21
Mai 2012

Hollywood Fiction: Eine Frage des Alters

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

In Hollywood (und nicht nur da) wird um der Karriere willen viel geschummelt, das ist bekannt. Schwule geben sich hetero oder zumindest bi, Verheiratete geben sich single, Junkies drehen TV-Spots für „Just say no“. Viele Schauspielerinnen verheimlichen so lange wie irgend möglich ihr wahres Alter, weil ihr Kapital nicht das Alter, sondern die „age range“ ist – also die Spannbreite, die sie spielen können (in professionellen Vitas ist das auch so angegeben: z.B. „age range 20-35“). Vor einiger Zeit hat eine Darstellerinnen die IMDB verklagt, weil sie die Aufdeckung ihres wahren Alters für karriereschädigend hält. Soweit ich weiß, war hierzulande Barbara Wussow lange extrem entschlossen, der Welt ihr Geburtsdatum vorzuenthalten.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass die variable „age range“ zu kuriosen Paarungen auf der Leinwand und im Fernsehen führt. Aus Lust und Laune habe ich euch mal ein paar rausgesucht.

Im Film „Tin Men“ echauffiert sich einer der Protgonisten über „Bonanza“: „Ein 50jähriger Vater mit drei 49jährigen Söhnen – das ist doch nicht realistisch!“. Nicht realistisch, aber nicht ganz so weit von der Wahrheit entfernt, wie man denken möchte. Bekanntermaßen spielte Lorne Greene den Patriarchen „Ben Cartwright“ und Pernell Roberts seinen ältesten Sohn „Adam“:

Nun weiß ich nicht, wie wild der Westen wirklich war, aber die Tatsache, dass Lorne Greene gerade mal 13 Jahre älter als Pernell Roberts war, lässt auf eine frühe Vaterschaft schließt.

Noch drastischer wurde es bei „Star Trek“ – hier spielte Mark Lenard als „Sarek“ immerhin über 20 Jahre lang den Vater unseres allerliebsten Vulkaniers „Spock“:

Kein Wunder, dass Lenard schon in den 60ern dafür kräftig geschminkt werden musste – er ist keine sieben Jahre älter als Nimoy und hätte damit besser in die Rolle des Bruders gepasst.

Kurioserweise wurde beim „Star Trek“-Reboot vor zwei Jahren ein ganz ähnlicher Weg beschritten, als man Winona Ryder als Mutter von Zachary Quinto (dem jungen „Spock“) castete:

Diesmal war die „Mutter“ ebenfalls gerade mal sechs Jahre älter als der „Sohn“.

Die Alterswirren von „Gary Ewing“ und seiner Tochter „Lucy“ haben ihren Krallen in gleich zwei Primetime-Soaps der 80er Jahre, spielte Ted Shackelford den gutmütigen „Gary“ doch primär in „Knots Landing“, während Charlene Tilton das blonde Jungluder „Lucy“ in „Dallas“ mit vollem Körpereinsatz darstellte:

„Gary Ewing“ muss ein ziemlich frühreifer Bengel gewesen sein, denn die Tochter hätte er den Geburtsurkunden der Stars nach mit 12 Jahren gezeugt.

Richtig kompliziert wird es bei den „Exorzist“-Filmen, besonders deshalb, weil zwischen Teil 1 und Teil 4 (also irgendeinem der zwei vierten Teile) mehr als 30 Jahre nach vorne liegen, inhaltlich aber 25 Jahre nach hinten. Das ist kompliziert, also konzentriert euch jetzt mal ein bisschen. Hier ist „Pater Merrin“ in „Der Exorzist“ (1972) und „Exorzist: Dominion“ (2004) zu sehen:

„Der Exorzist“ spielt Anfang der 70er Jahre, „Pater Merrin“ ist solide über 70, wird aber von einem gerade mal 43jährigen Max von Sydow gespielt.

„Exorzist: Dominion“ ist ein Prequel und spielt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, also vielleicht 1947. „Pater Merrin“ müsste grob gerechnet 50 sein, was auch zum Alter des Darstellers (Skarsgard war damals 53) passt.

Demnach altert die Figur zwischen den Filmen 25 Jahre, wird aber im hohen Alter von einem Darsteller verkörpert, der tatsächlich fast zehn Jahre jünger als sein „Vorgänger“ ist.

