08
Aug 2010

London + Silvester = Wow!

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Dass ich den letzten Jahreswechsel in London erlebt habe, dürfte den etwas kombinierfreudigeren Lesern schon aufgefallen sein. Einen größeren Reisebericht dazu gibt es aber nicht:

– Das Thema hatte ich ja schon

– Die Theaterstücke “Breakfast at Tiffany’s” und “The 39 Steps” habe ich anderweitig besprochen

– “Sherlock Holmes“, den ich im Empire Premieren-Kino am Leicester Square gesehen habe, ist ebenfalls bereits abgehakt

Deshalb schicke ich jetzt nur ein paar Details stichpunktmäßig nach.

Ich rate dringlich, nicht mit EasyJet zu fliegen. Organisation katastrophal, keine festen Sitzplätze, und Verspätungen bei Hin- und Rückflug. Sowas muss man sich nicht antun, wenn deutlich bessere Airlines wie Airberlin nicht deutlich mehr kosten.

Erstmals bin ich in Gatwick gelandet (Stanstead, Luton und Heathrow hatte ich schon mehrfach). Das ist soweit okay, auch die Bahnverbindung in die Stadt ist akzeptabel, aber es bleibt ein Pendlerzug mit extrem hoher Passagierdichte zu den Stoßzeiten. Stehplätze und Gedränge inklusive.

Kulturell ist in London bekanntermaßen die Hölle los. Aber es muss nicht immer teuer sein: Der Eintritt z.B. in die “National Portrait Gallery” am Trafalgar Square ist kostenlos. Sein Geld wert ist hingegen das Ticket für das Naturhistorische Museum, in dem jeder echte Skeptiker ein Foto von sich neben der Statue Charles Darwins machen lässt.

darwin

Danach bietet es sich an, durch das bezaubernde und ruhige Kensington zu schlendern.

Kulinarisch habe ich diesmal Pizza Express für mich entdeckt: Nicht billig, abends gerne brechend voll, und man muss bereit sein anzustehen – aber die Pizza ist wirklich exzellent. Ebenfalls klasse: Wagamama, eine japanische Nudelküchen-Kette. Gibt es in ganz England.

SchlüsselWer irgendwelchen Souvenir-Schnickschnack braucht, kommt an “Cool Britannia” nicht vorbei. Ein Kaufhaus voller Touristen-Kram, weder so teuer noch so albern, wie man vermuten mag. Ich habe meinen aktuellen Schlüsselanhänger daher.

Diesmal habe ich “Forbidden Planet” NICHT verpasst. Der neue Laden ist schicker, übersichtlicher – und wer nicht zu den Merchandise-Junkies gehört, fühlt sich im Untergeschoss zwischen Büchern und Zeitschriften sehr wohl.

Das legendäre Kaufhaus “Harrod’s” kann ich empfehlen, wenn man edel shoppen gehen und eine unglaubliche Delikatessabteilung bewundern will. Aber um den Jahreswechsel herum fühlt man sich wie in der Tokioter Ubahn, oder dem Oktoberfest zur Primetime. Das ist schon nicht mehr feierlich. Überrascht hat mich, dass die Umkleidekabinen keine Kabinen sind, sondern eher Umkleideräumen in Schwimmbädern ähneln – da müssen sich an die zehn Kerle voreinander ausziehen! Es gibt keine Ablagen, keine Bänke, keine Regale: raus aus der Hose, auf den Boden fallen lassen, und das ausgesuchte neue Modell anziehen.

Ein bisschen geärgert habe ich mich, dass ich erst ein paar Monate nach dem Kurztrip (durch eine Szene in “Luther“) auf das spektakuläre Westfield-Einkaufszentrum gestoßen bin. Das ist bei meiner nächsten Reise aber SOWAS von fällig!

Nun aber zum eigentlichen Grund, warum ich in London war: Silvester. Wieder einmal bin ich im “The Grand” abgestiegen. Das ist sowieso nie ein Fehler. Diesmal habe ich entdeckt, dass an der Straßenecke direkt gegenüber der “Sherlock Holmes Pub” liegt!

