10
Jan 2014

25 Frauen: Als Geschichte noch einen Händedruck hatte (3)

Themen: Neues |

Dritter und letzter Teil. Als wir das letzte Mal über die alten Damen sprachen, hatte mir Frau G. gerade mitgeteilt, dass sie den Holocaust an den Juden für eine Erfindung hielt.
Dass sich eine „meiner“ Omas als stolze Antisemitin entpuppen würde, war schon statistisch zu erwarten gewesen. Aber Frau G.? Die kleine, runzelige, freundliche Frau G.? Hier war größte Vorsicht angeraten. Es galt immer noch: Respekt und Rücksicht. Ich hatte als Zivi kein Recht, die Frau umerziehen oder belehren zu wollen. Ich konnte nur innerlich abkoppeln und mich von jeder Sympathie frei machen.
Es stellte sich auf meine nervöse Nachfrage heraus, dass Frau G. in der „Rheinischen Post“ einen großen Beitrag über den Holocaust gelesen hatte. Und was sie da gelesen hatte, wollte sie nicht glauben. Angesichts der unbestreitbaren historischen Fakten hakte ich vorsichtig nach, WAS genau sie daran denn nicht glauben wolle. Ich war unendlich erschüttert, als sie zu weinen begann: „So etwas würden Menschen doch niemals anderen Menschen antun. So was kann man doch gar nicht tun!“
Ich widersprach ihr nicht. Ich legte ihr die Hand auf den Unterarm und sagte nur leise: „Da haben Sie sicher Recht. Glauben wir zwei beide weiter an das Gute, okay?“
Man merkt vielleicht schon – trotz aller Freude, mit der ich den Zivildienst versah, schlauchte die Aufgabe auch. Ich hatte mit Menschen am Ende eines langen Weges zu tun, die teilweise nur noch auf das Ende warteten. Manche sah ich nur einmal, weil sie sich schämten, Hilfe zu brauchen, und nach dem Erstbesuch darum baten, nicht mehr versorgt zu werden. Ich erinnere mich an eine Frau, deren unglaublich schöne und lange Haare ihr ganzer Stolz waren – in ihrer dunklen Einzimmerwohnung schlief sie in der Küche. Ein weiterer Fall kostete mich fast mehr Kraft, als ich aufzubringen bereit war: Es ging um eine frühere Mitarbeiterin eben des Sozialdienstes, für den ich unterwegs war. Sie war mit gerade mal 30 an multipler Sklerose erkrankt und nun in dem Stadium, in dem sie Hilfe brauchte, um zum Arzt zu kommen. Was für ein Schicksal, was für eine Arschkarte vom Karma.
Ebenfalls ein Spezialfall waren die Methadon-Junkies, die ich zwei- bis dreimal bei Behördengängen begleiten musste. Gescheiterte Existenzen, die man mit der Ersatzdroge zumindest soweit stabilisieren wollte, dass sie zwar nicht integrierbar, aber zumindest handhabbar werden sollten. Ich habe nie Menschen gesehen, deren Augen so leer waren, deren Schritt so gar keine Kraft mitbrachte. Zombies, denen selbst die einfachsten Alltagsaufgaben schwer fielen und die im Zwiegespräch zugaben, im Zweifelsfall sofort wieder auf Heroin umzusteigen, wenn das Amt nicht bloß so sehr dahinter her wäre. Gerade im Vergleich zu „meinen“ Damen verachtete ich diese antriebslosen Schattenexistenzen, die sich zum Opfer machten, weil sie sich selbst Täter waren. Ich bat meine Sozialarbeiter schnell, von solchen „Sonderaufträgen“ abzusehen.
Und dann war da Frau S. Eine knorrige, aber nicht unsympathische Frau, die mich an Else Kling erinnerte, die Tratschtante aus der „Lindenstraße“. Sie zog gerne über Nachbarn her, scherte sich keinen Deut um den Rest der Welt und mochte mich – bis zu dem Tag, an dem ich ihr eine Glühbirne in der Küchenlampe wechseln sollte. Das tat ich, während sie die Glaskuppel abwusch. Als ich die Kuppel wieder einsetzte, machte ich das zwar richtig, aber augenscheinlich nicht so, wie sie das haben wollte. Aus dem Stand fing sie an, mich zu beschimpfen und warf mich schließlich sogar aus der Wohnung!
Ich erstattete dem Sozialarbeiter K. verdattert Bericht über das, was bei Frau S. vorgefallen war. Er nickte bedächtig und beruhigte mich: „Altersstarrsinn. Sie ist schon länger nicht mehr stabil. Hat nichts mit dir zu tun. Wenn das zunimmt, werden wir sie zu ihrer eigenen Sicherheit wohl einweisen müssen.“
Dass Frau S. nicht eingewiesen wurde, stellte ich ein paar Jahre später fest, als ich sie in den Hauptabendnachrichten von ProSieben sah. Da stand sie – stolz wie Oskar – in der Tür zu ihrer immer noch leicht versifften Wohnung und erzählte einem Reporter von der Leiche des Nachbarn, die sie gefunden hatte.
