16
Aug 2011

Fantasy Film Fest 2011: Repeaters

Themen: Fantasy Filmf. 11, Neues |

repeaters_movie_poster_by_steveden-d39uy83 Kanada 2010 / 35 MM / 85 MIN / ENGLISCHE OV

REGIE Carl Bessai

DARSTELLER Dustin Milligan / Amanda Crew / Richard de Klerk / Benjamin Ratner / Tom Scholte / Alexia Fas

Story (offizielle Synopsis): Die Ex-Junkies und Freunde Kyle, Sonia und Mike sind in einer Entzugsanstalt für Jugendliche untergebracht, wo sie sich durch ihr 12-Schritte-Programm quälen. Schritt neun widmet sich der Wiedergutmachung; dazu sollen die drei ihre Familien aufsuchen. Keine besonders spaßige Übung: Kyles kleine Schwester will von ihrem verkorksten Dealer-Bruder nichts wissen. Sonias Vater, der sie einst missbraucht hat, liegt im Sterben. Und Mikes Erzeuger spuckt beim Anblick seines Sohns gegen die Scheibe der Besucherkabine im örtlichen Knast: „You come back here – I’ll fuckin’ kill you!“, droht er noch. Nur gut, dass dieser miese Tag schnell vorbei ist. Doch weit gefehlt! Ein Stromschlag katapultiert die verdutzten Freunde in eine rätselhafte Zeitschleife. Immer und immer wieder erleben sie den gleichen Tag, und es gibt anscheinend nichts, was sie dagegen tun könnten. Immerhin handelt es sich um einen Tag außerhalb der Anstalt, und so genießen die Kids vorerst ihre Freiheit und toben sich aus – schließlich haben ihre Handlungen keinerlei Konsequenz! Doch während Mike in seiner Skrupellosigkeit die Bodenhaftung verliert, regen sich bei Kyle und Sonia zusehends Bedenken …

Kritik:

Abteilung “Und täglich grüßt der Junkie”

Wer hätte gedacht, dass man aus dem launigen Spiel mit der Zeitschleife, wie es zuletzt in “Source Code”, aber auch in “Und täglich grüßt das Murmeltier” und “12:01” gespielt wurde, auch einen Drogen-Sozialkritik-Thriller machen kann? Noch dazu einen, der sich Mühe gibt, die Ziele der Protagonisten nicht an einem banalen Endziel aufzuhängen (sie wissen weder, wie sie aus der Schleife heraus kommen können, noch, wann sie zu Ende sein wird). “Repeaters” ist auch nicht an der Ursache der Zeitschleife interessiert, es gibt keine wissenschaftlichen Experimente oder übernatürliche Vorgänge. Alles, was es gibt, sind drei Junkies mit einer Menge offener Rechnungen, die es zu bezahlen oder zu begleichen gibt…


Ich mag High Concept. Stories, die sich in einem Satz perfekt zusammen fassen lassen und nicht von einer komplexen Narrative leben. Abwärts, Snakes on a Plane, Cube, Source Code, Sixth Sense, Cowboys & Aliens. Das kann man für einen Gimmick halten, aber ich bevorzuge halt Genrefilme, die die Möglichkeiten des Phantastischen nutzen, um eine Geschichte zu erzählen, die SO in keinem anderen Genre möglich wäre. Vampire im Uboot, Zombies auf dem Mond, Geister im Handy – mix and match rules!

In “Repeaters” geht es also weniger um die Frage, wie die Betroffenen aus der Zeitschleife wieder heraus kommen. Es geht um die Frage: Was machst du, wenn du einen Tag immer wieder leben kannst? Wenn du dich für jede Erniedrigung rächen kannst, keine Schranken mehr gelten – weil mit der Nacht der kosmische Reset-Button kommt? Natürlich sind Junkies auf Entzug die idealen Versuchskaninchen dafür, denn sie haben von Haus aus nicht nur eine Sackladung an Problemen, sondern auch eine angemessene Menge an Menschen, die von ihnen enttäuscht wurden. Abbitte leisten oder verantwortungslos (weil verantwortungsfrei) auf die Kacke hauen? Was ist besser in einer Welt, die keine Konsequenzen kennt?

