16
Okt 2010

B5 aktuell: Bisschen wenig Sorgfalt für ein bisschen viel Gebühren

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Man verzeihe mir einen kleinen Wutausbruch zum Wochenende, aber: What the FUCK, B5 aktuell?!

Kurz zur Erklärung: Das Alter eines Menschen kann man oft an den Sendern ablesen, die er im Radio hört. Als ich meinen ersten Wagen kaufte, war SWF3 (heute SWR3) meine erste Wahl. Das war noch zur Zeit von Elmar Hörig, Evi Seibert, etc. Aktuelle Popmusik, gute Comedy, brauchbare Beiträge. Passte. Auf langen Fahrten von Düsseldorf nach München und zurück fieberte ich oft genug auf den Zeitpunkt, da ich den Sender empfangen konnte. Glaubt mir: Bayern3 ist KEINE akzeptable Alternative.

Umso mehr freute ich mich, SWR3 auch irgendwann im Kabelnetz zu finden.

Später wurde es mir zu fad, immer nur Musik zu hören. Ich wollte “food for thought”. Anständiges “talk radio” gibt es in Deutschland leider nicht, und so begann ich, auf längeren Strecken Hörbücher und Comedy Specials einzulegen. Dabei vergeht die Zeit auch viel schneller.

Mittlerweile habe ich keine Probleme damit, Deutschlandradio Kultur oder Deutschlandfunk zu hören. Wollte schon immer mal was über jüdische Barockkomponisten aus dem Elsass wissen. Oder die Verleihung des Stadtpreises von Delmenhorst an ein tschechisches Jazz-Stringquartett.

Bin ich in Berlin, suche ich sofort “Radio Eins” im Äther. Viel besser wird Radio für Erwachsene wohl nicht mehr.

Bei uns zu Hause läuft gerne Klassikradio, besonders wenn die am Abend vorwiegend unkommentiert Soundtracks abnudeln.

Für kurze Fahrten, z.B. wenn ich meine Freundin zur Arbeit fahre, schalte ich B5 aktuell ein. Die 15 Minuten sollen ja angeblich ausreichen, mich halbwegs über das Tagesgeschehen auf dem Laufenden zu halten. Politische Gesinnung außen vor, halte ich den Bayerischen Rundfunk für seriös, und die verschlingen ja wahrlich genügend Gebührengelder, um haufenweise Redakteure hinter den Kulissen werkeln zu haben. Deren Texte werden wohl kaum von Praktiletten gezimmert, die später mal “irgendwas mit Medien” machen wollen.

Warum, so möchte ich im Rückbezug auf den Titel dieses Blogbeitrages wissen, hört sich B5 aktuell dann trotzdem so an, als habe man das Programm mit Notbesetzung und unter heftigstem Zeitdruck gerade noch so “on air” gehievt? Die schiere Menge an Fehlern, technischen Problemen, Schlampereien und Fahrlässigkeiten ist so erschreckend wie empörend (noch mal – wir alle zahlen kräftig dafür).

In den Hauptnachrichten zur vollen Stunde dürfen einfach keine Einspieler vertauscht werden. Wird ein Beitrag zu Stuttgart 21 angekündigt, darf keiner zur Wall Street kommen. Und zwei Minuten später umgekehrt. Wohlgemerkt: Ohne, dass der Sprecher wenigstens mal aufklärt oder um Entschuldigung bittet.

Bei Übersetzungen fremdsprachiger Aussagen und Interviews dürfen keine gröberen Patzer drin sein: “We get it” heißt eben NICHT “Wir werden das schon schaffen”, sondern “Wir verstehen das” (aus einer PK mit US-Vize Joe Biden).

Ich bin sicher, die SPD ist NICHT gegen die Bildungs-Chipkarte, weil diese “unnötig unbürokratisch ist”.

Ich bin (ziemlich) sicher, dass die Kanzlerin nicht versichern wollte, dass Ausländer “auch weiterhin nicht willkommen sind”.

Und dann fällt auch gerne mal für zehn Sekunden das Programm ganz aus.

Ich glaube nicht, dass es in den letzten Wochen EINEN Block gab, in dem ich nicht mindestens einmal mit den Zähnen knirschen musste. Keiner der Fehler wurde korrigiert, obwohl viele davon dem Sprecher aufgefallen sein MÜSSEN.

Ich erwarte von öffentlich-rechtlichen Sendern mehr Sorgfalt. Sie haben das Geld (von uns), sie haben die Manpower. B5 aktuell ist nicht Radio NRJ. Der Zuschauer hat das Recht auf ein ordentliches Produkt.

Sorry, aber ich musste es einfach mal los werden.



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Zak
Zak
16. Oktober, 2010 22:17

Wie, du erwartest etwa Nachrichten anstatt Comedy bei B5?