Ebenfalls ein harter Fall war Frau L., aber nicht ihres Wesens wegen. Was davon geblieben war, hielt ich für zauberhaft. Aber nach mehreren Schlaganfällen saß sie im Rollstuhl, konnte sich kaum bewegen, kaum sprechen. Ihre Tochter pflegte sie rund um die Uhr, hatte ihr eigenes Glück und ihre Ehe daran verloren. Sie weinte sich manchmal bei mir aus. Ich selbst sollte Frau L. eigentlich nur zweimal die Woche zu einer Bewegungstherapie schieben. Das war hart. Einmal traf ich die Tochter im Hausflur und ging mit ihr zusammen nach oben. In der Wohnung stank es entsetzlich – Frau L. hatte unter sich gemacht. In ihrer Panik schob mich die Tochter aus der Tür, statt mich helfen zu lassen. Es war ihr so furchtbar peinlich, obwohl es das nicht hätte sein müssen.
Aber auch in diesem Fall war nicht alles Trübsal – wenn es Frau L. gut ging, merkte man ihr an, dass sie ihr Leben – so eingeschränkt es war – genoss. Wir trafen auf dem Weg zum Therapeuten tatsächlich mal meinen Großvater, einen seriös gekleideten Mann in seinen Siebzigern mit ausgesucht guten Manieren. Er stellte sich Frau L. vor, plauderte charmant mit ihr, empfahl sich dann. Den Rest des Weges schien Frau L. zu strahlen.
Vielleicht habt ihr euch schon gefragt, warum ich immer nur von meinen Damen rede, nie von meinen Herren. Das liegt primär daran, dass es praktisch keine gab. Es war die Generation, deren Männer vielfach „im Krieg geblieben“ waren – eine Aussage, die mich zu der Nachfrage veranlasste: „Was heißt das überhaupt? Das klingt nicht, als wären sie tot, sondern als würde der Krieg noch irgendwo stattfinden“. Wer nicht an West- oder Ostfront gefallen war, hatte seine Lebenskraft oft genug dem Wiederaufbau geopfert. Ich kann mich nicht erinnern, dass einer der Ehemänner meiner Damen auch nur die 70er Jahre erlebt hatte. Sie waren nur noch Schwarzweißfotos, Kreuze an der Wand und Ehrenabzeichen in Schatullen.
Bis auf Herrn J.. Herr J. war der einzige Mann, den ich betreute, was in diesem Fall allerdings bedeutete, dass ich nur dann bei ihm auflief, wenn er mich zu sich bestellte. Das lief immer gleich ab. Im Zivi-Büro klingelte das Telefon und eine schnarrende Stimme bellte: „Na? Wie is et?“ Ich sagte: „Hallo, Herr J.“ Er lachte: „Haste anner Stimme erkannt, wa?“ Er wollte eigentlich nur einmal im Jahr die Fenster geputzt haben und dann und wann ein paar Kästen Mineralwasser. Der Rest war reden. Reden über seine Kindheit, die scheiß Politik, den ganzen dreckigen Haufen.
Man muss dazu wissen, dass Herr J. zeit seines Lebens strammer Kommunist war und mit 14 das erste Mal festgenommen wurde, als er dem Kaiser bei einer Parade den nackten Arsch zeigte. Im Dritten Reich hatte man ihn ins KZ gesteckt, nicht allerdings wegen der Zugehörigkeit zur KP, sondern weil er ein paar Gestapo-Leute verdroschen hatte, wie er mir versicherte: „Die wollten meine Schwester vergewaltigen, da habe ich ihnen was auf die Nase gegeben“. Herr J., das war der körperlich fragile, aber geistig rüstige Rest eines trinkfreudigen Raufbolds, der schon zum Autonomen Block gehörte, als weder der Begriff noch die entsprechende Bewegung überhaupt existierte. Einer, der noch auf dem Rollator ein Schild anbringen würde mit „Schieß doch, Bulle“. Einer, dessen tätowierte Nummer auf dem Unterarm bewies, dass er immer bereit gewesen war, den Preis für seine Überzeugungen zu zahlen. Ich mochte ihn.
Ich mochte auch meinen Job. Er war nicht immer leicht, aber er war auch keine Plackerei. Selten kam ich nach 14 Uhr nach Hause, nie tat mir der Rücken weh, waren meine Hände wund. Mir gefiel der Gedanke, so etwas längerfristig zu machen – vielleicht als Sozialarbeiter im Amt? Warum nicht? Warum sein Leben nicht einer sozial ehrbaren Sache widmen? Was Besseres hatte ich eh nicht vor.
Bei zwei Mitarbeitern der Dienststelle wurde ich vorstellig mit der Idee, mich über den Zivildienst hinaus um eine permanente Stelle zu bemühen. Beide nahmen mich beiseite, redeten auf mich ein, beknieten mich, mir das nicht anzutun. Eine Sozialarbeiterin sagte klar heraus: „Weiß du, warum ich mit 32 Single bin? Weil meine Klienten abends im Kopf noch neben mir sitzen. Das hält kein Mann aus“. Ihr Kollege verwies mich auf die gelungene Kombi aus beschissener Bezahlung und herablassender Behandlung durch die Mitmenschen. Er nannte es „einen Job, der aus Menschen Opfer macht“ und warnte mich eindringlich: „Wenn du hier arbeiten willst, weil du helfen willst, dann bist du hier falsch. Das wird dich brechen.“
