20
Okt 2010

TV-Overload (2): Wortvogel schaut fern

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ab heute in Blöcken, strikt geordnet: Genre-Serien, Comedy-Serien, Dramen.

Lost Girl: Bo (Anna Silk) ist extrem sexy, unstet – und saugt als Sukkubus unangenehmen Zeitgenossen die Lebenskraft ab. Dabei erregt sie die Aufmerksamkeit des Bullen Dyson, der sie in die Welt der “Fae” einführt: Verschiedene Clans aus magischen Wesen, die teilweise im Krieg miteinander liegen. Bo soll sich für eine Seite entscheiden, doch sie will ihr Schicksal selbst bestimmen. Jau, so ist das wohl. Für eine kanadische Serie ist “Lost Girl” sehr sauber, wenn auch überschaubar produziert, die Hauptdarstellerin ist in der Tat sehr lecker, und die Mischung aus Kimi und Soap-Plots läuft recht reibungslos. Aber so professionell sie auch ist, so belanglos ist “Lost Girl” eben auch. Kanadische Durchschnittsware, die keine Wellen macht, wie seinerzeit “Blood Ties”, “First Wave”, “Psi-Factor” und “Nick Knight”.

Das sieht dann ungefähr so aus:

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The increasingly poor decisions of Todd Margaret: Die Amerikaner versuchen sich jetzt auch verstärkt an Paincoms, wie ich das mal taufen möchte: Serien, deren Humor primär damit generiert wird, dass sich die Protagonisten grundsätzlich in die schlimmstmöglichen Situationen lavieren, und jedes Problem zum GAU eskaliert. Es tut weh, das zu sehen. Paincom. Die originale britische Version von “The Office” ist das bis heute beste Beispiel. “The increasingly poor decisions of Todd Margaret” trägt das Konzept schon im Titel: Unser Held reitet sich in die Scheiße. Immer tiefer. Die Skripts sind zwar krude witzig, und das komödiantische Talent von Will Arnett und David Cross (beide aus “Arrested Development“) ist unbestreitbar, aber es fehlt bei “The increasingly…” dann doch konzeptionell an Fleisch. Die Nebenfiguren sind unterentwickelt, das Konzept halbgar, und am Ende bleibt man trotz diverser Lacher seltsam unbefriedigt zurück.

Dieser Clip gibt einen guten Eindruck, was den Zuschauer erwartet:

http://www.youtube.com/watch?v=QkhA033RMsg

The Defenders: Jerry O’Connell (TV’s Tom Cruise) und James Belushi spielen zwei Anwälte, denen wirklich gar nichts heilig ist, wenn es darum geht, die schrägen Angeklagten von Las Vegas rauszuhauen. Das ist mitunter humorvoll, durchaus sexy, und es menschelt stellenweise ordentlich – aber am Ende hätten sich die Autoren vielleicht doch entscheiden sollen, ob sie ein Drama oder eine Komödie wollen, denn für beides reicht die Substanz nicht. “The Defenders” ist nicht schlecht, nur (wie “Lost Girl”) zu sehr Dutzendware, professionell poliert für ein modernes Publikum. Es fehlt der wirkliche Anstoss, wieder und wieder einzuschalten:

http://www.youtube.com/watch?v=HVBzmulkoDQ

Rizzoli and Isles: Es scheint heute “Thementag Durchschnittsware” zu sein: Auch die auf einer populären Buchserie basierende Krimiserie “Rizzoli and Isles” kratzt an keiner Stelle an der “Must see TV”-Demarkationslinie. Eigentlich ist immer Raum für eine weitere “Ungleiches Paar löst Kriminalfälle”-Serie, aber dann sollte sie auch so gut besetzt, geschrieben und inszeniert sein wie “Castle“. Die taffe burschikose Polizistin, die elegante Fachmedizinerin – so was schreibt sich im Schlaf, und es wirkt auch, als wäre genau das passiert. Bei “Rizzoli and Isles” ist alles derart “blah”, dass selbst der Trailer ein Musterbeispiel für Reißbrett-Langeweile ist:

http://www.youtube.com/watch?v=oZP6gJUEs-E



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heino
heino
20. Oktober, 2010 18:10

