26
Sep 2013

Random acts of kindness

Themen: Neues |

Sorry für die Funkstille, aber derzeit habe ich viel Arbeit und einfach auch Leben außerhalb der Blogosphäre. Außerdem hat die neue US-Saison begonnen und irgendwer muss die ganzen neuen Serien ja antesten. Ich denke mal, in ein paar Tagen ist mehr Luft, dann gibt es auch wieder mehr Content, wie man heute so schön sagt.
Ich habe mich in den letzten Wochen ein paar Mal darüber ausgelassen, wie klein und gemein Menschen sein können, auch und gerne in Ämtern und dem Beamtentum. Dabei könnte der Verdacht aufkommen, dass ich die Menschheit als grauen Treibsand trüber Geister sehe, dessen Existenz nur der Austestung meiner Geduld dient. Dem ist aber gar nicht so. Der “default state” meiner Weltsicht ist positiv und ich glaube, dass auch das blöde Arschloch, das mich in seinem 7er BMW gestern fast vom Roller katapultiert hat, abends gerne “Simpsons” guckt.
Der US-Philosoph Michael Sandel spekuliert, dass wir uns fatalerweise auf dem Weg von der Marktwirtschaft zur Marktgesellschaft befinden, in der bisher außerhalb des ökonomischen Kontexts liegende Lebensbereiche den Regeln von Angebot und Nachfrage, Rendite und Zins unterworfen werden (Freundschaft, Liebe. Ehrlichkeit). Ich teile seine Meinung, dass das für ein soziales Miteinander ungesund ist.
Aus diesem Grund präsentiere ich euch hier mal ein paar willkürliche Beispiele zwischenmenschlicher Investition ohne erwartete Gegenleistung, die ich in den letzten Wochen erleben durfte.
Ich bin auf Reportage in Neckargemünd. Dazu gehört eine Übernachtung in einem kleinen Hotel. Dort lasse ich am nächsten Morgen leider mein Netzteil liegen, was ich erst in Nesselwang bemerke. Nun kann ich mit 24 Prozent Saft im Akku meines Macbooks noch lässig ein neues (nachgebautes, nicht originales) Netzteil bei Amazon Prime bestellen. Aufgeben will ich das Originalteil aber nicht. Also rufe ich im Hotel an und bitte darum, mal im Zimmer nach meinem Netzteil zu schauen. Am nächsten Tag bekomme ich einen Anruf – ja, man habe das Gerät gefunden. Klar schicke man es mir sofort per Post raus. Nein, dafür bräuchte ich nicht die Kosten zu übernehmen. Das sei doch selbstverständlich. Schönen Tag noch. So kommt es, dass ich zwei Tage später im Laufe des Vormittags ZWEI Netzteile für mein Macbook in der Post habe.
Vor ca. zwei Wochen sitze ich mal wieder im Zug nach Speyer. Wir kommen genau drei Kilometer weit – in München-Pasing macht der ICE schon schlapp. Eine Stunde lang mühen sich Techniker, den Triebwagen wieder flott zu machen, mehrere Anfahrtests inklusive. Es ist heiß, der Zug voll, die Mitfahrer genervt. Vor allem aber: die Info-Politik des Zugführers ist gleich null. Zweimal ein “wir hoffen, gleich weiter fahren zu können”, das muss reichen. Kein “Es tut uns leid…”, kein “Für Fahrgäste, die nur bis Stuttgart wollen…”.
Nach genau einer Stunde kommt der nächste ICE auf dem Nachbargleis. Viele Fahrgäste bereiten sich darauf vor, umzusteigen, auch wenn ein ziemliches Gedränge zu erwarten ist. Doch da meldet sich der Zugführer: “Sie brauchen nicht umsteigen, wir können in fünf Minuten weiterfahren”. Wir schauen dem anderen Zug zu, wie er aus dem Bahnhof in Richtung unser aller Ziele verschwindet. Neue Durchsage: “Wir können doch nicht weiter fahren, der Zug ist endgültig kaputt”. Nur mühsam lässt sich die Bildung eines Lynchmobs verhindern. Wir schleppen unsere sieben Sachen aus dem ICE. Auf dem Bahnsteig frage ich eine Zugbegleiterin, warum der Lokführer nicht wenigstens mal sein Bedauern ausdrücken könne. Sie schaue mich gelangweilt an und sagt: “Wir haben von oben die Vorgabe, die Fahrgäste nicht zuzutexten”. Ich halte dagegen: “Wenn Sie eine Entschuldigung für endlose Wartezeiten auf einem Winzbahnhof für ‘zutexten’ halten, verstehe ich viele Probleme der Deutschen Bahn gleich besser.”
Einige Passagiere, die es nicht so weit haben, können auf andere Regionalzüge ausweichen, die innerhalb der nächsten Stunde vorbei trudeln. Ich stehe immer noch auf dem Bahngleis, müde und sauer. Ein Bahnbediensteter mit Kollegin ist auch da, ich mache mir ein wenig Luft: “Dass der Zug kaputt gehen kann? Geschenkt. So etwas passiert. Aber die Informationspolitik ist für den Arsch und die Tatsache, dass man uns einen tauglichen Zug hat vor der Nase wegfahren lassen, wäre wenigstens eine Entschuldigung wert”. Die Dame nickt mich freundlich an: “Das ist wirklich blöd gelaufen, tut mir leid. Wo müssen Sie denn hin?”. Ich nenne ihr mein Ziel, sie tippt ein paar Daten in ihren tricordergroßen Computer. Sechs, sieben Kombinationen in zehn Minuten, um mir die schnellste Verbindung mit dem geringsten Umstiegsstress zu ermöglichen. Dann bietet sie mir zwei Varianten an – eine schnellere, bei der ich zweimal umsteigen muss, und eine einfachere Strecke, durch die ich aber 15 Minuten später in Speyer sein werde. Ich entscheide mich für letztere Variante und bedanke mich. “Geben Sie mir mal Ihr Ticket, dann bestätige ich Ihnen schriftlich die Verspätung. So bekommen Sie eine Erstattung”.