Es warten harte, wenngleich wahre Worte. 20 Monate als Zivildienst, wenn man vor jugendlichem Enthusiasmus strotzt, kann man das leicht durchziehen. Ein Leben lang? Dazu braucht es eine Konstitution und eine Einstellung, die mir fehlt. Ich sah es ein und bereitete mich mit der Ankunft meines Nachfolgers auf den Ausstieg vor. Zwischenzeitlich setzte ich sogar zwei Monate aus, um in München ein Praktikum beim GONG zu machen – ein Schritt, der mich auf einen ganz anderen Lebensweg führen sollte.
Es tat mir weh, „meine“ alten Damen zu verlassen, aber sie machten es mir nicht schwer, denn für sie war ich nicht „ihr“ Zivi. Sie hatten viele kommen und gehen sehen, ich war nicht der Erste und würde nicht der Letzte sein. Es gab ein paar Tränen, sicher, bei Frau H. und Frau G. besonders, aber ich war eben nur ein „Enkel auf Zeit“ gewesen. „Man sieht sich“ war die übliche Floskel zum Abschied. Man sah sich nicht. Ich fuhr fast täglich durch die Straßen, erinnerte mich an die Frauen hinter den Fenstern, an ihre Käsesorten und Putzlappen, aber ich klingelte nicht. Manches ist gut, wenn es vorbei ist, und ich wollte meinem Nachfolger das Feld kampflos überlassen.
Gerne hätte ich mit einigen der Frauen noch einmal gesprochen, um ihre vielen Anekdoten aufzuschreiben, die lustigen wie die tragischen und die absurden. Doch ich konnte mich nicht aufraffen, so tief in ihre Leben zu dringen, so viele Erinnerungen aus ihnen heraus zu zerren. So oft ich mich bei Freunden beschwerte, dass mit den Damen ein ganzes Leben voller Geschichten starb, so sehr musste ich doch gestehen, dass es ihr Recht war, sie mitzunehmen.
Dennoch: Wenn ich heute durch Oberbilk fahre, sind die Häuser immer noch da, die Türen, die Treppen. Ich kenne die Namen noch und die Gesichter und mich schmerzt die Erkenntnis, dass die Damen mittlerweile alle tot sind. Unsere Wege haben sich gekreuzt, als ich ins Erwachsenenleben trat – und sie den Mantel überstreiften, um es zu verlassen. Begegnungen zwischen Tür und Angel.
Ich bin dankbar für die Erfahrung. Dankbar, Frau H. kennengelernt zu haben, Frau H2., Frau E. und Frau L.. Sie haben mir ihre Geschichten geschenkt und Demut vor dem Alter beigebracht. Mit ihnen habe ich die Gespräche geführt, die mit meinen Großeltern nicht möglich waren und bei ihnen hatte ich das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden.
Es ist wohl karmischer Ausgleich, dass keine meiner alten Damen während meiner Dienstzeit starb. 20 Monate lang hatte der Schnitter in meinem Revier keinen Zutritt. Komisch, ich weiß – aber es macht mich stolz.
Ich bin seither überzeugt, dass es – Widerspruch voraus – ein verpflichtendes freiwilliges soziales Jahr für alle Schulabgänger geben sollte. Weil das Leben kein Sprint ist und man nicht sofort von einem Lehrbetrieb in den nächsten sollte. Weil soziale Kompetenz lernbar ist. Weil helfen sich selbst Belohnung ist – und vielleicht genau das heute nicht ausreichend durch dringt. Weil man dem ewigen “ich” mal wieder ein bisschen “wir” entgegen setzen könnte. Und einfach deswegen, weil es dort draußen viele Frau H.s gibt, viele Frau L.s und viele Herrn J.s, die Hilfe brauchen.
So, wie ich diesen Bericht nicht belehrend oder melancholisch enden lassen will, endete auch der Zivildienst nicht melancholisch, zumindest inoffiziell. Ein paar Monate, nachdem ich endgültig nach München gezogen war, wollte ich mit Freunden in Düsseldorf eine megafette Geburtstagparty mit dem Kostümthema „Superhelden“ feiern. Leider hatte keiner von uns den passenden Veranstaltungsort parat und ich erinnerte mich daran, dass der große Aufenthaltsraum samt Küche beim Sozialdienst eigentlich ideal geeignet war. Da gab es sogar saubere Toiletten. Aber ich hatte nicht mal mehr einen Schlüssel zum Gebäude.
Ich bin nicht stolz drauf, aber ich habe eine der Sozialarbeiterinnen privat besucht und ihr vorgeflunkert, dass ich ein paar Vectrex-Module in meinem Ex-Büro vergessen hätte. Sie vertraute mir genug, um mir für das Wochenende ihren Schlüsselbund auszuhändigen und so kam es, dass wir im zweiten Stock direkt über einem Polizeirevier in einer Samstagnacht die „mother of all partys“ feierten:
zivi3
Hinterher habe ich sorgfältig aufgeräumt und geputzt, dass niemand etwas gemerkt hat. Dafür war ich als Zivi schließlich ausgebildet worden …



