22
Mrz 2012

Kino-Kritik: “21 Jump Street”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

USA 2012. Regie: Phil Lord, Chris Miller. Darsteller: Jonah Hill, Channing Tatum, Jake M. Johnson, Ellie Kemper, Dave Franco, Rob Riggle

Story (offizielle Synopsis): Die beiden Polizisten Schmidt und Jenko werden aufgrund ihres jugendlichen Aussehens der geheimen Jump-Street-Einheit zugeteilt und treten in der örtlichen Highschool ihren Dienst undercover an. Schmidt und Jenko tauschen ihre Waffen und Dienstmarken gegen Rucksäcke ein und riskieren ihr Leben, um gegen einen gefährlichen Drogen-Ring zu ermitteln. Dabei müssen sie bald feststellen, dass die Highschool von heute nicht mehr das ist, was sie mal war, als sie selbst vor einigen Jahren dort noch zur Schule gegangen sind. Außerdem hatten sie nicht damit gerechnet, sich noch einmal mit den Schrecken und Ängsten, ein Teenager zu sein, auseinandersetzen zu müssen oder mit all den anderen Problemen, von denen sie glaubten, sie lägen längst hinter ihnen…

“We’re reviving a cancelled undercover police program from the 80’s, revamping it for modern times. You see, the guys in charge of this stuff lack creativity and are completely out of ideas. So all they do now is recycle old shit from the past and expect us all not to notice.”

Kritik: Es gibt wahrlich genug Gründe, warum ich diese Pressevorführung ausfallen lassen wollte. Ich bin weder ein Fan von Jonah Hill NOCH von Channing Tatum. “21 Jump Street” war nie mein Thema – lief Anfang der 90er auf RTL und ich war ja für SAT.1 zuständig (und damit für die kurzlebige Ablegerserie “Booker”). Der aktuelle Trend (eat that!), als Kult betrachtete TV-Serien zur Comedy umzustricken, erscheint mir einfallslos und bisher allenfalls beim ersten “Charlie’s Angels” halbwegs gelungen. Die Definition von “Kult” wird auch immer fragwürdiger. Das miserable deutsche Poster macht mich auch nicht jubeln. Und letztlich ist in diesem Fall auch wieder mal der “Mission: Impossible”-Fehler begangen worden, ein Team-Konzept unangemessen hinzustricken, diesmal auf Buddy Comedy für Hill und Tatum.

Was ist daran noch “21 Jump Street”?

That said… “21 Jump Street” ist ein Brüller, gleichzeitig Hommage und Parodie, rüde und pubertär, aber doch immer mit Herz und erstaunlich echten Emotionen. Er nimmt jeden dreckigen Gag mit, ohne seine Figuren der Lächerlichkeit preis zu geben – während moderne Comedys gerne jeden Charakter bis zur Farce überziehen, lässt und 21JP nicht nur glauben, dass Jenko und Schmidt “der Loser und der Jock” sind, sondern auch, dass sie echte Freunde werden könnten.

Es ist das Geheimnis guter Drehbucharbeit und das Gegenteil von dem, was ich hier oft moniere: in 21JP werden Beziehungen nicht nur behauptet, sondern plausibel entwickelt. Daraus ergeben sich Konflikte, aus denen der Film bedeutend mehr Substanz zieht als aus den billigen visuellen Gags (die er auch in Hülle und Fülle hat).

“It’s 37 Jump Street. No, that doesn’t sound right.”

Ein weiteres Plus: Zwar bekommt Schmidt einen “love interest”, aber dieser wird niemals nervig in den Vordergrund gedrückt. Die Erwählte ist auch nicht aus dem 1×1 der Highschool-Comedies besetzt, also

  • die schöne Cheerleaderin
  • das hässliche Entlein, das zum Schwan wird
  • die intellektuelle, aber rattenscharfe Brillenträgerin

Und schließlich: Statt die Highschool-Klischees der 90er aufzukochen, wird tatsächlich versucht, das Bild der amerikanischen Schulen zu modernisieren. Hier ist ein Hybrid mehr Statussymbol als das Muscle Car – und ein echter Loser ist, wer nicht recycelt.

