03
Sep 2014

Fantasy Filmfest 2014 (35): Faults

Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |

faults USA 2014. Regie: Riley Stearns. Darsteller: Leland Orser, Mary Elizabeth Winstead, Chris Ellis, Lance Reddick, Jon Gries, Leonard Earl Howze, Beth Grant

Offizielle Synopsis: Der einst renommierte Sektenexperte Ansel Roth, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Deprogrammierung von Abtrünnigen, ist am Ende: Seine Fernsehshow wurde abgesetzt, seine Frau hat ihn vor die Tür gesetzt und er ist so pleite, dass er in seinem Auto wohnen muss. Sein aktuelles Buch floppt und sogar sein Manager hetzt ihm einen Geldeintreiber auf den Hals, weil er den Vorschuss zurückhaben will. Überdies wird er auch noch für den Tod eines ehemaligen Sektenmitglieds verantwortlich gemacht, das durch Roths berüchtigte Umkehrmethode dem Wahnsinn verfiel. In dieser verzweifelten Lage entschließt er sich, das Angebot eines besorgten Elternpaares anzunehmen, ihre Tochter Claire aus den Fängen der “Faults”-Gemeinschaft zu befreien. Kurzerhand wird die junge Frau auf offener Straße entführt und in ein miefiges Motelzimmer gesperrt. Dort beginnt der Spezialist in völliger Abgeschiedenheit auf die besessene Claire einzuwirken und setzt ein unheilvolles Kräfteringen in Gang.

Kritik: Manchmal ist es schwer, ein Urteil zu fällen. Wenn ein Film sehr viel richtig macht, wenn er beste Absichten mitbringt, wenn die meisten Teile stimmen und passen – und dann doch irgendwie nichts “klickt”. Es tut weh, dem Regisseur gleichzeitig anerkennend auf die Schulter klopfen und “Das war nix, Alter” ins Ohr flüstern zu müssen.

Zunächst einmal ist die Idee von “Faults” gut. Das Thema der Deprogrammierung war in den 70ern schwer aktuell (ich erinnere mich vage an einen Film, der mich als Teenager schwer verstört hat – der hier, glaube ich). Aber es ist auch heute noch relevant. Manche Menschen werden in Sekten derart mental umgepolt, dass es eine nicht minder radikale Gehirnwäsche braucht, um die grundsätzlichen Funktionen des gesunden Menschenverstandes wieder in Gang zu setzen.

Weil es “klassische” Deprogrammierungs-Filme aber schon gibt, dreht “Faults” unsere Erwartungen um: Der Deprogrammierer als desillusionierter Loser, der erheblich mehr Hilfe braucht als das entspannte und mental überlegene “Opfer”. Die Umkehr der Machtverhältnisse. Die Idee, dass die Sekte auf die Deprogrammierung vielleicht besser vorbereitet ist als der Deprogrammierer.

Dazu im Kern zwei ganz exzellente Performances von Charakterdarsteller Leland Orser und der unglamourös attraktiven, perfekt zwischen schutzbedürftig und beschützend oszillierenden Mary Elizabeth Winstead.

Aber es klickt eben nicht. Zu lange dauert es, bis die Deprogrammierung wirklich in die Gänge kommt, zu lange, bis sie augenscheinlich eine unerwartete Wendung nimmt – und dann tappt Roth, der trotz seiner privaten Probleme immer noch die intellektuellen Kapazitäten haben sollte, die billigen rhetorischen Tricks von Claire zu durchschauen, sehr schnell in die Falle. Die Mühe, einen Menschen zu programmieren, wird nicht als äquivalent schwierig zur Deprogrammierung dargestellt. Roths Unterwerfung ist nicht schockieren, weil sie in etwa so plausibel wirkt wie eine Konvertierung von Richard Dawkins zum Islam.

Genau genommen fehlt eine weitere Wendung: Die “Wiederauferstehung” von Roth, der im psychischen wie physischen Kampf mit Claire seine Werte wiederfindet, sich selbst aus der Verzweiflung heraus deprogrammiert und die Taktiken der Sekte entlarvt.

Ein wenig besser getaktet, ein wenig mehr Tauziehen zwischen den Protagonisten – aus “Faults” hätte eine bitterböse Komödie über den ewigen Drang nach Bestätigung werden können. So ist er nur ein kurioses Kabinettstückchen.

mitteFazit: Ein Deprogammierungs-Kammerspiel, das zwar eine unerwartete Wendung nimmt – leider aber in die völlige Obskurität. Sehr gute darstellerische Leistungen können nicht darüber hinweg täuschen, dass zur guten Idee die gute Struktur fehlt.

Leider kein Trailer vorhanden, sorry.



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