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Aug 2011

Kino-Kurz-Kritiken: “Battleship Yamato 2010” & “Weapon” aka “Assassination Games”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich hatte geplant, diese beiden Filme ausführlicher zu besprechen, aber es mangelt mir einfach die Zeit – und ehrlich gesagt sind beide keine pedantischen Analysen wert.


Battleship Yamato 2010
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Eine Live Action-Version der legendäre Trickserie aus den 70ern, die in praktisch jedem Jahrzehnt für ein neues Publikum entstaubt wird – mal als aufwändigere Trickserie, dann mit viel CGI. Und nun eben “in echt”.

Der Plot ist so hanebüchen und die Charaktere so flach, wie man es von Anime-Adaptionen gewohnt ist: Captain Iglo soll mit einem zum Raumschiff umgebauten Schlachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg ans andere Ende der Galaxis reisen, um dort ein Mittel gegen die Radioaktivität zu finden, mit der die Menschen von einer aggressiven Alien-Rasse nahezu ausgerottet worden sind.

Wer “Battlestar Galactica” mochte, wird sich bei “Yamato” sofort wohl fühlen, denn die Grundstruktur und die Charaktere sind sehr ähnlich. Da die Originalserie schon Mitte der 70er entstanden ist, darf man durchaus fragen, wer sich hier von wem hat inspirieren lassen. Beim Look bedient sich “Yamato” dann wieder mehr bei “Babylon 5” – jede Menge knallbunte CGI, der Weltraum als Abenteuerspielplatz, Aliens von der Festplatte.

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“Yamato” könnte demnach eine ganz fette Weltraumoper für die ganz große Leinwand sein in einer Zeit, die an ganz fetten Weltraumopern für die ganz große Leinwand nicht gerade reich ist. Wozu gönnt man sich sonst einen (B-)Song von Aerosmith-Frontmann Steven Tyler? Aber leider scheitert das ambitionierte Projekt an der Austauschbarkeit der japanischen Charaktere und ihrer Darsteller, die sich (mit Ausnahme des Helden Kodai) albern bereitwillig dem Kamikaze-Corpsgeist opfern und einer Alien-Bedrohung, die seltsam vage und behauptet bleibt. Das reicht nicht für die letztlich doch ermüdende Laufzeit von über zwei Stunden.

Es bleibt so eine Art asiatischer “Perry Rhodan”. Wen es nach Weltraumgefechten und Hyperraumsprüngen dürstet, ist hier zumindest nicht ganz falsch.


Weapon aka Assassination Games
Weapon
Erstaunlich genug, dass es ein van Damme-Film mal wieder ins Kino schafft, wenn auch nur in einem extrem limtierten Release. Es gab auch durchaus Hinweise, dass “Weapon” einen Tacken mehr taugen könnte als das übliche Gerümpel des mittlerweile sichtlich alternden Belgiers. Van Damme und Scott Adkins in EINEM Film? Wurde auch Zeit, schließlich wird Adkins seit geraumer Zeit als legitimer Nachfolger der “Muscles from Brussels”  gehandelt.

Leider muss ich vermelden, dass der letztlich als “Assassination Games” auf DVD landende Film genau so beliebiger Dreck ist wie die aktuellen Produktionen von Lundgren und Seagal: osteuropäische 08/15-Action mit den immer gleichen und immer langweiligen slawischen Bösewichten, die mit ihren tumben Handlangern dutzendfach niedergemäht werden. Adkins und van Damme gönnen sich einen zu kurzen und eher banalen Fight, der Rest wird mit Feuerwaffen bestritten. Nennenswerte Chemie kommt zwischen den beiden Action-Schwergewichtern nie auf, Spannung sowieso nicht. Die hässlichen bulgarischen Schauplätze ersaufen in sepia, als hätten die Filmrollen eine Nacht lang in Jauche gelegen.

Eine größere Nebenrolle hat van Dammes Sprössling Kristopher van Varenberg und er beweist eindrucksvoll, dass Talentmangel erblich ist.

Einziger Pluspunkt: van Damme besitzt (und liebt) eine nordamerikanische Rotwange.

Kann ich verstehen.

Trotzdem: Billiges Actionfutter für die ganz Anspruchslosen. In jeder Beziehung “Produkt”, nicht Kino.