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Stefan
10. Januar, 2014 10:30

Sehr schön geschriebener Abschnitt aus Deinem Leben. Vielen Dank dafür.
Als ehemaliger Zivi finde ich ein verpflichtendes soziales Jahr nicht die schlechteste Idee. Mir haben meine 15 Monate Dienst an der Windel auch in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet. Ich wünschte, dass wäre bei mehr Menschen der Fall.

S-Man
10. Januar, 2014 10:53

Danke.

Howie Munson
Howie Munson
10. Januar, 2014 11:04

@Stefan: bösen Zungen würden sagen, das “Augen öffnen” ist politisch nicht gewollt…

comicfreak
comicfreak
10. Januar, 2014 11:28

😀

Stefan
10. Januar, 2014 11:42

@Howie: Das steht zu befürchten…

Chabneruk
Chabneruk
10. Januar, 2014 11:43

Ich war Bund-untauglich und habe mich direkt ins Studium gestürzt. Im Nachhinein hätte ich besser auch ein Jahr sozial gearbeitet, um so etwas Erfahrung zu kriegen und rauszufinden, was ich eigentlich wollte. Insofern finde ich die Idee mit dem verpflichtenden sozialen Jahr gut.
Aber nenn es nicht “freiwillig verpflichtend”. Das hat Orwellsche Züge 😀 Oder verstehe ich da irgendwas falsch?

