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Mrz 2011

“Original Sin” von Pandora’s Box: Das größte Rockalbum, das niemand kennt…

Themen: Neues |

thumb_jim_steinman Ich gebe zu, es ist ein “guilty pleasure” – ich LIEBE den pompösen Rockopern-Kram, den Jim Steinman schreibt. Irgendwann in den 90ern stellte ich fest, dass praktisch alle meiner Lieblingssongs aus dem Bereich aus seiner Feder stammen, von “Making love (out of nothing at all)” von Air Supply über “Total eclipse of the heart” von Bonnie Tyler bis “Bat out of hell” von Meat Loaf. Es spricht für seine Bandbreite, dass “More” von den Sisters of Mercy veröffentlicht wurden – und “Read ’em and weep” von Barry Manilow!

In den frühen 90ern erschien ein Album, auf dem Steinman seine Studiomusiker als “Band” zusammen gestellt hatte (wie schon mit “Fire Inc.” für den Soundtrack von “Straßen in Flammen”). Doch “Original Sin” floppte. Und in der Prä-Internet-Ära stellte es sich als praktisch unmöglich heraus, die CD irgendwo aufzutreiben. Ich suchte nicht nur in Deutschland, sondern auch in England und Amerika danach. Los Angeles, New York, Miami – der Silberling war erstaunlich schnell zur Rarität geworden. Schließlich stieß ich in einem Trödelladen in Fort Lauderdale auf meinen persönlichen Gral. Für sieben Dollar.

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Und tatsächlich: “Original Sin” ist die ganz fette Nummer. Eine Rockoper, die sich gewaschen und die Haare hoch geföhnt hat. Der Superlativ mit Sahne und Kirschlikör oben drauf. Fett, fetter, Steinman. Drama deluxe. 11. Kein Wunder, dass sich in den nächsten Jahren immer wieder andere Stars bei der Scheibe bedienten – “Original Sin” wurde leicht umgetextet von Taylor Dane für den Soundtrack zu “The Shadow” neu eingesungen, und Celine Dion machte “It’s all coming back to me now” zu einem Hit.

Die CD lief bei mir über Jahre in der “heavy rotation”. Ich wurde endgültig zum Steinman-Junkie. Heutzutage ist an so etwas nicht mehr ganz so schwer ranzukommen (was eigentlich auch wieder schade ist – wo bleibt da das Jagdfieber?).

Jemand war so nett, die Songs von “Original Sin” bei Youtube einzustellen, und darum möchte ich euch meine zwei Lieblinge vorstellen. Den Anfang macht “Safe Sex”, genau der Song, den Steinman seinerzeit als Single-Auskopplung wollte und der bis heute auf die Cover-Version wartet, die ihn zum unvermeidlichen Superhit macht:

http://www.youtube.com/watch?v=yYAZSLAbe9w

Und das hier ist ein absolutes Leckerli – Steven Margoshes spielt mit “Pray Lewd” so eine Art manisches Medley mehrerer Steinman-Songs:

http://www.youtube.com/watch?v=fWzTHwyFHfA

Steinman schreibt nur wenig, und was er schreibt, wird immer wieder recycelt. Ein weiteres schönes Beispiel ist der Soundtrack zum 1980er-Film “A small circle of friends”, in dem sich diverse (instrumentale) Frühversionen z.B. von “Total eclipse of the heart” finden lassen. Es gibt bei Steinman immer was zu entdecken, u.a. diverse Textvarianten für die verschiedenen Interpreten (Bonnie Tyler kann in ihrer seltenen “Making love”-Coverversion ja schlecht von Football singen).

Ich verneige mich. Und rocke weiter.



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gerrit
gerrit
23. März, 2011 11:47

Mit allem einverstanden. Bis auf “guilty pleasure”. Aber das ist so ähnlich, wie Kombifahren spiessig finden. Wenn man den Bedarf dafür hat, ist ein Kombi genau richtig, und dann ist das scheissegal, dass irgendwer das spiessig findet.
Und ich hab häufiger den Bedarf, z.B. Bat out of Hell zu hören.

DMJ
DMJ
23. März, 2011 12:48

Steinman mag ich auch und es ist wirklich erstaunlich, wie viele gute Songs im Endeffekt auf ihn zurückgehen. Extremer nur mit Bob Dylan, auf den ja praktisch JEDER gute Song seiner Generation zurück zu gehen scheint.

