24
Nov 2012

Der zunehmend abnehmende Wortvogel (4)

Themen: Diet Diary, Neues |

Heute gibt es kein Gewichtsupdate – ich bin vier Tage lang in der Republik unterwegs und habe keine Zeit, mich auf eine geeichte Waage zu stellen, dir nur vielleicht mit den Ergebnissen meiner Heim-Waage überein stimmt. Der letzten Wiegung nach bleibe ich momentan bei 1-1,5 Kilo pro Woche. Das lässt hoffen.

Generell ist es nicht so einfach, auch auf Reisen das Gewicht zu halten. Es locken überall duftende kulinarische Fastfood-Genüsse. Kaum steige ich in Düsseldorf am Hauptbahnhof aus dem Zug, stehe ich vor einem “Dunkin Donuts”-Stand. Als ich beim Rewe Gemüsesaft kaufen will, muss ich an einem “Mr. Curry”-Stand vorbei. Es ist so viel EINFACHER, sich schlecht (aber lecker) zu ernähren.

Wir haben (wie angekündigt) gerade unseren Urlaub für Januar gebucht. Es geht wieder “all inclusive” in ein Luxushotel in der Türkei. Sieben à la carte-Restaurants, diverse Bars und Clubs, Stände für Burger, Eis, Pide, Zuckerwatte. Das wird schwer. Sinn- und maßvoll essen ja, hungern oder kasteien nein. Und ein Cocktail muss auch mal sein (dürfen).

Eine ganz interessante Frage ist auch, WO man Gewicht verliert. Also nicht Türkei oder Deutschland, sondern Arsch oder Doppelkinn. Erfreulicherweise schmelzen bei mir die Pfunde genau da, wo ich sie nicht brauche und wo sie am sichtbarsten sind: an der Plauze und im Gesicht. Es wäre mir ja nicht gedient, wenn meine Oberschenkel auf Stuhlbein-Niveau schrumpfen würden. Die Hüfte ist bei mir Krisengebiet und da muss die Diät wirken.

Ich hatte angedeutet, dass ich mir vorstellen könnte, demnächst wieder ein bisschen zu sporteln. Der Grund dafür ist dieser Beitrag über die Power Plate. Alberner Lifestyle-Sport wie Zumba und Tae-Bo, schon klar. Nur: so ein Ding habe ich im Keller stehen. Vor vier Jahren mal bei Plus Online gekauft und nie wirklich benutzt. Bräuchte ich eigentlich also nur nach oben holen. Versuch macht kluch…

Kommen wir zu einem unangenehmen Aspekt der Diät-Problematik, der mit mir selbst (dankbarerweise) nichts zu tun hat: Essstörungen. Es gibt im Internet erschreckend viele Webseiten, die offen oder versteckt “pro-ana” sind und Anorexie nicht als Krankheit oder Bewusstseinsstörung sehen, sondern als normalen, manchmal sogar begrüßenswerten Hang zur Extremfigur. Dort wird so verzweifelt und verlogen argumentiert wie in Pädophilen-Foren nach dem Motto: nicht wir sind anders, sondern alle anderen. Ich habe ein gewisses Mitgefühl, weil hier (meist) junge Mädchen versuchen, einander Halt zu geben und Gesellschaft. Nur Ziel und Zweck sind falsch, bzw. fehlgeleitet.

Wirklich eklig und eine Tracht Prügel wert ist allerdings diese Webseite, die (oberflächlich professionell) scheinbar eine trendy Hollywood-Diät anpreist und in Form von eBooks und Leitfäden an die Frau bringen will. Wenn man nicht gleich über den Begriff “pro-ana secrets” stolpert, kann man seitenweise Lobpreisungen lesen, die vertuschen sollen, dass hier eine bewusst herbei geführte Essstörung als ideale Schnell-Diät verkauft werden soll. Kein Wunder, dass alle Google-“reviews” zu dem Buch (bzw. Programm) Sockenpuppen sind, die das Prinzip selbst unter Überschriften wie “Scam Reviews” mit Texten aus dem Werbematerial promoten. Ich könnte kotzen – wenn es nicht genau das wäre, zu dem mich die Arschlöcher hinter diesem “Produkt” verleiten wollen.

Wenn es einen letzten Beweis braucht, dass es sich bei “30 days to thin” um ein verachtenswertes Scam-Produkt handelt, dann vielleicht diesen: das Datum zur persönlichen Botschaft der Autorin “Christina Clark” (und ich wette meinen Arsch drauf, dass es die nicht wirklich gibt) wird jeden Tag automatisch angepasst, um den Eindruck von Aktualität vorzutäuschen.

Es bleibt nur zu hoffen, dass niemand drauf rein fällt. Ich zumindest esse nicht gerne rückwärts…



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heino
heino
24. November, 2012 15:52

Lifestyle-Sport hin oder her, jede Form von regelmässiger Bewegung ust erstmal gut. Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir hat damals ihre Diät per Nintendo Wii mit Balance Board unterstützt. Ein schonender Anfang ist immer sinnvoll, wenn man lange nicht mehr aktiv war. Und 1-1,5 kg/Woche sind ein guter Wert:-)

Mencken
Mencken
25. November, 2012 16:06

1-1,5 Kg pro Woche ohne Sport sind sogar eher schon bedenklich (zumindest bei der vorliegenden Ausgangsposition), weil da vermutlich auch ein guter Teil an Muskelabbau dabei ist.

Wortvogel
Wortvogel
25. November, 2012 17:19

@ Mencken: Nein. Deine Vermutung ist schlicht falsch.

Mencken
Mencken
25. November, 2012 17:40

Umso besser, schön, wenn man das Fett ohne Nebeneffekt wegbekommt.

Comicfreak
Comicfreak
26. November, 2012 12:10

..bin mal gespannt auf deine Rüttelerfahrung

Montaginnery
Montaginnery
28. November, 2012 18:21

Ich schrub doch schonmal, “Do Sports”! Lift heavy weight.

Wortvogel
Wortvogel
28. November, 2012 18:26

@ Montaginnery: Oh sorry, ich hatte nach deinem letzten Ausfall ganz vergessen, dich zu sperren. Ist hiermit geschehen.

Christian
8. Dezember, 2012 08:53

Diese “Pro Ana”-Geschichte ist sowas von übel: Geld verdienen, indem man Leuten Essstörungen beibringt? Ich weiß gar nicht, was man so Leuten an den Hals wünschen soll…

comicfreak
15. November, 2013 18:53

..nun, mittlerweile haben wir im Wasgau-Theater das Stück “Hunger” aufgeführt, das sich mit genau dieser Problematik beschäftigt.

Die Darstellerinnen waren zum Niederknieen, ich hasb jedes Mal geheult, Presse war mehr als begeistert, alle Besucher erschüttert, jeder hat das Stück empfohlen..

Besucherfrequenz unterste Kante.

Die, die es betrifft, wissen sehr genau, dass sie Scheiße bauen, deshalb WOLLEN sie nichts sehen..