30
Jan 2013

Ich will keinen neuen RAUMPRATROUILLE-Film, ich will einen neuen Film über RAUMPATROUILLE!

Themen: Neues |

ExP_old_TV1 Ich habe es im Rahmen dieses Blogs oft genug moniert, es lohnt aber die Wiederholung: das deutsche Fernsehen kann in Status und Selbstverständnis mit anderen großen Märkten wie England oder Amerika nicht mithalten. Schaut man sich die Möglichkeiten ob der Milliarden-Budgets und die Menge an Vollprogrammen an und vergleicht diese mit der Menge der tatsächlich memorablen und ihre Zeit überdauernden Produktionen, dann bleibt die frustrierte Feststellung: auf breiter Front intellektuelles Zwergen-TV. Oft genug peinlich, gerne mal ärgerlich, im besten Falle verdaulich und schnell vergessen. Wie viele wirkliche Kult-Serien, Kult-Figuren, Kult-Formate hat das deutsche Fernsehen produziert?  Für was werden wir im Ausland bewundert, was treibt das Medium voran, statt seine Klischees zu zementieren?

Der aktuelle Aufhänger meines Frusts: Briten und Amerikaner produzieren gemeinsam einen “Doctor Who”-Film. Nicht etwa eine neue Episode oder ein spielfilmlanges Special – es wird ein Film über die Entstehung der Fernsehserie 1963, mit David Bradley als erster Doctor-Darsteller William Hartnell. Und ich kann es kaum abwarten.

Hitchcock” beleuchtet “Psycho”, “The Girl” beleuchtet “The Birds”, “The Late Shift” die US-Talkshows, “Holy Flying Circus” die Probleme von Monty Python mit der Zensur.
Kann sich irgendjemand vorstellen, dass die ARD fleißig Geld pumpt, um so ein Projekt zum Thema “Raumpatrouille” zu finanzieren? Ein Blick hinter die Kulissen des letzten großen SF-Kults des deutschen Fernsehens, mit Erol Sander als Dietmar Schönherr und Martina Gedeck als Eva Pflug?

Okay okay, “Orion” ist zwar noch irgendwie Kult, aber vielleicht nicht mehr zugkräftig genug. Ich würde auch einen Film über die Entstehung von “Derrick” nehmen. Oder ein fiktionalisiertes Exposé, das uns ins Studio der ersten “Tagesschau” blicken lässt. Gibt es nicht grandiose, saftige Geschichten über die ersten Schimanski-“Tatorte” zu erzählen?

Müsste nicht z.B. die Revolution, die “Klimbim” war, Stoff genug bieten?

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Das Einzige, was mir spontan einfällt, ist der TV-Film “Es liegt mir auf der Zunge” über den großen deutschen Fernsehkoch Clemens Wilmenrod.

Wir haben wahrlich nicht viel Kult. Aber ich träume davon, dass das bisschen mit ein wenig mehr Stolz und Respekt behandelt wird. Es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wenn man immer wieder darauf verweist, dass sich niemand an diese Sachen erinnert – nur weil niemand an sie erinnert.



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lutz
lutz
30. Januar, 2013 13:07

Mir fiel spontan auch nur der Wilmenrod-Film ein. Aber auch da ist es wohl eher Zufall, dass damit ein Stück Fernsehgeschichte thematisiert wird.
Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland Filme mit historischer Thematik nur auf zwei Arten gemacht werden. Entweder, es steht das Ereignis selbst im Mittelpunkt, hier sind dann die Hauptfiguren und ihre Geschichte fiktiv und in der Peripherie laufen ein paar historisch verbürgte Persönen rum (Dresden, Die Luftbrücke, Die Sturmflut, usw usf) oder man macht einen Film direkt über eine historische Person. Das ist wohl bei Wilmenrod so der Fall und die Tatsache, dass es auch um eine Fernsehsendung geht, liegt einfach daran, dass der Mann mal Fernsehen gemacht hat und dort bekanntgeworden ist.
Ähnlich könnte man das auch bei “Du bist nicht allein – Die Roy Black Story” mit Christoph Waltz oder “Wambo” über Walter Sedlmayer (wenn auch mit veränderten Namen) sehen. Ebenso ist es bei “Die Nachrichten”, wieder mit Liefers, bei dem es nicht darum geht, den Ablauf bei der Tagesschau zu schildern, sondern eine spezielle Geschichte eines bestimmten Moderators, der eben auch Moderator war, darzustellen.
Mir ist irgendwie so, als hätte Sat 1 in seiner besonders ambitionierten Zeit neben “Wambo” auch noch einen ähnlichen Film über eine Fernseh-Legende gedreht, aber mir fällt es momentan auch nicht ein…
Jedenfalls scheint es mir, dass es hier weniger um die Sendungen selbst geht, sondern, wenn überhaupt, nur um einzelne Schauspieler, deren Leben aus irgendeinem Grund interessant erscheint. Das ist schade, weil ich mir vorstellen könnte, dass es jede Menge interessanter Geschichten, die man um die Entstehung oder Wirkung von Fernsehsendungen oder Serien herum machen könnte.

