28
Mai 2012

Kultkritik: Percy Stuart

Themen: Film, TV & Presse |

Der Mensch sonnt sich gerne in goldenen Erinnerungen, die primär auf der Fehlannahme basieren, dass früher alles besser war. Eis schmeckte besser, es gab öfter Weiße Weihnacht und Mike Krüger war mal lustig. Hässlich wird es erst, wenn man die Gelegenheit bekommt, die Highlights der Vergangenheit aus der Perspektive der Gegenwart zu sichten. So mancher nostalgische DVD-Kauf dürfte zu satten Enttäuschungen geführt haben, weil man plötzlich Schwächen, Längen und Fehler sieht, die einem vor 30 Jahren nicht aufgefallen sind: Stummfilme ziehen sich endlos, Hollywood-Klassiker ersaufen in schlechten Schnitten und offensichtlich gemalten Hintergründen, TV-Serien wirken lieblos hingestümpert. Es trennt sich die Spreu vom Weizen – nur wenig, was als Klassiker oder gar Straßenfeger bezeichnet wird, kann seine Qualitäten über Generationen retten. Das Meiste war zu seiner Zeit in Ordnung – und sollte auch da bleiben.

Für den ersten Durchlauf von “Percy Stuart” war ich zu jung, ich habe die Folgen allenfalls vom Laufstall aus verfolgt. Hauptdarsteller Claus Wilcke war für mich primär der Baron von den “Hui Buh”-Platten und der coole Agent aus “IOB Spezialauftrag” (eine Serie, die ich DRINGLICH mal wieder sehen möchte, auch wenn ich die Konsequenzen fürchte). Aber in der Familie wurde immer mal wieder erwähnt, wie begeistert das deutsche Fernsehvolk von “Percy Stuart” war und es gibt praktisch kein Buch über die deutsche TV-Geschichte, das die Serie nicht als Meilenstein gleich neben “Das Messer” und “Familie Hesselbach” platziert. Grund genug für meine LvA und mich, ein DVD Box Set mit nach Ibiza zu nehmen. Wir hatten ja an den “Merkwürdigen Geschichten” schon durchaus unseren Spaß gehabt.

Oberflächlich hat “Percy Stuart” genau die Sorte von billigem Kolportage-Konzept, das für 22 Minuten Laufzeit ideal ist: Der reiche Erbe Percy will den Sterbebett-Wunsch seines Vaters ehren und Mitglied im “Club der Exzentriker” werden. Jeder der 13 alten Knacker des Clubs stellt ihm eine schwierige Aufgabe, die es irgendwo auf der Welt zu erledigen gibt. Immer an Percy Seite: Reginald Prewster, der Anwalt des Clubs. Er soll die Erfüllung der Aufgaben überwachen.

Die Serie basiert auf einer Groschenroman-Reihe wie auch schon “John Kling” und “Cliff Dexter”. Deshalb dürfte klar sein, dass wir es hier nicht mit einem authentischen Bild der großen weiten Welt zu tun haben, sondern dem, was deutsche Zeilenschinder in ihrem Kämmerchen dafür hielten. Wer “Percy Stuart” für realistisch hält, glaubt auch an “Winnetou” als die quasi-dokumentarische Aufarbeitung des Schicksals der Apachen.

Sei’s drum. 13 Abenteuer rund um den Globus mit Action und Augenzwinkern – what’s not to like? Eine ganze Menge, wie sich schnell heraus stellt. Ich werde mal stellvertretend die ersten drei Episoden unter die Lupe nehmen.