Es gibt aber auch Fälle, in denen Darsteller halbwegs zur Rolle passen, aber überhaupt nicht so aussehen. Vergleichen wir mal die beiden „Spider-Männer“ der TV-Serie von 1977 und den Kinofilmen der letzten 12 Jahre:

Nicholas Hammond sieht deutlich älter und gereifter aus als Tobey Maguire, der den jugendlichen „Peter Parker“ erheblich glaubtwürdiger verkörpert. Tatsächlich waren beide Schauspieler zum Zeitpunkt der jeweiligen Dreharbeiten 27 Jahre alt.

An den unterschiedlichen Alterungsgeschwindigkeiten der Star Wars-Episoden I-III (Padme und Anakin, anyone?) und der beiden „Wüstenplanet“-Miniserien mag ich mich gar nicht abarbeiten…



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38 Kommentare
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Chabneruk
Chabneruk
21. Mai, 2012 08:57

Die Star-Wars-Altersproblematik hat Weird Al ja schon sehr schön in seinem Song “The Saga Begins” zusammengefasst: “Ahh, do you see him hitting on the queen / Though he’s just nine and she’s fourteen / Yeah, he’s probably gonna marry her someday”.

http://www.youtube.com/watch?v=rnzLotAcRnU

Mein Hirn unterscheidet irgendwie automatisch zwischen “Anakin (jung” und “Anakin (junger Mann)”, wahrscheinlich um die unschöne Alternative zu umgehen.

Dietmar
Dietmar
21. Mai, 2012 09:22

Adam war mein Lieblings-Cartwright wegen seine Ähnlichkeit zu meinem Ziehvater.

Bei Star Trek funktioniert das nicht, weil Vulkanier langsamer altern. Es muss also eine lange Phase geben, in der sie altersmäßig ähnlich aussehen.

CypherCrowley
CypherCrowley
21. Mai, 2012 09:33

Viel kurioser fand ich in Sachen Star Wars ja immer das Alter und die optische Erscheinung von Ian McDiarmid. Ich weiß nicht ob Palpatines Alter “in universe” je in irgendeiner der unzähligen Begleitmedien mal genannt worden ist. Allerdings habe ich Spekulationen gelesen die unter Berücksichtigung der chronologischen Zeitspannen zwischen den Filmen und diverser Querverweise (Palpatine jünger als Qui-Gon) zu folgender Schätzung kommen:

Episode 1: Anfang 50
Episode 6: knapp über 100

Da McDiarmid laut imdb Jahrgang 1944 ist hätte er ’83 im Alter von 39 einen fast 110-jährigen Imperator gespielt (der locker doppelt so alt aussieht 😀 ) und dann 16 Jahre später mit 55 einen Palpatine der gerade die 50 voll gemacht hat.

Umgekehrt schaffte es dann die “jüngere” Puppe den jüngeren Yoda älter und schrumpeliger aussehen zu lassen als anno 1980. Muss wohl so ein helle Seite/dunkle Seite Ding sein.

Der unterschiedliche Alterungsprozess von Anakin und Padme (und dem Rest der Besetzung) läßt sich doch leicht weg-erklären: Der unglaublich hohe Somatropin-Gehalt im Blut, der selbst den von Yoda übertrifft. 😀

sergej
sergej
21. Mai, 2012 10:08

Die Reifeprüfung ist auch so ein Beispiel:
Dustin Hoffman war 30, Anne Bancroft war 36, und Katharine Ross war 27.
Harrison Ford und Sean Connery in Indy 3, Vater und Sohn und real nur 12 Jahre Altersunterschied.

Peroy
Peroy
21. Mai, 2012 10:22

Rod Taylor und seine Mudda in “Die Vögel”…

Marko
21. Mai, 2012 10:23

Vulkanier werden aber doch mehrere hundert Jahre alt, oder? Da ist es doch “logisch”, dass der Vater nur unwesentlich älter aussieht, wo sie doch beide noch fern vom Alter sind.

milan8888
milan8888
21. Mai, 2012 10:51

Nip/Tuck: Sohn Matt (´77) Mutter Juliet (´65) Vater Christian (´68)

Noch dazu hatten Mutter und Sohn im RL ne Beziehung am Laufen…

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 11:58

Ganz übel:
Angelina Jolie als Mutter von Colin Farrel!
(Alexander von Oliver Stone)

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 12:00

Chris Hemsworth als Vater von Chris Pine (Chris Pine ist älter!!)
Ok, zugegebenermaßen spielte das in verschiedenen Zeitebenen.