Peroy
Peroy
23. März, 2011 12:50
heino
heino
23. März, 2011 12:51

Zunächst einmal musst du im ersten Absatz das “dem” durch ein “den” ersetzen. Und dann sei angemerkt, dass Steinman zwar 2mal die Sisters of mercy produziert hat (“More” und “This corrosion”), die Songs aber von Andrew Eldritch geschrieben wurden, der damals im Musikexpress-Interview sagte, er hätte Steinman als Produzenten gewählt, weil “This corrosion” ein dummer Song (da stimme ich ihm zu) und Steinman halt der perfekte Produzent für dumme Musik sei. Nun ist Eldritch dafür bekannt, gerne verbal auf andere einzuprügeln (die FAQ-Rubrik auf der Sisters-Website ist ein Quell der Schadenfreude), aber es ist dennoch eine Tatsache, dass Steinman zumindest diese beiden Songs nicht geschrieben hat.

jo
jo
23. März, 2011 13:42

Hach, “Straßen in Flammen”. Ich weigere mich ja bis heute den Film zu sehen, weil ich Angst habe, er könnte mir den Soundtrack (und div. Erinnerungen) entweihen ,)

Achim
Achim
23. März, 2011 14:25

Verwechselst du da pompös mit opernhaft?
Tommy ist im Original eine Oper (und kein Musical), ohne die Steinmansche Pompösität zu besitzen.
Aber es stimmt, es erinnert an klasssische Opern, weshalb Meat Loaf auch exzellent dazu passt.
Und auch Paradise by the Dashboard Light ist eine Erwähnung wert. Das Lied würde ich jedoch eher als Epos denn als Oper bezeichnen.

Torsten Dewi
23. März, 2011 14:30

@ Heino: Ich denke schon, dass Steinman More maßgeblich geprägt hat – und dass Eldrich ein Schwätzer ist.
@ jo: Fehler. SiF ist großes Kino und trotz der nur zwei Steinman-Songs perfekr verfilmte Steinman-Atmo.

Achim
Achim
23. März, 2011 14:31

@DMJ:
The Doors brauchten keinen Bob Dylan!
Und ich finde die Dylanschen Originale immer besser als die Interpretationen.
The Jimi Hendrix Experience machten zwar einen guten Job, The Byrds machten einen grässlichen, ebenso UB40 mit I’ll be your Baby tonight.

woody
woody
23. März, 2011 15:42

“Ich denke schon, dass Steinman More maßgeblich geprägt hat – und dass Eldrich ein Schwätzer ist.”
naja, eigendlich war das ein interessanter move von eldrich sich steinman ins boot zu holen. das garantiert dir geld für die produktion. ist ja bei filmen nicht anders.
er hätte sich auch stock aitken watermen ins boot holen können und es hätte trotzdem hinterher nach den sisters of mercy geklungen.
more ist übrigens von beiden produziert und geschrieben worden.
für die (hardcore) fans war das übrigens pure provokation von eldrich, sich einen steinman zu gönnen…..
das wäre als wenn woody allen im nächsten crank regie führen würde.

Thies
Thies
23. März, 2011 23:30

Das Recyclen von Songs hatte bei Steinman offenbar Tradition – der Song “Nowhere fast” vom “Streets of fire”-Soundtrack wurde später noch mal von Meat Loaf eingespielt, ebenso wie auch “Read ’em and weap”.
Die beiden (den Film praktisch einrahmenden) Rockballaden aus “Streets of fire” gehören für mich immer noch zu den besten Erzeugnissen die in diesem (meist doch sehr gleichförmigen) Genre.
Wenn man dann im Soundtrack-Beiheft liest, dass Walter Hill sich ursprünglich einen komplett blues-rockigen Score gewünscht hat, dann fragt man sich ob da der Regisseur überhaupt sein eigenes Werk verstanden hat?
Ohne die Songs würde dem Film zumindest einer der drei Gründe fehlen, weshalb ich ihn mir auch heute noch gerne ansehe. Die anderen beiden – Diane Lane und der Schlusskampf mit den Vorschlaghämmern – wären natürlich trotzdem noch eine Wiederholung wert. 😉

