21
Aug 2013

Fantasy Filmfest 2013 (8): A field in England

Themen: Fantasy Filmf. 13, Film, TV & Presse, Movie-Mania 2013 |

FFF13A field in EnglandGROSSBRITANNIEN 2013 / 90 MIN / ENGLISCHE OMDU

Von: Ben Wheatley Mit: Reece Shearsmith, Michael Smiley, Richard Glover, Julian Barratt, Peter Ferdinando, Ryan Pope

Darum geht’s: Alchemist O‘Neil weiß um die Existenz eines verborgenen Schatzes, nicht jedoch um dessen genauen Verbleib. Der Ire nutzt die Wirren des englischen Bürgerkriegs Mitte des 17. Jahrhunderts, um eine Gruppe Deserteure für seine Suche nach dem Versteck einzuspannen. Sie endet auf einem weitläufigen Feld. Doch dank der leckeren Feldfrüchte – halluzinogene Pilze! – fängt die (metaphysische) Suche hier erst richtig an.

Gesammelte Gedanken: Okay, jetzt ist es passiert. Von Ben Wheatley, dem Regisseur des ebenfalls schon nicht wirklich durchdachten “Kill List“, kommt der erste Totalausfall des Festivals. Und mit Totalausfall meine ich nicht “schlechter Film”. “A field in England” ist so wenig Film wie “End of Animal“. Eine sinnlose Aneinanderreihung von Szenen, die keine Anstalten macht, irgendeinen Kontext zu bieten, die Figuren zu definieren oder so etwas wie Spannung aufzubauen. Fünf Männer latschen über eine Wiese, ziehen Gegenstände aus der Luft, beschimpfen sich, graben ein bisschen, der eine ist tot, doch nicht, noch einer stirbt, der Eine wird zum Anderen, rückwärts marsch, alles auf Anfang.

Es. Ist. Kunst. Muss ja sowieso, weil – in schwarzweiß.

Ich verstehe durchaus, dass Wheatley hier versucht, die Avantgarde des britischen 60er Jahre-Kinos zu reaktivieren, Richard Lester, das radikale Künstlerkino eines Peter Watkins noch dazu, Film als Frage, nicht als Antwort. Da singt eine Figur ein Lied in die Kamera, Standbilder werden getürkt, Geschreites ist nur Geflüster aus dem Off. Wir sollen nicht wissen, warum der “Ire” die anderen so leicht in seine Knechtschaft zwingen kann – wir sollen uns nur wundern. Warum der tote “Freund” plötzlich wieder da ist?

Weil es verwirrt, weil es beunruhigt. In schwarzweiß.

Drauf geschissen.

Bei aller Begeisterung für Watkins und Jodorowsky, für Tarkovsky und Kluge – Wheatley geht die Substanz und die erzählerische Wucht der Vorbilder komplett ab. Die Meta-Ebenen und Interpretationsmöglichkeiten, die “A field in England” über das “Fünf Männer latschen über eine Wiese”-Szenario hinaus polstern sollen, sind bestenfalls willkürlich, meiner Meinung nach non-existent. Die Kunst bleibt behauptet, der Rest ist gähnende, bleierne, unfassbare Langeweile. In schwarzweiß.

Dass der Kim Newman gefällt, wundert mich gar nicht.

Der Film ist so konfus, dass ich im Wikipedia-Eintrag die Story nachlesen musste, um auch nur rudimentär zu verstehen, um was es geht. Und die oben einkopierte Inhaltsangabe der Festival-Macher scheint die beiden Protagonisten zu verwechseln – was aber auch wurscht ist. Weil es keinen Unterschied macht. In schwarzweiß.

Die einzig NENNENSWERTE Frage, mit der mich “A field in England” zurück ließ, war diese: wie kann so ein Schmonzes 300.000 Pfund gekostet haben? Sind doch nur eine Handvoll Darsteller in historischen Kostümen zu sehen. In schwarzweiß.

ampel-rot7 Fazit: Arrivierte britische Schauspieler huldigen dem deutschen und englischen Autorenfilm in einer Laientheater-Verfilmung britischer Geschichte als opake Odyssee. Ungenießbar und selbst Hipster werden sich winden, daran etwas gut zu finden. Manchmal ehrt auch nicht das hehre Ansinnen. Auch nicht in schwarzweiß.

Ein Film… wie Hamlet aus Lego. In schwarzweiß.

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heino
heino
21. August, 2013 08:11

Da hat mich auch der Trailer schon abgestossen, das sah schon zu gewollt aus. Schade, mit “Sightseers” hatte er ja zumindest einen guten Film auf dem Kerbholz.

Jojo
Jojo
21. August, 2013 08:37

Warum nur habe ich nach dieser Kritik den ganz vagen Eindruck, daß der Film bei dir nicht wirklich zu 100% gut angekommen ist? In schwarzweiß?
😉

Der Karsten
Der Karsten
21. August, 2013 09:22

Vielleicht fehlte der Goldrahmen??

gerrit
gerrit
21. August, 2013 10:30

Pruuuuust.

Marcus
Marcus
21. August, 2013 11:02

@der Karsten: das wird es sein.
@Film: der sah im Programmheft irgendwie interessant aus. Ich fragte mich, ob es sich lohnen würde, dafür entweder “Zombie Hunter” oder “The Grief Tourist” sausen zu lassen.
Also nicht…

Pogopuschel
21. August, 2013 11:31

Genau so habe ich in mir nach dem Trailer auch vorgestellt.

Martin
Martin
21. August, 2013 13:38

Vielleicht hat einfach noch 3D zum schwarz-weiss gefehlt.

Jojo
Jojo
21. August, 2013 13:57

@Martin: 3D aber bitte mit rot-grün-Brille, ist dann ja auch wieder schwarzweiß.

radio_gott
radio_gott
21. August, 2013 14:50

Eins ist mir nach dem Lesen des Reviews noch nicht ganz klar: Ist der Film eigentlich in schwarz-weiß?

DMJ
DMJ
21. August, 2013 18:29

Kim Newman steht auf solche Pseudokunst? Das erstaunt mich – ich wusste, dass ihr nicht gerade Kumpels seid, aber ich hielt ihn bislang für einen zumindest bodenständigen Typen.

Marcus
Marcus
22. August, 2013 01:27

Who the fuck is Kim Newman?