Gestern Reportage in Regensburg. Danach ein Kaffee mit dem Fotografen in einer kleinen Stehbäckerei. Ich lasse meine Jacke liegen (das Leben besteht aus Wiederholungen). Das fällt mir auf, als ich in München meinen Mietwagen abgebe. Was nun? Mit dem eigenen Wagen noch mal nach Regensburg? Zu viel Aufwand. Also im Internet erstmal die Stehbäckerei googeln. Erfolglos. Keine Webseite, kein Eintrag bei Google Maps, keine Nummer im Telefonbuch. Was nun? Ich rufe meinen Bruder an, der hat Freunde in Regensburg. Er sagt, die könnten vermutlich meine Jacke abholen – wenn denn sicher sei, dass die noch dort liegt. Und er hat auch eine gute Idee, wie ich das wenig netzaffine Café erreichen kann: “Ruf doch einen Laden an, der daneben liegt”. Ich finde über Google Maps eine Apotheke, die augenscheinlich im selben Haus wie das Café untergebracht ist. Die Apothekerin geht ran, der Wortvogel holt seinen semi-öligen Journalistencharme raus: “Mein Name ist Torsten Dewi, ich rufe aus München in einer GANZ peinlichen Angelegenheit an. Haben Sie eine Minute Zeit für mich?”. Sie hat. Und sie geht in das Café, lässt die Jacke in Sicherheit bringen und mit einem Zettel versehen, auf dem “Abholung für Dewi” steht. Einfach so. Ich werde ihr eine “Liebes Land” mit Dankeskarte schicken.
Wo wir gerade bei Mietwagen sind. Reportage in Simbach. Es dauert länger als erwartet. Nach acht Stunden machen wir uns auf den Heimweg. Als ich den Schlüssel für den Mietwagen abgeben will, fällt mir auf, dass ich nicht vollgetankt habe. Ich winke müde ab: “Das soll die Firma zahlen, dafür bin zu fertig”. Der Angestellte hinter dem Tresen schaut mich intensiv an: “Wirklich? Wir verlangen 3,90 Euro pro Liter, den wir nachtanken müssen. Ich würde Ihnen wirklich empfehlen, es selber zu machen. Die nächste Tankstelle ist gerade mal 200 Meter die Straße runter”. So mache ich es dann auch.
Und dann ist da noch die Fortsetzung der Fahrzeugschein-Saga. Mittlerweile war die LvA in der Stadt und konnte den Zieleinlauf selber erledigen. Hat alles geklappt, auch wenn sie selber baff war, was für unfreundliche und grundsätzlich konfrontativ eingestellte Menschen dort arbeiten. Auch die Tatsache, dass sie für die mitgebrachte Einstweilige Versicherung 30 Euro gegenüber dem Vordruck des Amtes gespart hat, fasziniert sie. Wofür finanzieren wir die Ämter mit Steuern, wenn wir dann für jede popelige Dienstleistung doch wieder Gebühren zahlen müssen?
Aber darum geht es nicht: ich musste nämlich ein paar Tage davor noch die TÜV-Bescheinigung für diesen Vorgang besorgen. Die bekommt man bei der Stelle, wo man die letzte Hauptuntersuchung hat durchführen lassen, in unserem Fall bei der Dekra. Ich also auf dem Roller ab zur Dekra. 17.05 Uhr. Laut Internet Öffnungszeit bis 18.00 Uhr. Nichts los, drei Mechaniker sitzen gelangweilt rauchend beisammen. Ich trage freundlich mein Anliegen vor. Ja, die Bescheinigung kann ich kriegen. Im Büro. Das macht um 17.00 Uhr zu. Ich seufze und lasse mein patentiertes “Echt jetzt?” hören. Einer der Mechaniker steht auf: “Geben Sie mir mal Ihre Unterlagen, vielleicht kann ich das auch auf dem PC hier in der Werkstatt ausdrucken”. Er tippt unsere Daten ein, findet den Vorgang, druckt die Bestätigung aus. Der Druck geht schief, weil die Druckereinstellungen falsch sind. Er stellt alles neu ein, druckt es noch mal aus. Dann sagt er: “Das muss noch vom Meister unterschrieben werden”. Er findet den Meister, dieser zückt seinen Kuli. Ich bekomme die Bescheinigung, frage: “Was kostet mich der Spaß?”. Er winkt ab: “Nix”. Ich wünsche dem Trio einen ganz besonders guten Feierabend.
Mister Minit hat im Rahmen meiner Ernährungsumstellung (auch dazu schulde ich euch ein Update) mittlerweile sechs Gürtel mit zusätzlichen Löchern versehen. Alles kostenlos. Ich lasse aber immer ein oder zwei Euro da.
Es geht. Nicht immer, nicht überall, nicht mit jedem. Aber es geht.
meme



