13
Sep 2011

Your movie sucks!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Gestatten – “Creature”:

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Man in a Suit, Daniel Bernhardt, Sid Haig – what’s not to like?

Sowas gehört auf den Syfy-Channel. Auf dem Fantasy Film Fest wäre der in meinem Progamm gelandet, weil ich ein zünftiges Creature Feature allemal französischen Gewaltdramen und asiatischen Historienschinken vorziehe.

Das Problem: Die Produzenten haben den Film in die US-Kinos gebracht. Mit satten 1507 Kopien. Da dürfte Uwe Boll feuchte Augen kriegen.

Das Ergebnis: hochgerechnet sechs Zuschauer pro Vorstellung. Ein Gesamteinspielergebnis von 331.000 Dollar am ersten Wochenende. Bei angeblichen 3 Millionen Dollar Produktionskosten.

6 Leute pro Saal – gut, das sind mehr zahlende Kunden, als andere Filme in sechs Monaten für ihre DVD-R zusammen bringen, und 300.000 Dollar sind mehr als 30 – aber es ist trotzdem der Rekord für den miesesten Filmstart im breiten Release aller Zeiten.



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Peroy
Peroy
13. September, 2011 22:29

“This was a stunt. The goal was to set the all-time lowest gross (a marketing ploy for the home video release). They gave out tickets to anyone who was interested and intentionally only sold one (to the director, I believe). If you wanted to go, you literally couldn’t buy a ticket. But you could get one for free.”

http://reelviews.net/reelviewsforum/viewtopic.php?f=39&t=5281

Stephan
Stephan
13. September, 2011 22:50

@Peroy

Du hast aber gemerkt, dass sich das nicht auf “Creature” bezieht, oder?

Peroy
Peroy
13. September, 2011 22:52

Hoppala…

Marcus
Marcus
13. September, 2011 23:11

Das Schlimme aber ist: die bei dem “Showgirls”-Link angezeigte Grafik wird sich der Vorländer vermutlich übers Bett hängen. Fast 360.000, do! Muss er ja nicht ranschreiben, dass das der Verkaufsrank ist und nicht die Verkaufszahlen…. 🙂

Und ich bin, ohne ihn gesehen zu haben, überzeugt, dass “Creature” ungefähr um denselben Faktor besser ist als S:E, wie er mehr Einspielergebnis gebracht hat….

Dr. Acula
13. September, 2011 23:17

Autsch. Das tut wirklich weh – aber wie kommt man auch auf die Idee, dass so’n B-Creature Feature im Wide Release nicht total floppt?

Magineer
Magineer
14. September, 2011 01:25

Wahrscheinlich nicht. “Shark Night 3-D” erwartet uns ja auch noch (gestern im Kino gab es ungläubige Lachflashs im gesamten Publikum, als der Trailer lief).
Und der ziemlich ridikulöse (hust!) PIRANHA 3D lief ja auch als Wide. Die sind da gnadenlos… 😀

Richard von Bronken
Richard von Bronken
14. September, 2011 01:28

Apropos: Wo bleibt das SHOWGIRL-Review? Wir warten alle sehnsüchtigst.

Exverlobter
Exverlobter
14. September, 2011 01:37

Über die Thematik “Wide-Release vs. Limited Release” sollte der Wortvogel mal einen ausführlichen Bericht schreiben(für Laien wie mich). Ich kapier das nämlich einfach nicht und hab diesbezüglich noch keinen guten Info-Bericht gesehen.
Wie sollen sich die Filme den sonst refinanzieren? Z.B. einer der von mir am meisten erwartete Film des Jahres “The Devil’s Double” hat laut Boxofficemojo bislang 1 Million eingespielt( bei einem Budget von über 20 Millionen). Ist das ein Flop? Aber wie kann das als Flop gelten, wenn für den Film 0 Werbung gemacht wurde, und der Film lediglich in einer Handvoll US-Kinos gesehen werden kann. So redet sich ja auch Uwe Boll immer raus. Das manche Filme von Grund auf keine Chance haben erfolgreich zu sein.
Ich würde mich freuen, wenn mir einer die Zusammenhänge mal diesbezüglich erklären könnte.

Thomas Thiemeyer
14. September, 2011 07:54

Ich versteh’s noch nicht ganz. Soll das ein Remake des Arnold Klassikers ‘Creature From The Black Lagoon’ sein?

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2011 08:40

@ Thomas: Ripoff, kein Remake.

TimeTourist
TimeTourist
14. September, 2011 09:24

Und? Taugt der Film denn was? Sah doch ganz unterhaltsam aus.

