14
Mai 2011

Disposable Dozen (5): Red Eagle

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Red EagleThailand 2010. Regie: Wisit Sananatieng. Darsteller: Pornwut Sarasin, Ananda Everingham, Yarinda Bunnag, Wanasigha Prasertkul, Prawit Kittichantera.

Story: Der Vigilante Red Eagle räumt unter den Verbrechern einer thailändischen Metropole der nahen Zukunft gnadenlos auf. Ein Cop soll ihn stoppen. Und eine junge Frau, die zwischen beiden Männern (und dem Ministerpräsidenten!) steht, wird zum Zünglein an der Waage. Derweil heuert die verbrecherische Geheimorganisation der Matulee den Profikiller Black Devil an, Red Eagle auszuschalten. Der ist allerdings wegen seiner Morphiumsucht schwer angeschlagen…

Kritik: “Red Eagle” ist totales Chaos. Ich habe selten einen Film gesehen, der so unfokussiert und unfähig ist, sich auf einen Plotstrang oder wenigstens eine Hauptfigur zu konzentrieren. Geht es um einen Obama-esken Ministerpräsidenten, der seine Wurzeln in der Anti-Atom-Bewegung (!) verraten hat? Um einen Superhelden, der mit seinen Dämonen kämpft? Um einen Cop, der die Nase voll hat von landesweiter Korruption? Ständig werden irgendwelche Handlungsbruchstücke eingestreut, die man am Ende zusammengefügt sehen will – nur um dann mit einem “to be continued” abgespeist zu werden.

Genau: “Red Eagle” ist der in sich nicht geschlossene erste Teil einer Reihe, die angesichts des Misserfolges an den asiatischen Kinokassen vermutlich nicht fortgeführt wird. So ein Problem kannte ich bisher nur von TV-Serien…

Ein bisschen Hintergrund: “Red Eagle” hat als Thai-Superheld wohl schon eine längere Tradition, in den 50er und 60er Jahren gab es eine erfolgreiche Reihe von RE-Filmen, die erst aufhörten, als der Hauptdarsteller bei einem Stunt ums Leben kam. Trotz dieses Backgrounds ist die Figur erschreckend unterentwickelt: Er hat keine besonderen Fähigkeiten, seine technische Ausrüstung wird nicht plausibel erklärt, und sein modus operandi ist banal: Bösewichte killen, Visitenkarte hinterlassen.

In der modernen Variante hatte ich mitunter das Gefühl, einen hochgestylten “Nightwing”-Film zu sehen (ihr wisst schon, Batmans Ex-Robin Dick Grayson als Beschützer von Blüdhaven). Nicht nur das Kostüm, auch das Motorrad, der düstere Industrial-Look, die Wahl der Waffen – passt. Das macht “Red Eagle” zumindest für Comic-Aficionados passabel interessant.

Bemerkenswert auch der große Fight zwischen Red Eagle und Black Devil, den das Drehbuch kurioserweise in die Mitte des Films verlegt und der satte 13 Minuten dauert. Die Sequenz wirkt wie ein erweiterter Showcase für die thailändische Effektindustrie. Leider ist sie so technisch kompetent wie mäßig einfallsreich und ermüdet irgendwann.

Vor zehn Jahren wäre die Kombination aus aufwändigen Stunts mit CGI-Unterstützung, edlem grau/blau-Design und bittersüßem Heldenmelodram noch halbwegs frisch gewesen (zumindest mit thailändischer Herkunft, Hongkong macht das schon länger – “Black Mask”, anyone?). Heute haben sich die Schauwerte abgenutzt, alles wirkt bekannt, und der Mangel an tatsächlicher Narrative und starken Figuren sorgt für einen steten Blick zur Uhr und/oder zum Kühlschrank. Da hilft auch die hübsche Yarinda Bunnag nicht, die keine andere Aufgabe hat, als sich permanent bedrohen und dann retten zu lassen.

Fazit: Bunt, macht Appetit – aber letztlich leere Kalorien für cineastische Allesfresser. Wenn man eine Handvoll verschiedener Jelly Beans auf einmal futtert, gibt das auch keinen spannenden neuen Geschmack…

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Lukas
14. Mai, 2011 11:37

Klingt fatal nach dem ähnlich konfusen “Opapatika” vom FFF 2008 – planlose CGI, ein bisschen Martial Arts, coole Posen und hinsichtlich des Inhalts nur mit ordentlich ADHS erträglich.
Zur Ehrenrettung der Thailänder sei gesagt, dass sie ab und an einen wirklich guten Film zustande bringen und sehr leckeres Essen machen.

Wortvogel
Wortvogel
14. Mai, 2011 11:56

@ Lukas: Das ist so. Onkel Filmi hat sich damals schon fleißig über “Opapatika” ausgelassen. Mich ärgert immer nur, was man hätte zustande bringen können, wenn solche Leute auch noch gute Autoren hätten…

OnkelFilmi
OnkelFilmi
14. Mai, 2011 13:46

Derrr… und ich wollte grade wieder OPAPATIKA in den Raum brüllen 😉
“Zur Ehrenrettung der Thailänder sei gesagt, dass sie ab und an einen wirklich guten Film zustande bringen…”
13: Beloved (lief vor ein paar Jahren auf den [einzigen] FFF Nights: Focus Asia)
Aber der verworrene Quark aus Thailand ist definitiv in der Überzahl…

Peroy
Peroy
14. Mai, 2011 17:51

“Darsteller: Pornwut Sarasin”
Höhö… “Pornwut”… 😛

DMJ
DMJ
15. Mai, 2011 14:08

“Mich ärgert immer nur, was man hätte zustande bringen können, wenn solche Leute auch noch gute Autoren hätten…”
Ein Problem, welches die halbe Filmwelt, von den großen Studios bis zu den kleinen Amateuren beutelt… 🙁
– Und über “Pornwut” habe ich auch bereits dreckig gelacht.