Wortvogel
Wortvogel
10. Januar, 2014 11:48

@ Chabneruk: Den Teil “– Widerspruch voraus –” hast du schon gelesen, oder?

Dietmar
Dietmar
10. Januar, 2014 11:53

Wieder viele memorable Sätze und Beschreibungen, tief emotional und menschlich wertvoll. Vielen Dank!

Chabneruk
Chabneruk
10. Januar, 2014 12:25

Ja, aber ich dachte du meinst Widerspruch von Gegnern der Idee. Wo siehst du denn den “freiwilligen” Part?

Wortvogel
Wortvogel
10. Januar, 2014 12:43

@ Chabneruk: Das ist ja der Widerspruch. Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist eine so tolle Sache, dass es eigentlich verpflichtend sein sollte. Weil ich aber will, dass man die Leute dazu nicht zwingen muss, wäre es im Idealfall ein Verpflichtendes Freiwilliges Soziales Jahr.

Dieter
Dieter
10. Januar, 2014 13:10

Zunächst einmal ein dickes Danke für diese kleine Artikelserie.
Dem “Verpflichtenden Freiwilligen Sozialen Jahr” kann ich sehr viel abgewinnen. Meinem Patenkind hat die “Auszeit” zwischen Abitur und Studium sehr gut getan. Zeit für Orientierung, Zeit für einen anderen Blick auf die Menschen, Zeit für soziales Lernen.
Wenn schon in Schule und Hochschule keine Zeit mehr bleibt für die Entwicklung – aus meiner Sicht – gesellschaftlich wichtiger Sozialkompetenz, so ist es um so wichtiger die Zeit anders zu schaffen. Dazu bedarf es aber eines übergreifenden politischen Willens, den ich momentan nicht sehe.

Thomas
Thomas
10. Januar, 2014 13:56

Zitat: “Ich bin seither überzeugt, dass es – Widerspruch voraus – ein verpflichtendes freiwilliges soziales Jahr für alle Schulabgänger geben sollte. Weil das Leben kein Sprint ist und man nicht sofort von einem Lehrbetrieb in den nächsten sollte. Weil soziale Kompetenz lernbar ist. Weil helfen sich selbst Belohnung ist – und vielleicht genau das heute nicht ausreichend durch dringt. Weil man dem ewigen “ich” mal wieder ein bisschen “wir” entgegen setzen könnte. Und einfach deswegen, weil es dort draußen viele Frau H.s gibt, viele Frau L.s und viele Herrn J.s, die Hilfe brauchen.”
Sehr schön gesagt! Ich würd dich wählen, wenn du in die Politik gingest.
Beste Grüße
Thomas (Ex-Zivi im Krankentransport/Rettungsdienst, 20 Monate)

DC
DC
10. Januar, 2014 14:52

Als Vertreterin der sozialen Berufssparte: Nein, es sollte nicht jeder ein verpflichtendes soziales Jahr machen. Gerne mit der Option “ökologisches Jahr” oder ähnliches, aber nein… nicht jeder ist dafür geeignet mit Menschen verantwortlich umzugehen… und nicht jeder kann (und/oder will) sozial verträglich mit Menschen umgehen.

Wortvogel
Wortvogel
10. Januar, 2014 15:03

@ DC: Würden wir das Thema ausführen, wäre genau das auch meine Kritik an der Idee. Man kann Menschen nicht zwingen, mit Alten und Kranken umzugehen. Das führt nur zu menschlichen Katastrophen. Darum würde ich mich ja so freuen, wenn das verpflichtende soziale Jahr wie durch ein Wunder auch freiwillig wäre…

DC
DC
10. Januar, 2014 15:23

@Wortvogel: Dann ist ja gut, dass wir das Thema nicht ausführen… 😉
Erfreulich, dass sich die Zahl der Freiwilligen in den letzten 9 Jahren nahezu verdoppelt haben, nicht? 🙂

Howie Munson
Howie Munson
10. Januar, 2014 15:23

@DC: Wie ich bei Teil 2 schon anmerkte, halt statt einer Wehrpflicht eine “Dienstpflicht”, egal ob nun ehemaliger Zivildienst, THW/Feuerwehr oder andere gesellschaftlich nützliche Tätigkeit und nur wer stattdessen zum Bund will, muß das begründen…
Aber momentan sind halt unter 20-jährige “Hochschulabsolventen” das “Jobeintrittsideal”….