Magineer
Magineer
14. September, 2011 11:59

@Exverlobter:
Was die Wide Releases angeht – natürlich kann nicht jeder Film als solcher gestartet werden. Das ist nicht nur eine Frage der Masse (bis zu 15 Kinostarts pro Woche wollen ja auch erst einmal in den einzelnen Kinos untergebracht werden), sondern letzten Endes auch der Zielgruppe. Mainstream und renommiertes Arthouse haben einfach ein ganz anderes Publikum als etwa ein “Creature”, den ja, wie Torsten bereits anmerkte, in Look & Story nicht wirklich viel von einer SyFy-Eigenproduktion unterscheidet.
Wide Releases sind auch eine Kostenfrage – das P&A-Budget eines Filmes liegt inzwischen bei den Studioproduktionen zwischen 50% und 70% des Filmbudgets, und je stärker du rausgehst, umso mehr musst du wieder einspielen. Einige Filme müssen dann einfach wissen, wo ihre Grenzen sind.
Ein Limited Release kann verschiedene Gründe haben – manchmal passiert das nur, weil der Verleih eine Verpflichtung hat, den Film ins Kino zu bringen, manchmal nutzt der Verleih halt wiederum das Potential eines Limited Release für die öffentliche Aufführung eines Films vor dem Auslaufen der Deadline für die Academy Awards (um somit im Oscar-Rennen noch wahrgenommen zu werden). Manchmal, bei besonders starken Filmen, sind limited releases auch eine gute Werbung und der PR-Startschuss für einen Wide Release: Wenn ein klein gestarteter Film überdurchschnittlich gute Zahlen in den jeweiligen Theatern schreibt, sorgt das zum einen für Mund-zu-Mund-Propaganda und treibt zum zweiten den PSA gewaltig nach oben. Und nur dieser PSA ist ein guter Indikator für die Branche – denn der sorgt dafür, dass der Film anschließend von den anderen Kinos wahrgenommen und eventuell gebucht wird. Reine Chartspositionen sind da nicht so ausschlaggebend.
Im Falle von DEVIL’S DOUBLE plant der Verleih vielleicht genau das, denn natürlich ist das Ding (wahrscheinlich und gerade auch in den USA) schwer unter die Leute zu bringen, schwarze Komödie hin oder her.
In deinem Beispiel des unabhängig produzierten DOUBLE kommt noch hinzu, dass du dennoch weltweite Verkäufe einrechnen musst plus die Erlöse aus anderen Auswertungsstufen, die nach und nach reinkommen. Ein Großteil der 20 Millionen dürfte ferner aus einer Kombination von Deferrals und virtuellem Budget zustande kommen – selbst im Falle eines Verlustes ist die Fallhöhe also nicht so extrem, wie du angesichts der nackten Zahlen vielleicht denken würdest. 😉

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2011 16:57

@ Magineer: Alles soweit richtig. Man sollte in diesem speziellen Fall vielleicht noch anmerken, dass “Creature” unabhängig finanziert wurde und es die erklärte Strategie des Verleihers war, den Film mit mehr Kopien, aber weniger Werbung in die Kinos zu bringen, um die Kosten im Rahmen zu halten. Das hat nicht funktioniert, vermutlich weil “Creature” (im Gegensatz zu “Blair Witch Project” und “Paranormal Activity”) wirklich GAR keinen frischen Ansatz hat, der Besucher locken könnte. Sowas hat einfach keinen größeren Release verdient.

Die Sonnenseite: Wenn die in der Tat nicht allzuviel in die Promo gesteckt haben, könnte der Film mit Weltvertrieb, DVD und Fernsehrechten am Ende noch halbwegs in die rotschwarze Zone kommen.

Marcus
Marcus
14. September, 2011 17:40

@Magineer: sehr interessanter Beitrag. Zwei Fragen:

Kannst du noch erklären, was ein PSA ist? Wikipedia kennt nur “Prostrate-specific antigen” und “Public Service announcement”, und das wird es ja wohl nicht sein. 🙂

Was meinst du mit “Deferrals”? Kenne ich nur buchhalterisch (ARAP), aber was das mit einem Filmbudget zu tun haben kann, darauf komme ich gerade einfach nicht.

@Torsten: “Die Sonnenseite: Wenn die in der Tat nicht allzuviel in die Promo gesteckt haben, könnte der Film mit Weltvertrieb, DVD und Fernsehrechten am Ende noch halbwegs in die rotschwarze Zone kommen.”