Nun ist es in London so, dass es gerade mal EIN spektakuläres Feuerwerk gibt: Das am “London Eye” (dem Riesenrad an der Themse). Für den Rest der Stadt wird es auf vielen Großleinwänden und im Fernsehen übertragen. In der Innenstadt werden die Schaufenster mit Holzbrettern vernagelt, an Laternen werden Vorrichtungen angebracht, damit man sie nicht erklettern kann. Damit die Menschenmassen sich nicht allzu sehr quetschen, hat die Stadtverwaltung festgelegt, dass nur eine begrenzte Menge dem Feuerwerk an der Themse zuschauen darf – ich meine was von 125.000 gelesen zu haben. Wenn das Limit erreicht ist, wird das Gebiet großräumig von berittener Polizei abgeriegelt.

Das Problem: Um unbedingt dabei zu sein, strömen die Londoner immer früher zur Themse, und es kann sein, dass ab 20.00 Uhr alles bereits dicht ist. Wer es geschafft hat, darf dann vier Stunden bis Silvester frieren – wer es nicht geschafft hat, hat Pech gehabt.

silvester

Wir hatten keine Lust, uns das anzutun, sind am Silvester-Abend lieber in “The 39 Steps” gegangen, danach zu “Pizza Express”, im festen Glauben, irgendwas würde sich schon ergeben.

Und es ergab sich. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass das “The Grand” IN der Sperrzone für das Feuerwerk liegt. Unsere Hotelschlüssel waren der “backstage pass”, um auch nach 22.00 Uhr noch locker an den Polizeisperren vorbei zu kommen. Also schauten wir im warmen Bett einen satirischen Jahresrückblick im BBC-Programm, und schlenderten dann gemütlich um 23.40 Uhr die 200 Meter zur Themse. Dort war es in der Tat voll, aber nicht gedrängelt, und die Menschen waren außerordentlich guter Stimmung.

Der Aufwand – sogar die ganze Reise! – hat sich hierfür gelohnt:

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Ich LIEBE Feuerwerk!

0.15 Uhr war der farbenprächtige Spuk vorbei, und um 0.25 Uhr waren wir wieder im kuscheligen Hotelzimmer. Die Polizei entließ noch drei Stunden lang die Menschenmengen kontrolliert wieder in die Innenstadt – was von unserem Fenster so aussah:

Ablauf

Glück gehabt.

Wie lässig die Londoner sind, war sehr schön zu erleben, als es doch einmal ganz kurz ein paar Flocken schneite: Die Feuerwerks-Besucher klatschten begeistert, und eine Welle guter Stimmung wogte mitreißend durch die Straßen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Silvester in London ist toll, und wenn man ein Hotel innerhalb des Sperrgebietes bucht, noch besser.

Bleibt nur noch die Frage: Wohin fahren wir dieses Jahr?



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Achim
Achim
8. August, 2010 22:31

Ich war ja nur kurz in London, 1987 auf Klassenfahrt schon auf der Rückfahrt, Madame Tussot konnten wir dank genügend großer Gruppe recht schnell besuchen, alleine stehste ja Stunden in der Schlange.

Irgendwann will ich da nochmal hin, aber Jim zum Geburts- oder Todestag besuchen wäre eine größere Priorität, und nach Paris geht ein Zug von Saarbrücken.

Manuel
8. August, 2010 23:40

SEhr nett geschrieben, nur eine Sache ist unglaublich. So wie Du ständig Restaurantketten, Junk Food und Dinge wie Pizza mit Pommes und Döner drauf lobst, sollte Dir das Essen generell verboten werden.

Das ist alles bäh. Und wer bei Pizza Express denkt, eräße ein gute Pizza (ebenso bei Döner-Pommes-Pizza), der hat entweder noch nie eine gute Pizza gegessen oder besitzt den legendären schlechten Geschmack der Kölner, die tatsächlich alles essen und für gut befinden, Hauptsache es hat seinen Preis und schmeckt nicht wirklich.

Sehr bäh. Als ich Kind war und in London gewohnt habe, ja, da fand ich Pizza Express auch geil, aber wenn Du willst, empfehle ich Dir einen guten Italiener in London (seltsamerweise mit mehr belgischen Biersorten, als in einer guten belgischen Kneipe).