“Repeaters” entwickelt seine Figuren, Konflikte und Twists sehr folgerichtig, erlaubt den Protagonisten eine Entwicklung in der Schleife, die am Ende aus Freunden Gegner, schließlich sogar Todfeinde macht. Das alles ist für die B-Liga und das wenig visuelle Thema optisch sehr ansprechend umgesetzt und darstellerisch überzeugend. Was auch ein Handicap sein kann: Manchmal wirkt die Produktion so gelackt und in den Dialogen so sauber geschliffen, dass man sich in einer edlen TV-Produktion wähnt. Etwas mehr Eier, Schmutz und Wut hätten “Repeaters” durchaus gut getan. Da hilft es auch nicht, dass die Schauspieler für abgewrackte Ex-Junkies halt doch ziemlich gutaussehend daher kommen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Streifen den Festival-Gorehounds zu wenig Fleisch bietet, an dem sie sich festbeißen können (darum auch ein Gremlin Abzug). “Repeaters” ist spannend, schockiert aber nicht. Er ist hart, aber nie brutal. Er ist düster, aber nie hoffnungslos. Damit spricht er eher den Mainstream an, der allemal lieber “Butterfly Effect” als “Hostel” guckt. Ich persönlich kann daran nichts Schlechtes finden.
Was allerdings das lächerlich unpassende “Sin City”-eske Cover soll, bleibt wohl das Geheimnis des Verleihers.

Fazit: Gut strukturierter kleiner Thriller, der manchmal etwas zu glatt und mechanisch wirkt, als High Concept B-Movie aber eine erfrischende Abwechslung darstellt.

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Peroy
Peroy
16. August, 2011 19:09

“Damit spricht er eher den Mainstream an, der allemal lieber “Butterfly Effect” als “Hostel” guckt. Ich persönlich kann daran nichts Schlechtes finden.”
Also zum abhaken und vergessen… danke, nächster.

Gerd
Gerd
16. August, 2011 19:17

“Butterfly Effect” (welchen ich übrigens alles andere als mainstreamig finde) gehört nach wie vor zu meinen absoluten Favoriten. Und wenn der hier in eine ähnliche Kerbe schlägt, bin ich dabei! FFF ich komme…

Peroy
Peroy
16. August, 2011 19:37

““Butterfly Effect” (welchen ich übrigens alles andere als mainstreamig finde) gehört nach wie vor zu meinen absoluten Favoriten. Und wenn der hier in eine ähnliche Kerbe schlägt, bin ich dabei!”
Plotloser, unfreiwillig komischer Fuppes… ?

DMJ
DMJ
16. August, 2011 21:37

Ich mag High Concept, Zeitschleifen und “Butterfly Effect” (auch wenn dessen fataler Logikfehler in der Gefängnisszene schmerzhaft ist)…ich sollte ihn mir wohl merken.

Gerd
Gerd
17. August, 2011 12:55

“Plotloser, unfreiwillig komischer Fuppes… ?”
Dem kann ich nicht zustimmen. Alleine, wie ergriffen ich beim Ende war. Ich stehe auf sowas. Und dann die Kurzweilligkeit, durch die abwechslungsreichen Parallel-Realitäten. Herrlich

Peroy
Peroy
17. August, 2011 13:19

“Dem kann ich nicht zustimmen. Alleine, wie ergriffen ich beim Ende war. Ich stehe auf sowas. Und dann die Kurzweilligkeit, durch die abwechslungsreichen Parallel-Realitäten. Herrlich”
Gerd steht auf Mistfilme. 8)

Gerd
Gerd
17. August, 2011 13:48

Peroy hat kein Herz ;D

Peroy
Peroy
17. August, 2011 13:55

Ich hab’ auch keine Mandeln. Sollen wir alle Organe durchgehen… ? Gerd hat kein Hirn…
In dem “ergreifenden Ende” sehe ich übrigens nur einen Downer mit zweifelhafter Aussage… im besten Fall “Du hast es nicht verdient, glücklich zu sein und alle Leute, die dich kennen, wären ohne dich besser dran”, im schlimmsten Fall (= dem ursprünglich angedachten Fötus-Suizid) ist das ganze nur ein nazieskes Plädoyer für die Vernichtung von unwertem Leben zum Wohle der Allgemeinheit. Das geht sehr zu Herzen, in der Tat… 8)

