16
Aug 2015

FFF 2015: Rabid Dogs

Themen: Fantasy Filmf. 15, Film, TV & Presse, Neues |

Rabid Dogs

Frankreich/Kanada 2015

REGIE

Éric Hannezo

DARSTELLER

Lambert Wilson, Guillaume Gouix, Virginie Ledoyen, Franck Gastambide, François Arnaud, Laurent Lucas

Offizielle Synopsis: Diese Geschichte von drei Unschuldigen, die von einer Gruppe Bankräuber nach einem vereitelten Bankraub als Geiseln genommen werden, ist buchstäblich eine Fahrt auf dem Highway to Hell! Nach dem todesbedingten Ausscheiden ihres Anführers verlieren die übrigen Gangster Verstand und Vernunft. Sie nehmen eine Frau gefangen und halten wenig später noch einen Mann in seinem Auto an, um den Fluchtwagen zu wechseln. Der Haken: Auf dem Hintersitz schläft die schwer unter Medikamenten stehende Tochter des Mannes, mit der er sich auf den Weg zu einer lebensnotwendigen Organtransplantation befindet. Zu der ohnehin angespannten Situation gesellt sich also noch eine tickende Uhr. Es geht in doppeltem Sinne um Leben und Tod. Eine Extremsituation führt in die Nächste, Loyalitäten wechseln, alles ist möglich und die Eskalation scheint unumgänglich.

Kritik: Mario Bavas “Rabid Dogs” ist so etwas wie eine Legende – der Film wurde 1974 gedreht, aber nie fertig gestellt, weil der Investor ums Leben kam. Erst in den 90ern und dann wieder im neuen Jahrtausend sah er das Licht der Welt – und überraschte Fans des atmosphärischen Gruselfilmers als brutales, nihilistisches Roadmovie.

Warum die Kanadier und Franzosen sich nun an einer Neuverfilmung versuchen? Keine Ahnung. Jedenfalls hält sich “Rabid Dogs 2015” inhaltlich recht genau an die Vorlage und die einzelnen Stationen von Bavas Film. Man hat die Technik ein wenig angepasst, die Locations in den französischsprachigen Teil Kanadas verlegt, ein paar kleiner Grobheiten geglättet, die Bavas mangelndem Budget geschuldet waren.

ENRAGÉS

Leider hat man diesen “Rabid dogs” damit auch alle Zähne gezogen. In der Neuauflage ist die Inszenierung zu glatt, zu thriller-esk, um echtes Sleaze-Feeling aufkommen zu lassen. Um der Vermarktbarkeit willen hat man die brutaleren Elemente rausgestrichen, weder die Urin-Szene noch diverse versuchte Vergewaltigungen haben es in das Remake geschafft.

Die Glättung des Stoffes setzt sich bei den Figuren fort: Im Versuch, sie plausibel und mit eigenen wants/needs zu zeichnen, sind sie zwar plastischer als bei Bava, aber längst nicht mehr so anarchisch unberechenbar und beängstigend. Selbst der Psychopath der Truppe ist bestenfalls ein wenig durchgeknallt. Mit solchen Charakteren kann man Spannung bauen, echten Terror wie bei Bava allerdings nicht.

So bleibe ich gespalten zurück: Für sich genommen kann man “Rabid Dogs 2015” nichts vorwerfen. Es ist ein solider Thriller mit sehr guten Darstellern und einem hübschen Twist-Ende. Aber wenn man reingeht, weil mal eine moderne Aufarbeitung eines knochenharten Italo-Sleazers sehen will, dürfte man enttäuscht sein.

Fazit: Als Hostage-Roadmovie kompetent und gut gespielt – als Remake des Bava-Films eindeutig zu zahm und zahnlos. Gerade noch 7/10.

Hier ein Blick ins Original:

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Und hier das Remake:

https://www.youtube.com/watch?v=uuOSLcfw8e4



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Reini
Reini
18. August, 2015 10:38

Sowas hatte ich schon vermutet… an Italo-Sleaze scheint sich mittlerweile nur noch Tarantino heranzutrauen und da auch nur in ironischer Form. Diesbezüglich ist Kino mittlerweile ziemlich glatt geworden…