15
Sep 2010

Filmen? Fotografieren? Föllig furscht?

Themen: Neues |

Gestern habe ich für die LandIdee eine Reportage mit einem Fotografen gemacht, der mir bis dato unbekannt war. Die Zusammenarbeit mit Bodo war so entspannt und professionell, wie man es sich nur wünschen kann.

Es gibt von ihm einen kurzen Image-Film im Internet:

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Erstaunlich finde ich in diesem Fall weniger den Inhalt, mehr die Technik – gedreht wurde der gesamte Clip mit der hier:

Canon_EOS_7D_Body

Stimmt genau: Eine Fotokamera, die in der Basisversion keine 1300 Euro kostet.

Neu ist das nicht: Das Staffelfinale von “Dr. House” wurde dieses Jahr mit der nur wenig teureren Canon EOS 5D gedreht.

Meine eigenen kruden Versuche auf diesem Gebiet habt ihr ja kürzlich gesehen.

Vorzeichen einer Revolution: Film und Fotografie verwischen, gehen ineinander über, lösen sich ineinander auf. Camcorder können HD-Stills schießen, Fotoapparate Videos in HD aufnehmen.

Natürlich schwächeln die Hybride in ihren Fremdgebieten noch: Eine Fotokamera ist nicht annähernd so präzise und flexibel als Camcorder einsetzbar wie der Camcorder selbst, und die Fotoeigenschaften der Camcorder können mit einer professionellen Kamera nicht mithalten, auch wenn sie für den Prosumer-Bereich ausreichen.

Aber der Weg ist klar. Ob ein Gerät Bewegtbild oder Standbild aufzeichnet, ist der Hardware letztlich egal. Der User entscheidet.

Ein anderer Fotograf erzählte mir kürzlich davon, wie diese Systeme mittelfristig auch Foto Shootings radikal verändern könnten: “Wenn die Auflösung stimmt, kann ich Models filmen statt fotografieren. Dann brauche ich nicht mehr hoffen, im exakt richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken. Ich muss nur den exakt richtigen Moment aus den 3000 Einzelbildern des Videos fischen können.”

Der “Bildsichter” (ein manueller Vorsortierer) könnte damit ein neues Berufsbild in den Fotostudios werden.



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sascha
15. September, 2010 10:53

Schon jetzt ist es möglich innerhalb des EXIF Bereichs von JPEG Dokumenten Audiodaten zu hinterlegen. Einige Kameras unterstützen auch die Aufnahme von bis zu 30 Sekunden, um die Umgebungsstimmung des Bildes fest zu halten.

Achim
Achim
15. September, 2010 12:00

Naja, wenn ich Filme statt zu fotografieren, dann muss ich aber die volle Auflösung im Film haben, und das sind, schätze ich mal, gewaltige Datenmengen und werden erst in einigen Jahren erreicht werden, und dann muss die Bandbreite zum Speicher auch groß sein, ich muss ja alles ablegen. Das wird, so schätze ich mal als Laie, erst in 10 Jahren möglich sein, wobei es natürlich auf die länge der Clips ankommt. FullHD sind ja nur 1920×1080, nicht ganz oder, ach was, ich habe den Rechner angeworfen, es sind keine 2,08 MPix, also weit von heutiger professioneller Auflösung entfernt.

Wortvogel
Wortvogel
15. September, 2010 12:25

@ Achim: Genau das schreibe ich ja. Es ist noch nicht so weit, aber der Weg geht dahin.

Lukas
15. September, 2010 14:04

Ha ja, die Canon. So ich mich nicht vertue, wurde mit der auch der von Dir geschmähte The Silent house gedreht. Feines Teil. 8)

Montana
Montana
15. September, 2010 16:19

Vorzeichen einer Revolution? Naja, eher Evolution. Die Schnittmengen zwischen Bild und Film sind einfach zu groß, um von Revolution zu sprechen. Es ist eine logische Entwicklung – jedenfalls im digitalen Bereich. Wie viele Sekunden Video bekäme man auf einen Kleinbildfilm? 😉

“Camcorder können HD-Stills schießen, Fotoapparate Videos in HD aufnehmen.” Unglaublicher finde ich, dass beides heute jedes Telefon kann. Telefon! Ich werde alt…

Zum Thema Filmen statt Fotografieren:
Viele Hersteller werben doch schon mit der Geschwindigkeit ihrer Foto-Kameras, die Pixelzählerei reicht als Argument (endlich) nicht mehr. 60 Fotos pro Sekunde sind doch schon was. Die benötigte Bandbreite wird durch einen Puffer bereitgestellt. Das funktioniert sogar in die Vergangenheit, denn auch eine bestimmte Zeit VOR dem Auslösen wird erfasst.