“Der Club der 13”: Die klassische Pilotepisode, in der das Konzept vorgestellt wird – satte neun Minuten von gerade mal 20 verbringen wir in einem Salon (offensichtlich ein Studioset) mit 13 austauschbaren alten Männern, die sich nicht mal mehr erinnern können, warum sie ihren Club gegründet haben. Percy verlangt, aufgenommen zu werden – was keinen besonderen Drive besitzt, denn er will damit lediglich einem (unerklärten) Wunsch seines Vaters nachkommen. Seine Entschlossenheit ist ebenso behauptet wie die Bereitschaft des Clubs, Percy überhaupt aufzunehmen. Das Skript gibt sich keinerlei Mühe, hier irgendein Beziehungsgeflecht aufzubauen oder gegenseitige Abhängigkeiten. Wäre es denn so schwer gewesen, Percy z.B. zum Sohn eines verstoßenen Gründungsmitglieds zu machen, der dem Club beitreten will, um eine alte Rechnung zu begleichen – was die Mitglieder so in Panik versetzt, dass sie sich nahezu unlösbare Aufgaben ausdenken? Aber die Mühe, tatsächliche Konflikte zwischen den Figuren zu etablieren, macht man sich nicht.

http://www.youtube.com/watch?v=GfH-dyFvqSA

Hinzu kommt, dass Percy Stuart als Charakter so flach angelegt ist, dass auch Claus Wilcke nichts mehr retten kann – mehr als ein schmieriges Dauergrinsen und hochgeföhnte Haare ist nicht drin, die permanente “Hoppla, jetzt komm ich”-Attitüde nervt schon in Folge 2. Besser fährt da Horst Keitel als Reginald Prewster (müsste das nicht Brewster heißen?), der leicht indigniert und stets korrekt gekleidet die besten Szenen und Dialoge bekommt.

Da das Setup und das Wrapup im Club mehr als die Hälfte der Laufzeit schlucken, bleiben keine zehn Minuten für Percys erste Aufgabe – und die ist so banal wie fragwürdig: Er soll einen Güterzug stehlen und ein paar Meilen weit damit fahren. Und hier zeigt sich, was in der Serie schnell zur Regel wird: Die Aufgaben sind doof, einfallslos und würden keinerlei Herausforderung darstellen, wenn Percy nicht JEDES MAL ein Verbrechen dazwischen käme. In diesem Fall steigt Percy einfach in einen Zug ein und fährt los. Wir halten mal fest: Das ist Diebstahl und lebensgefährlich, wenn irgendwo ein Zug auf Kollisionskurs ist. Das scheint dem Autor aber wurscht, denn der Fokus liegt auf dem dümmsten Postzug-Raub, der je auf Zelluloid gebannt wurde: Erst laden die Räuber die Postsäcke aus und laden sie in einem ANDEREN Waggon wieder ein, statt die Beute gleich in einen Laster zu verfrachten. Und dann wollen sie ein paar Kilometer später die Säcke doch ausladen, stellen sich aber derart dusselig an, dass Percy sie leicht überwältigen kann.

“Das Geheimnis der blauen Lagune” ist leider nicht die nackte Brooke Shields. Es ist der Bruder eines Clubmitglieds, der auf Jamaica angeblich verstorben ist. Percy soll das überprüfen und gerät mit der “Schildkröten-Bande” aneinander – ein Monster gibt es dort angeblich auch. Jamaica wurde maximal auf den Balearen gedreht, die Neger-Klischees laden zum Fremdschämen ein und der Plot unternimmt keinen versucht, irgendeinen Sinn zu ergeben – im Finale hat man das Gefühl, es würde eine halbe Stunde fehlen, denn es gibt keine Auflösung: Jemand schießt auf Percy, wird selbst erschossen – das war’s. Laut Aussage des Kommissars vor Ort ist damit das Geheimnis des Monsters gelöst, die Bande entlarvt, der Schmuggel erledigt, etc. Nichts davon bekommen wir zu sehen, nichts davon wird plausibel erklärt. Unbefriedigender KANN eine Geschichte nicht abgewickelt werden.

Abgesehen von der erschütternden Schludrigkeit des Drehbuchs fällt besonders die dürftige Produktionsqualität auf: Jamaica? Echt? Ein paar Sperrholztische in einem Hamburger Studio und eine einzige Bucht irgendwo auf Malle? Billiger und visuell dröger ging es wohl nicht.