S-Man
S-Man
24. März, 2011 00:37

Ich kanns mir nicht verkneifen, aber in ein Jim Steinman-Hommage darf auf keinen Fall “Tanz der Vampire” fehlen, in welchem auch eine ganze Reihe an bekannten Melodien zu finden sind.
Edit: Und wie ich gerade feststelle ist das Intro von Pray Lewd die eines meiner Lieblingsstücke 😉

heino
heino
24. März, 2011 11:03

@Torsten:ich auch und er ist mir völlig unsympathisch. Das ändert aber nix daran, dass die Songs bestenfalls zum Teil von Steinman sind.
@Woody:Eldritch ist dafür bekannt, dass er seinem SDtammpublikum gerne vor den Kopf stösst. So tritt er schon seit über 10 Jahren auch nur noch mit blond gefärbten Haaren und weissen Anzügen auf und macht sich bei jeder Gelegenheit über seine “Kundschaft” lustig. Ein sehr unangenehmer Charakterzug, den er auch mit seinem ehemaligen Kollegen Wayne Hussey teilt

Marcus
Marcus
24. März, 2011 22:22

“Irgendwann in den 90ern stellte ich fest, dass praktisch alle meiner Lieblingssongs aus dem Bereich aus seiner Feder stammen, von “Making love (out of nothing at all)” von Air Supply über “Total eclipse of the heart” von Bonnie Tyler bis “Bat out of hell” von Meat Loaf.”
Und schon stürzt Dein Coolness-Faktor ins Bodenlose. “Bat out of Hell” ist genehmigt, aber Air Supply?! Der grausige “Tanz der Vampire”-Song?! Bäh!

OnkelFilmi
OnkelFilmi
24. März, 2011 23:01

Naja, Steinman ist halt alte Leute Musik, Marcus 😉
Ach ja: Sa/So FFF Nights?

Peroy
Peroy
25. März, 2011 01:29

“Und schon stürzt Dein Coolness-Faktor ins Bodenlose. “Bat out of Hell” ist genehmigt, aber Air Supply?! Der grausige “Tanz der Vampire”-Song?! Bäh!”
Komponier’ du mal ein Album wie “Bat out of Hell”, dann darfst du meinetwegen im Anschluss auch für den Rest deines Lebens Werbejingles schreiben und wärst trotzdem ein GOTT…

Wortvogel
Wortvogel
25. März, 2011 07:51

@ Marcus: Air Supply hatten genug gute Songs, um ein ganzes Best of-Album zu rechtfertigen. Ich war ja in den 80ern auch in Shakin’ Stevens-Konzerten.

heino
heino
25. März, 2011 10:44

Also, Shakin`Stevens ist genehmigt, der war wenigstens irgendwie lustig. Aber Air Supply? Da kann man auch gleich deutschen Schlager hören….

Jeff Kelly
Jeff Kelly
25. März, 2011 14:02

Zu dem Thema sag ich lieber nix, verkörpert doch Steinman geradezu alles was ich an der Rock- und Popmusik der Achziger schlimm finde.
Außerdem ist Meatloaf sicher alles mögliche, aber kein Opernsänger. Völlig unterschiedliche Gesangstechniken.

Marcus
Marcus
25. März, 2011 17:05

@Filmi: Ja.
@Peroy: gegen “Bat out of Hell” sag ich ja nix.

Marcus
Marcus
25. März, 2011 17:08

nochmal @Filmi: komm mir nicht mit “Alte-Leute-Musik”. Du redest mit einem Roy Orbison-Fan. 😎

Jana
Jana
1. April, 2013 20:39

Hallo 🙂
Zuerst einmal: Alte-Leute-Musik?! xD Ich bin 17 und wenn ich gerade nicht Bonnie Tyler höre (die die absolut Beste für mich ist, lacht ruhig 😉 ♥ ), dann gibt es eigentlich nur noch wenige Möglichkeiten: irgendwas von Jim Steinman, von den Doors oder allgemein das, was man heutzutage “Classic Rock der 80er” nennt.
Aber jetzt zu Jim: ich liebe seinen Stil, dieses gewaltige Aufgebot an Instrumenten (besonders gefällt mir das Klavier in jedem Stück), die genialen Lyrics und die (meist) bombastischen Stimmen, die er singen lässt (Bonnie Tyler, Meat Loaf …)! Ist hier bei Pandora’s Box nicht anders, wenn Holly Sherwood loslegt (Good Girls Go To Heaven…), krieg ich ne Gänsehaut 😀
Und bei Making Love geb ich Bonnie Tyler jederzeit und sofort den Vortritt vor Air Supply, die können stimmlich einfach nicht mithalten ;D
Turn around, bright eyes,
liebe Grüße von Jana 😉