“Verpassen Sie nie mehr den richtigen Moment” – sowas will ich im echten Leben auch…

Lukas
15. September, 2010 18:29

@Montana: Anderthalb.

Achim
Achim
15. September, 2010 18:57

@Lukas:
Anderthalb was? Bilder / S?

Lukas
15. September, 2010 19:04

Man bekäme anderthalb Sekunden Film auf einen handelsüblichen Kleinbildfilm (36 Bilder, bei 24 Bildern pro Sekunde).

Sebastian
16. September, 2010 21:50

Canon hat auf der diesjährigen Expo in Shanghai übrigens schonmal eine, äh, Concept Camera vorgestellt:

http://www.youtube.com/watch?feature=iv&v=zfsGb9SDcCU&annotation_id=annotation_251005

Tatsächlich eher Evolution als Revolution, mehr Auflösung, Fokus wird obsolet (da ist irgendwo eine spannende Szene, in der sie in ein Bild reinzoomen und zoomen und zoomen) und natürlich ganz viel Gesichtserkennungs- und personalisierungskram (was ja Grunde heute auch schon klappt).

Julian
16. September, 2010 23:02

Die Auflösung “HD” für Fotos, die mit Camcordern geschossen werden, ist für Fotos an sich armselig. HD ist eine feine Sache im Bewegtbild, aber ein Foto mit 1920×1080 hat ungefähr 2 Megapixel, das konnte mein Handy schon 2005.

Der Hype um filmende Fotoapparate ist schon beachtenswert, aber so bald werden die Fotoapparate die echten Videokameras nicht einholen können. Allein schon die Gehäuseform verbietet ein flüssiges Führen wie das z.B. einer Schulterkamera. Auch höre ich immer wieder, dass günstigere Fotoapparate bisweilen mit dem Rolling Shutter-Effekt kämpfen müssen (Beispiele hier: http://tinyurl.com/3yjvjc9), da sie keinen CCD-Sensor haben, sondern einen CMOS-Sensor, der zeilenweise statt flächig ausgelesen wird.

Ich werde mir trotzdem die Nikon D7000 holen (http://tinyurl.com/36vwn2d), denn ich brauche schon lang eine ordentliche DSLR. Und dass ich damit noch Full HD filmen kann (inkl. Autofocus, eine Marktneuheit von Nikon in diesen Wochen, auch beim kleinen Bruder, der D3100), macht die Sache schon sehr angenehm.

Wortvogel
Wortvogel
17. September, 2010 09:52

@ Julian: Mich erschreckt die mangelnde “Weiterdenkfähigkeit” einiger Leute. Nirgendwo habe ich behauptet, es sei schon so weit. Aber Auflösungen sind im Flux, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Filmauslösung und Fotoauflösung annähernd deckungsgleich sind – weil es nach oben natürliche und vernünftige Grenzen gibt, an denen sie sich treffen werden.

Mit dem gleichen Argument hat man vor zehn Jahren gesagt: “Video über das Internet geht gar nicht, rechne dir mal die notwendige Bandbreite dafür hoch!”.

Ob man von einem Hype reden kann, wenn Serien wie “Dr. House” ganze Episoden auf Fotokameras drehen, und Werbespots und Kinofilme das auch können, sei dahingestellt.

Dass die BEDIENUNG der Hybriden Probleme macht, hatte ich oben bereits geschrieben, aber auch das sind Kinderkrankheiten, die sich noch dazu leicht ausmerzen lassen, weil man einfach übernehmen kann, was die andere Geräteklasse in 100 Jahren an Usability gelernt hat.

Es geht hier um Vision.

Julian
17. September, 2010 13:15

Ich hab ja auch nicht behauptet, dass Du das behauptet hättest. Im Gegenteil, Du schreibst ja genau darüber. Ich wollte mit meinem Kommentar zum Ausdruck bringen: “Gemach, gemach, es wird noch eine Weile dauern”.

Dass Camcorder in HD-Qualität Stills schießen können, war der Anlass für meinen Kommentar. Denn HD ist nicht so die tolle Qualität, dass man das als “Ja wahnsinn, ist die Technik schon weit heute”-Argument bezeichnen könnte. Finde ich zumindest. Aber das hab ich ja klargemacht…

Wortvogel
Wortvogel
17. September, 2010 13:27

@ Julian: Ich fühle mich unverstanden!

Julian
17. September, 2010 13:53

Nein, das war nicht so gemeint. Entschuldige, ich hab nur auf einen winzigen Halbsatz in Deinem Text Bezug genommen.

Ich freu mich auch schon, was ich noch alles erleben werde in Sachen technologischer Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten. Wird bestimmt ein toller Ritt!