07
Sep 2012

Mehr Lesenswertes aus dem Netz

Themen: Film, TV & Presse, Leseliste, Neues |

Okay, ich habe mal wieder ein paar Artikel aufgetrieben, die ich euch ans Herz legen möchte.

Der Overkill an Filmen “based on a true story” nervt. Ich finde es erstaunlich, dass gerade Genre-Filme, bei denen das relevante Element aller Vernunft nach eben NICHT existiert, sich dieses Label ankleben und ernsthaft glauben, es würde ihnen mehr Relevanz verleihen. MovieFone hat mal ein paar der Claims hinterfragt. Zu dem Thema passen natürlich auch die Hintergründe des kürzlich besprochenen Films “Compliance”.

Tragisch genug, dass Silvia Seidel Selbstmord begangen hat. Die “Welt” hat einen Artikel zur allgemein schlechten und schlimmer werdenden Situation der Schauspieler (≠ Stars) in Deutschland gebracht. Lesenswert, auch wenn ich einige der Grundannahmen nicht teile – Schauspielerei ist kein Handwerk wie Korbflechten, da kann man keine Arbeitsplätze schaffen oder von außen einfordern. Es ist eine Leidenschaft – und von Leidenschaften ist seit jeher schwer zu leben. Außerdem scheinen bei Silvia Seidel andere Motive ausschlaggebend für den Suizid gewesen zu sein.

Habt ihr schon mal über Europaletten nachgedacht? Diese Dinger, auf denen weltweit so ziemlich alles verschifft wird, die man bei ALDI unter den gestapelten Cola-Packs sieht und aus denen man Häuser, Weihnachtsbäume und Schuhregale bauen kann? Genau die meine ich. Über die wollt ihr nicht mehr wissen. Dieser Beitrag drüben bei Slate wird das ändern.

Dem “Telegraph” verdanken wir eine weitere Geschichte, die oberflächlich komplett banal scheint, sich in den Details aber spannend wie ein Krimi liest. Es geht um den Fall von Emmimarie Jones, die 1956 behauptete, ganz ohne Vater Mutter geworden zu sein. Der Gegenbeweis war in der Zeit vor Gentests gar nicht so einfach…

Warum glauben auch kluge Menschen dumme Sachen? Michael Shermer hat das in seinem Buch “Why people believe weird things” sehr schön analysiert. Erheblich präziser formuliert es dieser Beitrag, der sich in dem Satz zusammen fassen lässt: Unser Gehirn ist keine Erkenntnismaschine, sondern eine Alarmanlage.

Brain bizarre, Teil 2: Einen Einblick in die Denkweise von Sektenmitgliedern gibt ein Beitrag der “Village Voice” zum Thema “Warum glauben Scientologen die Geschichte von Xenu“? Zur Erinnerung zitiere ich nur mal einen kleinen Teil des entsprechenden Wikipedia-Eintrages: “Vor 75 Millionen Jahren soll Xenu der Herrscher einer galaktischen Konföderation gewesen sein, die aus 26 Sternen und 76 Planeten, die heute als Sektor 9 bekannt sind, bestanden habe, einschließlich der Erde, die damals als Teegeeack bekannt gewesen sein soll. Die Planeten sollen überbevölkert gewesen sein, auf jedem sollen durchschnittlich 178 Milliarden Menschen gelebt haben.”

Rob Liefeld ist eine der Geißeln meiner Teenager-Zeit. Mit seinen ultra-detaillierten Zeichnungen und panel-brechender Action spülte er (wie Todd McFarlane) den Superhelden-Comics viele neue Fans zu. Leider haben seine anatomisch bizarr überzeichneten Figuren so gar keine Menschlichkeit mehr und Progressive Boink hat mal die 40 schlimmsten gezeichneten Verbrechen von Liefeld dokumentiert, darunter auch seine Unfähigkeit, Füße darzustellen.

io9 hat sich mal wieder mit einem sehr spannenden Thema ausführlich beschäftigt: dem Trend zum Crowdfunding von Filmen, bevorzugt aus dem Horror- und SciFi-Genre (aktuelles Beispiel: Uwe Boll). Hier erfahrt ihr nicht nur was über die Probleme, die auftreten können – generell wird ein guter Einblick in den Job eines Finanziers von Low Budget-Filmen gegeben.

Und zum Abschluss gleich noch mal io9, diesmal nicht mit einer guten Lektüre, sondern einem unterhaltsamen Clip – hier wird Billy Oceans “Loverboy” kurzerhand zum besten Musikvideo aller Zeiten erklärt und es fällt schwer, dagegen zu argumentieren… [dailymotion]http://www.dailymotion.com/video/x12b47_lover-boy-billy-ocean_music[/dailymotion]



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McCluskey
McCluskey
7. September, 2012 08:34

Oh ja, “Loverboy”…das hat mich damals als ostzonaler Jungspund ohne STAR WARS- und Horrorfilmerfahrung etwas verstört zurückgelassen.

Mein persönlicher Clipfavorit aller Zeiten ist dagegen “Slave To The Rhythm” von Grace Jones – nicht minder absurd. Anno ’85 war wohl was im Trinkwasser…:D

PabloD
PabloD
7. September, 2012 09:09

“In the United States, pallets commonly measure 48 inches by 40 inches (the size of the Grocery Manufacturer Association’s pallet, which makes up 30 percent of new U.S. wood pallets each year). Europe tends to use a standard of 1000 millimeters by 1200 millimeters standard.”