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 12:02

Ach ja, wenn wir gerade bei Trek sind.
Das Casting von John Cho fand ich auch interessant, der mit fast 40 einen Mittzwanziger spielt (ok, der hat sich aber auch recht gut gehalten)

Marcus
Marcus
21. Mai, 2012 12:10

Nicht zu vergessen der Welt ältester/am häufigsten sitzengebliebener Highschool-Jahrgang – vermutlich schon länger an der Schule als die meisten Lehrer:

http://thatguywiththeglasses.com/videolinks/team-nchick/nostalgia-chick/23148-grease

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 12:12

Casper van Dien als High-School-Absolvent in Starship Troopers
Der ist vermutlich auch ein paar mal sitzengeblieben

CypherCrowley
CypherCrowley
21. Mai, 2012 13:00

Angelina Jolie als Mutter von Colin Farrel!

Genauso Leslie Easterbrook (geb.1949) als Mutter von Bill Moseley (geb. 1951) in “The Devils Rejects”. Ihre Vorgängerin Karen Black war mit Jahrgang 1939 ja schon hart an der Grenze.

PabloD
PabloD
21. Mai, 2012 13:16

George McFly wäre im Real-Life auch etwas SEHR frühreif gewesen 😀

Comicfreak
21. Mai, 2012 13:40

Hab in meinem ersten Theaterstück auch die Mutter von einem real 5 Jahre älteren Sohn gespielt.^^

gerrit
gerrit
21. Mai, 2012 14:25

Spiele so ne Art Improvisationstheater und bin in der Age range 25-40 (RL: 38); in meinem Lieblingsstück spielt eine 40 jährige meine Mutter, die 63 lt. Skript ist…

Marcel
Marcel
21. Mai, 2012 15:29

@Marko: Laut Star-Trek-Wiki soll Sarek aber auch 68 Jahre älter sein als Spock. Da relativiert sich das schon wieder.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
21. Mai, 2012 16:30

@Cypher:

Otis ist kein Sohn von Mama Firefly.

Dietmar
Dietmar
21. Mai, 2012 16:37

@Marcel: Und das relativiert sich schon wieder dadurch, dass die Vulkanier rund 200 Jahre alt werden. Hach, ist das komplex! 🙂

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 16:53

“Und das relativiert sich schon wieder dadurch, dass die Vulkanier rund 200 Jahre alt werden. Hach, ist das komplex”

Genau, im Alter relativiert sich das sowieso.
Jenseits der 60 kann man Vater und Sohn/Mutter Tochter auch nicht mehr auseinanderhalten.
Da fällt mir Queen Mum und Queen Elisabeth ein.So viel älter sah Queen Mum da gar nicht mehr aus.
Beides alte Schreckschrauben, lol

OnkelFilmi
OnkelFilmi
21. Mai, 2012 16:57

Ein sehr gutes Beispiel für doch recht “schiefes” Casting ist STILL CRAZY (1998).

In dem Film geht es um die Reunion einer Rockband namens “Strange Fruit”, die sich mehr als 20 Jahre nach ihrer Auflösung nochmal für ein Festival zusammenrauft.

Ein treibender Faktor der Reunion ist Karen, Strange Fruit’s langjähriges Groupie, gespielt von Juliet Aubrey.

“Strange Fruit” haben sich 1977 aufgelöst – Juliet Aubrey wurde 1969 geboren. Und da sagt man, daß Mädchen heute früh anfangen…

Aber weiter:

“Karen” hat eine Tochter, gespielt von Rachael Stirling. Stirling wurde 1977 geboren…

Die Band hatte ihre eigene “Yoko Ono”, ein schwedisches Model, das den Sänger heiratete, und schliesslich die Band auseinanderbrachte.

Das Model wurde (in der Jetztzeit) von Helena Bergström gespielt. Geboren 1965. Eine extrem frühe Ehe… 😉

“Strange Fruit” spielten (laut fiktiver Biographie im Film) seit den 60er Jahren zusammen, unverändert.

Bei Bill Nighy, Stephen Rea und Bruce Robinson kommt das hin (alle zwischen ’46 und ’49 geboren). Timothy Spall (1957) und Jimmy Nail (1954) wären da aber doch arg jung gewesen… 😉

Wortvogel
Wortvogel
21. Mai, 2012 17:08

Man darf ja auch ruhig mal anmerken, dass die beiden männlichen Hauptdarsteller von “Big Bang Theory” 37 und 39 Jahre alt sind…

CypherCrowley
CypherCrowley
21. Mai, 2012 17:14

Otis ist kein Sohn von Mama Firefly.