😉

kosar34
kosar34
17. Oktober, 2010 00:16

Mein Gott! SWF3! Elmi, Evi Seibert, Frank Laufenberg. Good Times! Ist das denn schon so lange her?! Seufz! Ich bin wirklich alt! Mit der Fusion war SWF3 schon so gut wie tot. Der fadenscheinige Rauswurf von Elmar Hörig war dann der endgültige Sargnagel. 🙁

Raphael
Raphael
17. Oktober, 2010 00:59

Letzte Woche sind mir bei B5 aktuell auch ein oder zweimal kleinere Patzer aufgefallen. Insgesamt sind solche Probleme aber eher selten, finde ich. Bei den Online-Nachrichten von B5 aktuell ist es übrigens noch ein bisschen schlimmer.

Muriel
17. Oktober, 2010 04:15

Ich höre zurzeit auf langen Fahrten (und eigentlich auch sonst dauernd) The Atheist Experience und The Non-Prophets.
Wird nicht so schnell langweilig, wie man aufgrund des Titels vermuten würde (“Still no god.”), und die Leute machen einfach eine rundum fantastische Sendung.
Ja.
Die Übersetzungen aus dem Englischen im Fernsehen und Radio überhaupt finde ich übrigens auch furchtbar. Erschreckenderweise sind die oft nicht nur schlampig, sondern außerdem noch tendenziös.
Ich frage mich dabei immer, was die wohl erst für einen Quatsch machen, wenn jemand was auf chinesisch oder japanisch sagt, und sie genau wissen, dass kein Mensch mitkriegt, wenn sie daneben liegen.

Fastjack
Fastjack
17. Oktober, 2010 10:28

Es kommt mir irgendwie so vor, als ob sich hier das gleiche abspielen würde, wie bei den Fernsehsendern und den Privaten (wahrscheinlich hab ich unrecht aber so ist meine Wahrnehmung).
Wenn ich mit meiner Freundin unterwegs bin, schaltet sie in der Regel B3 ein und nach spätestens 10 Minuten muss ich mit den Zähnen knirschen aufgrund der saublöden, nichtlustigen Kommentatoren, der seichten 0815 Musik und der vielen Werbung….als ob nicht B3 sondern Energy, Antenne Bayern oder Radio Gong laufen würde….war das schon immer so ? oder biedert sich jetzt auch auf Rundfunkebene das Staatliche an das Private an ? Würde irgendwie erklären, das dann Sendern wie B5 das Geld entzogen und in B3 reingesteckt wird um die Massen zu befriedigen…

Momentan kann man jedenfalls in München nur Klassik Radio hören ohne nach spätestens 15 Minuten durchzudrehen und irgendwas kaputt hauen zu wollen 😉

Krischn
Krischn
17. Oktober, 2010 10:31

Liebe SWF3-Veteranen, wie hieß noch mal der männliche Part des C-Teams (der weibliche war Anke Engelke)?

Vielen Dank, Krischn K. aus K. bei H. am N.

heino
heino
17. Oktober, 2010 11:08

Gottseidank, ich dachte schon im ersten Moment, JMS hätte wieder mit der Dekonstruktion von B5 weiter gemacht:-))
Ich hör schon seit langem nicht mehr Radio und immer, wenn ich dazu gezwungen bin, finde ich es nur unerträglich. Überall die selbe musiklaische Grütze, pseudo-lustige Moderatoren, peinliche Comedy-Versuche………..und dafür zahlen wir auhc noch Gebühren:-(

Medienjunkie
17. Oktober, 2010 12:24

@Krischn: Das war Kristian Thees (oder Christian?). Ist auch einer der wenigen alten SWF3-Moderatoren, die immer noch bei SWR3 sind. Und er macht sogar eine regelmäßige Rubrik zusammen mit Anke Engelke, soweit ich weiß (höre den Sender auch schon lange nicht mehr).

@Fastjack: Natürlich biedern sich die ARD-“Begleitwellen” schon seit langem der erfolgreichen privaten Konkurrenz an, das ist ja die ganze Misere. HR3 z.B. unterscheidet sich ja heute nicht mehr wesentlich von FFH. Gutes Radio gibt es bei den öffentl.-rechtl. aber immer noch reichlich, bloß halt eher in den “Minderheitenprogrammen” (Bayern2 Zündfunk z.B. oder WDR5).

@Wortvogel: Wenn du mit “talk radio” Call-In-Formate nach US-Vorbild meinst: Da gibt’s hierzulande schon gute, nur nicht tagsüber (Blue Moon bei Fritz, Lateline bei fast allen anderen ARD-Jugendwellen). Übrigens kann es durchaus sein, dass auch bei B5 manchmal Praktikanten Texte schreiben. Ich hab zumindest als solcher mal welche beim hessischen Pendant hr-info geschrieben 😉

Testuser
Testuser
17. Oktober, 2010 13:11

Gutes Talkradio: SWR1 Leute!
Kann man auch wunderbar als Podcast für längere Fahrten gebündelt abspielen.

HomiSite
17. Oktober, 2010 13:34

Ich würde auch gerne wissen, was (wie) “talk radio” sein soll. Ich hoffe doch nicht Call-in-Formate, sowas hasse ich. Zumindest musste ich mich immer fremdschämen, wenn ich mal in diese nächtliche “2254”-Sendung reingehört hatte und peinliche Anrufer ihren Stuss von sich gaben (aber Moderatorin Leonie March hatte ‘ne coole Stimme :-)).