Baltic
Baltic
8. August, 2010 23:51

Wow … Achim … das ist der sinnloseste Kommentar, den ich in den letzten Monaten gelesen habe … Ich hoffe, Du erholst dich …

Marcus
Marcus
9. August, 2010 00:39

Aaah, meine Lieblingsstadt! Ja, London ist toll. Diese Mischung aus hypermoderner Urbanität und verstaubter englischer Tradition macht einfach Spaß, oder nicht?

Und ich hab seinerzeit “Watchmen” im Premierenkino im West End gesehen….

qapla
qapla
9. August, 2010 06:57

An der Stelle muss ich mal vor Silvester am Times Square in New York warnen.
Ich hab 2003 dort für ein Jahr gelebt und daher bot es sich für uns an, dorthin zu gehen.

Meine Gasteltern brummelten nur was von “Tourist Trap” und Bullshit. Man will es ja nicht glauben.

Zunächst hielt sich einer von uns für so schlau und füllte seine 2 Liter Cola Flasche mit Bacardi und wurde prompt von einem NYPD Cop nach Riechtest
zur Sau gemacht.

Dann gab es extreme Sicherheitsvorkehrungen und man wurde alle 5 meter an einem Checkpoint “durchsucht”
Ich hätte allerdings auch eine Panzerfaust schmuggeln können, so schlampig und lustlos wurde kontrolliert.

Dann kamen wir natürlich nicht mehr zum Times Square,hätte man sich eigentlich denken können da der eigentlich recht klein ist und so natürlich auch schnell voll ist. Wir standen also bei -12 Grad in den Häuserschluchten von Manhatten(Wind!Es zieht) und konnten in der Ferne ein bischen was vom Times Square sehen. Naja…
Musik lief auch keine dort wo wir waren. Und unseren Fehler zum Times Square zu gehen konnten wir auch nicht mehr Korrigieren,da die Polizei niemanden mehr gehen ließ.(!) Und Toiletten sind in NY ja auch immer knapp…

Wir haben nachher natürlich erzählt das es ganz toll war:-) Nur mein Gastvater wollte das nicht glauben;-)

qapla
qapla
9. August, 2010 07:02

Wenn du Feuerwerk liebst, dann ist der Independence Day Pflicht. So viele tolle Feuerwerke habe ich nie wieder gesehen. Und auch die kleinen Gemeinden versuchen die Großen Feuerwerke wie in NY zu übertreffen.

Meine TOP 3 damals:

1.New London,CT
2.Red Bank,NJ
3.New York,New York

Ute
Ute
9. August, 2010 08:55

Noch ein Tip zu Harrods:
Unbedingt mal die Toiletten im obersten Stock hinter dem Restaurant besuchen. Alles noch original Jugendstil aus dem ursprünglichen Baujahr (bis auf die Installation, die dürfte neu sein) und sehr sehenswert. Die machen den Food Halls fast Konkurrenz und es ist weniger Gedränge 😉

Und immer ein Muss bei Thema “Essen in London”: Der Strawberry-Banana Crumble bei Food for Thought in Covent Garden. Das Zeug hat ungefähr 1000 Kcal pro Löffel, schmeckt aber unverschämt gut und ist auch noch gesund!

nomo
9. August, 2010 10:06

Herr Torsten Wortvogel, ich verstehe Ihre Flugunternehmen-Namensnennungs-Policy nicht. Mal ist’s tabu, mal detailliert.

Wie steht der Pizza Express im Vergleich zu guter deutscher Pizza?

Wortvogel
Wortvogel
9. August, 2010 10:14

@ nomo: Es ist eine Sache, wenn eine Airline für ALLE Passagiere unangenehm ist – das kann man laut sagen. Wenn man aber ein persönliches Problem hatte, ist das ein Einzelfall, und da liegt es im Ermessen. Außerdem: Ich handhabe das, wie ich es für richtig halte. Das muss keine “policy” sein.

Wie soll ich denn Pizza Express mit “guter deutscher Pizza” vergleichen? Was ist das? Wo ist die? Wie schmeckt die? Sagt wer? Sie war auf jeden Fall MEINER Lieblingspizza in der “Villa Dante” hier in München fast ebenbürtig.

Dietmar
9. August, 2010 12:16

,,Gute deutsche Pizza” finde ich ja unglaublich lustig!

