13
Mai 2018

DC animated Double Feature: “Suicide Squad: Hell to Pay” & “Batman Ninja”

Themen: Film, TV & Presse |

Suicide Squad: Hell to Pay

Story: Amanda Waller stellt die Task Force X zusammen, ein neues Team aus Quasi-Bösewichten, die eine angeblich magische Karte mit der Aufschrift “Get out of Hell free” finden sollen. Unter der Leitung von Deadshot machen sich diesmal Harley Quinn, Captain Boomerang, Killer Frost, Copperhead, and Bronze Tiger auf den Weg – und stellen bald fest, dass es diverse Parteien gibt, die für die Karte alles umnieten, was nicht schnell genug aus dem Weg springt, denn die Aufschrift ist wörtlich zu nehmen…

Kritik: Der Kinoerfolg von “Suicide Squad” hat DC derart kalt erwischt, dass dieser Zeichentrickfilm mitnichten eine Fortsetzung oder ein Spinoff ist, sondern ein völlig eigenständiges Produkt, das den Blockbuster komplett ignoriert. Deadshot ist weder Will Smith noch schwarz, Harley Quinn lässt die Arschbacken in den Shorts und auch bei den Kostümen orientiert man sich strikt an den Comics. Die “Suicide Squad” ist hier ein recht beliebiges Team aus C-Nasen des DC-Universums, die oft genug von Flash und Batman verhauen wurden, um nun auch mal selber im Mittelpunkt zu stehen. Diverse Gastcharaktere geben sich zudem die Klinke in die Hand, so dass am Ende ungefähr zwei Dutzend kostümierte Pansen den Bildschirm bevölkert haben.

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Einziger Querverweis von “Suicide Squad” zu diesem DirektNachHause-Release ist die Gewalt – “Hell to Pay” splattert gewaltig, da wird kein Blut verschämt grün gefärbt und Gedärme pladdern unschön zu Boden, wenn Kugeln und Klingen ihre Arbeit machen. Das ist einerseits eine erfreuliche Abwechslung zum gerne arg soften DCAU-Output, macht aber andererseits den Film inhaltlich wie technisch nicht besser. Ich zweifle daran, dass Zeichentrick-Schlachtereien den Mehrwert erhöhen – vor allem, weil sie im Gegenzug die Zielgruppe altersmäßig beschränken. Es hat aber einen interessanten Effekt: weil “Tod” nun erlaubt ist und der Cast eh nur aus mindern relevanten Kostümträgern besteht, kann tatsächlich mal eine der Hauptfiguren überraschend ins Jenseits berufen werden. Das steht in angenehmem Kontrast zum sonstigen vorhersehbaren “die berappeln sich schon wieder”-Ansatz des DCAU.

Es sei auch nicht verschwiegen, dass der Humor von “Hell to Pay” mitunter angenehm rüde ist – dass Doctor Fate hier die Alternativexistenz eines eitlen “male strippers” darstellt, hat mich grinsen lassen. Der gute Fate ist in meinen Augen neben Question die interessanteste Figur, die von DC bis heute sträflich vernachlässigt wird.

Aber diese Updates in Sachen Gewalt & Humor ändern nichts daran, dass “Hell to Pay” wieder nur ein Reißbrettprodukt ist, technisch Dutzendware und ohne jegliche Eleganz inszeniert. Die Animationsrate ist mal wieder kümmerlich und das Design der Figuren mit “basic” noch freundlich umschrieben. Man hat sich offensichtlich entschlossen, Dienst nach Vorschrift zu machen und stilistisch keinerlei Experimente einzugehen. Waren die DCAU-Filme anfangs wenigstens noch ein “mixed bag” mit Ausreißern nach oben und nach unten, so herrscht mittlerweile eine unfassbar öde Gleichförmigkeit, die nicht mal mehr Ablehnung generiert, sondern nur noch Desinteresse.

Fazit: Überraschend viel Gore und ein frischer Cast können nicht über die technisch wie inhaltlich schwachbrüstige Umsetzung hinwegtäuschen.