Das Übersetzen von anderen Sprachen im Radio ist sowieso immer eine Sache. Manchmal spielen sie nur die ersten zwei, drei Worte des Originals und reden dann nonstop drüber, quasi nur als Quellverweis, ohne dass man den Inhalt überprüfen kann. Manchmal hört man aber auch Sachen, die einfach weggelassen werden.

Wortvogel
Wortvogel
17. Oktober, 2010 14:49

Ich meine mit Talkradio nicht Call-In (das auch, man kann es ja durchaus gut und interessant gestalten), sondern Radio, das nicht auf Musik fixiert ist, sondern auf Beiträge, Gespräche, Rezensionen, Hintergrund, Nachrichten, Reportagen – wie Deutschlandfunk, aber für “normale” Menschen. Wo man nebenbei spannende Dinge lernen kann.

Marcus
Marcus
17. Oktober, 2010 16:06

@heino: genau deshalb hör ich auch kein Radio. Aber inwiefern hat den JMS B5 “dekonstruiert”? Zugegeben, ich habe die Serie damals auf Pro7 nur unregelmäßig verfolgt (Sonntagnachmittags ist einfach ein blöder Sendetermin, wenn man noch minderjährig ist und die Eltern sich nicht überzeugen lassen, dass man da jede Woche daheim vor der Glotze sitzen muss).
Außerdem dürfte das hier einer der wenigen Blogs sein, wo man über “JMS” und “B5” reden kann, ohne dass sich alle Mitlesenden ratlos am Kopf kratzen.

@Medienjunkie: gegen von Praktikanten geschriebene Texte hat ja keiner was -irgendwann muss man es ja mal lernen. Es sollte danach halt nur so was wie Qualitätssicherung durch einen Profi stattfinden.

@Wortvogel, #11: gut, dass Du das klargestellt hast – den Begriff “talk radio” verbinde zumindest ich immer mit so Vögeln wie Glenn Beck und Rush Limbaugh. Dieses Medium scheint drüben in Amiland die Lieblingsbühne von rechten Spinnern zu sein.

Jawoll74
Jawoll74
17. Oktober, 2010 16:11

Ich kann da WDR5 wärmstens empfehlen. Gute Sendungen den ganzen Tag über.

heino
heino
17. Oktober, 2010 17:49

@Marcus:ich beziehe mich damit auf die letzten Machwerke, die JMS in Sachen B5 auf die Menschheit losgelassen hat und denen es einfach an allem gemangelt hat, B5 ausmachte. Wenn er damit weitermachen würde, würde das die Serie im Nachhinein schlechter erscheinen lassen, als sie war. Aber das gehört eigentlich nicht hierhin.

Bernd
Bernd
17. Oktober, 2010 18:47

Jedesmal wenn ich Deutschlandfunk oder DRadio Kultur einschalte, bin ich überrascht, tatsächlich etwas interessantes zu hören. Aber nach einer halben Stunde (also ungefähr wenn ein Beitrag vorbei ist) wirds auch anstrengend und ich zappe wieder weg.

Baumi
17. Oktober, 2010 19:07

Zustimmung für WDR5. Bei “Neugier genügt” und “Leonardo” hab’ ich schon vieles gelernt, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es mal interessant fände.

Auch gut übrigens: Deutschlandradio Kultur. Haben etwas mehr Musik im Programm als WDR5 oder Deutschlandfunk, und – dem Namen entsprechend – mehr Kuturnachrichten.

Krischn
Krischn
17. Oktober, 2010 21:24

Danke, Medienjunkie 🙂

radio_gott
radio_gott
19. Oktober, 2010 10:12

@heino:
Du wirst lachen, aber genau das Gleiche schoß mir auch durch den Kopf als ich die Überschrift las. Aber dann: “Achnee..geht nur um Radio”
@wortvogel:
Dabei hätte ich gedacht, dass im Bayernland bei den alten ÖR-Infokanälen die Sendungen noch von Technikern gefahren werden. Aber vielleicht hatten die ja auch gerade die Kündigung bekommen und lassen ihren Unmut nun an den Redakteuren aus…soll ja vorkommen 🙂
Aber wie sagt man: Ein Versprecher ist sympatisch 20 sind unprofessionell.

Darky
Darky
21. Oktober, 2010 19:12

Hm, ich hätte als Tipp nur noch Österreich 1 anzubieten, viele Nachrichten, viel Musik und sehr interessante Sendungen, vor allem das Journal Panorama um 18:25 find ich meistens sehr interessant… kriegt man allerdings (außer man wohnt im Grenzgebiet zu Österreich) nur online rein, dafür kann man die ganze letzte Woche nachhören und sich die Sachen raussuchen, die einen interessieren 😉

Ich bin auch nach dem Umzug nach Deutschland dabei geblieben 😉