Gerd
Gerd
17. August, 2011 18:54

Der Fötus-Suizid war nicht nur ursprünglich “angedacht”, sondern wurde auch gedreht und ist seines Zeichens das offizielle Ende des Directors Cut.
Aber ich meinte tatsächlich das Ende der Kinofassung. Hoho auf jeden Fall interessant, wie du das Ende (oder vielleicht Filmenden im Allgemeinen?) überinterpretierst. Muss es denn tatsächlich immer eine allgemeine Aussage sein, die am Ende übrig bleibt? Und dann noch eine derartig unheilschwangere, welche du sogar als Plädoyer deutest? Genauso krass, wie falsch, da einfach unangebracht. Aber du hast wahrscheinlicher schneller getippt, als gedacht.
Du bist aber auch immer an Sticheleien interssiert. Meine Güte. Nach unseren zwei Sticheleien (Mistfilme/kein Herz) hätte man es ja begraben können, aber du scheinst einer zu sein, der es liebt einen draufzusetzen, das letzte Wort zu haben. Selbstsichere machen das eigentlich nicht. Und es ist eigentlich ein Zeichen für irgendene Kompensation. Aber naja, wahrscheinlich biste eh intelligenter als ich es gerade vermute. Mir wumpe und dir (hoffentlich) auch. Denn wen es etwas schert, was andere über einen denken, oder der sich von anonymen Kritzeleien im I-Net beleidigt fühlt, ist dumm. Aber da biste wohl bei mir.
Zurück zum Film: Kann es nicht auch mal eine simple Momentaufnahme sein? Oder nur Unterhaltung? Oder,oder,oder… Ich liebe übrigens auch “Lovely Bones”. Manchmal finde ich Kitsch geradezu großartig. Und wenn Kutcher bei Butterfly Effect am Ende seine Holde auf der Straße erblickt und dann wider erwarten weitergeht, ists einfach episch. Zumindest für mich. Die unerfüllte Liebe. Der Mann mit Prinzipien. Ähnlich cool ists auch, als “Mundharmonika” Claudia Cardinale zurücklässt ohne sich umzudrehen. “Irgendeiner wartet immer”. Soetwas finde ich herrlich. Das berührt mich. Das ist cool. Das ist Kino…
LG

Peroy
Peroy
17. August, 2011 19:36

“Zurück zum Film: Kann es nicht auch mal eine simple Momentaufnahme sein? Oder nur Unterhaltung? Oder,oder,oder…”
Oh Gott ja, du hast Recht ! Warum sollte man auch über Filme die man sich anguckt NACHDENKEN ?!? Ich Drecksau…
“Ich liebe übrigens auch “Lovely Bones”.”
Du beißt bestimmt auch kleinen Hunden den Kopf ab…

Gerd
Gerd
17. August, 2011 20:28

Nachdenken ist bei Filmen angebracht, die wirklich tiefgründig sind und auch wirklich die Ambition haben eine Message zu verbreiten. Hmm wobei ich das auch geradezu widerlich finden würde. Message verbreiten. Das heißt Beinflussung. Und jegliche Beeinflussung ist meines Erachtens nach schlecht. Da halte ich es wie Oscar Wilde. Filme die soetwas tun, sind mistig. Ohne wenn und aber.
Aber ein Film wie Butterfly Effect ist weder besonders tiefgründig, noch will er eine Message verbreiten. Making-Of gesehen? Audiokommentar gegönnt?
Du hast also ein wenig überinterpretiert, anstatt nachzudenken. Tatsache ist das. Man, da habe ich wunderbar ins Schwarze getroffen. Meinste nicht, Großer?

Peroy
Peroy
17. August, 2011 20:49

“Du hast also ein wenig überinterpretiert, anstatt nachzudenken. Tatsache ist das. Man, da habe ich wunderbar ins Schwarze getroffen. Meinste nicht, Großer?”
Wenn man es sich so einfach machen möchte wie du…

DMJ
DMJ
18. August, 2011 13:43

Natürlich ist das Ende von “Butterfly Effect” ein herber Downer, aber warum nicht? Halt das Gegenstück zu “Ist das Leben nicht wundervoll?” oder wie er heißt (den ich nicht mag und mit einem harschen “Nein, ist es nicht!” beantworte).
Die Nazi-Interpretation des DC-Endes scheint mir doch etwas überzogen. Schließlich geht es nicht darum, dass jemand bewertet und beurteilt wird, sondern jemand, der den Märtyrertod wählt, um eine bessere Welt zu schaffen. Ich vermute mal, du bevorzugst auch die Bibelfilme, in denen Jesus das Kreuz wegkickt und Kaiphas mit einem Ha-Do-Ken atomisiert, aber die düstere Erzählung hat halt auch ihre Berechtigung. 😉

Marcus
Marcus
31. August, 2011 03:03

Einerseits bin ich müde, andererseits passt es auch hier: what he said. 8/10

Wortvogel
Wortvogel
31. August, 2011 08:14

@ Marcus: Ich sag’s gerne noch mal – es freut mich, dass wir über weite Strecken der gleichen Meinung sind.

Dr. Acula
31. August, 2011 23:17

Den mochte ich dann wohl etwas weniger als der Vogel. Gute Ansätze, hätte für meine Begriffe aber noch etwas tiefer schürfen können (da gibt’s Baustellen, die mir nicht ausreichend beackert wurden) und das Finale ist mir zu plakativ, aber ich hatte zumindest ein angenehmes “Donnie Darko light”-Gefühl.

Peroy
Peroy
31. August, 2011 23:19

“Sinnlose Scheisse light”… ? 🙂

Dr. Acula
31. August, 2011 23:49

Blablabla…

Peroy
Peroy
1. September, 2011 00:21

Ja, sag’ ich doch… 😀
Am besten im Doppelpack mit “Pakt der Wölfe” gucken… und dann noch “Der Nebel” hinterher… oder “Shuttle”. 8)