Meinst du? Ich dachte immer, Herstellung und Logistik der Filmkopien sei ein wesentlicher Kostenfaktor bei einem Kinostart, gerade in den USA, wo das alles gewerkschaftlich geregelt und daher teuer ist. (Deshalb interessieren sich die Studios ja so für Digitaltechnik). 1500 Kopien an den Start zu bringen könnte doch bei einem so billig wirkenden Film durchaus teurer als das Produktionsbudget selber gewesen sein. Oder meinst du, die haben einfach mit der Post verschickte BluRays gescreent?

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2011 17:47

@ Marcus: Magineer mein P&A:
http://de.wikipedia.org/wiki/Publicity_and_Advertising

Deferrals sind genau das, was du denkst – Gagen und Honorare werden mit dem erhofften Gewinn verrechnet. Die Beteiligten gehen also in Vorleistung. Floppt der Streifen, bekommen sie oft genug nichts. Da muss man schon sehr an das Projekt glauben. Aber das ist auch bei Blockbustern nicht ungewöhnlich – Starregisseure oder Schauspieler akzeptieren ein niedriges Gehalt vorab, wenn sie dafür am Gewinn beteiligt werden.

Was die Kopienanzahl angeht: In der Tat sind viele US-Kinos mittlerweile auf Digitalprojektion umgerüstet, da werden keine Filmrollen mehr rumgekarrt. Natürlich ist es immer noch ein Kostenfaktor, aber die Zeiten von Corman, wo dieselbe Kopie ein Jahr lang durchs Land reiste, sind vorbei.

Marcus
Marcus
14. September, 2011 17:48

@Magineer: “Und der ziemlich ridikulöse (hust!) PIRANHA 3D lief ja auch als Wide.”

Der Vergleich hinkt aber. Piranha 3D ist *absichtlich* lustig, und mit seinen $24m-Budget dürfte er weitaus teurer als “Creature” gewesen sein.

Marcus
Marcus
14. September, 2011 17:51

@Wortvogel: Danke. Aber dann verstehe ich das hier nicht ganz:

“Wenn ein klein gestarteter Film überdurchschnittlich gute Zahlen in den jeweiligen Theatern schreibt, sorgt das zum einen für Mund-zu-Mund-Propaganda und treibt zum zweiten den PSA gewaltig nach oben. Und nur dieser PSA ist ein guter Indikator für die Branche – denn der sorgt dafür, dass der Film anschließend von den anderen Kinos wahrgenommen und eventuell gebucht wird.”

Was wird nach oben getrieben?

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2011 18:24

@ Marcus: Sorry, das hatte ich gar nicht gelesen.

psa= per screen average. Das Geld, das ein Film pro Vorstellung macht. Es gibt Filme, die spielen an einem Wochenende in 20 Kinos soviel ein wie “Creature” in 1500.

Marcus
Marcus
14. September, 2011 19:26

@Torsten: Danke!

off-topic: hast du eigentlich das “Conan”-Reboot gesehen? Deine Meinung würd mich interessieren. Ich finde, der ist überraschend ansehbar geworden.

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2011 19:39

@ Marcus: Nicht gesehen. Und ehrlich gesagt: Kein Interesse.

Marcus
Marcus
14. September, 2011 20:50

@Wortvogel: naja, jedem das Seine.

Trotzdem abzug bei den Nerdpunkten 😉

Magineer
Magineer
15. September, 2011 20:52

Ha, wenn man schon mal ein paar Tage nicht reinguckt. 🙂

[X] Alles, was Torsten sagt*. 😀

* Bis auf die Sache mit CONAN. Ich hatte Interesse. Leider. Wenigstens haben die lustigen Zwischenkommentare in der Pressevorführung (!) den Unterhaltungswert des Films (und damit dessen Wertung) auf 01/10 angehoben. 😀

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 10:02

Ok, danke an alle für die Info.
Hier noch ein paar Folge-Fragen:

– Kann man dem zufolge also schlussfolgern, dass ein Limited-Release eine Möglichkeit ist, den Film zu schützen?

Habe mal gelesen, dass die Kosten für das Marketing eine immer größere Rolle spielen. Besteht darin also ein Risikofaktor? Falls der Film nach einer großen WErbekampagne eine Bruchlandung hinlegt besteht ein größeres Risiko rote Zahlen zu schreiben, als wenn man das Werbe-Risiko nicht eingeht?
Z.B. schafft es ja Uwe Boll trotz Limited Release, und 0 Marketing ja anscheinend trotzdem sich stets zu refinanzieren. Sonst wäre er ja schon längst weg vom Fenster.

