05
Apr 2012

DVD-Kritik: “Monster Brawl”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Kanada 2011. Regie: Jesse T. Cook. Dave Foley, Art Hindle, Robert Maillet, Kevin Nash, Herb Dean, Jason Deline, Lance Henriksen (nur Stimme)

Story: Die acht größten Monster der Menschheitsgeschichte treten in einem “no holds barred”-Wrestling-Match gegeneinander an. Kann der Zyklop die Vampirlady besiegen? Welche Chance hat die Mumie gegen Witch Bitch? Und muss der Werwolf gegen den stinkenden Swamp Gut Haare lassen? Wie gut, dass uns professionelle Kommentatoren durch die Fights bis zum Finish begleiten…

Kritik: Zugegeben, vom Trailer war ich letztes Jahr ziemlich begeistert. Die größten Monster der Filmgeschichte auf einem Haufen? Heftige Prügeleien unter den Untoten? What’s not to love? Zumal die Produktion auf den ersten Blick ja ziemlich “slick” aussieht.

Nur leider: “Monster Brawl” (der Ende des Monats hierzulande auf DVD erscheint) ist ein rechter Scheiß und ich will da gar nicht lange drum herum reden. Der Film hat es nicht anders verdient. Was rede ich da? “Film” ist genau genommen schon die falsche Bezeichnung für das, was Regisseur/Drehbuchautor Cook offensichtlich für schwer kultig hält.

Klar sind die Monster (allesamt Latexkreaturen) ganz hübsch anzusehen, wenn auch nicht sehr einfallsreich im Design. Die kurzen Vignetten, in denen sie vorgestellt werden, sind preiswert gedreht, aber nicht ohne Charme. Die gute Kameraarbeit und die liebevolle Ausleuchtung lassen über so manchen Budgetmangel hinweg sehen.

Auch dass die Darsteller zumeist altgediente kanadische Veteranen sind, lässt sich verkraften – besonders Art Hindle hat sich seit “The Octagon” (einem der besseren Chuck Norris-Frühwerke) wirklich gemacht. Kevin Nash blamiert sich deutlich weniger als in “Almighty Thor“, was primär daran liegt, dass er sich hier auf vertrautem Wrestling-Territorium bewegt.

Aber “Monster Brawl” verschenkt alles Wohlwollen in dem Moment, in dem klar wird, dass es gar kein Film über Monster-Wrestling ist – sondern Monster-Wrestling. Es gibt keine Story, keine Handlung, keine Charaktere oder gar einen Protagonisten. Zwei spackige Moderatoren moderieren alberne Schlägereien zwischen Kreaturen auf einem Friedhof. Die Kämpfe nutzen praktisch keine Eigenheiten der verwendeten Monster, sondern reduzieren diese auf eine Art Halloween-Ausgabe von “Wrestlemania”. Ein paar dröge “special moves” erinnern an “Mortal Kombat”, ansonsten wird eher die rüde Anarchie der Knetgummi-Serie “Celebrity Death Match” angepeilt, aber nie erreicht.

Und damit sind wir auch schon beim zweiten Problem: Der Film möchte gerne eine Komödie sein, weil sich ein derartig stupides Konzept als nichts anderes verkaufen lassen kann. Dummerweise sind die Figuren nicht nur nicht komisch – sie sind schmerzhaft unkomisch. Die Dialoge geben sich launig, sind aber ungefähr so prägnant wie die Kommentare beim “echten” Wrestling. Es springt wirklich gar kein Funke über, kein müdes Grinsen überkommt den zunehmend gelangweilten Zuschauer. Nach Logik darf man gar nicht erst fragen: Warum machen die Monster da mit? Wie und wo wird das Match übertragen? Wie können Untote sterben?

Nicht nur die Gegenwart von Dave Foley erinnert manchmal an Bolls Versuche von Improv-Comedy…

Vielleicht funktioniert sowas besser auf dem Festival, im Kreise angeheiterter Gleichgesinnter? Ich bezweifle es. “Monster Brawl” will so verzweifelt lustig sein, dass er einfach nur nervt – und 90 Minuten lang dem Werwolf dabei zu zu schauen, wie er auf Frankenstein einboxt, ist schlicht und ergreifend kein großes Kino.