Batman Ninja

Story: Gorilla Grodds “quake engine” reißt Arkham Asylum in einen Zeitstrom – und Batman gleich mit. Als der Dark Knight erwacht, befindet er sich im feudalistischen Japan und seine Erzfeinde haben die Provinzen bereits unter sich aufgeteilt. Erfreulicherweise haben auch ein paar Freunde und Helfer aus Gotham den Sprung mitgemacht und bald kommt es zu den ersten Schlachten mit den Armeen des Jokers. Schnell zeigt sich, dass Batmans bisherige Methoden im antiken Japan keinen Wert besitzen – wenn er gegen Joker gewinnen will, muss er ein Sengoku-Ninja werden…

Kritik: Wenn ihr die obige Kritik gelesen habt, dann wisst ihr, dass ich vom DCAU nichts mehr erwarte. Selbst ruhmreiche Vorlagen, die einen höheren Einsatz und Aufwand gerechtfertigt hätten, sind für die Direktvermarktung bis zur Unkenntlichkeit geschliffen worden. Man weiß mittlerweile schon vorab ziemlich genau, was man bekommt – wenn man es denn noch will.

Und dann sowas.

“Batman Ninja” ist der Gegenentwurf, die Abrissbirne des DCAU, die brachiale Neubestimmung dessen, was diese Sorte von Zeichentrick-Abenteuer leisten kann. Statt wieder gesichtslose Fließband-Animateure ranzulassen, die irgendeinen Comic-Plot umsetzen, ist “Batman Ninja” vom Konzept über die Story bis zur Regie von einem japanischen Team betreut worden, das neben Anime-Sensibilitäten auch die stilistischen Erkenntnisse aus den “Arkham Asylum”-Spielen und den Telltale-Games einbringt. Herausgekommen ist eine wahnwitzige Story, die in atemberaubendem Tempo und mit einer schockierend detaillierten wie flüssigen Bildsprache erzählt wird.

“Batman Ninja” anzusehen ist wie eine Offenbarung, wie Kaviar nach jahrelang Knäckebrot. Diese Farben, diese Feinheiten, diese Feuerwerke an Action und Spektakel sind außerhalb japanischer Anime-Großproduktionen bisher noch nie gesehen worden. Der Film reißt die Figuren aus ihrem vertrauten Umfeld und legt sie noch einmal deutlich größer an. Es geht nicht mehr um die Vorherrschaft um Gothams Unterwelt – es geht um die Macht über das japanische Reich und in der Folge auch die Gestaltung der Zukunft. Die Reise in die Vergangenheit macht aus Batman, Joker, Two-Face etc. historische Schlüsselfiguren, deren Handeln die Gegenwart des DC-Universums neu gestalten wird. Niemand erkennt das schneller als der “Clownprince of Crime” – und als Batman ihm folgen kann, ist es fast schon zu spät…

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Man merkt in jeder Szene den Aufwand und die Leidenschaft, die in “Batman Ninja” geflossen sind. Keine abgehackten Animationen, sondern per “motion capture” aufgenommene reale Personen, in 3D animiert, aber mit einem klassischen Buntstift-Look versehen und bis ins Detail ausgearbeitet. Eine Technik, die an “Akira” erinnert, aber in ihrer Perfektion zu Akiras Zeiten gar nicht möglich gewesen wäre. Ein Stil, der nicht nur Manga-Vorlagen referenziert, sondern auch klassische japanische Malerei und Buchillustrationen. Frames wie Kunst.

Und dann die Handlung – es beginnt mit einem deus ex machina, der einen anfänglich typischen Elseworld-Plot in die Gänge bringt: was wäre, wenn “Batman” nicht im Gotham des 20. Jahrhunderts spielen würde, sondern im feudalistischen Japan? Aber dieses Ansatz verfolgt “Batman Ninja” nur kurzfristig, denn die Macher sind mehr daran interessiert, die Fehde Batman/Joker auf ein mythisches Level zu überhöhen, klassische Schlachten neu zu denken und schließlich diesen asiatischen Steampunk-Fiebertraum in eine Kaiju/Sentai-Apokalypse zu drehen. Wer sehen will, wie man einen einfachen Grundplot bis ins Absurde übersteigern kann, der ist bei “Batman Ninja” genau richtig.