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HomiSite
26. September, 2013 11:41

>>mittlerweile sechs Gürtel mit zusätzlichen Löchern versehen<<
Hier las ich ich erst, dass der Gürtel sechs neue Löcher bekam, und machte mir schon Sorgen :-).
Ansonsten wie immer nette (oder auch nicht) Erlebnisse.

alltagbeiderbahn
26. September, 2013 11:48

Bei der ÖBB ist folgendermaßen geregelt(“Verfahrensanweisung für Kundeninformation”) und wird auch durchgezogen:
Erstinformation: nach 3 Minuten Stillstand auch wenn keine Gründe bekannt.
Weitere Informationen: Alle 10 Minuten, mit Angaben zu Gründen und Verspätungen, sowie alternativen Reisemöglichkeiten (gibt die Verkehrsleitzentrale in Wien dem Zugpersonal bekannt)
Bei Weiterfahrt: Regelmäßig Infos über Gründe und Verspätungen.
Natürlich kann im Streß mal was vergessen werden, aber die Leute derart im Regen stehen zu lassen ist schon heftig.

gerrit
gerrit
26. September, 2013 11:56

“Den Charakter eines Menschen erkennt man daran, wie er mit Menschen umgeht, von denen er nichts zu befürchten hat.” – Okay, die Dame neben der Stehbäckerei gruselt sich womöglich vor der “Liebes Land” (-ich pers. find den Zeitschriften-Titel auch zum Fürchten…)

nameless
nameless
26. September, 2013 16:05

wtf ist eine stehbäckerei?

Klaus Müller
Klaus Müller
26. September, 2013 17:52

Meine Frau und ich haben seit März auch unsere Ernährung umgestellt. Seit einigen Wochen liegt die Lochzange für die Gürtel griffbereit auf der Fensterbank. Lochen macht Spaß!