DC
DC
10. Januar, 2014 15:36

@Howie Munson: Gut, den Zustand hatten wir ja als Übergangslösung, bis die Wehrpflicht ganz abgeschafft wurde; da konnte ja quasi gewählt werden, ob man(n) zum Bund geht oder Zivildienst macht. Unfair war eben die längere Dienstzeit und die geschlechtspezifische Verpflichtung.
“Aber momentan sind halt unter 20-jährige “Hochschulabsolventen” das “Jobeintrittsideal”….”
Da bin ich mir nicht so sicher – ich bekomme eher kritische Bemerkungen zu Schmalspurakademikern mit.

Howie Munson
Howie Munson
10. Januar, 2014 16:59

Wenn nicht 20 jährige Schmalspurakademiker von einer starken Lobby gewünscht wären, könnte man sich das Trauerspiel mit Turboabi und Bologna Uni sparen, war ja nicht so, dass deutsche Ingenieure im Ausland chancenlos waren einen Job zu bekommen.
und natürlich wäre bei meiner “Dienstpflicht” der Bund auch nach Dienstdauer nicht attraktiver als die nützlicheren Dinge.

Peroy
Peroy
10. Januar, 2014 20:00

Ein Salut an Herrn J… mein neues Idol und Vorbild.

Peroy
Peroy
10. Januar, 2014 20:04

” Nein,es sollte nicht jeder ein verpflichtendes soziales Jahr machen. Gerne mit der Option “ökologisches Jahr” oder ähnliches, aber nein… nicht jeder ist dafür geeignet mitMenschenverantwortlich umzugehen…und nicht jeder kann (und/oder will) sozial verträglich mit Menschen umgehen.”
+1
Danke schön. (Das erste Mal, dass ich mich hier für etwas bedankt habe)

DC
DC
10. Januar, 2014 20:10

@Peroy: Uih… da fühle ich mich aber geehrt…

Peroy
Peroy
10. Januar, 2014 20:32

DAS SOLLTEST DU AUCH!!!

Lukas
13. Januar, 2014 14:28

“Gerade im Vergleich zu „meinen“ Damen verachtete ich diese antriebslosen Schattenexistenzen, die sich zum Opfer machten, weil sie sich selbst Täter waren.”
– Verachten sollte man da nur das Heroin. Ich kenne genug Leute, die schon extreme Schwierigkeiten haben, von Zigaretten loszukommen, ich möchte mir nicht ausmalen, was für eine Party Heroin im Hirn anrichtet.

S-Man
13. Januar, 2014 14:56

@Peroy (19): Sowas in der Art habe ich auch gedacht 🙂

invincible warrior
invincible warrior
24. Januar, 2014 12:14

Ja, das freiwillige soziale Jahr ist echt ne super Idee und ich würde es jedem empfehlen, besonders wenn man später überhaupt nix in dem Gebiet zu tun hat. Ist halt eine Erfahrung die man machen muss.
Aber wer würde das schon machen? Ich hätte es auch nie gemacht, hätte mich der Staat nicht zum Zivildienst gezwungen. Das lag schon allein daran, dass ich dank Augustgeburt schon verdammt alt war und lieber studieren wollte. Zudem gabs ja immer nur die Horrorgeschichten von Zivis, die als günstiger Pflegerersatz, ausgenutzt werden – darauf hat ja eigentlich keiner Lust drauf. Das es da viel mehr Einsatzmöglichkeiten gibt, sowas weiß man vorher überhaupt nicht! Es würde doch schon vielen alten Menschen helfen, wenn sie jemanden ihre Geschichte erzählen dürfen, weil das ist doch was die Leute im Alter am meisten fürchten (und das zu Recht, da die Pfleger dafür keine Zeit haben und auch nicht sollten).