Natürlich verliert der Film dadurch in der zweiten Hälfte einen Teil seiner emotionalen Kraft, weil er sich vor lauter Spektakel nicht mehr auf die inneren Konflikte der Figuren konzentrieren kann. Aber es beschwert sich bei den Avengers-Filmen ja auch niemand, dass wir Captain America nie bei der Steuererklärung sehen. “Batman Ninja” ist Mega-Animationskino, und wenn mich etwas ärgert, dann ist es das: es ist Kino. Ich hätte es gerne IM Kino gesehen. Wie fett muss das auf der großen Leinwand aussehen…

Das DC Animated Universe hat einen neuen Champion!

Fazit: Ein neuer Maßstab für Superhelden-Zeichentrick, inhaltlich komplett bonkers und visuell aus allen Nähten platzend. So gut, dass alle anderen DCAU-Filme sich im direkten Vergleich noch mal deutlicher was schämen sollten.

P.S.: Eigentlich wollte ich vorab noch “Gotham by gaslight”, aber die von mir mit Spannung erwartete Umsetzung der hochgelobten Graphic Novel ist derart lustlos und optisch unterwältigend ausgefallen, dass ich erstmals nach der Hälfte der Laufzeit das Handtuch geworfen habe:

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P.P.S.: Aktuell sieht es nicht so aus, als wäre “Batman Ninja” mehr als ein Experiment – der erste Trailer für “Death of Superman” reduziert die legendäre (aber mittlerweile ja wertlose, weil dutzendfach revidierte) Storyline auf das gewohnt mäßige Niveau:

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5 Kommentare
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Dietmar
13. Mai, 2018 22:42

Ich habe es ehrlich versucht: Mit Anime kann ich nix, aber auch gar nix anfangen.

comicfreak
comicfreak
14. Mai, 2018 12:49
Reply to  Dietmar

..da ist jetzt auch nichts, das mich reizen würde.

Dietmar
14. Mai, 2018 13:12
Reply to  comicfreak

Ich habe es echt probiert: Empfehlungen des Kritikers meines Vertrauens ausgeliehen. Mehrfach. Und jedes Mal gedacht, was zum Henker mache ich hier eigentlich.

S-Man
30. Mai, 2018 17:57

Ich habe ihn jetzt gesehen. Optisch finde ihn sensationell. Aber wover weißt du das mit der motion capture Technik? Für mich sieht es nach einfacher 3D Animation aus.

Zur Story? Hm da bin ich weniger euphorisch als du. “Atemberaubendes Tempo” konnte ich nicht erkennen. “Steampunk-Fiebertraum”? Aber hallo! Treffender kann man es nicht beschreiben.

Ich denke, es kommt hier stark auf den Blickwinkel an. Wer einen ernsten Batman sucht, der ist hier vielleicht falsch aufgehoben und denkt mit fortschreitendem Filmverlauf immer lautere WTFs in die Welt.

Wer hingegen den Film in den Kontext japansicher Popkultur eingliedert und mit ebenjener auch etwas anfangen kann, der hat sicherlich 1,5 sehr unterhaltsame Stunden vor sich.

Fazit: Bei der Optik gebe ich dir voll Recht. Die Story muss man differenziert betrachten, deswegen würde ich den nicht ohne Weiteres auf deinem Nonplusultra-Level einordnen 🙂

PS: Ja, ich hatte Spaß 🙂

Wortvogel
Wortvogel
30. Mai, 2018 18:54
Reply to  S-Man

Ich hatte ja geschrieben, dass die zweite Hälfte sehr gewöhnungsbedürftig ist:
“Wer sehen will, wie man einen einfachen Grundplot bis ins Absurde übersteigern kann, der ist bei „Batman Ninja“ genau richtig.

Natürlich verliert der Film dadurch in der zweiten Hälfte einen Teil seiner emotionalen Kraft, weil er sich vor lauter Spektakel nicht mehr auf die inneren Konflikte der Figuren konzentrieren kann. “