“Poker” führt uns nach Las Vegas, wo Percy 2000 Pfund beim Kartenspiel gewinnen soll. Wir ahnen es schon: Las Vegas besteht aus zehn Sekunden Stock Footage von Hotel-Fassaden und einem Kartentisch in einem Eckchen des Hamburger Studios. Glanz, Glamour oder gar Sexappeal bleiben komplett außen vor. Ein Großteil der Episode reist dann weiter nach “New Mexico” (das aussieht wie die “Herrenpension Ariola” in Wanne-Eickel ca. 1954). Percy vereitelt eine Entführung/Erpressung, ein paar Gauner werden folgenlos abgeknallt und unser Held bekommt dafür einen Trick verraten, wie man beim Kartenspiel gewinnt. Was hier als Action und knallharte Dialoge durchgeht, lässt den Zuschauer immer wieder mal verzweifelt ins Kissen beißen. Wenn es jemals einen Beweis gebraucht hat, dass das US-Fernsehen als Import in den 80er und 90er Jahren auch der deutschen Dramaturgie die notwendigen Beine gemacht hat – hier ist er.

“Percy Stuart” schafft es, wirklich jede exotische Location auf ein paar Sperrholz-Wände und Theater-Kostüme zu reduzieren. Der deutsche Biedermann als Weltenbummler, der überall hin kommt, aber nie vor die eigene Haustür tritt. Eigentlich eine schöne Metapher auf den typischen Groschenroman-Leser.

Diesem “Kultklassiker” fehlt wirklich alles: Charme, Eleganz, Witz, Stil. Er ist “James Bond” reduziert auf “Der Kommissar”, dramaturgisch wie stilistisch mindestens 30 Jahre seiner Zeit hinterher. Denn vor allem das muss man sich klar machen: “Percy Stuart” entstand 1969. Der “Summer of Love” war vorbei, die Studentenproteste, sexuelle Revolution lag in der Luft, Hippies und Haschisch. Im deutschen Fernsehen aber regierte der Nachrkiegs-Muff, die Generation der Eltern und Großeltern schaffte “Opas Kino”, das auf der großen Leinwand an Boden verlor, einen sicheren Hafen. Don’t rock the boat – und trotz der behaupteten hippen Attitüde rockte “Percy Stuart” wirklich gar nichts. Führt man sich vor Augen, dass die Briten und die Amerikaner in diesem Genre zu dieser Zeit Serien wie “Mit Schirm, Charme und Melone”, “Prisoner” und “Mission: Impossible” drehten…

Der Titelsong spielt auch in einer ganz eigenen Liga:

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Ich sag’s nicht gerne, aber in diesen Nostalgie-besoffenen Zeiten muss es ja einer tun: “Percy Stuart” ist für die Tonne. Eine deutsche TV-Altlast, die weniger als Kult, sondern mehr als Warnung verstanden werden sollte. We’ve come a long way, baby – thank God!

Dieser Tage folgt noch ein weiterer Kultreview – “Feuer frei auf Frankie” mit Blacky Fuchsberger. Den habe ich seinerzeit Anfang der 90er auf SAT.1 wahrlich oft genug angekündigt, ohne ihn je anzuschauen. Das wurde jetzt nachgeholt.



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Fynn
28. Mai, 2012 08:45

———-

Karsten
Karsten
28. Mai, 2012 08:52

Ganz ehrlich?? Den Satz “Mein gott, das ist für die Tonne”, denke ich bei den meisten Sachen, die ICH geguckt habe als Kind.. Das ist neben Knight Rider und Street Hawk auch Saber Rider & Star sheriffs, Brave Starr und Thundercats. ^^ Teilweise läuft das morgens auf Anixe.. aber ich halte es keine 5 Minuten aus, den Schmarrn zu gucken..

Gwildor
Gwildor
28. Mai, 2012 10:06

Hey Sabre Rider rockt allein schon wegen der deutschen Synchro von Christian Tramitz und Arne Elsholtz!

Karsten
Karsten
28. Mai, 2012 10:17

Naja.. seitdem ich weiß, dass “unser” Saber Rider nichts mit dem zu tun hat, wie es ursprünglich in Asien konzipiert wurde, ist der Lack ab. ^^

Gregor
28. Mai, 2012 11:34

und der Plot unternimmt keinen versucht

Hüstel.