Och menno, ist denn diesmal wirklich nix gutes dabei? Dabei wäre nach dem Ende von u.a. Lost, BSG und Boston Legal doch wieder massig Platz im Programm diverser Sender frei…..
by the way:ist die Bezeichnung “Tom Cruise für`s TV” für Jerry O`Connell eigentlich als Beleidigung gemeint? Kann mir nicht vorstellen, dass der Kerl so peinlich wie unser Ober-Scientologe geworden ist und freu mich auch sehr darauf, ihn gleich zum zweiten Mal in Piranha zu sehen:-)

PabloD
PabloD
20. Oktober, 2010 18:23

Auf wieviel Sendezeit beziehen sich deine Serien-Reviews eigentlich so im Durchschnitt? Bekommst du bei Serienstart 1-2 Folgen (oder nur den Piloten) als Promo-DVD und stellst dann fest “Nee, das wird nix.” oder ziehst du auch mal eine/mehrere Staffeln komplett durch? Es gibt ja durchaus Serien, die erst nach einer Weile so richtig Fahrt aufnehmen. Nach welchen Kriterien entscheidest du, was überhaupt gesehen wird bzw. wie bekommst du mit, dass etwas interessantes in Übersee startet (grundsätzlich alles, was auf den großen Channels anläuft; bestimmte Webseiten; Empfehlungen Dritter; unaufgeforderte Promosendungen,…)?

Als Gelegenheitskucker und traditioneller 3-5 Jahre-Zuspätkommer hab ich von 90% der hier vorgestellten Sachen noch nie gehört (Allerdings hatte ich mir damals durch deinen Tipp “Harper’s Island” noch vor der deutschen TV-Ausstrahlung reingezogen. Immerhin 🙂 )

Christian H.
Christian H.
20. Oktober, 2010 18:29

Also ich habe bis jetzt alles von “[…] Todd Margaret” gesehen und finde die Serie toll. Den Piloten fand ich allerdings am schwächsten… Und die insgesamt 7.451 Sekunden aus der Serie, die in dem 2 1/2 Minuten-Clip enthalten sind, werden ihr nicht gerecht.

xanos
xanos
20. Oktober, 2010 19:02

Defenders wirkt nen bisschen wie Boston Legal gewollt und nicht gekonnt. In dem Vergleich bieten mir die beiden Darsteller zu wenig Charisma und einfach … Ecken. Ich werds wohl weitersehen, weil momentan neben TBBT nichts läuft, was ich direkt sehe.

Kai
Kai
20. Oktober, 2010 20:22

Hmm, och nöö. “Boardwalk Empire” anyone? Außerdem läuft jetzt “The Walking Dead” an. Dann noch Top Gear Season 16 und wenn’s endlich ne zweite Season Spartacus gibt, ist mein Glück nahezu vollkommen. 🙂

Das da oben sieht leider nicht sooo interessant aus.

OnkelFilmi
20. Oktober, 2010 22:16

@Heino: Ich liefere morgen mal auf meinem Blog (jaja, ich werd’s mal wieder beleben) eine etwas ausschweifendere Übersicht über nahezu ALLE Neustarts der Saison. Und ja, da ist doch auch die ein oder andere gute neue Serie dabei.

Wortvogel
Wortvogel
20. Oktober, 2010 22:22

@ Filmi: User-Abgräber! Ich liefere ja ebenfalls eine fast komplette Übersicht, aber ich nehme mir dafür halt ein paar Tage Zeit. Spalter!

DMJ
DMJ
21. Oktober, 2010 19:16

“Paincom”? Der Ausdruck gefällt mir…
Doch, den sollte ich mir merken, da ich doch eine sadistische Freude an schlimmstmöglich peinlichen Serien nicht leugnen kann (kann man schon “Pastewka” dazu zählen? Ich würde meinen, ja).

heino
heino
21. Oktober, 2010 19:43

@WV:kein Stress. Der Blog von Filmi ist keine Alternative, sondern nur Ergänzung *hehe*

OnkelFilmi
21. Oktober, 2010 23:20

Pfft, Du hast doch jetzt “Isi” und “Elsterglanz”, da kannst Du doch’n paar Leser entbehren, Torsten! 😉 😛