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19 Kommentare
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heino
heino
10. August, 2011 18:52

In beiden Fällen nicht wirklich überraschend.

Marcus
Marcus
10. August, 2011 19:10

@Torsten:
“Captain Iglo”
Heißt der ECHT so? 😯
“osteuropäische 01815-Action”
Typo.
“der Rest wird mit Feuerwaffen bestritten”
Tragisch, wenn Martial Arts-Nasen ihren unique selling point über Bord werfen.

Teleprompter
Teleprompter
10. August, 2011 19:25

Die Art, wie die Japaner in einigen SciFi/Actionheulern ein bisschen den verlorenen 2.WK noch mal gewinnen wollen, ist mir schon früher unangenehm aufgefallen (“Saikano”). Dass der Originallkahn (die Yamato) eher glanzlos (aber mit hohen Verlusten) abgesoffen ist, scheint da auch niemanden groß zu stören.

Wortvogel
Wortvogel
10. August, 2011 19:34

@ Marcus: Nö, der heißt nicht so. Sieht aber 1a so aus. Fehler ist korrigiert, danke.

TomHorn
TomHorn
10. August, 2011 21:02

Van Damme & Adkins trafen schon in “The Sheperd” kurz aufeinander, der Fight enttäuschte. Aber schade, ich hatte gehofft, dass sich Van Damme nach JCVD etwas von den Billig-Kloppern lösen könnte. Bin aber trotzdem auf seine zweite Regie-Arbeit “The Eagle Path” gespannt, soll ja im Oktober seine DVD-Premiere auf der Insel haben…

Peroy
Peroy
10. August, 2011 23:26

Das Badmovie-Forum ist noch vier Minuten lang down, deshalb schreibe ich hier was.

Thies
Thies
10. August, 2011 23:31

@Peroy
Danke für diese lebenswichtige Information. 😉

Peroy
Peroy
11. August, 2011 00:15

Bitte.

Gerd
Gerd
11. August, 2011 00:21

@Wortvogel:
Laufen die beiden Filme auf dem Fantasy Filmfest? In meiner Stadt nämlich nicht, was ich schade fände, wenn dem so wäre.
LG

Jott
Jott
11. August, 2011 00:39

“Yamato” ist ja dermaßen battlestargalacticanisch… aber eben evtl. auch die Originalidee… also hat man vielleicht nur “zurückgeklaut”?

Exverlobter
Exverlobter
11. August, 2011 06:02

Bezüglich Yamato dachte ich zuerst, dass du tatsächlich eine Review zu dem Kriegsfilm schreibst. Hab nämlich eine DVD zu einem japanischen Film, die sich mit dem Schicksal der echten Yamato beschäftigt. http://www.youtube.com/watch?v=R0JLpzRnw58
Von einer Sci-Fi Variante hatte ich bislang nie was gehört.

Doc Knobel
Doc Knobel
11. August, 2011 06:39

Yamato wird sicherlich mal angeschaut, interessiert mich aber jetzt nicht so. Von Weapon hatte ich mir schon etwas mehr versprochen. Wenn man Adkins an Bord hat und die Fightszenen stärker auf ihn fokussiert, ist das ja kein Problem. JCVD könnte aufgrund seines Alters ja dann anders eingesetzt werden. Aber wenn es im Grunde gar keine spektakulären Szenen gibt, ist das bei der Bestetzung natürlich tragisch. Schade, dachte der Belgier hat sich ein wenig bekrabbelt. Noch bedauerlicher jedoch, dass Adkins wohl nie den Weg aus der B-Ecke finden wird.

Exverlobter
Exverlobter
11. August, 2011 07:13

Btw, vorsicht bezüglich Schmähungen an Dolph LUndgren. Von der alten B-Garde schlägt der sich IMO immer noch am besten, vor allem wenn er bei seinen Filmen selber Regie führen darf (was zeigt, dass der Regisseur Lundgren eigentlich mehr Talent als der Schauspieler-Lundgren hat) Wer mal “Command Performance” gesehen hat, entdeckt keinen lustlos heruntergekurbtelten Direct to DVD-Actioner, sondern ein launiges Machwerk, dass aus dem begrenzten Budget so viel wie möglich rausholt.
http://www.youtube.com/watch?v=3NH8DmMfYXw
Den Nachfolgefilm Icarus fand ich eigentlich auch recht gut. Die Höllenjahre Lundgrens, als er Rotz wie “Agent Red” oder “Last Warrior” abgeliefert hat, sind endgültig vorbei. Aus dem Tal sind die anderen wie z.B. Steven Seagal noch lange nicht raus(schafft der mit dem Gewicht auch wahrscheinlich nicht mehr). Und Van Damme hat sich mit seinem Korb gegenüber Stallone selber ins Bein geschossen.