– Besteht für FIlme in der mittleren Preiskategorie das größte Risiko?

Große BLockbuster sind laut einem Spiegel-Bericht, den ich mal gelesen habe meist “too big too fail” und floppen ja meist nur in seltenen Fällen (dann aber richtig, siehe Stealth). 30-50 Millionen Dollar Filme sollen ja aber das größte Risiko darstellen (z.B. Pandorum, den keiner gesehen hat, der aber zu teuer war, um seine Kosten wahrscheinlich wieder über DVDs usw. einzuspielen.

– Ach ja, und weiß zeigt BoxOfficeMojo eigentlich an? Das nackte Film-Budget? Oder auch die Kosten für das Marketing?

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 10:32

@ Exverlobter: Ich werde sicher beizeiten mal einen größeren Beitrag machen, um die ganzen Details von Kino-Releases zu erklären, aber hier mal kurz:

Die Rechnung mit dem Marketing ist doch eigentlich klar: Gebe ich 10 Millionen für Werbung aus, muss ich die (zusätzlich zum Budget des Films auch wieder einspielen). Der Haken: Gebe ich die NICHT aus, sind meine Kosten zwar geringer, aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwer meinen Film sehen wird. Werbung IST unverzichtbar. Nur wenige Filme schaffen es, sich komplett viral zu vermarkten (“Blair Witch Project” war der Vorreiter). Totale Selbstläufer wie seinerzeit “My big fat greek wedding” sind die absolute Ausnahme.

Uwe Boll ist nicht glücklich über den Mangel an Marketing. Im Gegenteil: Die Kinoverleiher hatten ihm immer ultra wide releases und jede Menge Trommelei versprochen, aber selten gehalten. Die Refinanzierung läuft dann eher über DVD und besonders weltweit (Asian, Osteuropa).

In der Tat, mittlere Preiskategorie ist die Hölle, das hängt aber auch damit zusammen, WER den Film produziert hat. Wenn die großen Hollywood-Studios “kleinere” Filme produzieren, sorgen sie trotzdem für ordentliche Releases, selbst bei Budgets von 10-20 Millionen Dollar. Außerdem können sie ihre Marketingmaschinen nutzen. Verloren sind meistens unabhängige oder in anderen Ländern produzierte Filme dieser Größenordnung, weil die sich seltenst große US-Kampagnen leisten können und kaum große Kinoketten (die ja den US-Verleihern verpflichtet sind) überzeugen, ihre Filme zu zeigen. Da kombiniert sich dann schwaches Marketing mit halbherzigem Release (Regionalkinos, kleine Säle – das addiert sich, ist aber eben nicht Premium). Und wenn im Kino einmal der Ofen aus ist, lassen sich 20-30 Millionen kaum in der Zweit- und Drittverwertung wieder reinholen.

Soweit ich weiß, ist das auch der Grund, warum Emmerich damals (nach “Independence Day”) die Firma wieder eingestampft hat, mit der er genau solche Filme produzieren wollte, die sonst keien Chance bekommen.

In der Regel zeigt BoxOfficeMojo die Produktionskosten ohne Marketing an. Aber diese Zahlen sind IMMER mit Vorsicht zu genießen, weil sie von den Studios herausgegeben und geschätzt werden. Es gibt keine Kontrolle und meistens verkünden die Produzenten die Zahl, die in der Branche geglaubt werden soll. Da werden 5 Mio.-Filme schnell zu 20, 160 schnell zu 120 (wenn der Streifen floppt), und oft genug werden deferierte Kosten nicht angegeben. Das ist BESTENFALLS eine grobe Hausnummer, gerne aber auch glatt gelogen. Man kann ja auch von 100 Euro-Amateurfilmen aus Frankfurt behaupten, sie hätten “mehrere Millionen” gekostet 😉

Jeff Kelly
Jeff Kelly
16. September, 2011 11:06

Ein Ansatz der möglicherweise Sinn machen kann ist die Art wie Kevin Smith Werbung für Red State macht.

Allerdings wohl nur, wenn man schon einen gewissen Bekanntheitsgrad hat.

Durch die Previews mit anschliessender Panel-Diskussion, die Vermarktung über sein Podcast-Netzwerk und die Red State Tour durch Nordamerika und Großbritannien hat er jedenfalls Produktions- und Marketingbudget schon wieder eingespielt (Immerhin 4 Millionen Dollar)

Als letztes gab es den Film US-Weit über Video-On-Demand und Netflix in HD zu sehen und erst ab Ende September ist er weltweit im Wide Release.