Nö, normale EURO-Paletten sind 800x1200mm groß während “englische/amerikanische” Paletten 1000x1200mm groß sind, was den 48x40in entsprechen dürfte. Dann gibt es natürlich noch Düsseldorfer Paletten, CHEP-Paletten und diverse asiatische Mischformen. Nicht zu vergessen die ganze Einweg- und Mehrwegproblematik, aber das ist wieder ein anderes Thema… 🙂

Wortvogel
Wortvogel
7. September, 2012 09:10

@ PabloD: Genau darum liebe ich meine Leser. Ich kann soviel von euch lernen.

Exverlobter
Exverlobter
7. September, 2012 10:24

Ich nehme mal nicht an, dass Boll der Maßstab für Objektivität ist, aber interessant dürfte seine Aussage schon sein, da er ja sowohl eine deutsche als auch eine internationale Perspektive hat. Und der ist der Meinung, dass die Schauspieler in Deutschland im Vergleich zu den USA noch eher “verwöhnt” seien.

http://www.tele5.de/uwe_boll?npos=0

Aber erhöhte Selbstmordraten unter US-Schauspielern gibt wohl nicht, oder? Das letzte was ich da mitgekriegt hatte war im Fall Jonathan Brandis.

Howie Munson
Howie Munson
7. September, 2012 10:30

The Black Eyed Peas — Meet Me Halfway ist auch eine SF-Homage, leider aus meiner Sicht etwas überzogen.

Punkt 4 find ich aber nicht so überzeugend, wie Billy ins Video eingearbeitet ist, erinnert halt sehr an Musikvideos zum Titellied von erfolgreichen Filmen…
http://www.youtube.com/watch?v=7Vf2sDgeu7k

Marcus
Marcus
7. September, 2012 10:51

Oh ja, Rob Liefeld. Am schlimmsten ist er ja, wenn er den Comic nicht nur zeichnet, sondern auch noch schreibt.

Linkara (aus der TGWTG-Community) arbeitet sich u.a. gerne an Liefeld und anderen 90s-Comic-Verbrechen ab:

http://thatguywiththeglasses.com/videolinks/linkara/at4w/7134-youngblood

(“Atop the 4th Wall” ist eine meiner Lieblingsshows auf TGWTG. Sehr empfehlenswert – wenn man sich für Comics interessiert.)

Und das schlimmste: Liefeld ist immer noch da! Im Zuge des DC-Relaunchs hat er “Hawk & Dove” gezeichnet (und nein, er ist nicht besser geworden – auch wenn er das mit den Füßen inzwischen leidlich kann), und kaum wurde die Reihe eingestampft, hat er als Autor gleich drei DC-Titel übernommen: Grifter, Deathstroke (den zeichnet er auch) und Savage Hawkman!

(Für Nicht-Comicleser: Liefeld als Autoren für eine neue Comicreihe anzuheuern ist ungefähr so, als würden die Produzenten des nächsten Marvel-Kinoblockbusters Uwe Boll als Drehbuchautor verpflichten.)

heino
heino
7. September, 2012 12:14

Ja, Liefeld und all seine Klone sind die Pest. Überhaupt konnte ich nie viel mit den Leuten, denen wir dann Image zu verdanken hatten, anfangen. McFalane und Larsen waren zu cartoonhaft (und ihre Klone wie z.B. Greg Capullo auch nicht besser), Jim Lee hat immer zu sehr übertrieben und generell sehen alle ihre Figuren gleich aus, was die Physiognomie angeht. Das Problem hat allerdings auch Mark Bagley, bei dem kann man Männlein und Weiblein auch nur an den Frisuren unterscheiden und anatomisch gesehen sind seine Zeichnungen ebenfalls katastrophal.

Magineer
Magineer
7. September, 2012 18:03

Hm,

ich verstehe ja, dass sich Boll inzwischen mehr aufs Crowdfunding verlegt, obwohl in dem Fall eine Plattform wie Kickstarter wahrscheinlich effektiver gewesen wäre als seine eigene Website … aber um Himmels willen, wenn man schon Investoren für ein Sequel sucht und dabei die Vorgänger referenziert, warum so?

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“Schwerter des Königs, Teil I (In the name of the King) mit Jason Statham
Budget: 60 Mio., Kinoeinspielergebnis weltweit: 12 Mio., Video & TV Einnahmen: 20 Mio.”
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Ehrlichkeit ist ja schön und gut, aber ob die nackten Zahlen zumindest in diesem Fall das geeignete Argument für willige Geldgeber sind, erscheint mir irgendwo fraglich.

(Und ja, ich weiß, dass das aktuelle Cash-Budget des Films etliche Größenordnungen unter dem offiziell genannten Betrag lag. Das ist in diesem Fall aber irrelevant.)

Wortvogel
Wortvogel
7. September, 2012 19:36

@ Magineer: Das war auch mein erster Gedanke – “mein teuerster Film war ein brutaler Flop, aber ich kann das auch billiger, da ist das Risiko nicht so groß!”. Es empfiehlt sich übrigens wirklich, das im HOTD-Review verlinkte Radio-Interview mit Boll anzuhören. Der Mann schafft es, Ehrlichkeit und Hybris zugleich zu leben…