Natürlich sind die Nebenrollen wieder mit den üblichen Verdächtigen aus Comedy-Shows wie “Parks and Recreation”, “The Office”, “Daily Show” und “Saturday Night Live” besetzt. Und praktisch der gesamte Original-Cast von 21JP hat Gastauftritte – fast so schön wie bei “Starsky & Hutch”. Das Zentrum sind aber Hill und Tatum, die sich beide mehr Credit bei mir erspielen als ihren kombinierten Filmographien bisher. So albern der Streifen sein mag – sie nehmen ihre Figuren ernst und spielen sie mit Respekt.

21JP ist angenehm unaufgeblasen. Man versucht gar nicht erst, aus einer mittelmäßig budgetierten Krimiserie der 80er einen 150 Millionen Dollar-Blockbuster zu quetschen. Ein zwei solide Actionszenen, die heute auch im TV realisierbar sind, müssen reichen. Der Film punktet mit Geschwindigkeit, nicht mit Aufwand. Auch das ist heutzutage längst nicht mehr die Regel.

Das R-Rating wird dabei voll ausgespielt. Während diese Altersbeschränkung bei Teen-Comedies normalerweise eine Titte und mehrere “fucks!” verspricht, suhlt sich 21JP regelrecht in Vulgärsprache, Drogenmissbrauch und unangemessener Gewaltdarstellung. Danke dafür.

“Sir, if I have to suck somebody’s dick, I will. It’s just that I prefer not to.”

Ich mache mich jetzt mal auf die Suche nach ein paar Niggeligkeiten, weil das von mir erwartet wird: Die Produktion ist teilweise erstaunlich schlampig. Derartig viele Anschlussfehler sind mir bei bisher noch keinem Film ins Auge gefallen. Die Titelmusik der Originalserie wird nicht ein einziges Mal gespielt, nicht mal als Remix im Nachspann (wenn ich das richtig mitbekommen habe). Und ein oder zwei Nebencharaktere hätten im Finale durchaus noch eine Ehrenrunde verdient.

Ach ja: Sitzen bleiben beim Nachspann lohnt sich. Ich habe keine Ahnung, woher die den ganzen Kram haben, der da noch abgespult wird, aber unterhaltsam ist es allemal.

Und weil sich noch kein Verleiher beschwert hat – hier das Presseheft.

“Stop fucking with Korean Jesus!”

Fazit: Schnelle, krude, aber nicht zu aufgemotzte und immer sympathische Komödie mit genug Ecken und Kanten und deutlich mehr Kultpotential als das Original. Das Gegenteil von “Green Hornet”.

Zum Trailer gibt es zwei, drei Sachen zu sagen. Die Pressevorführung war englisch mit deutschen Untertiteln. Und das war gut so. Im Original sind die Dialoge pfeilschnell und gespickt mit Anspielungen, die sehr leicht mal untergehen, besonders für weniger bewanderte Zuschauer, was die 90er in den USA angeht. Da hilft es, unten mitlesen zu können. Die Synchro (zumindest diesem Trailer nach) ist sehr fragwürdig, darum würde ich trotzdem die englische Version empfehlen. Im Trailer sind diverse kurze Szenen zu sehen, die im Film nicht mehr vorkommen, weil sie vermutlich um des Timing willens geschnitten wurden:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

25 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Peroy
Peroy
22. März, 2012 11:47

Hör auf “Green Hornet” zu dissen, das ist der beste Superheldenfilm aller Zeiten.

reptile
reptile
22. März, 2012 11:51

Hmm, naja. Wie gesagt, das ist so überhaupt nicht 21 Jump Street.
Die Serie war ein Jugendrama, dass eben die zalhreichen Probleme Drogen, Gewalt ect abhandelte. 21 Jump Street hätte als Serien Reboot vielleicht wudnerbar funktioniert. Gerade wenn man sieht, auf welch hohem Leven heutige Dramaserien laufen.

U

Peroy
Peroy
22. März, 2012 11:53

“Hmm, naja. Wie gesagt, das ist so überhaupt nicht 21 Jump Street.
Die Serie war ein Jugendrama, dass eben die zalhreichen Probleme Drogen, Gewalt ect abhandelte. 21 Jump Street hätte als Serien Reboot vielleicht wudnerbar funktioniert. Gerade wenn man sieht, auf welch hohem Leven heutige Dramaserien laufen.”