Ich war nur ein Mal in London vor einigen Jahren. Wunderschön! Zuvorkommende und freundliche Leute mit viel Humor. Und nie vergessen werde ich meine kurze Begegnung mit einem alten Kriegsveteranen, der mir mit Tränen in den Augen erzählte, er sei bei der Bombardierung Dresdens dabei gewesen und so froh, dass die Kirche wiederaufgebaut sei und man sich jetzt menschlich begegne.

(Immer bei Länderspielen gegen England möchte ich allein schon deshalb die Schreiberlinge der ,,Sun” und ,,Bild” würgen. (Na gut, einen bestimmten Schreiberling der ,,Bild” würde ich sowieso gerne würgen …))

Jeff Kelly
Jeff Kelly
9. August, 2010 12:50

London ist auch für mich immer eine Reise wert.

Generell kann man in London trotzdem relativ günstig Urlaub amchen. Fast alle Museen sind z.B. kostenlos und zwischen National, Library, Tate, British Museum und Co, kann man schon ein paar Tage zubringen.

Shows sind günstiger als gedacht (25 Pfund für die 39 Stufen im Criterion z.B.)

Ein Tipp für Leute die gerne gut und günstig essen. Brick Lane, ein indisches Restaurant am anderen und Presie ab 7 Pfund für Starter + Hauptgericht.

Marcus
Marcus
9. August, 2010 12:50

@Dietmar: warum nur einen?

“gute deutsche Pizza”…. kicher…..

charlotte sometimes
9. August, 2010 12:51

Wer ein Feuerwerk will ist ja auch mit Sylvester faslsch beraten. In London knallt alles in der sogenannten Guy Fawkes Nacht, Mit Abendfüllendem Geballer in unter anderem Embankment, Southbank und Victoria Park (das sind die die ich kenne, gibt aber garantiert noch mehr) Info’s hier:http://en.wikipedia.org/wiki/Guy_Fawkes_Night

Und ja Pizza Express: also ich weiss wirklich nicht. Gut ist anders.
Ich kann auch nur eindringlichst das Museum of London empfehlen, auch gratis und unheimlich informativ und unterhaltsam.

Lari
9. August, 2010 16:06

Gutes Fast Food in London: “Sticky Fingers”, die Burgerbraterei des ehemaligen Stones-Bassisten Bill Wyman – http://www.stickyfingers.co.uk/

Wortvogel
Wortvogel
9. August, 2010 16:17

Eure kulinarischen Tipps werde ich beim nächsten Besuch auf jeden Fall abklappern – danke dafür!

Thomas
Thomas
9. August, 2010 21:49

Beim “Fast-Food” empfehle ich mal die Bagle-Factory, nicht nur zum Frühstück.
Generell einfach mal einen von Londons Märkten besuchen, dort gibts an kleinen Ständen super leckere Sachen für wenig Geld.

Dietmar
9. August, 2010 22:51

@Marcus: Das ist ein bestimmter, mir persönlich bekannter Kotzbrocken.

Petra
Petra
10. August, 2010 13:43

Ich möchte mich mal kurz einmischen. Lese seit einiger Zeit dieses Blog. Gerade eben bei der Überschrift habe ich mich an den Kopf gefasst – draußen sind 25 Grad und ich soll an Sylvester denken.

Aber stimmt, wer das Besondere möchte, muss sich jetzt drum kümmern.

Das schönste Feuerwerk gibt es in Hamburg vom Wasser aus. Einfach über eine der Reedereien das Passende buchen, entweder Barkasse oder Schaufelraddampfer (mit Ringelpietz und Buffet).

Essen bei einem italienischen Italiener – Cuneo oder in der Bullerei von Tim Mälzer.

Wenn es nicht zu heiß oder zu kalt ist, fährt da auch die Bahn hin.

charlotte sometimes
10. August, 2010 19:08

@wortvogel
sag einfach wann du kommst und wo du bleibst, dann such ich da was passendes raus so ist’s auch endlich mal zu was gut dass ich da wohne 😉

Lucie
Lucie
11. August, 2010 10:07

Wagamama heißt übrigens “Egoismus”. Habe letztes Mal auf dem Weg nach Tokyo einen Flug mit Umstieg in Heathrow erwischt und war sehr amüsiert als ich den Laden sah.
Hach ja, London müsste ich auch noch mal sehen, aber irgendwie komme ich nie dazu.