Echt? Das war mir bisher nicht bewußt. Es gab zwar Anspielungen daß Cpt. Spaulding der Vater von Baby Firefly ist – und auch nur von der – aber ich war mir sicher daß die beiden die gleiche Mutter hätten. Wird das in einem der Filme mal erwähnt und ich habe es nur verpeilt oder ist daß wieder so eine der Infos direkt aus des Robs Munde?

Exverlobter
Exverlobter
21. Mai, 2012 18:11

“Man darf ja auch ruhig mal anmerken, dass die beiden männlichen Hauptdarsteller von “Big Bang Theory” 37 und 39 Jahre alt sind…”

Das sind ja auch Doktoranden.

Samira
Samira
21. Mai, 2012 21:43

Der halbe Cast von “In time”.

Karsten
Karsten
21. Mai, 2012 22:57

@samira: ääh ja.. welch wunder. Kann an diesem Zeitproblem im Film liegen.. ^^ Muss aber nicht. Schlechtes Casting könnte es auch sein.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
21. Mai, 2012 23:11

@Cypher:

Jepp, es wird mal (nebenbei) erwähnt, daß Otis nur adoptiert ist (aber frag mich nicht, ob das in 1000 Corpses oder TDR war).

Pogopuschel
22. Mai, 2012 12:03

“Das sind ja auch Doktoranden.”

Die haben ihren Doktor sogar schon.

Achim
Achim
22. Mai, 2012 14:56

Age rangevon 20 – 35 ist völliger Mist, nichtmal 25 – 35 sind normal realistisch.

Warum lassen wir nicht Bill Shatner einen College-Studenten normalen Alters spielen?

Franz
Franz
22. Mai, 2012 15:49

Estelle Getty und Bea Arthur?

Peroy
Peroy
22. Mai, 2012 16:06

“Age rangevon 20 – 35 ist völliger Mist, nichtmal 25 – 35 sind normal realistisch.”

Das stimmt nicht.

Achim
Achim
22. Mai, 2012 17:55

Ich meinte nicht, was Schauspielerinnen so spielen.
Aber eine 35-jährige sieht doch viel reifer aus als eine 20-jährige, wie soll eine Schauspielerin denn beides spielen können?

Ich hatte das mal bei Jenny Decker gesehen, älter wollte die gar nicht spielen, aber wesentlich jünger. Dabei hätte sie auch Problemlos ne 30-jährige mit 27 spielen können, aber wie 20 sah sie nicht mehr aus, hätte sie aber spielen wollen.

TomHorn
TomHorn
22. Mai, 2012 20:48

In Der Pate (1972) ist auch alles recht knapp. Marlon Brando (Jahrgang ´24) spielt den Vater von James Caan (`40) & seines “jüngeren” Bruders Al Pacino (´40).
Ebenfalls Al Pacino & Robert De Niro (`43) spielten in Rightous Kill (2008) zwie Cops, die auch optisch schon in den Ruhestand gehörten…

Achim
Achim
22. Mai, 2012 22:55

Ach, man schaue sich nur Charmed an. Shannon Doherty ist zwar wirklich älter als die anderen, aber Alyssa Milano ist ca. ein Jahr älter als HM Combs, und Rose McGowan wurde zwischen den beiden geboren, aber Milano spielte jünger als Combs und McGowan noch jünger.

Chabneruk
Chabneruk
23. Mai, 2012 00:04

Bei TvTropes ist das auch alles schön zusammengefasst:
http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/DawsonCasting

sergej
sergej
25. Mai, 2012 22:24

MIB 3:
“…sondern das auch noch im Alter von 29 Jahren? Ich (= Josh Brolin) bin 44!”

http://www.fr-online.de/film/-men-in-black-3–regisseur-geblitzdingst-,1473350,16111580,item,1.html

Achim
Achim
26. Mai, 2012 22:38

Wenn ich das recht verstanden habe, soll das ja der Witz sein, dass K im Alter von 29 Jahren so alt aussieht, es also kein 29jähriger hätte spielen können.

Wortvogel
Wortvogel
29. Mai, 2012 19:44