Deshalb dürfte klar sein, dass wir es hier nicht mit einem authentischen Bild der großen weiten Welt zu tun haben, sondern dem, was deutsche Zeilenschinder in ihrem Kämmerchen dafür hielten.
[…]
Der deutsche Biedermann als Weltenbummler, der überall hin kommt, aber nie vor die eigene Haustür tritt. Eigentlich eine schöne Metapher auf den typischen Groschenroman-Leser.

Diese Beschreibungen finde ich irgendwie sehr schön.

Teleprompter
Teleprompter
28. Mai, 2012 12:02

Dank einer Handvoll Lebensjahre mehr konnte ich das als kleiner Junge verfolgen; ich hatte dabei auch schon immer das kindlich-unreflektierte Gefühl, dass es in der TV-Welt – namentlich aus Amerika – besseres gäbe, aber es war in der Zeit, in der das Fernsehen um 17 Uhr auf 2,5 Kanälen zu senden begann und man um Acht ins Bett musste, eine nette Abwechslung, Wilcke und Keitel ein “cooles” Pärchen, und dank biederer deutscher Actiondramaturgie gab es auch nie die Gefahr eines elterlichen Fernsehverbotes.
Dem heute neben ein paar sicher berechtigen Einwänden vorzuwerfen, die Außenszenen seien statt in Jamaica auf Malle und im Studio entstanden, ist schon arg unfair – mal einen Blick auf “Alias” geworfen ? Immer wenn da irgendein Exotenschauplatz anstand, gab es 3 Sekunden Stock-Footage und dann Innenaufnahmen, 40 Jahre später und viele Mille im Budget mehr.

Howie Munson
Howie Munson
28. Mai, 2012 12:16

Ganz ehrlich?? Den Satz “Mein gott, das ist für die Tonne”, denke ich bei den meisten Sachen, die ICH geguckt habe als Kind..

Ja Knight Rider, Street Hawk und auch das A-Team sind eindeutig nur mit Paralelluniversum erklärbar *g*

naja gab aber auch “Vorabendserien” die glaubwürdiger waren, aber das hätte jetzt wohl eher einen eigenen Blogeintrag verdient.

zu “Ein Mann der alles kann”, “der schon die ganze Welt gesehen hat” und “selbst die verwönhnten Damen fiebern auf ein Rendevous” fällt mir aber zwangläufig auch noch musikalisches OffTopic ein…
http://www.youtube.com/watch?v=K77AwhVP3zA

Nun weiß ich auch, warum das Album “13” heißt. *gggg*

DMJ
DMJ
28. Mai, 2012 12:37

Ich weiß noch, wie ich von so wirren Plots früher immer beschämt war, weil ich glaubte, ich sei zu dämlich, sie zu raffen… dass auch einfach nur der Autor eine Pflaume sein könnte, kam mir damals noch nicht in den Sinn.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
28. Mai, 2012 12:40

Der ZDF Kultur screencap bringt mich drauf: Wer beim ZDF auf die bescheuerte Idee kam, alte Serien und Filme mit diesem falschen Röhrenfernseher als Rahmen zu hinterlegen (wohl damit man die Balken auf HD Geräten nicht sieht), der gehört standrechtlich georfeigt.

Marcus
Marcus
28. Mai, 2012 13:02

“Besser fährt da Horst Keitel als Reginald Prewster (müsste das nicht Brewster heißen?), der leicht indigniert und stets korrekt gekleidet die besten Szenen und Dialoge bekommt.”

Horst Keitel… der unbekannte Bruder von Harvey Keitel?

Ist das der Herr mit der Melone auf dem einen Bild?

HomiSite
28. Mai, 2012 13:04

War das Urteil zu PERCY STUART denn überraschend? Wenn selbst heute deutsche Serien selten überzeugen können (mal platt verallgemeinernd)?

SABER RIDER funktioniert immer noch, sicher aber auch wegen der grandiosen Synchro. Sicher ist es schade, wie die Amis da massig verändert haben (besonders, weil man es aus heutiger Sicht oft sieht), aber egal. Das hier genannte A-TEAM kann man sich auch immer mal wieder zwischendurch geben; wird einen Grund haben, warum das fast durchgehend im Fernsehen läuft. KNIGHT RIDER ist wohl nochmals trashiger. Ich glaube, womit ich aber rückblickend Probleme hätte, wären Serien wie HERCULES & Co. Fand ich damals super unterhaltsam (XENA fand ich immer doof), aber ob das heute noch trägt?