Dietmar
Dietmar
30. Januar, 2013 13:25

Hat das ZDF nicht auch einen runden Geburtstag eines wichtigen Produzenten mit Nichtstun “gefeiert”? Fällt mir nicht ein, wer das war, aber das war jedenfalls mal ein Artikel hier.

Peroy
Peroy
30. Januar, 2013 13:30

“Ich will keinen neuen “Raumpatrouille”-Film, ich will einen neuen Film über “Raumpatrouille”!”
Ich glaub’, da bist du der einzige…

Baumi
30. Januar, 2013 13:36

@Lutz:
“Sat 1 in seiner besonders ambitionierten Zeit”
Erinner’ mich nicht dran… *schnüff*
Damals hab’ ich gerade Film studiert – und bei der Anzahl an Projekten, die die Sender seinerzeit an den Start brachten, dachte ich im Ernst, handwerklich gut gemachtes deutsches Prime-Time-TV hätte eine Zukunft. 🙁

comicfreak
30. Januar, 2013 14:38

@ Wortvogel
..danke

DMJ
DMJ
30. Januar, 2013 15:07

Da ich durchaus einen neuen “Raumpatrouille”-Film will (würde praktisch natürlich versaut, aber theoretisch könnte man das wunderbar im harten, nüchternen Stil des neuen BSG machen) kann ich zwar die Überschrift nicht unterschreiben, wohl aber die allgemeine Klage.
Es scheint, als wenn sich das deutsche Fernsehen da in einem Teufelskreis steckt, in dem es sich selbst schlecht macht (die Affen, die voller Stolz verkünden, keinen Fernseher zu haben, werden ja noch immer nicht als die Deppen erkannt, die sie sind) und somit auch nicht den Ehrgeiz entwickelt, besser zu werden.
So eine Nabelschau wäre da vielleicht tatsächlich nicht das schlechteste, um mal etwas mit sich ins Reine zu kommen – “Das Millionenspiel” fiele mir noch als Material für einen solchen Film ein.

The Riddler
The Riddler
30. Januar, 2013 15:55

“Müsste nicht z.B. die Revolution, die “Klimbim” war, Stoff genug bieten?”
Eine hochinteressante Idee! Ich kann mir allerdings schon vorstellen, wie dass tatsächlich umgesetzt werden würde: Die junge Ingrid Steeger leidet unter der unglücklichen Dreiecksbeziehung mit ihrem Mentor Michael Pfleghar und ihrem Kollegen Wichart von Roell (dargestellt von Heino Ferch).

Dr. Acula
30. Januar, 2013 16:06

@Riddler Und die Ferres spielt die Steeger? 😛
Ich bestünde ja noch nicht mal auf Spielfilmen – ich würde schon gute, ambitionierte Dokus nehmen, so lange die beteiligten Leute noch nicht (alle) tot sind…

Wortvogel
Wortvogel
30. Januar, 2013 16:10

@ Acula: Die Steeger habe ich längst besetzt:
http://goo.gl/GxU73

DMJ
DMJ
30. Januar, 2013 18:43

@Riddler:
Nicht zu vergessen, die Emanzepationsgeschichte!
Denn natürlich ist sie eine starke, selbstbestimmte, künstlerisch hoch befähigte Frau, die damit, dass ihre Brüste gern mal eine fehlende Pointe ersetzen, aktiv feministische Comedygeschichte schreibt.

Lutz
Lutz
30. Januar, 2013 19:31

Im weiteren Sinne könnte man wohl auch “Late Show” als einen solchen Film bezeichnen, da ja gewisse tatsächliche Ereignisse mit verwurstet. Insgesamt ist der Streifen aber wohl zu fiktiv und die Thematik wird in erster Linie als Vorlage für Helmut Dietls allgemeine Medienkritik genutzt.
…und zudem ist es ja auch leider einfach ein schlechter Film.

reptile
reptile
30. Januar, 2013 22:10

Derrick fällt mir auch beim Stichwort deutsches Kult TV ein. Läuft ja schließlich in zahlreichen Ländern. Oder etwas über die Enstehung der Lindenstraße würde sich wohl anbieten.

McCluskey
30. Januar, 2013 22:33

Warum denn so kompliziert? Eine hammerharte Action-Tragödie über “Showgirls: Exposed” konzipiert doch die Kommentatorenschar als Gemeinschaftsprojekt in zwei Stunden mit links! Mit MV (der Gerhard) als MV! 😛

Dr. Acula
30. Januar, 2013 22:41

@Vogel
Weiß ich doch, aber bei Sat.1 kriegst du die für den FilmFilm sicher nicht durch 😛

Henny van Veenendaal
31. Oktober, 2013 10:18

Liebe freunden von Raumpatrouille. Es wird nach wie es sich lässt ansehen einen neuen Raumpatrouille Orion film geben. Weil die Schauspieler des originals schon alt sind mussen wir ja einen art von “Zweite Generation” drehen. (Allerdings wird Friedrich Georg Beckhaus uns unterstutzen als Sprecher im Vorspann). Das Drehbuch beschreibt das Orion universum 40 jahren nach die original Serie. Aber bevor ich mehr schreibe hier, am besten besuche unsere webseite.