Strabo
Strabo
11. August, 2011 07:51

@Teleprompter: Ich nehme mal an du kennst die Originalserie von 1973 nicht bzw. hast den Film nicht gesehen? Denn das die Yamato abgesoffen ist, ist der Grund warum sie als Hülle für das Raumschiff benutzt wird – die Erdoberfläche ist nämlich nicht mehr bewohnbar, daher konnte man nur auf ein möglichst großes Wrack am Meeresgrund zurückgreifen.
Mit dem erneuten Ausfechten des 2. Weltkrieges oder irgendwelchen japanischen Nationalismen hat das wenig zu tun. Das die Yamato und nicht die Arizona genommen wurde, könnte man auch kritisieren, aber das wäre als würde man sich beschweren, dass Akira in Neo-Tokyo und nicht in New-New York spielt (zumindest bis Keanu Reeves seine Finger reinbekommt).

Wortvogel
Wortvogel
11. August, 2011 08:10

@ Exverlobter: Wer meine Seite ausführlich liest, kennt meine Affinität zu Lundgren. Das ändert aber nichts an der miserablen Qualität der meisten seiner Filme, auch “Icarus” und “The Mechanik”, die ich beide hier besprochen habe.
@ Teleprompter: Es ist nicht zu bestreiten, dass Yamato hoch patriotisch gemeint ist und natürlich an vielen Stellen auch die Schmach des Zweiten Weltkriegs vergessen machen soll. Vergleichbar wäre, wenn die Deutschen die “Bismarck” oder die “Hindenburg” zum Raumschiff umbauen würden. Aber es sei ihnen gegönnt.

Exverlobter
Exverlobter
11. August, 2011 08:28

@Wortvogel
Oh, die Reviews hatte ich übersehen, habe ich aber jetzt nachgeholt.
Vielleicht sind Lundgrens neueste Filme nicht das gelbe vom Ei, und auch nicht mit seinen wirklich launigen Actionern der frühen 90er Jahre zu vergleichen (ich sage nur Showdown in Little Tokyo 🙂
Aber verglichen mit der Scheiße die er um die Jahrtausendwende abgeliefert hat, sind die neueren LUndgrens immer noch Gold wert (auch wenn sie dann objektiv gesehen immer noch schlecht sein mögen).
Wirklich, “Agent Red” kann nicht mal der fanatischste Action-Trash-Fan gut finden.

Wortvogel
Wortvogel
11. August, 2011 09:29

@ Gerd: Nein, die Filme haben mit dem FFF nichts zu tun.

Teleprompter
Teleprompter
12. August, 2011 14:19

@Strabo Um zu erkennen, dass wie das gemeint ist, muss ich die Originalserie nicht kennen, der Trailer und die Wortvogel-Kritik reichen da mehr als dicke aus. Ein Super-Kriegsschiff des Kriegsverlierers, das einst der Stolz der Flotte war, ohne jeden Erfolg gesunken ist und jetzt auf einmal die Erde rettet – bitteschön, was gibt es da nicht oder misszuverstehen ?
@Wortvogel. Das Gönnen von patriotisch bis nationalistischen Anwandlungen in Unterhaltungsfilmen ist schon o.k., hat aber Grenzen. Für die Sieger vulgo die Amis, die auch noch für die richtige Sache gekämpft haben (bei WW2 eigentlich nicht diskutabel, Vietnam und Rambo 2 wären da Gegenbeispiele) ist da der Toleranzspielraum auch etwas größer, Kriegsbeginner mit ordentlich Kriegsverbrechen auf dem Kerbholz sollten sich da schon zurückhalten. Ein Film wie angetextet mit der Bismarck würde hierzulande wohl kaum Geldgeber finden und schlimmstenfalls auch den Staatsanwalt auf den Plan rufen.

Peroy
Peroy
4. Dezember, 2011 00:33