DC
DC
28. Mai, 2012 13:14

Hm…. Edgar Wallace??? Passt dazu, oder?

Schockiert hat mich auch, als ich vor einigen Jahren versucht habe, “Wie angelt man sich einen Millionär?” anzuschauen. Schon der Erstszene, die gefühlte 100 Stunden dauerte, ließ mich unruhig im Sessel hin- und herrutschen. Ich hab es vor allem darauf zurückgeführt, dass mich doch das Zeitalter der schnellen Bild-/Szenenwechsel eingeholt hat…

Marcus
Marcus
28. Mai, 2012 13:14

@Homisite: A-TEAM fand ich nun wieder immer schon furchtbar. KNIGHT RIDER finde ich heute zum Kopfpatschen, aber damals war das schon was, was ich gelegentlich ganz gerne gesehen habe. HERCULES & XENA nehmen sich für mich in Sachen Doofheit nicht viel.

Mein nachmittagliches Fernsehhighlight in der Jugend (neben Star Trek natürlich): MCGYVER!!!! 😎

Marcus
Marcus
28. Mai, 2012 13:17

@DC: hey, nix gegen Edgar Wallace. Das war damals auf Kabel 1 (ich glaube, da hießen die sogar noch “Der Kabelkanal”) Sonntagabend-Pflichtprogramm.

*Klaus Kinski creep mode on*: “Noch einen Wunsch, Mylady?”

DC
DC
28. Mai, 2012 14:34

@Marcus: ist so ein Männerding, oder? ;)))
Aber kulissenmäßig hat es schon arge Schwächen!

sergej
sergej
28. Mai, 2012 16:49

Gestern bei Jerry Cotton (Der Tod im roten Jaguar) war es genauso, gedreht in Dtl., aber fleißig mit Filmschnipseln und Rückprojektion (heißt das so?) San Francisco andeuten.

comicfreak
comicfreak
28. Mai, 2012 17:08

..hey, nix gegen das A-Team, Juniors erste mit echten Menschen gespielte Actionserie, die er sehen darf, ohne dass die Großeltern Sturm laufen..
😉

@Wortvogel
Als nächstes hätte ich gerne eine Besprechung dieser Patricia-Highsmith-Verfilmung mit Hannes Jaennicke, in deren Vorspann schon ein anderer englischer Originaltitel genannt wird, wie auf der Hülle ^^

McCluskey
McCluskey
28. Mai, 2012 21:58

Dass gerade TV-Produktionen oftmals ganz schlecht altern, bemerke ich auch immer wieder. Vielleicht war das immer so, aber in Zeiten, in denen so ziemlich alles auf DVD veröffentlicht wird, was die Archive hergeben, macht sich das eher bemerkbar als früher, wo man mit viel Glück nach 10 Jahren Pause mal eine Wiederholung ergatterte.

Ich bin ja ein Kind der DDR, das ganz knapp außerhalb dieser schönen Örtlichkeit aufgewachsen ist und immer noch lebt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tal_der_Ahnungslosen

Das hieß also: Antennen auf die sportliche 200 Kilometer entfernten Westberliner Sendemasten ausgerichtet und beten, dass in dem verrauschten Grieß was zu erkennen war. ZDF war unmöglich, also fallen meine diesbezüglichen Erinnerungen, die mein DVD-Kaufverhalten bis heute prägen, rein ARD- bzw. DDR-orientiert aus. Ich kauf mir also nach und nach die eine oder andere Box (hauptsächlich mit Vorabendserien) und hab da wechselnde Erfahrungen gemacht. In Kurzform:

Auf Achse

Stellenweise zum Fremdschämen reizende Plots. Mal davon abgesehen, dass sich zwei mit allen Wassern gewaschene Trucker nicht in jeder Folge von halbseidenen Typen übers Ohr hauen lassen sollten gibts jede menge Logik- und Anschlussfehler. Geht insgesamt gerade so.

