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Aug 2013

Chuck Norris Fact: Er liest keine Bücher – er IST ein Buch!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

norrisAbteilung “legitime lobhudelnde Schleichwerbung”.
Ich hatte ja im April schon über die Filmbücher von Tobias Hohmann geschrieben, die in bewundernswerter Weise Fachwissen und Leidenschaft kombinieren. Schmöker mit breitem Anspruch, aber auch vielen netten Details. Sowas kannte ich bisher aus dem deutschen Sprachraum gar nicht.
Nun hat Tobias einen neuen Wälzer abgeliefert (auch wenn der mit etwas über 300 Seiten nicht ganz so dick ist, wie die neben stehende Grafik suggeriert). An dieser Stelle werdet ihr es schon ahnen: es geht um Chuck “Zeit zu sterben” Norris.
Und wahrlich, ich sage euch, Tobias hat sich mal wieder selbst übertroffen. Jeder, der sich auch nur rudimentär für den ollen Fressetreter interessiert, schuldet es sich und dem Wohl der Republik, die happigen, aber nicht überteuerten 39 Ocken zusammen zu kratzen. Spannender und faktenreicher kann man sich über die Karriere von Norris und damit auch den Actionfilm der 80er nicht informieren.
Dass der Band haufenweise seltenes und obskures Bildmaterial präsentiert? Geschenkt. Dass Tobias eine ganze Stadionladung von Norris-Gefährten interviewt hat? Par for the course. Dass es jede Menge informative Kurzbiographien von anderen Actionstars gibt, die mal im Umfeld von Norris kreisten? Sowieso. All das ist so lobenswert wie Standard bei den auch ziemlich prächtig gedruckten Büchern von MPW.
Ebenso Standard: dumme Rechtschreib- und Satzfehler, weil man sich leider den Lektor spart, um die Gewinnmarge zu maximieren. Pfui. Aber das nur am Rande.
Was “Chuck Norris” wirklich zum “must have” macht, ist die außerordentlich kompetente Bewertung sowohl der einzelnen Filme als auch der Stationen von Chuck Norris’ Karriere. Hier ist Tobias in seinem Element, das kann er. Natürlich messe ich das an MEINEM Wissensstand und MEINER Meinung – und selten ist mir ein Buch untergekommen, dem ich so vollumfänglich zustimmen kann. Bester Chuck Norris-Film? “McQuade der Wolf”. Bester Film mit Chuck Norris? “Cusack, der Schweigsame”. Der Deal mit Cannon? Ein Fehler – aber einer, der Norris erst zum Kultstar machte. Auch bei den bedauerlichen politischen Ansichten des Actionstars zeigt Tobias keine falsche Zurückhaltung, aber auch keine aufgeblasene Häme.
Kurzum: so macht man das. Im Idealfall aber mit Lektorat. Echte Filmfans kaufen natürlich das Variant-Cover mit dem “Invasion USA”-Motiv. Die Alternative mit dem “Expendables 2”-Cover ist für Pussies.



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Peroy
Peroy
1. August, 2013 15:25

Woher diese Begeisterung für den sehr mäßigen “McQuade der Wolf” kommt, werde ich nie begreifen. Gerade der das Cover zierende “Invasion USA” ist doch ein sehr viel geilerer Chuck Norris-Streifen.
“Cusack, der Schweigsame” ist allerdings wirklich der beste Film MIT Chuck Norris.

McCluskey
1. August, 2013 19:51

Meine Eltern leisteten sich einige Monate vor der Wende für absurde 8000 DDR-Mark einen SANYO-Videorecorder. Geld zu haben war im Osten ja nicht das Problem, da sich durch den Mangel, es für irgendetwas Sinnvolles auszugeben, enorme Sparguthaben ansammelten. Danach stand aber das Problem, Filme dafür aufzutreiben. Offiziell gab es natürlich nix, also wurden unter der Hand Raubkopien schlechtester Qualität getauscht oder untereinander im Bekannten- oder Kollegenkreis verliehen. Der erste Tauschpartner schien Action-Fan zu sein, denn ich kann noch heute herbeten, mit was ich meine ersten VHS-Erfahrungen gemacht habe: “Braddock – Missing in Action 3”, “McQuade der Wolf”, “Invasion USA” und “Death Wish 4/Das Weiße im Auge”. Ach ja, mein Favorit war immer diese Szene:
http://youtu.be/E5zvQmTrzVU?t=1m35s
😀

