26
Okt 2011

Die große Körber/Reimann-Fehde: Das (vorläufig) letzte Wort hat Horst Pukallus

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Es entspricht meinem Sinn für Fairness, dass diejenigen, die angegriffen werden, auch die Chance bekommen, sich im gleichen Forum zu verteidigen, sofern dabei die Tischsitten nicht verloren gehen.

Der erfolgreiche SF-Autor und Übersetzer Horst Pukallus war ja einer der (peripheren) Player im Streit um die Qualität deutscher Übersetzungen in der “Phantastische Zeiten” 1988. Er verfasste diesen Leserbrief:

In meinem Interview machte Körber kürzlich keinen Hehl daraus, dass er sich (zumindest zeitweise) von Pukallus angefeindet fühlte.

Ich dachte mir: Da frage ich doch mal beim Pukallus selber nach.

Herr Pukallus, wie sehen SIE denn die Angelegenheit rückblickend?

Aus heutiger Sicht betrachte ich den damaligen Reimann-Körber-Disput genauso wie einst. Der Streit beruhte darauf, dass Körber sich schlichtweg an Texten verhoben hatte, aber es sich nicht sagen lassen wollte. Es ging nie darum, ihn herunterzumachen, ebensowenig um Futterneid.

Ich habe schließlich auf Reimanns Seite eingegriffen, weil die Debatte um die Entscheidung freie Übersetzung oder wörtliche Übersetzung geführt wurde und ich mich berufen fühlte, mich gegen das wörtliche Übersetzen auszusprechen. Im Interesse lesbarer Bücher habe ich das für erforderlich gehalten.

Haben Sie das Gefühl, es gab verschiedene Lager, die sich gegenseitig anfeindeten?

Michael Iwoleit und ich haben in unserer Kritik der Körberschen Übersetzung von “Barefoot in the Head” überdeutlich nachgewiesen, welche Verheerungen wörtliches Übersetzen verursacht. Insofern hat Körber recht, wenn er von “Lagern” spricht, es gab und gibt diese zwei Tendenzen: Freies oder wörtliches Übersetzen. Andere “Lager” gab es nicht, bestimmt kein Körberhasserlager oder Pro-Reimann-Lager.

Jedoch standen wir schon auf einer wissenschaftlichen Grundlage, Körber hingegen nicht. Wolfgang Jeschke hatte mir (und anderen Heyne-Übersetzern) Dr. Fritz Güttingers Buch “Zielsprache – Theorie und Technik des Übersetzens” ausgehändigt und zur Arbeitsgrundlage erklärt. Damit hatte ich keine Probleme, weil das Buch mich völlig überzeugte und in meinen eigenen Auffassungen bestätigte. In dem Buch wird alles verurteilt, was Körber beim Übersetzen anstellte.

Insofern gab es keinen Grund, uns von Körber belehren zu lassen. Er war einfach auf dem Holzweg. Dass er es heute einräumt, ist ihm hoch anzurechnen. Die Auseinandersetzung betraf nicht die Frage der Fehlerhaftigkeit von Übersetzungen. Ich habe immer betont, dass es keine fehlerfreien Übersetzungen gibt und ich auch meine Übersetzungen nicht als fehlerfrei darstelle. Es ging um den prinzipiell unterschiedlichen Ansatz.

Bei dieser Gelegenheit noch zweierlei: Wer behauptet, ich hätte bei einer Brunner-Übersetzung und z.B. einer Kurtz-Übersetzung einen Einheitsstil benutzt, wird es sehr schwer haben, es zu beweisen. Vielmehr habe ich mich stets um sprachliche Diversifikation bemüht (und tu’s noch heute).

Und als “deutschen Übersetzerpapst” habe ich mich nie ausgegeben (nicht mal insgeheim). Wenn meine Arbeit gewürdigt wurde, dann durch Übersetzerpreise, die mir Kollegen verliehen haben – und wer könnte kompetenter als sie sein?

Okay, damit könnten wir das Kapitel wohl abschließen – wenn uns nicht noch die Stimme Gero Reimanns fehlen würde, der ja leider schon verstorben ist. Aber er kommt zu Wort: Ich habe mit dem Shayol-Verlag vereinbart, demnächst ein Exemplar von Reimanns “Sonky Suizid” zur Besprechung geliefert zu bekommen. Vielleicht kann er seine Kritiker ja posthum Lügen strafen…



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G
G
27. Oktober, 2011 20:20

Auf deine Rezension von Reimanns Buch bin ich gespannt!

Wortvogel
Wortvogel
27. Oktober, 2011 20:45

@ g: Das bin ich ehrlich gesagt auch…

G
G
27. Oktober, 2011 21:21

LOL.

Außerdem wollte ich noch sagen, dass man sowas wie “Unerträglich ist allerdings seine Arroganz” sehr wohl als persönlichen Angriff auslegen kann (auch wen ich natürlich nicht weiß, wie Körber damals Pukallus gegenüber aufgetreten ist).