Dazu ist geplant das Tourkonzept weiter auszubauen und die Paneldiskussionen und Fragestunden auch per Videostream zu verteilen.

Smith hat auch clever Multiplikatoren (z.B. andere Podcaster) zu den Previews eingeladen, die weiter Werbung gemacht haben. Was für eine gewisse Qualität des Films spricht da die kein Geld bekommen.

Der Film hat durch die Vermarktung mittlerweile genug Buzz generiert um wohl auch im Kino brauchbar zu laufen und das weitestgehend an den etablierten Medien und Kritikern vorbei (mit denen Smith ja eher eine Art Haßliebe verbindet).

Als Marketingkonzept für Smith wahnsinnig erfolgreich aber auch wahnsinnig aufwändig und zeitintensiv.

Bekanntheitsgrad und Fanbase vorrausgesetzt könnte das aber Schule machen.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 11:10

@Torsten: sehr interessante Infos. Und ich freue mich auch schon auf einen ausführlichen Artikel. Für solche Hintergrundinfos mögen wir diesen Blog.

Zum Thema “Budget-Angabe auf boxofficemojo” sollte man vielleicht noch hinzufügen, dass es ja auch Fälle gibt, in denen das Budget nicht eindeutig feststellbar ist. Z.B. kamen die Märchenzahlen bei “Avatar” ja auch dadurch zustande, dass bisweilen Entwicklungskosten für die neue 3D-Technik dazugezählt wurden. Oder es gibt Filme wie “Watchmen”, die jahrelang unter verschiedenen Produzenten und Kreativteams in Planung waren und mehrmals wieder gekippt wurden – da kann man dann diskutieren, ob die “verschwendeten” Entwicklungskosten für die früheren Anläufe mitgezählt werden oder nicht.

Torsten, in welchen Fällen wird, glaubst du, öfter geschwindelt? Nach oben oder nach unten? Ich würde ja vermuten, wenn die Zahlen auf boxofficemojo nach eindeutigem Hit oder totalem Flop aussehen, dann war es bestimmt auch so. Wenn sie nach “gerade so profitabel” aussehen, kann die Wahrheit durchaus schlimmer sein. Aber die Einspielergebnisse sind schon immer wahrheitsgemäß, oder? Die müssten sich zumindest branchenintern doch nachprüfen lassen.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 11:11

@ Jeff: Ich glaube nicht, dass das Schule machen könnte. Diese Methode verlangt so viele Vorgaben (kleinere Budgets, große Bekanntheit, Fanbasis, Zeit, etc.), dass sie sich nicht beliebig replizieren lässt. Und schlimmer noch: Der Versuch, sie zu replizieren, macht sie kaputt. Niemand will 50 mal im Jahr auf solche Panels gehen. Das haben wir ja auch bei Musikern gesehen, die ihre neuen Alben umsonst ins Netz stellen, aber um Spenden bitten. Das klappt einmal, auch weil es viel Presse-Feedback generiert, Aber nicht zwei, drei, vier mal. Nächstes Beispiel: Bücher. King hat immer wieder versucht, mit neuen Online-Vertriebsmethoden zu arbeiten (man erinnere sich an “The Plant”). Aber nach der anfänglichen Begeisterung ziehen die Leute einfach nicht mehr mit.

Und letztlich: Es sollte als Autor oder Regisseur nicht meine gottverdammte Aufgabe sein, die gesamte Promotion selber zu stemmen. Wozu gibt es denn die Produktionsfirma und den Verleih? Smith hat das auch nicht aus Begeisterung gemacht, sondern weil er was zu beweisen hatte.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 11:14

@Jeff Kelly: sehr interessant. Ja, das klingt nach einem cleveren Vorgehen, sofern man eben insbesondere bei er “digitalen Elite” hip und bekannt genug ist. Außerdem muss die Persönlichkeit des Machers passen – nicht jeder ist so eine extrovertierte Rampensau wie Smith.

Einem gewissen Arthouse-Filmer aus Frankfurt würde ich das Vorgehen nicht empfehlen….. 🙂

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 11:20

@ Marcus: Es wird fast immer nach oben geschwindelt. Harry Alan Towers hat mir mal gesagt: “Nenne NIE das echte Budget. Sag das Budget, nach dem dein Film aussehen soll”. Ich kenne Filme, die zwölf Millionen sagen, aber nachgewiesenermaßen keine zwei Millionen gekostet haben – was okay ist, wenn sie wie zwölf aussehen.