G
G
1. August, 2013 22:52

Erinnert mich irgendwie daran:
http://www.youtube.com/watch?v=zj2Zf9tlg2Y

Spencer
Spencer
2. August, 2013 14:38

Cusack fand ich immer langweilig. Immerhin rockt der geile Henry Silva.
McQuade ist neben Invasion USA und Octagon der beste Norris.
Das mit dem Lektorat ist aber natürlich ärgerlich. Ich habe dann immer das Gefühl, dass soetwas bei einem hochpreisigen Buch nicht sein darf…
Aber naja, hauptsache den Gewinn maximieren.
Wird wohl dennoch gekauft

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
2. August, 2013 14:42

Im Zuge der Verlinkung habe ich mal nach den Bänden 01 + 02 schauen wollen, aber Amazon listet die anscheinend leider nicht 🙁 Sind die bereits vergriffen?

Lothar
Lothar
2. August, 2013 15:17

Bei Chuck Norris erinnere ich mich heute primär eigentlich mehr an sein zur letzten US-Präsidentenwahl ausgesprochenes Endorsement für Mitt Romney, bei der er zusammen mit seiner Frau in einem Fernsehspot aufgetreten ist. Dabei haben die beiden unter anderem festgestellt, dass bei einer zweiten Amtszeit von Obama eine “tausendjährige Dunkelheit” ueber die USA hineinbrechen würde.
Wird das auch in dem Buch thematisiert? 😉

Dr. Acula
2. August, 2013 16:13

@Lothar
“Auch bei den bedauerlichen politischen Ansichten des Actionstars zeigt Tobias keine falsche Zurückhaltung, aber auch keine aufgeblasene Häme.”

Lothar
Lothar
2. August, 2013 16:25

Da mich Norris nicht so sehr interessiert, dass ich dafür 40 Euro ausgeben werde, hätte es mich halt interessiert, ob da erörtert wird, wie genau man sich diese “tausendjährige Dunkelheit” vorzustellen hat und ob das nur Zufall ist, dass man sich so an hierzuländliche Formulierungen aus der hiesigen dunklen Zeit erinnert fühlt. Der Halbsatz aus dem Blogtext gibt da nicht so viel her.

Peroy
Peroy
2. August, 2013 17:18

Das erinnert mich an ein MAD-Taschenbuch über die Geschichte der Welt…
“1933: Hitler verkündet das 1000jährige Reich. Er hat sich dabei nur um 988 Jahre geirrt.”
😛

Doc Knobel
Doc Knobel
2. August, 2013 19:11

@Wortvogel: Danke für die “legitime lobhudelnde Schleichwerbung” und dein Feedback. hatte dir j schon geschrieben, warum mir das wichtig ist. 🙂
@Rudi Ratlos: Stallone (Band 1) ist seit langer Zeit ausverkauft. Wenn du aber 250€ für ein gebrauchtes Exemplar ausgeben willst … ist es nach wie vor gelistet. 😉 Und Schwarzenegger (Band 2) gibt es völlig problemlos und ist nach wie vor gelistet, stammt allerdings nicht von mir.
@Lothar: Seine politischen und religiösen Ansichten werden nicht detailliert beleuchtet oder hinterfragt. Das würde in diesem Kontext – meiner Meinung nach – zu weit gehen. Ich wollte aber diese recht kruden Auftritte ebenso wenig unter den Tisch fallen lassen, wie seine politische Lobbyarbeit. Diese Themen werden eingebunden, sie sind aber eher Beigabe als zentrales Thema, und sollen das Bild über den Mann komplettieren. Nicht mehr, nicht weniger. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Filme.