01
Aug 2016

Expedia: Schuld und Sühne

Themen: Neues |

Das hier fällt eigentlich unter die Rubrik “Man muss ja auch mal was Positives sagen” können. Aber dafür hat es zuviel Nerven gekostet.

Es trug sich folgendermaßen zu: Vor über zwei Monaten war ich mit der LvA auf Ibiza. Das Haus hatten wir (erstmalig) über Airbnb gebucht, Flug und Mietwagen über Expedia. Bevor meine Langzeitleser fragen: Die übliche Wohnung war diesmal keine Option. Ist eine lange Geschichte.

Die Buchung auf Expedia habe ich wie immer mit meiner American Express Business Gold Karte bezahlt. Ihr wisst, warum

Nun weiß man als erfahrener Mietwagenkunde, dass man zumeist vor Ort noch einen “security deposit” hinterlegen muss, so eine Art Pfand oder Sicherheitsgebühr im Fall von Schäden. Geht mit Kreditkarte, wird bei Rückgabe erstattet. Kleinkram.

Wir kamen bei bestem Wetter und gut gelaunt auf Ibiza an, rollerten das Gepäck zu den Mietwagenschaltern und baten den zuständigen Herrn von Goldcar, uns doch die Unterlagen und den Wagenschlüssel auszuhändigen. Es kam die schon erwartete Bitte, die Kreditkarte für den “security deposit” von 100 Euro auszuhändigen. Goldcar, Goldkarte – passt.

“Sorry, Sir, we don’t accept American Express.”

Das ist ärgerlich genug, wenn auch leider nicht selten. American Express wird (zumindest in Deutschland) wegen hoher Gebühren nicht überall akzeptiert. In diesem Fall sollte das anders sein – Spanien ist Touristen gewohnt, die mit der Amex winken. Vor allem aber: “But I actually paid for the rental car with this American Express card.”

No dice:

“You paid a third party agency, Expedia. We don’t take Amex.”

Nun kann es ja nicht sein, dass man einen fest gebuchten (und bezahlten!) Mietwagen nicht bekommt, weil die Kreditkarte von der falschen Firma ist: “How about cash?”

“No.”

Nicht aufregen, es ist schließlich der erste Urlaubstag. Die LvA reicht mir ihre Geldbörse, da sind diverse Visa- und Mastercards drin: “Okay, no problem. We’ll just charge it to one of my wife’s cards.”

Ihr ahnt es:

“No. The card has to be issued in the name of the person that booked the car.”

Mein Adrenalinspiegel steigt, vor allem deshalb, weil es dem Mietwagen-Mitarbeiter sehr offensichtlich scheißegal ist, ob ich mein Auto bekomme. Höfliches Bedauern? Nicht von ihm.

Langsam komme ich mir vor wie in einem schlechten Sketch oder einer Variante von “Die versteckte Kamera”. Aber ich bin mit meinem Latein noch nicht am Ende: “Oh boy, this is getting unnecessarily complicated. How about we just change the booking to my wife’s name and THEN use her credit card?”

Überraschung:

“The booking cannot be changed to another person.”

“But the car has been booked and paid for!”

“You have to take this up with Expedia.”

Was tun, sprach der Scheich? Meine Frau rät mir, gegen meinen Instinkt nicht über den Tresen zu springen und dem Bengel eine zu semmeln. Stattdessen suchen wir uns einen anderen Schalter und buchen bei Hertz einen vergleichbaren Wagen – erwartungsgemäß erheblich teurer.

“Do you accept American Express?”

“Of course.”

Satte 400 Euro Mehrkosten für die zwei Wochen. Das lohnt sich.

Kaum habe ich mir im Haus das WLAN-Passwort sagen lassen, checke ich das Kleingedruckte im Reisevertrag mit Expedia. Siehe da: Man erwähnt zwar, dass vor Ort per Kreditkarte ein Deposit hinterlegt werden muss, weist aber nicht darauf hin, dass der Partner eventuell bestimmte Karten (oder nur die, mit der man gerade gebucht hat) ablehnen könnte.

Ich schieße ich eine Email an Expedia raus, erkläre freundlich mein Anliegen und bitte um Klärung. Während des gesamten Urlaubs passiert – nichts. Es kommt nicht mal das übliche automatisierte “Wir haben ihre Email erhalten, bitte geben Sie uns etwas Zeit etc. pp.”.

Nach der Rückkehr rufe ich die Expedia-Hotline an. Da erklärt man sich für nicht zuständig. Ich solle eine Email schicken. Habe ich doch schon. Vielleicht sei die im Spam-Filter hängen geblieben. Kann mir Expedia nicht mal den Eingang bestätigen? Nein. Ich könne ja noch eine Email schicken. Für die ich keine Eingangsbestätigung erhalten werde.