Schau dir mal die Filme der LA-Trashmafia (Wynorski, Ray, aber auch DeCoteau, Pyun, etc.) an. Da wurde in den Magazinen der 80er und 90er immer von Millionenbudgets gesprochen, auch wenn es gerade mal 100.000 oder 200.000 Dollar waren (bei älteren Filmen wird öfter mit offenen Karten gespielt).

Man muss das verstehen: TV- und DVD-Wert eines Films richten sich danach, was die Verleiher GLAUBEN, dass der Film gekostet hat. Daran entscheidet sich, in welcher Liga sie ihn einordnen, ob sie ihm einen Top-Release geben oder nur “unter ferner liefen”. Gleiches gilt für die Finanziers: Wenn ich einen Film plane, der zwei Millionen kosten kann, aber wie vier aussieht, warum sollte ich den Finanziers die wahre Summe nennen? Wenn die mir vier Millionen geben, kann ich zwei Millionen einsacken und sie sind trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis. Es wäre in dem Fall zwar ehrlicher, aber auch dümmer, die Wahrheit zu sagen.

Das ist natürlich eine strikt vereinfachte Rechnung und mitunter wollen die Finanziers auch Einblick in die Bücher – aber wozu hat der Liebe Gott die kreative Buchführung erfunden?

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 11:23

Ja, dass mit den gefälschten Zahlen ist manchmal echt ersichtlich.
Titanic hat ja damals 200 Millionen gekostet, und die Studios hatten James Cameron ja deswegen für größenwahnsinnig gehalten.
Man hat das Budget dem Film letztendlich aber auch angesehen.
Nun sollen hingegen aber auch Streifen wie “Superman Returns” “X-Men 3” oder gar “Green Lantern” 200 Millionen gekostet haben. Gut, da muss man etwas Inflation reinrechnen, aber ich finde diese Zahlen trotzdem sehr unglaubwürdig. Monumental-Produktionen wie Titanic waren die besagten Machwerke nämlich definitiv nicht.

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 11:27

Btw, das Thema Inflation könntest du in deinen Bericht dann auch ansprechen.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
16. September, 2011 11:38

Inflationsbereinigt wäre dann ja auch nicht Titanic, sondern Kleopatra mit Richard Burton und Elizabeth Taylor der teuerste Film aller Zeiten.

Außerdem sind die Kosten für CGI geradezu explodiert im letzten Jahrzehnt, bei Action-Filmen geht da schon mal ein mittlerer achtstelliger Betrag nur für die Computertricks drauf.

@Torsten: Mag sein. Das Konzept “Welttournee” funktioniert in der Musik allerdings gut und ist der Teil der die Kohle einbringt (nicht die Tonträgerverkäufe), da haben die Leute auch keine Probleme für entsprechend kostspielige Tourproduktionen der Stones, von U2 oder anderen Größen 70 – 120 Euro + Merchandise abzudrücken.

Iron Maiden schafft es auf z.B. auf > 40 Mio Pfund pro Jahr und das fast ohne Support der etablierten Medien. Fanbase vorrausgesetzt.

Das ist ein Vergleich Apfel gegen Bürostuhl ich weiß aber vielleicht gerade für die Leute interessant, die mit dem etablierten Hollywood auf Kriegsfuss stehen.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 11:40

@ Jeff: In der Tat, der Vergleich hinkt massiv, denn bei einer Tour bekommen die Leute das volle Produkt, nicht das Marketing ZUM Produkt. Das war schon immer so. Wir reden hier von PR. Es würden auch keine 20 Millionen Leute zu den Pressekonferenzen von Iron Maiden kommen und Geld bezahlen.

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 11:46

@Jeff
Kosten für CGI explodiert??
Ist es nicht gerade umgekehrt?
Die revolutionären Morph-Effekte von T2 haben doch das Budget damals zum explodieren gebracht. Heutzutage ist das doch Standard.
Vergleich mal T2 und Star Wars EPisode 3. Beide haben etwa das gleiche gekostet. (Inflationsbereinigt müsste Star wars sogar billiger sein).Trotzdem war Star Wars zu 80% aus CGI und T2 vielleicht zu 5-10%

Ja, Kleopatra hatte ja das in der Filmgeschichte einmalige Kunststück hingekriegt, zum damaligen Zeitpunkt der erfolgreichste Film aller Zeiten zu sein, und trotzdem noch Miese zu machen.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 12:16

@Exverlobter: CGI an sich wird nicht teurer. GUTE CGI allerdings schon. Die Ansprüche des Publikums an den Realismus steigen eben, gerade bei A-Blockbustern. Das fiel mir auf, als ich nach langer Zeit mal wieder “Die Mumie” gesehen habe. Meine Güte, was war man damals beeindruckt. Und heute sieht das nach Videospiel aus.