Marcus
Marcus
26. September, 2013 18:59

@nameless:
Äääh… eine Bäckerei mit Snackverkauf und ohne Sitzgelegenheit?

Istarnio
Istarnio
26. September, 2013 20:23

Ich hatte grade einen ganz besonders beschissenen Tag, aus ganz anderen Gründen, niemand war mies oder unfreundlich zu mir im, Gegenteil, ich kämpfe mit mir selbst, und dennoch: Dieser Content hat mich lächeln gemacht.
Dafür Danke ich.

Howie Munson
Howie Munson
26. September, 2013 21:01

@nameless: Also ich tippe auf eine Backwarenfachverkaufsstelle ohne (direkt vebundene) Backstube und mit Stehtische, also wahrscheinlich das, was Marcus auch meint… *g*

Dietmar
Dietmar
27. September, 2013 08:12

Das scheint mir ein richtiger Gedanke von Herrn Sandel zu sein.
Und danke für einen weiteren Beleg, warum ich Bahnfahren einfach nicht mag. Da bin ich drei Jahre lang als Intensivnutzer in der Zeit meiner Weiterbildung nur auf amtsschimmelige “Würdenträger” gestoßen. Empfand ich als sehr unangenehm. Am besten waren da die unvergesslichen Drei im “Kundencenter” oder wie das hieß, die gelangweilt hinter ihrem Tresen saßen, keine Miene verzogen, und offenbar wirklich keine Lust hatten, mir zu erklären, was ich wissen wollte. Aber das ist alles schon viele Jahre her. Seitdem sind unter anderem die Säbelzahntiger ausgestorben.

Wortvogel
Wortvogel
27. September, 2013 09:09

@ Istarnio: Von meiner Seite aus wünsche ich dir Aufwind.
@ Dietmar: Man muss fairerweise sagen, dass die Bahnfahrten zu 70 Prozent ereignislos verlaufen. Ich plömpel mein Macbook ein, setze den Kopfhörer auf und klinke mich aus allem aus.

Dietmar
Dietmar
27. September, 2013 10:49

@Wortvogel: Ich bin mir eigentlich sogar sicher, dass das bei mir statistisch gesehen ähnlich war. Das ist diese Sache mit der Wahrnehmung …

Thorsten K.
Thorsten K.
27. September, 2013 10:56

Das mit der Deutschen Bahn ist ja wohl die absolute unverschämtheit. Vor allen Dingen, dass man den anderen Zug wegfahren lässt, ohne dass Ihr umsteigen dürft. Ich wäre durchgedreht…
Ab und zu hat man tatsächlich Glück, was Menschen angeht, die selbstlos etwas tun.. Ich habe mir eine komplett neue Werkstatt eingerichtet, die mir innerhalb von 5 Tagen geliefert werden sollte. Bis dahin war ich mir sicher, dass ich es schaffen würde den Schuppen aufzubauen, der diese Werkstatt beinhalten sollte. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist mein Fussballtraining. Ich verstauche mir den Fuss und bekomme eine Halbgipsschale, soll mich drei wochen auf Krücken bewegen, der Schuppen liegt in Einzelteilen im Garten.
Am Samstag morgen klingelt der 15 jährige Nachbarsjunge, sein Vater habe ihn rübergeschickt, zu fragen, ob er mir mit dem Schuppen helfen könne.
Ich glaube das irgendwie kaum. Ich wohne seit 7 Monaten in dem Haus, kenne die Nachbarn, wir sind uns aber überhaupt nicht nah.. Das war schon wirklich ein sehr selbstloser Akt, der überhaupt nicht selbstverständlich war…

Frank Böhmert
27. September, 2013 11:42

Lob des Guten – ein Wert an sich.

gerrit
gerrit
27. September, 2013 11:49

Wir sind letztes Jahr um Weihnachten rum in München Hbf umgestiegen. Beim Warten auf den ICE nach Hannover frohlockte ich, was für ein Personalschlüssel! Solange ich kein Problem hatte, zählte ich mindestens fünf Leute mit Bahnkostüm. Aber dann kamen unverständliche Durchsagen, und die Bahner hatten ne Tarnkappe rausgekramt- alle weg. “Knarz- liebe Reisende nach *Knarz* über Göttingen, Hannover, *Knarz* und Hamburg-Altona, der Zug [Bla] entfällt, wird aber zeitnah ersetzt durch den [Blub]. Dieser wendet hier und setzt auf auf den [Schallaladingdong].” -Wir so “WTF? Wenden? Im Kopfbahnhof? Scheiss drauf, die von der Bahn wissen hoffentlich was sie tun. Nur, wo ist jetzt der Wagen mit unserem reserviertem Platz?” Wir haben uns letztlich getrennt und in der Mitte getroffen…