Entnervt schicke ich meine Email noch einmal – diesmal hänge ich die gescannten Unterlagen des teuren Ersatzwagens dran.

Vier Wochen lang passiert – nichts. Dann eine Mail: Man habe meine Nachricht erhalten und werde sich kümmern. Ob ich die gescannten Unterlagen des teuren Ersatzwagens mal schicken könne?

Eine halbe Stunde später die nächste Email: Oh, Sie hatten die Unterlagen ja schon geschickt. Hat sich erledigt. Leider kann die Bearbeitung des Vorgangs vier Wochen in Anspruch nehmen.

Ich bin geduldig. Geduld ist in so einem Fall alternativlos.

Mittlerweile sind weitere vier Wochen vergangen, insgesamt also zehn, seit ich das erste Mal das Kreditkarten-Debakel kommuniziert habe. Und siehe, es kommt eine Email von Expedia:

“Da im Rahmen unseres Angebots nicht ersichtlich war, dass Goldcar an diesem Standort keine American Expess Karten akzeptiert, habe ich Ihnen den neugebuchten Wagen, entsprechend der Expedia-Buchungsbedingungen erstattet.”

Ja, Expess. Sollte bei einem Milliardenunternehmen nicht sein, aber ich finde es sympathisch, dass hier offensichtlich ein Mensch an der Tastatur saß. Oder ein Bot, der Rechtschreibfehler einstreut, um mich genau das glauben zu lassen.

Lange Rede, kurzer Sinn: 400 Euro Rückerstattung von Expedia. Froher als über das Geld bin ich allerdings über die Tatsache, dass ich mir von dem Ärger nicht den Urlaub habe verderben lassen. Das wäre zu erwarten gewesen. Ich reife.



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Jor
Jor
2. August, 2016 17:19

Okay, so ein Ende hätte ich nicht erwartet.
Fast wie im Film mit überraschendem Twist am Ende.

Hätte eher eine Mail, mit Verweis auf eine entfernte Homepage und Kleingedrucktes erwartet.

Peroy
Peroy
2. August, 2016 20:05

“Ich reife.”

Du gammelst…

mangalitza
mangalitza
3. August, 2016 10:20

Das Verhalten des Angestellten vor Ort halte ich für vollumfänglich nachvollziehbar, wenn du da wie Graf Rotz auf Englisch losgelegt hast. Das mag der Spanier nicht, und er mag es zurecht nicht.

HERDIR
HERDIR
3. August, 2016 10:43

@mangalitza
“Graf Rotz” = Kunde?

Jake
Jake
3. August, 2016 11:14

@mangalitza
Zwinkersmiliey vergessen oder Trollversuch? Ernst gemeint kann das ja wohl nicht sein.

Wortvogel
Wortvogel
3. August, 2016 13:15

@ Jake: Ist natürlich ein Troll. Aber durchaus sympathisch, dass er sich den Usernamen einer Schweinerasse ausgewählt hat. Lassen wir ihn mal, vielleicht steigert er sich noch.

Laurenz
Laurenz
3. August, 2016 19:04

@mangalitza
Komisch, war jetzt in letzter Zeit viel beruflich in Spanien. Die meisten konnten passabel bis sehr gut Deutsch, Englisch oder Beides und hatten auch kein Problem es zu sprechen mit Ausländern.

Da könnte sich Deutschland oder Österreich noch einiges abschauen.

PabloD
PabloD
4. August, 2016 13:43

Heute die Unterlagen für den Urlaubsmietwagen erhalten, inkl. sämtlicher o.g. Kautionskriterien (NUR Kreditkarte, NUR die des Erstfahrers, NUR Visa oder Mastercard).
Entweder bin ich durch deinen Artikel besonders sensibilisiert worden oder die etablieren da tatsächlich gerade einen neuen Branchenstandard. Ich kann mich jedenfalls nicht bewusst an derartige Regelungen in den letzten Jahren erinnern…

oli
oli
8. August, 2016 13:23

Lass mich raten: du hast das billigste Angebot gewählt? Da muss man wohl Abstriche hinnehmen. Ansonsten führt eine kurze Internetsuche zu goldcar z.B. hierhin:
https://www.holidaycheck.de/pr/bewertungen-mietwagen-goldcar/95d73866-1719-3137-85f2-fae89cb0da0f

Wortvogel
Wortvogel
8. August, 2016 17:26

@ oli: Nun lag der Fehler aber bei Expedia, nicht bei Goldcar.