Ich vermute, der Fortschritt bei CGI hat zwar dazu geführt, dass sich jetzt auch Fernsehproduktionen brauchbare Tricks leisten können, s. BSG. Aber er hat eben auch dazu geführt, dass die Ansprüche des Publikums höher sind, sodass die Produktion eines CGI-lastigen Blockbusters der A-Liga nicht unbedingt billiger geworden ist.

Bastian
Bastian
16. September, 2011 12:17

Weil weiter oben schon mal Box-Office-Mojo angesprochen wurde und ich mir die Frage kürzlich gestellt hab: Wie setzten sich denn die Einspielergebnisse eines Films zusammen, die dort angegeben werden? Ist das einfach jeder einzelne Dollar, den der Film eingespielt hat oder sind da schon irgendwelche Kosten rausgerechnet, z. B. das Geld, das bei den Kinos bleibt.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 12:18

Bei der Verwendung von CGI darf man auch nicht vergessen, dass es für das Fernsehen allein deshalb billiger ist, weil die Modelle mehrfach verwendet werden können, weil die Auflösung geringer ist als im Kino, und weil demnach die Details nicht so ausgearbeitet sein müssen.

Es gilt in der Tat: GUTE CGI ist mittlerweile so teuer wie physische Produktion, weil BEI der physischen Produktion soviel berücksichtigt werden muss, dass es die Produktion elend in die Länge zieht. Ich verweise zu diesem Thema präventiv auf meine ausstehende Kritik zu “Real Steel”.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 12:19

@Bastian: ich habe es immer so verstanden, dass das der Umsatz ohne Umsatzsteuer in der Kinokasse ist.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 12:22

@ Bastian/Marcus: So ist es. Das zeigt die ganze Crux dieser Rechnungen: Ein Film, der laut BOM 100 Millionen gekostet und 100 Millionen eingespielt ist, gelangt eben NICHT in die schwarzen Zahlen. Auf das Budget müssen externe Kosten (Kopien, P&A) drauf gerechnet werden, vom Einspiel müssen die Kinobeteiligungen abgerechnet werden.

Trotzdem sind die zirkulierenden Daumenregeln (dreifaches Einspiel des Budgets = Gewinnzone) Unfug, weil sie niemals für 5 und 200 Mio.-Filme gleichzeitig gelten können.

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 12:40

@Wortvogel
Noch eine Sache zu BOM.
Da steht immer ganz fett das “Domestic” und relativ klein gedruckt das “worldwide” und “foreign” Einspielergebnis.
Du hattest ja mal erwähnt, das Terminator 4 allgemein als Flop gilt, obwohl er genauso viel eingespielt hat wie Star Trek 11, der ein Hit war (dieser hatte halt ein gutes Domestic-Ergebnis)
Sind den Studios diese Zahlen eigentlich bekannt. Unterschätzen sie das Potential des globalen Marktes? Oftmals wird die Fortsetzung eines vermeintlichen Flops ja nur abgelehnt, weil das Domestic Ergebnis nicht so gut war, obwohl das weltweite Einspielergebnis vollends überzeugt hat.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 13:03

@ Exverlobter: So ist das eben nicht. Jeder verdiente Dollar (ob domestic oder global) ist ein guter Dollar. Oft werden Filme eher deswegen fortgesetzt, weil die weltweiten Zahlen es zulassen (siehe z.B. die “Resident Evil”- oder “Transporter”-Filme). Die Unterspielung der weltweiten Zahlen bei BOM liegen in meinen Augen eher daran, dass es eine US-Seite ist und die US-Zahlen in der Regel zuerst vorliegen. Top oder flop lässt sich oft zumindest tendenziell schon festlegen, wenn die US-Zahlen reinkommen. Der Weltmarkt zieht meistens mit, von Ausnahmen natürlich abgesehen.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 13:03

@Exverlobter: ich habe es so verstanden, dass das foreign-Ergebnis dem Studio weniger Geld einbringt, weil tendenziell mehr Leute (Verleiher etc.) mitverdienen, und deshalb wird das Domestic-Ergebnis herangezogen. Es war z.B. bei “Der goldene Kompass” offenbar so, dass die Verträge so schlecht gemacht waren, dass das US-Studio vom foreign quasi nichts gesehen hat. Und daher wurden die Sequels eingestampft, obwohl die foreign-Ergebnisse sehr gut gewesen sind.

http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=goldencompass.htm

Wären die Verträge anders gewesen, hätte man eine Fortsetzung gemacht. Und beim Studio sind Köpfe gerollt, wie man hört.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 13:06

@Wortvogel: “Jeder verdiente Dollar (ob domestic oder global) ist ein guter Dollar.”