Gegen eine vorlagentreue Adaption spricht, dass mir die Serie damals am Hintern vorbeigegangen ist, ich nach dem Trailer aber den Film sehen will.

Drudatz
Drudatz
22. März, 2012 12:01

Lol, Green Hornet ist der beste Superheldenfilm aller Zeiten? you sir made my day!

Achja und Reeve wants to have a word with you!

Peroy
Peroy
22. März, 2012 12:04

“Lol, Green Hornet ist der beste Superheldenfilm aller Zeiten? you sir made my day!”

Nenne mir einen besseren…

Karsten
Karsten
22. März, 2012 12:13

[ironie modus ein]
Superman Returns!
[ironie modus aus]

Ich glaub, ich würd den schon ganz gerne sehen.. aber ich hab ja auch Green Hornet auf DVD gekauft.. nicht, dass ich nachher enttäuscht bin? ^^

reptile
reptile
22. März, 2012 12:35

Also ich weiß wirklich nicht.
Ich sehe schon den 24 Kinofilm vor mir:
Jack Bauer, alleinerziehender Vater, ist so gar nicht einverstanden mit dem neuen Freund seiner Tochter. Dieser ist Araber und Jack hat so seine Vorurteile. Eine lustige Komödie im Ben Stiller Manier.

Wortvogel
Wortvogel
22. März, 2012 12:37

@ reptile: Das ist doch gar nicht der Punkt. 21JP funktioniert als Komödie und damit als Film. Das ist wichtig. Es bleibt allemal die Möglichkeit, aus dem Stoff noch eine neue Serie zu machen, die sich eher an das Original anlehnt (siehe Remakes von “Charlie’s Angels”, “Hawaii 5-0”, “Beverly Hills 90210”, etc.). Die Frage ist aber: braucht es davon allen Ernstes eine neue Serie? Es gibt ja nun wahrlich genügend zeitgemäße und anspruchsvolle Krimiserien.

Dr. Acula
22. März, 2012 12:52

Das ist so’n Ding, das ich gepflegt ignorieren wollte, aber praktisch alles an Kritiken, die ich bislang gelesen habe, sind positiv bis euphorisch. Wird daher wohl mit Sicherheit auf DVD oder BR gebunkert werden.

reptile
reptile
22. März, 2012 13:09

Das der Film nun den Kritiken nach gut ist, kommt doch überraschend. Zumal der Trailer nun wirklich beliebig ist. Aber wenn der Film an sich funktioniert, warum nicht. Nur warum muß man dann den unbedingt unter dem 21 Jump Street Namen laufen lassen. Damit spricht man ja die Generation an, die die Serie seinerzeit gesehen hat und die werden wohl eher enttäuscht werden.(Wenn man etwas wie die Serie erwartet)

Nein, eine neue Serie braucht es wirklich nicht, gibt eh schon zu viel.

Karsten - der zweite
22. März, 2012 13:24

Ich bin überrascht….also von der positiven Kritik. Und von Peroys Bewertung von Green Hornet. Wirklich besser als “The Dark Knight”, “Watchmen” oder “Iron Man” ? Mhm…dann muss ich mir den Film vielleicht doch mal ausleihen. 🙂

Peroy
Peroy
22. März, 2012 13:27

“Ich bin überrascht….also von der positiven Kritik. Und von Peroys Bewertung von Green Hornet. Wirklich besser als “The Dark Knight”, “Watchmen” oder “Iron Man” ?”

“Ja”, “Ja” und “Ja, da weniger konventionell”.

heino
heino
22. März, 2012 13:37

#ketzermodusan#ist nicht soo schwer, besser als “Watchmen” zu sein#

Da spricht mich rein gar nichts an. Die Serie hat mir damals nix gegeben und der Trailer wirkt auch völlig nichtssagend. Werde ich mir sparen.

reptile
reptile
22. März, 2012 13:39

Blasphemie! Die Serie war es, der Johnny Depp seine Karriere zu verdanken hat. So.

Benno
Benno
22. März, 2012 14:38

Seit Jonah Hill so abgenommen hat, mag ich den nicht mehr.

