass er keines im Kopf hatte, sondern mir den Moment versauen wollte. Hat er hingekriegt.

Urheberrecht ist tricky.

Und eines darf man auch nicht vergessen: Ich kenne, besser wohl: kannte, einige Leute, die versuchen, als Komponist Fuß zu fassen. Da schreibt man sich Jahre und Jahrzehnte einen Wolf, dann hat man vielleicht mal einen Hit geschrieben, den kauft dann ein Label, man bekommt vielleicht 5.000 € für die Rechte, freut sich, denn endlich mal Geld für die Arbeit, und das eigentliche Geld verdienen alle anderen. Wenn da Geld generiert wird, geht das in die großen Kassen und nicht zu denen, die es bräuchten.

Aber das ist vielleicht auch nur die Befürchtung eines verbitterten ehemaligen Musikers.

Martin Däniken
Martin Däniken
1. April, 2019 13:33

Om-positive Energie ich spüre nicht-om!
Solar -Tunnel für Überschall-Lufttaxis-das wird der nächste heisse Scheiss…
ich sag es euch…
Kauft Aktien,bevor sie Altpapier sind!

TimeTourist
TimeTourist
4. April, 2019 08:30

“Das Gehirn des Menschen ist ein Schwamm. Behutsam mit Nährlösung versorgt, saugt er sich auf, wird klug, kenntnisreich, kritisch und skeptisch, aber nicht stur. Enthält man ihm die Bildung vor, saugt er sich halt mit dem voll, was er an Brackwasser so findet, mit Fake News, Blödsinn, Halbwissen und dumpfer Selbstbesoffenheit.”

Ein Satz für die Ewigkeit. Danke!

Wortvogel
Wortvogel
23. August, 2019 18:33
Reply to  Seb

Danke für den Link – bestätigt perfekt das Problem.