Gewiss. Aber die Faustregel ist doch – domestic revenue mindestens gleich Budget, dann ist es ein Erfolg.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 13:07

Addendum: Die unterschiedliche Wahrnehmung von “Star Trek” und “Terminator” liegt vielleicht auch daran, dass Terminator immer eine Hochpreis-Franchise war und mit viel Budget auf viel Einspiel angewiesen war. Die Trek-Filme waren nie exorbitant teuer und mussten dementsprechend nie exorbitant Geld reinholen. Demnach war Abrams “Trek” der Erste, der weltweit fett abgeräumt hat. Wieder: das ist eine vereinfachte Darstellung, Boxoffice-Nerds brauchen sich jetzt nicht daran abzuarbeiten.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 13:09

@ Marcus: “Gewiss. Aber die Faustregel ist doch – domestic revenue mindestens gleich Budget, dann ist es ein Erfolg.” – seufz. Eben nicht. Wie ich oben schrieb: Es gibt solche Faustregeln nicht. Wer die aufstellt, hat keine Ahnung vom Business.

Exverlobter
Exverlobter
16. September, 2011 13:12

Ok, dann behalten hoffentlich die Studios einen guten ÜBerblick.
Aber zumindest die allegemeine Perzeption wird durch die Journalisten, die häufig von vermeintlichen Flops schwadronieren, stark verzerrt. (T4, Godzilla, The Island, alle schwach in den USA aber weltweit erfolgreich)

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2011 13:16

@ Exverlobter: Na ja, die Performance in den USA hat ja durchaus weiter reichende Folgen: Viele andere Territorien fahren nach einem schlechten US-Start die eigenen Releases schwer runter, reduzieren die Kopienzahl, bringen so manchen großen Film dann sogar nur auf DVD. Der US-Markt ist nicht maßgeblich, aber ein Stimmungsbarometer.

Marcus
Marcus
16. September, 2011 15:20

@Torsten: “Es gibt solche Faustregeln nicht.” Eigentlich wollte ich ja widersprechen, aber obwohl man gerade die, die ich genannt habe, andauernd hört, finde ich bei meiner Recherche gerade keine Belege, dass die Studios selber da was drauf geben. Ist wohl doch so, dass das US Box Office bestenfalls als Stimmungsbarometer eine herausgehobene Bedeutung hat.

Zum Weiterlesen für Interessierte ein interessanter Artikel mit ein paar – wenn auch vielleicht nicht mehr ganz aktuellen – basics:

http://www.guardian.co.uk/film/2001/aug/31/artsfeatures

XXX
XXX
16. September, 2011 18:57

“bei “Der goldene Kompass” ”

Bei dem Film wurden die Auslandsrechte an viele verschiedene Verleiher überall in der Welt vorverkauft. Wenn dann US einbricht, gibt es für den Produzenten wenig Grund, ein Sequel zu machen, da Foreign ihm nicht mehr einbringt. Bei den großen Firmen ist es aber in der Regel ohnehin so, dass sie ihre Filme weltweit selbst vertreiben. Da ist jeder Dollar ein guter Dollar. Aktuelles Beispiel ist Pirates 4, der in USA unter den Erwartungen blieb, aber sich im Rest der Welt bestens schlug.

xanos
xanos
17. September, 2011 10:39

Der bereits angesprochene Kevin Smith hat in einem seiner drei “Evening with” auch ein paar Worte dazu gesagt, da er auch mal häufiger für sein US-Kino Einspielergebnis totgeschrieben wurde. Im Prinzip: am Ende wird abgerechnet und die Geldgeber interessiert es nur, ob sie das Geld mit Gewinn zurückkriegen. Wo das Geld herkommt ist ziemlich egal und solange man ihnen Gewinn bringt, darf man weiter Filme machen.

Was ich im Zusammenhang mit den noch interessant finde ist das Hollywood Accounting. Man glaubt es kaum, aber der erste Harry Potter hat Verlust gemacht. Laut Rechnung des Studios.