Das Rätsel der Sandbank

Zwei äußerst zähe Folgen zu Beginn, aber dann wird das tatsächlich richtig spannend, auch wenn die Serie 28 Jahre alt ist. Hat mir immer noch sehr gefallen.

Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn

Die 26teilige Serie von 1979 mit Brigitte Horney. Da diese sich geradezu sklavisch an Twains literarische Vorlage hält, kann ich da nix bemängeln. Muss man aber mögen.

Entführt – Die Abenteuer des David Balfour

Hier zieht es sich wirklich heftig, dazu der gerade exzessive Einsatz von “David’s Song” bei endlos erscheinenden Wanderpassagen von Körperdoubles für Ekkehardt Belle und David McCallum. So aufregend die schottische Landschaft ist, hier hab ich mich beim Sehen sehr gelangweilt.

Zwei Jahre Ferien

Das war wohl die bitterste Enttäuschung. Dies lag aber daran, dass in der DDR (wie wohl auch in Frankreich) dieser Vierteiler auf Spielfilmlänge gestrafft wurde, was spürbar besser funktionierte. Ansonsten zäh wie Gummi.

Als Nächstes hab ich mir “Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck” mit Matthias Habich vorgenommen. Schaun mer mal…

Achim
Achim
29. Mai, 2012 00:03

Teleprompter:
“mal einen Blick auf “Alias” geworfen ? Immer wenn da irgendein Exotenschauplatz anstand, gab es 3 Sekunden Stock-Footage und dann Innenaufnahmen, 40 Jahre später und viele Mille im Budget mehr.”

Bei Alias fiel mir einmal auf, dass auch in Österreich die Ampeln an Kabeln und Stahlseilen hängen, genau wie in vielen Städten der USA. Und dass man auch in Österreich den amerikanischen Ford Focus fährt, nicht den europäischen, der bei mir in der Nähe in Saarlouis gefertigt wurde. (Das Modell von damals ist längst überholt, der neue Focus wird selbstverfreilich noch immer in Saarlouis gebaut.)

Achim
Achim
29. Mai, 2012 00:04

>wie geht das?<

noyse
29. Mai, 2012 08:58

@Achim
Meist reicht ein Blick auf Mülltonnen, Fenster (hochschieb statt flügel) und Türgriffe (Knäufe statt Klinke) um zu wissen dass sich da niemand wirklich Mühe gemacht hat 🙂 Am besten bei McGyver -> In Ostberlin lauter Mercedes Taxen *g*

Ute
Ute
29. Mai, 2012 09:22

Das schlechte Altern einiger “Klassiker” bzw. Serien, die man als Kind ganz toll fand, hat bei mir dazu geführt, dass ich zwei Jahre gewartet habe, bis ich mich getraut habe, mir “Jack Haolborn” auf DVD zu kaufen.
Die Befürchtung, dass mein absoluter Lieblings-Weihnachts-Mehrteiler den Test der Zeit nicht übersteht, war dann doch sehr groß. Wie ich dann feststellen konnte, zum Glück zu unrecht. Das war neben der Begeisterung für die Story an sich fast das Schönste am Wiedersehen.
Aber viele andere Helden der Kindheit (Ein Colt für alle Fälle, etc.) sind heute nur noch schwer bis gar nicht zu ertragen.

Achim
Achim
29. Mai, 2012 14:02

@noyse:

Und wenn es Knäufe hier gibt, so dreht man diese so, wie man auch die Klinke drückt, also in die gleiche Richtung, in Amerika scheint es ja, dass man die Knäufe anders rum dreht.

Joe P.
29. Mai, 2012 21:04

“… lauert wie das immer so war im schönsten Moment die größte Gefahr…” Ähm, dagegen ist der Wickie-Song ja Rilke. Obwohl, als Viertklässler hatte ich großen Gefallen am PS-Song. Eine Tonaufnahme vom Abspann der letzten gesendeten Folge war ein paar Wochen lang mein ganzer Stolz. Bis ein Mitschüler sie zerstörte. Vielleicht sollte man dem Zeitgenossen dankbar sein. Die musikalische Sozialisation konnte weitergehen.