Man hätte was draus machen können. Eine Situation erschaffen, in der die Monster auf “natürliche” Weise aufeinander treffen und in der Konkurrenz um irgendeinen Gegenstand wetteifern. Verschiedene Schauplätze, die eigentlich unterlegenen Kreaturen (Mumie, Zyklop) Vorteile bieten, Fokus auf die speziellen Fähigkeiten der Kämpfer, etc. Aber dazu hätte es den Willen gebraucht, tatsächlich einen Film zu drehen und nicht einfach ein paar Stuntmen in Latex im Ring herum hüpfen zu lassen.

Fazit: Eine Idee, die besoffen in einer Sports Bar total knorke geklungen haben mag, als tatsächlich umgesetzter Film aber 90 Minuten langweilt.

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Comicfreak
Comicfreak
5. April, 2012 22:52

..schade..

XXX
XXX
6. April, 2012 00:05

Am besten kommt diesem Schnarchfest noch Henriksen als Off-Sprecher weg.

Günni
Günni
6. April, 2012 13:33

Hatte Dewi nicht mal an anderer Stelle kritisiert, dass es keinen schlimmeren Fehler eines Reviewers geben kann, als im ersten (!) Satz der Kritik schon das Ergebnis vorweg zu nehmen?

Ich brauchte nach den ersten paar Sätzen jedenfalls nicht mehr weiterlesen, da er alles gesagt hatte… Hmm…

Peroy
Peroy
6. April, 2012 13:46

Du zeihst dir echt die letzten Würmer aus der Nase, was Marc… ? 🙂

DMJ
DMJ
6. April, 2012 14:28

Und es ist erst der fünfte Satz, der Butter bei die Fische macht. Man kann vorher ahnen, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, aber ein Review ist ja nun keine Preisverleihung, bei der bis zuletzt alles offen bleiben soll.
– Ganz davon abgesehen, dass man schon ziemlich einfältig sein muss, nur die Wertung, nicht die Begründung zu lesen, da man ja erst aus letzterer Schlüsse ziehen kann. Sonst könnte man ja gleich beim IMDB-Ranking bleiben.

Aber wenn man sonst keine Erfolge im Leben hat, darf man sich ruhig daran erbauen, dass Dewi hier VIELLEICHT suboptimal dramaturgiesiert hat. 😛

Dietmar
6. April, 2012 14:31

Das ist das, was mich bei Urteilen auch immer so nervt: Anstatt langsam die Spannung aufzubauen, wird die Pointe gleich am Anfang geliefert. Da braucht man die Begründung gar nicht mehr abzuwarten. Haben alle keine Ahnung, die Deppen …

Wortvogel
Wortvogel
6. April, 2012 14:46

Na ja, Günni hat dahingehend Recht, dass ich in der Tat geschrieben habe, dass es kontraproduktiv sein kann, das Ergebnis einer Kritik vorzuziehen. Aber wie ich oben schrub: Dieser Film hat es einfach nicht besser verdient, da funktioniert der einstartende Verriss als Stilmittel. Zumal der Trailer so “fun” ist, dass jeder Leser doch trotzdem wissen will, WAS den Streifen so scheiße macht.

Wirklich behämmert wäre es, das Fazit nach oben zu setzen, weil es tatsächlich die Kritik zusammenfasst.

Günni
Günni
6. April, 2012 15:45

@Peroy:
“Du zeihst dir echt die letzten Würmer aus der Nase, was Marc… ? ”

Klaro. Es kommt ein wenig Kritik durch und SOFORT muss es Vorlander sein. Irrtum, Freund der Sonne!

Wortvogel
Wortvogel
6. April, 2012 15:49

@ Günni: Nicht MV, das stimmt. Man wird da vielleicht ein wenig empfindlich. Es mag aber auch einfach der stilistische Kniff sein, dass Sie (wie MV) mich mit “Dewi” ansprechen, was sonst keiner tut. Wortvogel, Torsten, Volldepp – aber Dewi?!

Dietmar
6. April, 2012 16:01

@Günni: Ich hatte auch den leisen Verdacht eben wegen deines Tons und dieses “Dewi” (und Marcs exzessiven Sockenpuppen-Verschleißes, aber dafür kannst du ja nix). Schön, dass das jetzt klar ist.

Philipp
29. April, 2012 23:17

Sehe ich auch so. „Aber “Monster Brawl” verschenkt alles Wohlwollen in dem Moment, in dem klar wird, dass es gar kein Film über Monster-Wrestling ist – sondern Monster-Wrestling.“ – Das trifft es sehr schön.