Dietmar
Dietmar
27. September, 2013 14:14

Schallaladingdong

Ah: Der von “Signs”!

Mathias
Mathias
27. September, 2013 22:01

In Neckargemünd bin ich zur Schule gegangen und im Nachbarort aufgewachsen. Daher wäre ich sehr neugierig was für eine Reportage dich dort hin geführt hat?

Lothar
Lothar
30. September, 2013 12:17

Wie immer bekomme ich die Blogeinträge der Woche immer gesammelt am Freitag, daher erst heute mein 2 Cent 😉
Das mit der Bahn bekommt man regelmäßig in Tutzing geboten. Der Regionalzug nach München kommt da öfter mal zu spät, nicht immer ist die Bahn selbst schuld, sondern z.B. eine zu lange Grenzabfertigung oder eine Verspätung des Gegenzugs, etc.
Alternativ kann man die S-Bahn nehmen, damit sich das aber lohnt, muss die Verspätung eine gewisse Größe überschreiten, da die S-Bahn sonst sogar im späteren Verlauf auf den verspäteten Zug zum Überholen warten muss.
Regelmäßig erfolgt die Mitteilung über die Verspätung des Zuges und dass diese länger ist, kurz nachdem die S-Bahn den Bahnhof verlassen hat. Vom Ablauf her also das Gleiche, das der Dewi erlebt hat. Mit der Zeit bekommt man dadurch aber ein Gefühl, das einem auch sonst (z.B. bei Dewis Situation) dann hilft.
Die Bahn-App ist da übrigens recht hilfreich, da diese über aktuelle Verspätungen der Züge informiert. Oft genug erfährt man da über Verspätungen des Zuges, in dem man selbst sitzt, lang bevor sich das Personal genötigt sieht, darüber aufzuklären.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
30. September, 2013 17:38

“Die Bahn-App ist da übrigens recht hilfreich, da diese über aktuelle Verspätungen der Züge informiert. Oft genug erfährt man da über Verspätungen des Zuges, in dem man selbst sitzt, lang bevor sich das Personal genötigt sieht, darüber aufzuklären.”
Hoffentlich funktioniert die tatsächlich besser als der Verspätungsservice, den die Bahn über ihr Portal anbietet. Gestern um 14:37 die Nachricht bekommen, dass mein Zug, der eigentlich 13:11 hätte starten sollen und mit 10 Minuten Verspätung letztendlich losfuhr (und in dem ich saß), Verspätung hat…

Lothar
Lothar
30. September, 2013 22:04

> Hoffentlich funktioniert die tatsächlich besser als der Verspätungsservice, den die Bahn über ihr Portal anbietet.
Den Service kenne ich nicht, die App bedient sich aber wohl vom gleichen Datenpool wie auch die Anzeigen im Bahnhof. Ich hatte mal den Fall, dass ich in einem ICE sass, der in naher Zukunft wegen einer Streckensperrung massiv Verspätung gehabt haben wird. Die App zeigte mir das schon an, bevor das Zugpersonal das durchsagte, so dass ich mich schon mal darauf einstellen konnte.
Ein anderes mal hat mir die App angezeigt, dass die Durchsage am Bahnhof nicht der Realität entspricht. Während also ein Großteil der Fahrgäste den vermeintlich besseren Zug genommen hat, habe ich mir in dem anderen einen Platz reserviert und dann gemütlich die Heimfahrt angetreten.
Allerdings gibt es auch Grenzen. Als in Düsseldorf einmal auf der Hauptstrecke ein Güterzug mit Tankwaggons entgleiste, war praktisch keinerlei Informationen von App oder Bahnhofsanzeiger zu bekommen. Man musste den ersten Zug irgendwohin nehmen und von dort aus weitersehen. Im Endergebnis wurde ich dann im von der Bahn bezahlten Taxi zum Hotel gefahren.