Marcus
Marcus
22. März, 2012 18:31

@Torsten:

“Der aktuelle Trend (eat that!), als Kult betrachtete TV-Serien zur Comedy umzustricken,”

*nachzähl*

Sechs Filme in den letzten zehn Jahren (wenn man I Spy noch zählt, obwohl von 2002 – soll keiner sagen, ich wäre kleinlich) sind IMMER NOCH nicht wirklich eine Welle, mein Bester. Vor allem, wenn zwei davon (okay in USA: einer) heute noch nicht mal raus sind und die Jahre 2005 bis 2010 genau *null* Filme beisteuern. :p

@Peroy:

“Hör auf “Green Hornet” zu dissen, das ist der beste Superheldenfilm aller Zeiten.”

Sag nicht sowas. Sonst weiß ich in Zukunft nicht mehr, ob ich dich durch Erwähnung von “Ghost Rider” oder “Green Hornet” aufziehen soll.

Marcus
Marcus
22. März, 2012 18:38

@Torsten: ich glaube nicht, dass “21 Jump Street” was für mich ist, aber eins muss ich wissen – geht der Film irgendwann mal darauf ein, wie albern es ist, dass ein 28jähriger und ein 31jähriger an einer Highschool undercover ermitteln?

Wortvogel
Wortvogel
22. März, 2012 18:40

@ Marcus: Ständig. Wird ja schon im Trailer thematisiert.

Marcus
Marcus
22. März, 2012 18:46

@Torsten:

Hm, das ist EIN Pluspunkt. Plus kruder Humor… vielleicht mal auf DVD….

Sebastian
22. März, 2012 21:32

Mal sehen, wann Bora Dagtekin den Film zu SK-Babies schreibt.

McCluskey
24. März, 2012 23:15

Mit der Originalserie habe ich nie etwas anfangen können, mit dem Ableger “Booker” sehr wohl. Steht neben “The Wonder Years” ganz oben auf meiner “WannkommtdasendlichmalaufDVDraus?”-Wunschliste.

Peroy
Peroy
13. September, 2012 20:09

Neben “Green Hornet” wohl die beste Comedy-Adaption einer “ernsten” Vorlage. Aus der miefigen 80er-Jahre-Cop-Drama-Serie hat man hier einen himmelschreiend SMARTEN Blödelstreifen gemacht, der sich mit Vorliebe darin gefällt, alle etablierten Klischees des Genres querzubürsten… mit teilweise völlig hilariösen Effekten, die einen echt sprachlos machen. Jonah Hill und Channing Tatum kaspern sich dabei als ideales Gespann und mit einem perfekten Timing durch High School-Teenie-Kiffer-Kapriolen und eine der besten Auto-Verfolgungsjagden ever (in der auch wieder mit den Klischees gebrochen wird, wo es nur geht). Und wenn zu dem banalsten Scheiss der markigste, bombastischste, epischste Action-Score der letzten Jahre aufspielt (auf den würde selbst Michael Bay noch abspritzen… der könnte auch zur Untermalung laufen, wenn der Punisher das Untermenschen-Gesocks im Dutzend ausradiert), dann ist man wirklich kurz davor, sich zu bepissen. Selbst Johnny Depp war sich nicht zu schade, für einen augenzwinkernden Cameo-Auftritt vorbeizuschauen und beweist dadurch, dass er die Absichten der Macher kapiert hat. Grandios.

Außerdem wohl der erste Film, wo jemandem der Schwanz abgeschossen wird und die arme Sau mit hinter dem Rücken gefesselten Händen versucht, sein Teil mit dem Mund wieder aufzuheben. On Screen. Soviel zur FSK 12…

CypherCrowley
CypherCrowley
13. September, 2012 20:47

“Außerdem wohl der erste Film, wo jemandem der Schwanz abgeschossen wird und die arme Sau mit hinter dem Rücken gefesselten Händen versucht, sein Teil mit dem Mund wieder aufzuheben. On Screen. Soviel zur FSK 12…”

Äh, das ist ein Scherz, oder? o_O

Peroy
Peroy
13. September, 2012 20:56

“Äh, das ist ein Scherz, oder? o_O”

Im Film ? Ja. Von mir ? Nein.

noyse
noyse
14. September, 2012 10:14

hmm vielleicht sollte ich doch mal einen blick riskieren…

BTW beste Penis ab szene ist immer noch bei street trash haha