Frank Böhmert
1. Oktober, 2013 11:03

Ich habe heute drüben bei mir auch eine schöne Geschichte zu erzählen, über Bodenpersonal und Bundespolizisten. Und einen trotteligen Flugreisenden, natürlich.
Wen’s interessiert:
http://frankboehmert.blogspot.de/2013/10/icke-in-schweden-teil-1-erst-mal.html

Jeff Kelly
Jeff Kelly
1. Oktober, 2013 13:31

Als Nachtrag zu deiner Fahrzeugschein-Saga mal ein positives Beispiel aus Nürnberg.
Ich brauchte einen neuen Ausweis, also auf zum Einwohneramt. Dort hat man die Nummernzettel-Automaten abgeschafft. Die Nummern bekommt man nun an der Information. Das sorgt erstens dafür, dass Arbeitslose und/oder Rentner nicht Zettel en gros ziehen und sie dann gegen Gebühr an Wartende verkaufen (was andauernd passiert ist). Zweitens fragen die Mitarbeiter an der Information gleich ab, warum man da ist und können so verhindern, dass man erst nach einer gehörigen Wartezeit am Schalter erfährt, dass man was vergessen hat oder noch ausfüllen muss.
Man hat mich also gefragt was ich brauche und dann die Checkliste abgeklopft ob ich auch alles dabei habe, was ich für die Beantragung des neuen Ausweises brauche. (Passbilder, bisherigen Ausweis, etc.) erst dann gab es die Wartemarke. Nette Idee.
Man hat dort übrigens auch kostenlose Passbildautomaten, damit man nicht erst zum Fotographen muss.
Die Beantragung hat mit Wartezeit nicht mal 20 Minuten gedauert, Ich konnte mit EC-Karte bezahlen und kann im Internet oder per automatischer Ansage per Telefon prüfen ob mein Ausweis denn schon geliefert wurde und muss das nicht direkt vor Ort abfragen.
Die Vollmacht, mit der ein so bevollmächtigter Mensch den Ausweis für mich abholen kann ist auf dem Abholschein vorgedruckt und muss nur noch von mir unterschrieben werden. Auf dem Vordruck ist auch beschrieben welche Dokumente der Bevollmächtigte benötigt damit ihm der Ausweis ausgehändigt wird.
Zuletzt gibt es noch einen extra Schalter nur für die Abholung solcher Dokumente.
Alles in allem Service mit dem ich bisher sehr zufrieden bin.
Mit der Bahn habe ich meinen Frieden geschlossen. Die ändert sich nicht mehr. Seitdem die Bahn einmal die Reisenden eines kompletten ICEs, der von Bonn aus Richtung Frankfurt unterwegs war, auf einem Provinzbahnhof in der hessischen Pampa vergessen hat wundere ich mich nicht mehr.
Gleissperrung wegen eines Personenschadens an einem Sonntag. Die eilig bestellten Ersatzbusse wussten nicht warum sie bestellt worden waren oder wo sie hätten hinfahren sollen. Angeblich hätte am Zielbahnhof ein Zug auf uns Reisende warten sollen. Bis die Ersatzbusse am Ziel angekommen waren, war die Sperrung aber bereits aufgehoben, der normale Zugbetrieb lief wieder und unser versprochener Zug war nirgends zu sehen.
Deshalb standen nun mehrere hundert Leute an einem – am Sonntag geschlossenen – Provinzbahnhof 100 km vor Kassel, wo der nächste Zug erst wieder am Montag hätte fahren sollen. Bei der Bahn war niemand zu erreichen ausser der normalen Kundenhotline, die nicht einmal von der Sperrung wusste, am Bahnhof selbst war niemand und die Ersatzbusse mit denen wir angekommen waren waren längst weg.
Nach zwei Stunden vergeblichen Versuchen irgendjemanden bei der Bahn zu erreichen haben einige von uns dann beim nächsten verfügbaren Taxiunternehmen angerufen (50 km entfernt) und sind im Großraumtaxi nach Kassel gefahren. Auf die Rückerstattung dieses Geldes oder wenigstens eine Entschuldigung der Bahn warte ich bis heute.